Der Waldstein-Garten (Valdštejnská zahrada) oder auch Wallenstein-Garten zählt mit dem Waldstein-Palais zu einem der schönsten Parkanlagen in Prag. Dazu bietet es noch ein paar weitere Superlative.

Heute war der Tag der Königsgärten auf der Prager Kleinseite und unterhalb der Prager Burg. Schön geruhsam, so war der Plan noch am Vormittag als uns die Straßenbahn kurz vor die Altstadt von Prag brachte. Bei vier Wochen in Prag muss man ja schließlich nicht im Galopp durch alle Besichtigungsziele, und kann sich auch mal geruhsam treiben lassen. Denn soooo viel stand dann auch wieder nicht auf unserem heutigen Besichtigungszettel. Tja, das war mal wieder ein typischer Fall von Denkste, wie sich dann noch am frühen Nachmittag herausstellte. Von wegen geruhsam und nicht viel 🙈🙈

Wenn ihr euch schon ein bisschen durch meine Berichte gelesen habt, dann kennt ihr vielleicht unseren Satz, der uns seit unserem Hamburg-Aufenthalt im Juni 2021 begleitet: „Wenn wir doch schon mal in der Ecke sind, dann könnten wir doch ….“ Mein Mann wird mittlerweile schon sehr hellhörig, wenn dieser Satz über meine Lippen kommt. Denn als dieser Satz in Hamburg entstanden ist, hat er zu einem wirklichen Besichtigungs-Marathon ausgeartet. Aber menno, in fünf Tagen in Hamburg muss man doch schließen mitnehmen, was sich einem bietet?! Aber an diesem Abend war es dann selbst mir zuviel. Und das will was heißen. Der Vorsatz bei vier Wochen in Prag war da, dass es nicht wieder so ausufert – der Vorsatz!! Es war aber auch der Vorsatz da, dass wir nicht viele Tage in den gleichen Stadtteil rennen wollen, dazu stand schließlich viel zu viel auf unserem Besichtigungszettel.

Von außen sieht man dem Waldstein-Garten nicht an, wie sehr man sich in ihm verlieren kann. Denn er wird durch eine hohe Mauer von allen Seiten von den Blicken von der Straße aus geschützt. Vier Eingänge führen in den Garten. Wir haben den direkten Eingang von der S (oder U) Haltestelle Malostranská gewählt. Jetzt kommt mit zu

Inhaltsverzeichnis

meiner Besichtigung des Waldstein (Wallenstein)-Gartens (Valdštejnská zahrada) auf der Prager Kleinseite

die uns nach dem Eingangstor direkt zu dem

kleinen Teich im Waldsteingarten in Prag

brachte.

teich im waldsteingarten in prag 1305
teich im waldsteingarten in prag 1315
teich im waldsteingarten in prag 1320

Herkules und der Drache im Teich im Waldstein-Garten in Prag

Der Besitzer des Gartens hatte wohl eine Schwäche für griechische Götter und Gestalten aus der griechischen Mythologie. Das zeigt sich schon in der Gestaltung des ersten Brunnens im großen Teich. Der große Herakles (oder Herkules), der zwölf große „Arbeiten“ vollbringen musste, und am Ende wegen seiner Unsterblichkeit nicht sterben konnte. Sein Vater Zeus erlöste ihn dann und holte ihn zu sich in den Olymp.

Mitten im Teich kämpft er mit Ladon, dem Drache. Rings um den Brunnen sitzen Najaden, also Nymphen aus der griechischen Mythologie. Sie hatten die Aufgabe über die Gewässer zu wachen. Ließen sie eines austrocknen, mussten sie sterben. Eine der zwölf Aufgaben von Herkules war, goldene Äpfel von einem Baum zu pflücken. Doof nur, dass der Drache genau diesen Baum bewachte.

Ob auch heute noch romantische Bootsfahrten auf dem Teich unternommen werden, oder ob das Boot nur für Pflegearbeiten dient – keine Ahnung. Vielleicht würden sich die Bewohner des Teichs auch gar nicht so sehr über ‚Betrieb‘ freuen.

