Museum und Krypta in einem – unter der Basilika San Lorenzo in Florenz befinden sich in der Krypta Gräber der Familie de Medici und das Grab von Donatello.

Der Vormittag von Tag 2 in Florenz ist der Besichtigung des Kirchenkomplexes von San Lorenzo vorbehalten. Wir haben uns nach der letzten Kirchenbesichtigung von Santa Maria Novella von dem Gedanken verabschiedet – ‚Kirchenbesichtigungen dauern nicht sooo lange‘. Denn wir waren dort knapp drei Stunden am besichtigen. Und heute scheint es mit San Lorenzo auch nicht besser zu werden.

Wir haben uns bei vier Wochen in Florenz vorgenommen, so viel wie möglich, aber nicht im Schnellgalopp. Außerdem heizt uns das Wetter ganz gehörig ein, was für uns aus dem relativ kühlen Schwabenland eine Umstellung darstellt – so auf ständig zwischen 32 und 38 Grad. Da kommen doch kühle Kirchen gerade recht 😉

Wir waren bestimmt jetzt auch schon zwei Stunden in dem verschachtelten Kirchenbau unterwegs. Intensiv natürlich in der Basilika, der Alten Sakristei von San Lorenzo und der Bibliothek Laurenziana. Kommt jetzt mit in den Untergrund,

zu meiner Besichtigung der Krypta und Museum der Basilika San Lorenzo in Florenz

in die vom Kreuzgang die Treppe nach unten führt. Davor gibt es aber ein paar Außenaufnahmen der Basilika San Lorenzo, damit ihr wisst, wo ich mich überhaupt befinde.

Auf dem Weg nach unten, darf

ein bisschen Geschichte zur Basilika San Lorenzo in Florenz

an dieser Stelle nicht fehlen. Schon im 4. Jahrhundert stand hier außerhalb den Stadtmauern der römischen Stadt eine kleine Kirche. 393 weihte sie Ambrosius, Bischof von Mailand zur Bischofskirche, die sie dann 300 Jahre lang war. Keine Kirche, die ich bisher besichtigt habe, war für die Ewigkeit gebaut. So wie die Zahl der Gläubigen wuchs, so mussten auch die Kirchen mitwachsen. San Lorenzo wurde im 11. Jahrhundert erweitert. Immer noch zu klein, so wurde dann 1418 nochmal über einen Vergrößerungsbau entschieden. Dafür mussten aber in der Vorbereitung Grundstücke enteignet werden, Häuser mussten abgerissen werden, und Gelände zum Baugrund erklärt werden, was vorher keiner war. Alles dauerte. Vermutlich dauerte es Giovanni di Bicci de Medici, das allererste Oberhaupt des Medici-Clans vermutlich zu lange.

Denn mit dem Bau der neuen Kirche, sollte gleichzeitig auch die Grabkirche der Familie entstehen. Schließlich liegt der Familienpalazzo gleich um die Ecke. Er gab deshalb 1420 an den Baumeister Brunelleschi den Auftrag, mit dem Bau der Sakristei auch gleichzeitig eine Grabkapelle für die Familie zu errichten. Als abgeschlossenen Raum, den man dann später in den Kirchenneubau integrieren kann. Auch wenn 1421 dann der Grundstein zur neuen Kirche gelegt werden konnte – fertig war sie deshalb noch lange nicht. Es fehlten schlicht die Mittel, die den Kirchenbau weiter voran brachten. 1442 machte dann Cosimo d.Ä. de Medici (Sohn von Giovanni di Bicci) den Geldsäckel auf und nach 19 Jahren konnte dann Anfang August 1461 die Kirche eingeweiht werden.

Neben Brunelleschi, der auch für den grandiosen Kuppelbau des Florentiner Doms verantwortlich war, besitzt die Kirche mehrere Werke von Donatello. So, ich bin inzwischen in der Unterwelt von San Lorenzo angekommen, und schon im Eingangsbereich wird deutlich: das ist Krypta und Museum in einem.

Doch zunächst zum Wichtigsten, das die Krypta ausmacht, die Grabdenkmäler der Medici-Familie. Ich möchte jetzt nicht sagen, alles was nicht so hoch im Rang war kam nach unten, die wichtigen Familienmitglieder in die Medici-Kapelle, der Grabkapelle der Familie. Denn auch

das Grab von Cosimo di Giovanni de‘ Medici (Cosimo der Ältere) in der Krypta von San Lorenzo in Florenz

befindet sich in der Krypta. Über ihn, der als „Vater des Vaterlandes“ (Pater patriae) geehrt wird, und sein Leben kann man stundenlang schreiben. Wer mehr über ihn wissen möchte, der kann alles HIER nachlesen. Aus seiner Vita ist mir aber etwas ins Auge gefallen, was ihn wohl auch in seinem Verhalten ‚ein Bürger unter Bürgern zu sein‘ geprägt hat.

