Ein Besuchermagnet an der „Straße der Romanik“, seit 1.7.2018 Unesco-Weltkulturerbe und eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler des europäischen Hochmittelalters – die Rede ist vom Dom St. Peter und St. Paul in Naumburg an der Saale.

Was war jetzt zuerst da? Die Stadt oder der Dom? Tatsächlich beginnt die Stadtgeschichte nicht mit dem Dom, sondern mit der Errichtung der Nuwenburch, die der Stadt ihren Namen gegeben hat. Das war um das Jahr 1000. Auf Drängen seiner Söhne verlegte König Konrad II. 1028 den Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg, zu der auch Papst Johannes XIX. seine Genehmigung gab. Wohl unmittelbar nach der Verlegung wurde mit dem Bau der ersten frühromanischen Kathedrale begonnen. Dies war eine dreischiffige Basilika, etwas kleiner als der heutige Dom, und bei Ausgrabungen wurden die Fundamente des ersten Doms unter dem heutigen Dom gefunden. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts reiften die Pläne zu größeren baulichen Veränderungen. Der Dom wird von je einem Turmpaar am Ost- und am Westchor flankiert. Mit der ausführlichen Geschichte zum Dom würde ich euch sicherlich ‚erschlagen‘. Deshalb beschränke ich mich beim Rundgang im Dom auf die wichtigsten Details.

Nur durch die Vorhalle an der Südwand des Doms gelangt man in den Dom. Die Planungen bei der Vergrößerung der ersten Kathedrale wollten wohl schon damals sinnvoll umgesetzt werden um alle Gebäude miteinander zu verbinden. Aus diesem Grund ist die Vorhalle entstanden, aus der es auch in den Kreuzgang, zum Domschatz und in den Domgarten geht.

Ich musste die Größe des Doms erstmal sacken lassen. Vergleichen kann ich sie in etwa mit dem Dom zu Speyer, und trotzdem ganz anders. Wir haben auf der Reise im südlichen Sachsen-Anhalt insgesamt drei Dome und mehrere Kirchen besucht. Jede ist anders.
Direkt gegenüber dem Hauptportal führen steinerne Treppen hinunter in die Krypta, deren Geschichte wohl bis heute nicht vollständig klar ist. Durch eine Vorhalle gelangt man in die Krypta. Aufgrund der unterschiedlichen Gewölbe und der Gestaltung der Pfeiler und Säulen ist aber erkennbar, dass es verschiedene Bauzeiten der Krypta gegeben haben muss. Magisch zieht der Godehardaltar von ca. 1170 mit dem hochromanischen Kreuz an, das als einzig erhaltenes Ausstellungsstück aus dem Vorgängerbau stammt.
Wieder aus der Krypta, die genau unter dem Ostchor liegt, gibt es in den beiden Querhäusern des Ostchors so einiges zu entdecken ….
Von beiden Querhäusern geht der Blick nach oben in den Ostchor. Steinerne Stufen führen hinauf und ich war fasziniert über die beiden bronzenen Handläufe, die in den 70er und 80er Jahre von Heinrich Apel geschaffen wurden. Auf der Nordseite werden Szenen von „Der schmale Pfad ins Paradies“ (teilweise auch ironisch dargestellt) gezeigt, auf der Südseite ist der „Hl. Franziskus der zu den Tieren predigt“ dargestellt. Ich war begeistert ….
Oben im Ostchor angekommen geht mein Blick erst einmal ringsum. Zwei Stilrichtungen, Romanik und Gotik verbinden sich in diesem Zentrum der Liturgie. Leider war der Hauptaltar zu Restaurationszwecken abgebaut 🙁
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Die steinerne Skulptur, die um 1250 vom Naumburger Meister geschaffen wurde, stellt den weltweit ältesten sogenannten Atzmann dar. Dies ist eine Sonderform eines Lesepults in Gestalt eines Diakons, die dem Priester durch das Halten der Messbücher am Altar assistierten.
Die Grabplatte eines Naumburger Bischofs stammt ebenfalls aus der Werkstatt dieses Meisters. Sie wurde im 13. Jahrhundert geschaffen und zählt zu den qualitätsvollsten Grabbildnissen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, hat dieser Naumburger Meister auch einen Namen? Immer wird nur „Naumburger Meister“ erwähnt. Aber egal wie sehr ich gesucht habe, ich habe keinen Namen dazu gefunden, nur soviel dazu: Als die Kathedrale 1242 geweiht wurde, war sie noch lange nicht fertig. Für die Vollendung des Westchors und des Westlettners holten der Naumburger Bischof mit dem Domkapitel einen der bedeutendsten Bildhauer und Architekten nach Naumburg. Trotz über 150 Jahren intensivster Forschung wurde die Identität dieses Mannes nicht geklärt. Fortan wurde er als „Naumburger Meister“ berühmt. In nur ca. 7 Jahren schuf er mit seinem Werktrupp mit dem Westchor und Westlettner eines der faszinierendsten Werke der Gotik.