Die nächste Darstellung des Unsterblichen ist nicht weit –

der Brunnen mit Herkules und dem Centaur im Waldstein-Garten in Prag

ist mit kurzem Weg in der wunderschön, geometrisch angelegten Gartenanlage zu erreichen. Halb Mensch, halb Pferd – auch eine Gestalt aus der griechischen Mythologie im Kampf mit Herkules.

waldsteingarten prag brunnen herkules und centaur 1346
waldsteingarten prag brunnen herkules und centaur 1370
waldsteingarten prag brunnen herkules und centaur 1391

Im Weitergehen in dem zweitgrößten Park Prags mit dem größten Palais in Prag, gibt es noch

ein Blick auf die Nymphe mit Satyr im Wallensteingarten in Prag

Auch als eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, sind Nymphen weibliche Gottheiten. Allerdings eines niederen Ranges und treten teilweise als Begleiterinnen der höheren Gottheiten auf. Hier ist die Nymphe im Kampf mit dem Satyr, der in der griechischen Mythologie als Dämon, und als Begleiter von Dionysos (dem Gott des Weines) gilt. Hoffen wir mal, dass sie diesen Kampf gewonnen hat.

nymphe mit satyr waldsteingarten prag 1382
nymphe mit satyr waldsteingarten prag 1381
nymphe mit satyr waldsteingarten prag 1398

Jetzt doch aber erstmal

ein paar Informationen zur Entstehung des Wallenstein-Gartens (Waldstein-Garten) in Prag

den es dem 17. Jahrhundert in Prag gibt – gemeinsam mit dem Waldstein-Palais, das sich an den Garten direkt anschließt. Unterhalb der Prager Burg sind ja die Palastgärten wie an einer Perlenschnur aufgereiht, so wie z.B. auch der Große Fürstenberg-Garten ein bisschen weiter in der Straße. Der Waldsteingarten ist mit seinen über 14.000 qm als zweitgrößter Garten im Zentrum von Prag jedoch einer der ersten, an dem sich unmittelbar ein herrliches Palais anschließt. Wenn man bedenkt, dass nur die Königsgärten der Prager Burg größer sind, als dieser herrliche geometrisch angelegte Garten, dann muss man bereits beim Anblick des Gartens annehmen, da war kein armer Mensch am Werk.

Und so war es auch, denn das große Palais, in dem heute der Senats des Parlaments der Tschechischen Republik seinen Sitz hat, samt Garten hat der kaiserliche Feldmarschall

Fürst Albrecht von Waldstein, besser bekannt als Wallenstein

erbauen lassen. Dazu gab er 1623 den Auftrag an italienische Meister ihres Fachs, Palais und Garten anzulegen. Da hieß es aber nicht ‚macht mal‘, sondern der Fürst brachte aktiv seine Gestaltungsvorschläge mit ein, und wie was auszusehen hat. Er machte zur Realisierung seines Projekts 25 Häuser, 7 Gärten, eine Ziegelbrennerei dem Erdboden gleich und mit weiteren Grundstücken setzte er dann auf dieser großen Fläche sein Projekt um. Schon ein bisschen größenwahnsinnig, oder?

Ich hab die Vita des Fürsten gelesen, und ich muss schon sagen, er war es tatsächlich auch.

Aus dem Leben von Wallenstein

das Friedrich Schiller als Dramentrilogie „Wallenstein“ 1799 vollendete. Weitgehendst hat Schiller die tatsächlichen Begebenheiten um Wallenstein und dem Dreißigjährigen Krieg beschrieben. Würde ich euch alles aus seinem Leben schreiben, ihr würdet, wie ich, einige Stunden sitzen und lesen. Ich kürze das deshalb mal ein bisschen auf das Notwendigste zusammen. Er wurde 1583 in ein altes böhmisches, evangelisches Herrschergeschlecht hineingeboren. 1602 kam er als Schildknappe in Adelsdienste und wechselte dann durch ein Wunder in diesen Jahren zum katholischen Glauben über. Er stieg auf und wurde Hauptmann beim Feldzug unter Kaiser Rudolf II. gegen aufmüpfige ungarische Protestanten. Der General schickte ihn bei einem unvorhergesehenen Wintereinbruchs mit einer Delegation zurück nach Prag. Der Auftrag: liefere Geld und Verpflegung. Was aber nichts mehr nützte, denn das Heer löste sich währenddessen auf. In dieser Zeit hat er wohl Blut geleckt, was Feldzüge und Kämpfe anbelangt.