Geld spielte in dieser Familie scheinbar keine Rolle, es wurden Künstler gefördert und nicht umsonst wird ihnen nachgesagt, sie haben Florenz zur Kunststadt gemacht. Jede Spende, und jeder Kirchenbau oder die Ausstattung derselben, sah Cosimo als Investition in die Gnade Gottes an. Er, der kleine Bürger zeigte sich Gott gegenüber dankbar, indem er sich großzügig gegenüber der Kirche erwies. Immerhin war er ein knallharter Geschäftsmann, der durch Geschicktheit sein Geld vermehrte. Das, so glaubte Cosimo müsse doch Gott nicht gefallen. Ja, da ist er, der Ablasshandel, der mir auch in meinem Schwabenländle vor allem beim Kirchenbau in Schorndorf aufgefallen ist. War ja klar, dass ihm der Papst flüsterte: Gibst du mir eine großzügige Spende, so werden dir alle deine Sünden erlassen. Cosimo hat es sogar schriftlich mit einer Bulle vom Papst bestätigt bekommen. So war es eben zu dieser Zeit. Und wäre es nicht so gewesen, dann wäre die Stadt sicher um einige Schätze ärmer.

Am 1. August 1464 verstarb Cosimo nach 30 Jahren an der Macht. In der Familienkirche bekam er vor dem Hauptaltar ein Grabmal, das von Andrea del Verrocchio gestaltet wurde. Aus Marmor und grünem Prorphyr ist es in geometrischen Formen angelegt. Wer es nicht weiß, der denkt, die drei Bronzegitter sind Dekoration. Dem ist aber nicht so. Schaut mal die Fotos …

grabmal cosimo vor hauptchorkapelle san lorenzo florenz 3723
grab cosimo d.aeltere in der krypta von san lorenzo in florenz 4255

Nein, die Bronzegitter sind keine Zierde, sondern erlauben den Blick nach unten, wo seit 22. Oktober 1467 seine sterblichen Überreste liegen.

Der Platz in der Krypta ist zudem sehr symbolträchtig. Wenn ihr auf dem Foto genau schaut, dann seht ihr über dem Grab einen einzigen Pfeiler, der die Decke stützt. Er, der sich mit seiner Arbeit zum Vorbild seiner ganzen Nachfahren gemacht hat, die anschließend gut 300 Jahre die Geschicke der Stadt (mit Unterbrechungen) lenkten, stützt die gesamte Medici-Familie. So umstritten sie vielleicht auch gewesen sein mögen, das erzeugt doch Gänsehaut-Feeling.

Cosimo ist aber nicht allein, in diesem, durch ein Gitter von den Besuchern getrennten, Raum. Links von ihm, in dem roten Sarg ruht

Maria Anna Karolina von Sachsen in der Krypta von San Lorenzo

die erste Ehefrau von Leopold II., Großherzog der Toskana. 1799 geboren, heiratete sie im November 1817 den Erzherzog Leopold von Österreich, der 1824 Großherzog der Toskana wurde. Ui, jetzt wird es bissle knifflig in der Familiengeschichte, denn die ältere Schwester von ihr heiratete vier Jahre später den Vater von Leopold. Auf einen Schlag war sie nicht mehr nur Schwester von Anna Maria, sondern auch Schwiegermutter.

Auch sie hat den Druck abbekommen, einen Thronfolger auf die Welt zu bringen, denn ansonsten würde das Großherzogtum Toskana wieder an das österreichische Kaiserhaus zurückfallen. Drei Mädchen brachte sie auf die Welt, aber keinen Sohn. Noch bevor sie im Alter von nicht mal 33 Jahren an einem Lungenleiden verstarb, riet sie ihrem Mann zu einer neuen Ehe, um damit die Thronfolge zu sichern. Die Nachfolgerin brachte dann insgesamt 10 Kinder zur Welt, die aber nicht alle das Erwachsenenalter erreicht haben.

Die Dame, die nicht zu übersehen ist, hat ebenfalls ihre letzte Ruhestätte hier gefunden.

Das Grab von Anna Maria Luise de‘ Medici in der Krypta von San Lorenzo in Florenz

Anfang und Ende – alle vereint unter einem Dach. So könnte man es auch beschreiben. Der ‚Stammvater‘ Giovanni di Bicci de Medici mit seiner Ruhestätte in der Alten Sakristei in San Lorenzo, und mit Anna Maria Luisa ging die Florentiner Linie des Hauses Medici zu Ende. Bereits mit dem Tod ihres Bruders Gian Gastone de‘ Medici erlosch die männliche Linie der Familie.

Das gesamte persönliche Eigentum der Medici-Familie vermachte sie der Stadt Florenz. Allerdings an eine Bedingung geknüpft: es durfte niemals aus der Stadt entfernt werden. Kann ich verstehen, denn dieses Vermächtnis macht den größten Teil der Kunstschätze aus, die die Kunststadt Florenz ausmacht. Die Sammlungen in den Uffizien, Palazzo Vecchio oder dem Palazzo Pitti …. ich kann euch sagen, ich hab es gesehen, und die Luft angehalten. Wahnsinn!

