Auf den ersten Blick ist der quadratische Bau in der engen Altstadt nicht als Kirche auszumachen. Dabei ist die Kirche Orsanmichele (Chiesa Or San Michele) in der Altstadt in Florenz seit dem 14. Jahrhundert ein Gotteshaus, aber nicht nur das. Es diente auch als Zunft- und Handelshaus.
Nach den ersten Tagen in Florenz, haben wir uns recht schnell von unseren geplanten Tagesbesichtigungsrunden verabschiedet. Nachdem durchgängig zwischen 32 und 38 Grad Hitze herrschte, und diese vor allem teilweise in der Altstadt regelrecht ’stand‘, gingen wir in den Modus über: „Was wir vom ausgewählten Rundgang schaffen, ist gut. Den Rest holen wir dann eben später nach.“ So eine Aussage ist natürlich in vier Wochen Aufenthalt in Florenz leicht zu treffen. Denn irgendwann am Tag ist dann halt einfach die Luft raus, die Aufnahmefähigkeit lässt nach. Den heutigen Tag haben wir im historischen Stadtzentrum, auf der Piazza della Repubblica, begonnen. Eigentlich eher aus Verzweiflung, denn mein Koffer gab eindeutig zu wenig luftige, kurze Hosen frei. Vertraue nie einer Mittelwert-Temperaturaussage im Internet 🙈🙈 – von wegen Mittelwert im Mai von 25 Grad. Die ideale Temperatur für eine Städtereise. Pfff …. uns wurde gehörig eingeheizt, und mir waren selbst meine 3/4 Hosen zu warm, da musste was luftigeres her.
Rund um die Piazza della Repubblica über die Einkaufsstraße Via dei Calzaiuoli bis hinunter zum nächsten großen Platz der Stadt, der Piazza della Signoria, reiht sich ein Einkaufsgeschäft ans Nächste. Nach drei erfolglosen Besuchen habe ich für den Rest unseres Aufenthalts die Suche abgehakt. Ich bin halt nun mal kein Shoppingtyp, finde ich nicht gleich was ich suche – und vor allem bei der Hitze – dann muss es halt so gehen, basta. Man hat ja schließlich eine Waschmaschine in der Ferienwohnung.
Auf dem Weg von einer Piazza zur nächsten kann man die Kirche Orsanmichele nicht übersehen, wenn man denn weiß, wie man sie erkennt 😉
Spätestens mit meinem Bericht könnt ihr sie aber nicht übersehen 🙂 Kommt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Kirche Orsanmichele in Florenz
- 1.1 die Außenansicht der Kirche Orsanmichele in Florenz
- 1.2 ein bisschen Geschichte zur Kirche Orsanmichele in Florenz
- 1.3 Die Skulpturen an der Kirche Orsanmichele in Florenz
- 1.3.1 Johannes der Täufer an der Kirche Orsanmichele
- 1.3.2 Christus und der Ungläubige Thomas an Or San Michele
- 1.3.3 Hl. Lukas an der Kirche Orsanmichele
- 1.3.4 Hl. Petrus an Or San Michele
- 1.3.5 Der Hl. Philippus an der Kirche Orsanmichele
- 1.3.6 Die vier gekrönten Heiligen an der Kirche Orsanmiche
- 1.3.7 Hl. Georg an der Kirche Orsanmichele
- 1.3.8 Hl. Matthäus an der Kirche Orsanmichele
- 1.3.9 Hl. Stephanus an Orsanmichele
- 1.3.10 Hl. Eligius an Orsanmichele
- 1.3.11 Hl. Markus an Orsanmichele
- 1.3.12 Hl. Jakobus an Orsanmichele
- 1.3.13 Madonna della Rosa an Orsanmichele
- 1.3.14 Hl. Johannes der Evangelist an Orsanmichele
- 1.4 die Wappen der Zünfte an der Kirche Orsanmichele in Florenz
- 1.5 die Fenster an der Kirche Orsanmichele in Florenz
- 2 Palazzo dell‘ Arte della Lana in Florenz
meiner Besichtigung der Kirche Orsanmichele in Florenz
bei der es in der engen Altstadt schwer ist, sie aufs Foto zu bekommen. Einen Kirchturm sucht man sowieso vergebens an dem quadratischen Gebäude. Bin ich in der Fläche nicht groß, dann geh ich eben in die Höhe – so mag sich der Planer damals vielleicht gedacht haben. Aber wer läuft denn schon (außer mir 😀 ) mit der Nase nach oben durch die Stadt, um zu sehen, wie hoch die Gebäude sind? Schaut mal,
die Außenansicht der Kirche Orsanmichele in Florenz
und wie eng es dort in der Altstadt hergeht.