Da kam es ihm gerade gelegen, dass Rudolf II. Probleme mit seinem Bruder Matthias hatte, der die Krone Ungarns und Österreich haben wollte. Zwischendurch heiratete sich Wallenstein mal so richtig vermögend ein. Mit diesem Vermögen wurde er dann zu einem der größten mährischen Grundbesitzern. Als Rudolf starb und Matthias (siehe auch mein Bericht zur Prager Burg) 1612 König wurde, stieg Wallenstein zum kaiserlichen Kämmerer auf. Außer, dass er vor Geld strotzte, fiel er aber nicht weiter auf.

Tja, und dann begann seine militärische Karriere, die 1615 begann und sich mit dem Zweiten Prager Fenstersturz 1617 fortsetzte. Der Dreißigjährige Krieg begann, wo die Kaiserlichen Truppen bei der Schlacht am Weißen Berg den Sieg über die Böhmischen Stände einfuhren. Ihr könnt in meinen Pragberichten an verschiedenen Stellen über dieses Ereignis nachlesen, u.a. abei Schloss Stern, das in unmittelbarer Nähe zum Weißen Berg steht. Dreißig Jahre Krieg erspare ich euch jetzt in Einzelheiten. In diese Zeit fiel seine zweite Heirat als Witwer, und die Geburt seiner Tochter. Da Wallenstein ja über sehr viel Geld verfügte, sponserte er auf eigene Kosten sogar Truppen und blieb brav an der Seite des Königs/Kaisers. 1631 nahm der Krieg aber die Wende, dass die Schweden nun auch mitmischte, und Wallenstein von Wien genötigt wurde, als General mit weitgehenden Vollmachten dagegen vorzugehen.

Wir schreiben das Jahr 1633 als Wallenstein um Friedensverhandlungen bemüht war. Die Armee hatte nichts zu tun, was dem Kaiser aber wieder nicht passte. Eine Armee hat zu kämpfen, basta. Also gut, macht man halt nochmal so ein kleines Gefecht, aber Wallenstein hatte zu dieser Zeit wohl schon anderes vor. Wallenstein wollte mit Schweden und Sachsen sein eigenes Friedenssüppchen kochen. Sämtliche Aufstiege lehnte er zwar ab, zog sich aber wegen seiner undurchsichtigen Verhandlungen mehr und mehr das Missfallen am Kaiserhof zu Wien zu. Er ließ es tatenlos zu, wie die Schweden zunächst Regensburg einnahmen. Die Hilfeangebote vom Hof lehnte er großmütig ab. Schluß mit Lustig, der Kaiser entzog ihm als Generalissimus alle Rechte und am Hof in Wien war es beschlossene Sache, dass man Wallenstein als Oberbefehlshaber loswerden musste. Schlimmer noch, er wurde von einem Geheimgericht wegen Verrats verurteilt. Tot oder lebendig, mit diesem Auftrag wurden drei Generäle Wallensteins vom Hof instruiert. Wallenstein, der sich im Dezember 1633 nach Pilsen zurückgezogen hatte, erfuhr dort von seiner Absetzung.

Rückhalt von seiner Armee konnte er sich nicht mehr erhoffen und die Schlinge zog sich enger, als öffentlich am 18. Februar 1634 in Prag eine Hochverratsanklage angeschlagen wurde. Irgenwann raffte es auch Wallenstein was sich da über ihm zusammenbraute und hoffte mit einer Flucht von Pilsen nach Eger auf die Unterstützung der Schweden. Aber da warteten bereits die eingeweihten engsten Vertrauten von Wallenstein und unter deren Kommando wurde er am Abend des 25. Februar 1634 in Eger ermordet. Die Mörder wurden mit Geld mundtot gestellt, eine Untersuchung gab es deshalb nie. Tja, immer mehr wollen und intrigieren, kann dann auch mal ganz böse enden.

Dass er damit auch seiner Witwe und seinem Kind nichts Gutes tat liegt auf der Hand. Ihnen wurden sämtliche Titel und sämtlicher Besitz aberkannt. Aus Milde wurde ihnen dann aber doch Geschenke Wallensteins zugestanden, wo sie dann leben konnten. Wenn ihr ausführlich über den ehrgeizigen Feldherr nachlesen möchtet, dann klickt einfach HIER.