Mit diesem letzten Wille, der in einer Schenkungsakte mit allen seinen Bedingungen festgehalten ist, sichert sich die Stadt Florenz den Ruf einer Kunststadt.

Eine Persönlichkeit, die aus der Kunstwelt nicht wegzudenken ist, hat hier auch die letzte Ruhe gefunden –

das Grabmal von Donatello in der Krypta von San Lorenzo in Florenz

1386 wurde DER Bildhauer des 15. Jahrhundert in Florenz geboren. Nachdem er ab 1404 in der Werkstatt von Lorenzo Ghiberti gearbeitet hatte, bekam er nach und nach Aufträge für den Dom, oder für Statuen an der Kirche Orsanmichele. 1416 öffnete Donatello seine eigenen Werkstatt und einige Jahre später trudelten die Aufträge auch von anderen Städten ein, so z.B. für die Außenkanzel am Dom von Prato, nördlich von Florenz.

Nach und nach kamen auch Aufträge aus der Medici-Familie. So sind in der Basilika San Lorenzo seine bekannten Bronzekanzeln zu sehen, oder die Sängerkanzel. Ihr werdet seinen Werken in meinen Berichten noch begegnen, wir haben eine Ausstellung von ihm im Palazzo Strozzi besucht. In der Basilika ist ein Kenotaph, also ein Scheingrab, in einer Seitenkapelle aufgestellt. Sein Grab hat er in der Krypta, auf Wunsch von Cosimo, den mit Donatello eine Freundschaft verband.

kenotaph donatello san lorenzo florenz 3875
grab donatello krypta san lorenzo florenz 4229

Vielleicht ward ihr schon auf meinem ausführlichen Bericht zur Basilika San Lorenzo und habt es dort schon gelesen. Wenn man sich das Foto mit der Eingangsfassade anschaut, dann sieht man den puren Stein. Das war aber überhaupt nicht so geplant.

Die Pläne für die Fassade für die Basilika von San Lorenzo in Florenz

waren von den Architekten alle ausgearbeitet. Michelangelo sollte diese Arbeiten umsetzen. Er hatte zwar noch andere Aufträge, sah sich auch in einer Zwickmühle ob er allen gerecht wird, aber diese Aufgabe war wohl viel zu verlockend um sie abzulehnen. Er nahm den Vertrag an und überwachte selber den Marmorbruch in Carrara. Bis es den Auftraggebern, darunter auch die Medici, einfiel, dass der Marmor doch nicht von Carrara sein solle. Puh, jetzt kam Michelangelo noch mehr in Druck. Irgendwann reichte ihm wohl das ganze Hin und Her und er schmiss den Auftrag hin, und löste den Vertrag. Ja, und jetzt? Die Kirche ist immer noch ohne Fassadenverkleidung. Da keiner imstande war, diesen Auftrag auszuführen, zudem war auch niemand mehr bereit, die immensen Kosten zu tragen, blieb sie eben dann so wie sie war.

Ganz ehrlich, ich finde (so wie bei uns Menschen auch), es kommt doch nicht so sehr auf das Äußere an, oder? Wahre Schönheit und Glanz kommt doch von innen! Ihr kennt doch den Satz: außen hui, und innen pfui. Was bringt mir denn ein aufgebrezeltes Äußere, wenn man das Innere nicht ertragen kann?

In der Krypta sind die Kirchenmodelle ausgestellt – so sollte die Fassade in den Wunschträumen aussehen.

kirchenmodell san lorenzo florenz 4286
kirchenmodell san lorenzo florenz 4288

Jetzt nehm ich euch noch ein bisschen

durchs Museum in der Krypta von San Lorenzo in Florenz

mit. Es ist nur ein kleiner Teil von den vielen Schätzen, die teilweise bereits aus dem 14./15. Jahrhundert stammen.

Ich bin ja immer etwas zurückhaltend mit Museumsbesuchen, ist halt einfach meist ein ‚trockenes‘ Thema 😉 Ich durfte mich aber bereits bei unserer Langzeitreise im Herbst 2021 nach Prag eines besseren Belehren lassen, dass diese Besuche doch auch hochinteressant sein können. In Florenz kommt man ohnehin nicht drumherum, bei diesen Kunstschätzen auch Museen ‚abzuklappern‘. Auch für Kinder kann das durchaus interessant sein. Bei unserem Besuch in den Uffizien habe ich Grundschulkinder beobachtet, wie sie vor ihren Eltern ganz aufgeregt von einem Gemälde zum anderen sind – Blick darauf und dann mit Handy Fotos gemacht. Sie hatten es ganz wichtig, und waren begeistert bei der Sache. Ich finde die Idee toll, könnte auch meinem kleinen Enkel gefallen.

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