Wer aber lieber auf Augenhöhe unterwegs ist, für den hält die Kirche ganz markante Erkennungsmerkmale von allen Seiten parat. Welche? Ein bisschen Spannung darf sein 🙂 – davor gibt es
ein bisschen Geschichte zur Kirche Orsanmichele in Florenz
die bis ins 8. Jahrhundert zurück geht. Schon damals stand hier eine Kirche, die dem hl. Michael (Michele) gewidmet war und zu einem Nonnenkloster gehörte. „San Michele in Orto“ hieß sie zu dieser Zeit – was übersetzt bedeutet: der Hl. Michael im Garten. Bis 1240 gab es die ‚Kirche im Garten‘, dann kam die Stadt auf die Idee, diese abzureißen um dort eine Markthalle für den Handel mit Getreide einzurichten. Ob tatsächlich der in Florenz bekannte Baumeister Arnolfo di Cambio ab 1284 den Ton angab, ist nicht eindeutig klar. Die einen sagen so, die anderen so. Damit man dem Hl. Michael Abbitte mit dem Abriss der Kirche tat, brachte man an der offenen Markthalle ein Bildnis von ihm und der Muttergottes an. Zu dieser Zeit glaubte man schnell an wundersame Ereignisse, und nachdem der Madonna ein solches nachgesagt wurde, scharten sich die Gläubigen um den Bau. Leider nicht lange, denn 1302 brannte die Markthalle ab.
Die Stadt ließ 1337 das Gebäude in quadratischer Form im gotischen Stil von namhaften Architekten, die auch allesamt beim Dombau aktiv waren, wieder aufbauen. Gesponsert wurde der Bau von den Florentiner Zünften. Der Zweck des hohen Gebäudes blieb der gleiche, ein Getreidemarkt im Erdgeschoss. Man hatte jedoch die Wunder der Madonna vor dem Brand nicht vergessen, zumal das Bild den Brand überlebt hatte, und die Pilger zogen weiterhin an diesen Ort. Man verlegte dann den Getreidespeicher in die Obergeschosse und wandelte das Erdgeschoss in eine Kirche um.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde es zudem zur Heimat der Florentiner Zünfte. Bekommst du was, dann hast du aber auch Verpflichtungen. Und so wurden die Zünfte angehalten in jeweils einer der 14 Außennischen ihren Schutzheiligen als Statue aufzustellen. Genau an diesen Statuen erkennt man auf Augenhöhe schon von weitem die Kirche San Or Michele im Gewusel der Menschen in der schmalen Straße.
Im Lauf der Zeit gingen auch Schönheitsreparaturen an der Kirche und dem Gebäude nicht vorüber. Heute ist im Inneren die Kirche noch zu bewundern, in den oberen Stockwerken befindet sich ein Museum.
Just in dem Moment, als wir an der Kirche waren, wurde zur Mittagspause geschlossen. Dieses Schicksal und die damit verbundenen geschlossenen Türen trafen uns in Florenz in manchen Kirchen noch des Öfteren. Dann halt die Innenbesichtigung zu einem späteren Zeitpunkt, wenn wir wieder in der Ecke sind. Tja, ihr Lieben – so leid mir das jetzt tut – ihr werdet euch die Kirche Orsanmichele samt Museum wohl selber in Florenz anschauen müssen 😉 Denn wir hatten in den vier Wochen noch soviel auf dem Zettel (und selbst da haben wir nicht alles geschafft), so dass die Zeit für eine Innenbesichtigung nicht mehr gereicht hat.