Inzwischen bin ich jetzt beim Springbrunnen im Waldstein-Garten angekommen. Hach ja, ich kann halt an Wasser nicht einfach so vorbei gehen. 😉

Was meine Augen dann sahen, löste ein heftiges „Heiligs Blechle“ in mir aus. Das ist ganz einfach der Ausdruck eines Schwabens in einer höchsten Bewunderung. Es kann aber in Einzelfällen auch vorkommen, dass wir Schwaben in dieser Form heftig fluchen, wenn etwas mal so gar nicht klappen will. 😉 Hier und jetzt war es aber tatsächliches Staunen und Bewunderung.

Die Statuen aus der griechischen Mythologie im Waldstein-Garten auf der Prager Kleinseite

Sie stehen Spalier auf dem Weg zu einem großen Platz, dem Herzstück des Wallensteingartens. 1625 schuf der niederländische Bildhauer Adriaen de Vries die Statuen für den ganzen Garten. So wollte es der Fürst und Feldherr. Ist es jetzt Ironie des Schicksals, dass außgerechnet aus seinem Garten 1648 diese Figuren als Kriegsbeute von den Schweden eingesackt wurden? Aus dem Garten von demjenigen, der doch mit den Schweden gar nicht so schlecht stand? Tja, dumm gelaufen, sagt man da wohl. Denn die Figuren sind bis heute noch in Schweden und stehen im Schloss Drootningholm.

Das Adelsgeschlecht derer von Waldstein geht zurück bis 1159, wo sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt auftauchen. Der Gatte einer geborenen von Waldstein war sogar mit unserem Stauferkaiser Friedrich II. auf Kreuzzug. Wenn man bedenkt, dass der Erbauer des Waldsteinpalais und des Gartens tatsächlich bis zu seinem Tod nur höchstens ein Jahr das Vergnügen in seinem Palast hatte, andere sagen sogar in Summe waren es nur 80 Tage, dann hatten die Nachkommen des Reichsgrafen dann doch noch dreihundert Jahre ihre Freude daran. Für einen symbolischen Wert kaufte einer aus der Familienlinie dem Kaiser das Anwesen ab.

Vermutlich hatte ein Familienmitglied des Hauses Waldstein ein Einsehen, und war der Überzeugung, dass die gestohlenen Figuren einfach in den Waldstein-Garten gehören. Er ließ 1914 Kopien davon anfertigen, die es jetzt zu bewundern gilt. Und immer haben die ‚Herrschaften‘ die Prager Burg im Blick oder im Rücken.

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waldsteingarten prag mit den figuren aus der griechischen mythologie 1500
waldsteingarten prag mit den figuren aus der griechischen mythologie 1460

Wie ihr bestimmt schon in meinen Berichten erfahren habt, ich habe eine Schwäche für Figuren jeglicher Art entwickelt. Schloss Moritzburg und der Zwinger in Dresen war so der Beginn dieser Faszination, denn in den Gärten war da überreichlich alles vorhanden, was mich bezauberte.  Meine Emma war in dem Moment, als mein Mann im Garten von Schloß Troja in Prag entsetzt ausrief „die willst du jetzt aber nicht alle einzeln fotografieren“ zu beschäftigt, um seinen Blick einzufangen. Naja, alle sind es nicht geworden 😀 … aber, pssst 😉 ganz viele.

Als erster setzt sich

Apollo im Waldsteingarten

gekonnt in Szene. Fast könnte man meinen, der Gott aus der griechischen und römischen Mythologie flirtet mit meiner ‚Emma‘. Als Sohn des Göttervaters Zeus zählt er zu den Olympischen Göttern, zudem ist er u.a. Gott des Lichts, der Weissagung und Künste und der sittlichen Reinheit und Mäßigung. Oha, Emma, schnell weiter …. 😉

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apollo im waldsteingarten in prag 1483
apollo im waldsteingarten in prag 1486

Bacchus im Waldstein-Garten

kommt eine große Ehre zuteil. Ich hab euch ja weiter oben berichtet, dass der holländische Bildhauer Adriaen de Vries die Originalstatuen für den Garten von Wallenstein angefertigt hat. 2014 hat eine Bacchusstatue, die man als das letzte Werk des Bildhauers deklariert, für 22,5 Millionen Euro in einer Versteigerung den Besitzer gewechselt.