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Beeindruckend finde ich das Chorgestühl des Ostchors. Aufgrund der Vergrößerung der Geistlichen wurde das anfänglich geschaffene Chorgestühl aus dem 13. Jahrhundert im 14. Jahrhundert umfangreich auf 42 Stallungen erweitert. Da der Ostchor ja das liturgische Zentrum des Dom war, trafen sich die Domherren und Vikare an oft bis zu acht Terminen am Tag und in der Nacht zu gemeinsamen Gebeten und Gesängen.
Dazu gehören auch die riesigen Lesepulte in Form von Taubenhäusern, auf denen einst die großen Chorbücher lagen. Die Handschrift die heute auf dem Pult liegt ist nur eine Nachbildung. Sie vermittelt aber anschaulich den Eindruck dieser Prachthandschriften, mit einem Gewicht von bis zu 45 kg, die zu den größten mittelalterlichen Büchern der Welt zählen.
Wenn man von unten nach oben auf den Ostchor blickt, fällt der Blick auf den Ostlettner.
Als Lettner bezeichnet man, vor allem in Domen oder Klosterkirchen, eine fast raumhohe Schranke, die den Raum, der für die Priester oder Mönche bestimmt ist, vom übrigen Kirchenraum der den Laien vorbehalten ist, abtrennte. Der Naumburger Dom hat auf beiden Seiten Lettner, wodurch das Langhaus – eben der Bereich für die Laien – recht klein erscheint.

Der Ostlettner im Nauburger Dom ist der älteste deutsche Hallenlettner und entstand im 13. Jahrhundert. Es hat mir keine Ruhe gelassen, was es mit der Gestaltung der drei Joche auf sich hat, die sich doch komplett vom Westlettner unterscheiden. Im mittleren Joch ist ein Altar aus dem 19. Jh., in den beiden Seitenjochen wurden die hölzernen Türen um 1500 mit Malereien der Dompatrone Petrus und Paulus ergänzt. Die Bildfelder an der Lettnerbühne stellen Christus mit den zwölf Aposteln dar. Das Kruzifix auf der Lettnerbühne im spätgotischen Stil ersetzte im 15. Jh. ein älteres Kreuz.
Der Lettner hat aber noch eine weitere Funktion wie nur den Chor vom Langhaus abzutrennen, und damit die Geistlichkeit vom Laienvolk. Es wird auch als eine Art Lesebühne bezeichnet, von der aus sich der Geistliche an die Laien im Langhaus richten konnte. Die beiden Türen rechts und links neben dem Altar, die in den Ostchor hochführen, ermöglichten es der Geistlichkeit bei Zeremonien oder Prozessionen direkt zu ihren Plätzen im jeweiligen Block des Chorgestühls oben im Ostchor zu kommen. Getrennt vom Volk und bei ausgewählten Anlässen doch in der Nähe. Geschickt gelöst wie ich finde.

 

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Es ist unmöglich den Naumburger Dom in einen Beitrag zu packen.
Deshalb geht es jetzt weiter ins Langhaus, um dann in den prachtvollen Westchor zu gehen. Nicht zu vergessen aber auch den Kreuzgang und den Domschatz.

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