Aber die äußere Hülle der Kirche ist wirklich auch einen Blick wert.
Die Skulpturen an der Kirche Orsanmichele in Florenz
sind DIE Hingucker an der Kirche, und ihr Erkennungszeichen.
Schauen wir uns die Skulpturen mal genauer an, beginnend an der Ecke Via dei Calzaiuoli zur Via dei Lamberti.
Dort steht die erste der überlebensgroßen Skulpturen, die heute im Original im Museum stehen.
Johannes der Täufer an der Kirche Orsanmichele
wurde 1414 von der Zunft der Händler bei Lorenzo Ghiberti in Auftrag gegeben wurde. Über Johannes den Täufer muss ich an der Stelle wohl nichts schreiben, wohl aber über seinen Erschaffer für die Kirche. 2,55 Meter groß hat ihn Lorenzo Ghiberti als Bronzefigur werden lassen. Sein Risiko, ob der Guss was werden würde? Denn einen weiteren Versuch übernahm die Händlerzunft vermutlich nicht. Aber Ghiberti verstand sein Handwerk gekonnt und ist in Florenz wirklich kein Unbekannter. Auch in meinen Berichten über die Sehenswürdigkeiten von Florenz werdet ihr im noch begegnen. Am Baptisterium beim Dom von Florenz hat er u.a. die wunderschöne Paradiespforte geschaffen. Ab 1420 war er gemeinsam mit Filippo Brunelleschi der zweite Dombaumeister in Florenz. Donatello hat übrigens in seiner Werkstatt, die nach seinem Tod von seinem Sohn weitergeführt wurde, gelernt. Sein Grabmal hat Ghiberti in der Florentiner Kirche Santa Croce.
Gegenüber der kleinen Kirche San Carlo dei Lombardi (ihr werdet sie in meinem Reiseblog nicht finden, da fotografieren nicht erlaubt war) ist die Skulpturengruppe
Christus und der Ungläubige Thomas an Or San Michele
die 1467 von Andrea del Verrocchio begonnen wurde. Bis 1483 arbeitete er an der vom Handelsgericht in Auftrag gegebenen Skulpturengruppe. Sie soll sein bedeutendstes Werk sein. Im Palazzo Vecchio hat es mir eine sehr liebreizende Statue von ihm angetan, der Putto mit dem Delfin, der im Innenhof die Besucher verzaubert.
Für die Zunft der Richter und Notare arbeitete 1601 Giovanni da Bologna, oder Giambologna genannt, den
Hl. Lukas an der Kirche Orsanmichele
Auch dieser Künstler ist in Florenz kein Unbekannter und ist mir mehrfach mit seinen Werken ‚über den Weg gelaufen‘. In der Statuenhalle auf der Piazza della Signoria konnte ich Werke von ihm bewundern, auch ist er u.a. für den großen Brunnen im Boboli-Garten verantwortlich. Dieser herrliche Garten wurde von der Familie der Medici angelegt. Giambologna war einer der bedeutendsten Hofbildhauer dieser Herrscherfamilie. Ob er damit aber glücklich war? Die Medici-Familie hat ihm verboten Florenz zu verlassen, aus Angst, es könnte ihn ein anderes Adelshaus abwerben. Seine letzte Ruhestätte hat der Künstler selbst entworfen, denn wenn er schon in Florenz bleiben musste, würde er wohl da auch sterben. Ich habe die Kapelle mit seiner Grabstätte in der Basilika Santissima Annunziata besucht.
Gleich ums Eck steht der
Hl. Petrus an Or San Michele
für den die Zunft der Metzger verantwortlich war. Man erkennt Petrus ja sofort auch an seinem Schlüssel. Aber auch an dem eleganten Faltenwurf, für den Donatello ja bekannt ist. So um 1415 ist die Skulptur entstanden, aber ob sie auch tatsächlich von Donatello stammt? Ich habe nichts gesichertes darüber gefunden.