Bacchus oder Dionysos, der Gott des Weines und des Rausches, ist aber auch in der griechischen Mythologie der Gott des Wahnsinns und der Ekstase. Vielleicht steht er bewusst Apollo gegenüber? 😉

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bacchus im waldsteingarten in prag 1476
bacchus im waldsteingarten in prag 1488

Neptun im Wallensteingarten

der römische Gott des Meeres. Oft wird Neptun auch mit dem griechischen Wassergott Poseidon gleichgesetzt. Aber ganz genau genommen, sind das zwei unterschiedliche Götter. Eigentlich, so stelle ich mir die Nachbildungen von Neptun vor, trägt er als Gott des Meeres einen Dreizack. Davon ist bei der Statue im Waldstein-Garten jedoch nichts zu sehen. Auch kann ich mit dem zähnefletschenden Hund zu seinen Füßen keine Verbindung zu ihm bekommen. Könnt ihr mir da Licht in mein Dunkel bringen?

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neptun im wallensteingarten in prag 1508

Gegenüber Neptun steht

Laokoon im Wallensteingarten

Vermutlich ist das bewusst so gewählt, denn Laokoon war sowohl in der griechischen wie auch römischen Mythologie ein trojanischer Priester von Poseidon, dem man Neptun gleichsetzt, und von Apollon. Dass er hier mit Schlangen dargestellt ist, dazu gibt es zwei unterschiedliche Überlieferungen. Die eine sagt, dass sich Laokoon und seine Frau den Zorn des Gottes Apollon zugezogen hatten, weil sie sich im Tempel desselben liebten. Apollon hätte daraufhin zwei Schlangen ausgesandt, die Laokoon samt seinem Sohn am Altar des Apollon töteten.

Die andere Geschichte erzählt die Schlangengeschichte in Verbindung mit dem Trojanischen Pferd. Die Griechen hätten den Göttern zu Ehren der Stadt Troja ein hölzernes Pferd geschenkt, das aber wohl mit griechischen Kämpfern gefüllt gewesen ist. Laokoon, der diesen Betrug erkannte, hätte mit einem Speer auf das Pferd eingestochen, jedoch ohne Erfolg. Athene hätte daraufhin zwei Schlangen geschickt, die ihn zusammen mit seinen Söhnen töteten. Das hölzerne Pferd wurde von den Trojaner in die Stadt gezogen, was damit den Untergang bedeutete.

Die letzte Statuengruppe, bevor wir dem Highlight des Gartens näherkommen, sind der

Ringer und Adonis mit Venus im Waldstein-Garten in Prag

Adonis, der Gott der Schönheit und seine Geliebte Venus, die in der griechischen Mythologie Aphrodite entspricht. Es gibt viele Mythen, die sich um die beiden rankten. Allesamt handeln sie von unerfüllter Liebe, Tod und Auferstehung. Einer Sage nach soll Adonis auf einer Jagd von einem Eber (der der eifersüchtige Ares bzw. Mars gewesen sein soll) zerrissen worden sein. Venus soll darüber so traurig gewesen sein, dass ihre Tränen zu Blüten wurden, blutrot gefärbt von Adonis Blut. Und seine Blutstropfen wären zu Adonisröschen geworden. Unerfüllte Liebe …

Nach dem Spaliergang der griechischen Götter, die am Ende (oder am Anfang, je nach Beginn des Rundgangs) von zwei Pferden begleitet werden, tut sich in dem streng geometrisch angelegten Garten

der Platz mit dem Sala terrena im Waldstein-Garten in Prag

auf. Dieser Platz dient schon seit Fertigstellung des Sala terrenas 1859 für Theatervorstellungen und Konzerten. 1859 wurde hier Schillers Drama um Wallenstein aufgeführt. Fast könnte man meinen, die Gärtner wären hier akribisch mit der kleinen Schere dabei, die kleinen Buchshecken und den Rasen auf gleiche Länge zu bringen.

In der Mitte des Platzes

der Brunnen Venus mit dem Amor im Waldstein-Garten in Prag

1599 bekam die römische Göttin der Liebe mit ihrem Sohn Amor auf dem Brunnen ihren Platz. Den musste sie zwangsweise aber 1648 räumen, denn die Schweden verbrachten sie als Kriegsbeute nach Schweden. Also das gleiche Schicksal, das den anderen Göttern auch widerfahren ist. Anders als bei den anderen Statuen, die sind im Original immer noch in Schweden, durfte sie im Original 1890 wieder nach Böhmen zurück und hat ihren Platz in der Gemäldegalerie auf der Prager Burg gefunden. Die Statue von heute ist eine Nachbildung. Bei ihr in luftiger Höhe ist ein Delphin, der in der Antike das Symbol für Liebe darstellt. Wenn ihr noch mehr über die schöne Göttin lesen möchtet, dann klickt HIER.

So wie die Mama, so der Sohn, auch Amor verkörpert die Liebe. Wer da nicht aufpasst und seinen Pfeil erwischt, könnte sich mal ganz schnell verlieben. ‚Ti amor‘ ‚amore‘ – nicht nur die Griechen haben den pfeilschießenden Jüngling in ihr Herz geschlossen, sondern auch die Römer. „Blind vor Liebe“ – auch das geht auf Amor zurück, denn er wird oft auch als blind dargestellt.

Im Sommernachtstraum wird Amor so beschrieben:

Die Liebe siehet durch die Phantasie,
Nicht durch die Augen, und deswegen wird
Der goldbeschwingte Amor blind gemalt.
Geflügelt ohne Augen deutet er
Der Liebe Hastigkeit im Wählen an;
Und weil sie leicht verlässt was sie erkohr,
So stellt man ihn als einen Knaben vor;
Wie Knaben oft beym Spiel meineydig werden,
So scherzt des Knaben Amors Leichtsinn auch
Mit seinen Schwüren.

 
William Shakespeare

Schaut mal auf den Fotos ganz genau, wie der Brunnen mit Wasser gespeist wird 😉

Wenn’s mal wieder länger dauert 🙂 Ich hab euch ja eingangs schon vorgewarnt, man kann sich im Waldstein-Garten drin verlieren. Er ist aber auch wirklich zu schön. Nicht umsonst wird das ganze Gartengelände samt dem Palais als eines der bemerkenswertesten Anlagen solcher Art in Mitteleuropa eingestuft. Und man sieht im gesamten Park, dass Wallenstein mit Geld nicht gespart hat. Hatte er ja auch nicht nötig, denn davon war wahrlich genug vorhanden.

Die Sala terrena im Wallensteingarten auf der Prager Kleinseite

ist ein weiterer Hingucker. Sie grenzt direkt direkt an das Palais und war 1629 fertig gestellt. Ein Baumeister allein konnte das gar nicht alles bewältigen, drei italienische Architekten und Baumeister berief Wallenstein nach Prag. Giovanni Pieroni, Andrea Spezza und Nicolo Sebregondi sollten seine Vorstellungen umsetzen. In der Sala terrena, einem Gartensaal, der typisch für diese Zeit war, wird ein fließender Übergang zum Garten geschaffen. Auf der Prager Kleinseite könnt ihr im Vrtba Garten auch so einen Gartensaal bewundern, wunderschön, aber weit weniger aufwändig als der hier von Wallenstein.

Es verwundert nicht, dass die drei Italiener ein Stück Heimat nach Prag brachten. 1853 wurden dann die Fresken, die zwischen Stuckelementen Motive aus der Äneis und den olympischen Göttern zeigen, vernichtet. Einfach übermalt hat man sie. Zum Glück konnte man die Motive samt Neptun und Mars 1911 rekonstruieren und so die herrlichen Fresken wiederherstellen. Natürlich darf auch in Bildern die Verherrlichung Wallensteins als Feldherr nicht fehlen.

Ich kann euch hier in der Fotoserie gar nicht soviel zeigen, wie es in Wirklichkeit zu sehen gibt.

Die Grotte im Waldstein-Garten in Prag

ist ein Highlight, das man bestimmt nicht oft findet. Es wurde eine künstliche Tropfsteinhöhe mit Stalakiten aus Kalkstuck nachgebaut. Daneben ist eine große Voliere für Uhus.

In diesem kleinen Parkteil mit schützenden Bäumen wurden wir von den zwei Dauerbewohnern des Gartens begrüßt.

Der blaue und weiße Pfau im Waldstein-Garten in Prag

Ob es zu Wallensteins Zeiten auch schon zwei so stolze Bewohner gab? Keine Ahnung. Bei unserem Besuch folgten sie uns zumindest bis in den kleinen Parkteil 🙂

Meine ‚Emma‘ hat ihn entdeckt,

Herakles bei der Grotte im Waldstein-Garten in Prag

hat sie schelmisch vor der Grotte angelacht. Um 1800 durfte er diesen Platz einnehmen. Er ist im Garten ja mehrfach zu bewundern.

herkales vor der grotte im waldsteingarten in prag 1734
herkales vor der grotte im waldsteingarten in prag 1728

Wir hatten uns heute bei unserem Besichtigungsplan zwar vorgenommen – wir lassen uns heute ohne Hast treiben – aber trotzdem haben wir der Ausstellung vor der Grotte nur einen Seitenblick geschenkt. Schließlich waren wir jetzt schon gut 1,5 Stunden in dem herrlichen Garten, der wirklich seinesgleichen sucht. Es ist ein herrliches Fleckchen Natur mitten in der Stadt, in dem es sich ohne Eintritt wunderbar aushalten lässt.

Trotzdem, so ein paar Punkte sind da noch auf dem Zettel. Tschüss Garten, die kleine Durchgangstüre neben der Sala terrena hat uns angezogen. Wo es da wohl noch hingeht? Zum

Innenhof des Waldstein-Palais auf der Prager Kleinseite

Insgesamt ist das Palais, in dem heute der Senat des Parlaments seinen Sitz hat, 340 Meter lang und bis zu 172 Meter breit. Wallenstein hat sich also wahrlich nicht lumpen lassen, einen fürstlichen Barockpalast zu erbauen. Vier Innenhöfe bietet der Palast. Und wir stehen jetzt im ersten Innenhof, rund um den Wallenstein seine Wohnräume hatte. Und auch bei ‚Fürstens‘ gab es natürlich eine kleine Kapelle, die versteckt im Wohntrakt ist.

Wie es sich für einen Senatssitz gehört, wimmelte es in den beiden zugänglichen Höfen vor Polizisten. Ich bin dann ja ein bisschen vorsichtig, was fotografieren anbelangt. Man weiß ja nie, und mein tschechisch geht gleich null 😉 Aber sie waren uns alle wohlgesonnen, und einer hat uns auf ein kleines Büro verwiesen, wo es dann Informationen zum Waldstein-Palais gab. Wenn wir wieder in Prag sind, dann steht schon auf unserem To-Do-Zettel die Besichtigung der Innenräume. Muss man aber vorher anfragen.

Im dritten Innenhof, durch den es wieder hinaus auf die Waldsteingasse geht, steht er dann – der Hausherr,

Albrecht von Waldstein, Wallenstein, im Hof des Palais Waldstein in Prag

Selbstbewusst, machtversessen und ehrgeizig, so steht er da oben. Vor einem Gebäude, das er seinen Pagen und ihren Lehrern vorbehalten hat. Hmm … das müssen ja nicht wenige gewesen sein. 1873 kam er als Statue in den Hof. In der Hand das Symbol für seinen militärischen Rang, den Marschallstab.

wallenstein im innenhof waldstein-palais in prag 1773
wallenstein im innenhof waldstein-palais in prag 1778
wallenstein im innenhof waldstein-palais in prag 1775

In dieser Ecke auf der Kleinseite befinden sich auch die weiteren Palais und die dazugehörigen Palaisgärten. Ein Blick über die Mauer geht zum

Kolowrat-Palais auf der Prager Kleinseite

das heute ebenfalls vom Senat des Parlaments der Tschechischen Republik genutzt wird. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es zweistöckig im Spätbarockstil für die Gräfin Maria Barbora Černínova erbaut. 1886 ging das Palais in den Besitz von Zdeňek Graf von Kolovrat über, nach dem auch seinen Namen hat. Urkundlich ist dieses Adelsgeschlecht 1347 aufgetaucht. Der Staat kaufte es auf, aber „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ gilt für dieses Adelsgeschlecht. Sie haben heute noch Nachkommen, die in Tschechien leben.

In der Waldsteingasse sieht man die direkte Nähe der Palais zur Prager Burg.

An das Kolowratpalais ist direkt das Kleine Fürstenberg-Palais angebaut. Dem schenken wir jetzt aber keine Beachtung, und machen uns auf zum Großen Fürstenberg-Garten. Warum sich mit was Kleinem abgeben, wenn es auch Großes gibt 😀 😀

waldstein-palais ausgang zur waldsteingasse in prag 1767
waldsteingasse mit blick zur prager burg 1798

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