Der Hl. Philippus an der Kirche Orsanmichele
ist der Nächste in der Reihe. Der einzige unter den Jüngern Jesu, der einen griechischen Namen trägt, wurde als Schutzpatron der Schuhmacher ab 1412 von Nanni di Banco geschaffen. Der wunderwirkende Philippus sollte aber nicht mit dem gleichnamigen Evangelisten verwechselt werden.
Dagegen ist der Bildhauer Nanni di Banco, ein Altersgenosse zu Donatello einzigartig. Auch die Nachbarnische füllte er für die Zunft der Zimmermänner und Steinmetze.
Die vier gekrönten Heiligen an der Kirche Orsanmiche
wurden so um 1412 von ihm geschaffen. Der Künstler der Renaissance zeichnet auch für einige Arbeiten am Dom von Florenz verantwortlich. Er stellt das Quartett, die „Quattro Coronati“ als Römer dar, kein Wunder, denn unter dem römischen Kaiser Diokletian erlitten die vier Heiligen ihr Martyrium. Unter den vier Herren zeigen Reliefs, welche Zunft für die Nische verantwortlich ist.
In dieser Reihe bleiben die Gleichaltrigen unter sich, denn die nächste Nische füllt Donatello mit dem
Hl. Georg an der Kirche Orsanmichele
Der Drachentöter wurde für die Zunft der Waffenschmiede von Donatello so um 1417 gefertigt. Hier stehen natürlich nicht mehr die Originale an der Kirche. Die sind in Museen in Sicherheit. DER Bildhauer des 15. Jahrhunderts, der mit seinem David ja weltbekannt ist, ist in Florenz mit seinen Werken allgegenwärtig. Wir hatten das Vergnügen und konnten uns im Palazzo Strozzi eine Ausstellung von ihm anschauen, die über den Sommer dort zu sehen ist. Wunderschön ….
Ums Eck steht der
Hl. Matthäus an der Kirche Orsanmichele
der wieder von Lorenzo Ghiberti so ab 1419 für die Banker gearbeitet wurde. Meister und Schüler grad ums Eck, denn Donatello ist bei Ghiberti in die Schule gegangen. Auch die Statue in der Mitte der Stirnseite des Gebäudes ist von ihm. Den
Hl. Stephanus an Orsanmichele
hat er ab 1425 für die Wollzunft hergestellt.
Die nächste Nische durfte ab 1415 wieder Nanni di Banco füllen. Auftraggeber waren die Hufschmiede, die den
Hl. Eligius an Orsanmichele
als Schutzpatron haben. Zahlreiche Wunder sind von ihm überliefert, so soll er einem Pferd, das sich nicht beschlagen lassen wollte, das Bein abgeschnitten haben. Nachdem er das Hufeisen befestigt hatte, setzte er das Bein dem Pferd wieder an. Diese Wunder haben viele Künstler, darunter Botticelli, zum Anlass genommen, sie auf Leinwand zu verewigen. Die beschriebene Szene ist z.B. in den Uffizien in Florenz zu bewundern.
14 Nischen wollten am Gebäude gefüllt werden – ich geh in die Zielgerade, und wieder zu einem Werk von Donatello. Der
Hl. Markus an Orsanmichele
wurde von ihm in zwei Jahren Arbeit ab 1411 für die Trödler und Leinenhändlerzunft geschaffen.
Jetzt kommt ein ‚Neuer‘ ins Spiel. Bei der nächsten Nische wurde vermutlich von Niccolò di Piero für die Kürschnerzunft der
Hl. Jakobus an Orsanmichele
gefertigt. Der italienische Renaissance-Bildhauer war ebenso auch am Dom zu Florenz aktiv. Zu dieser Arbeit kam er durch einen Wettbewerb, den Lorenzo Ghiberti zwar gewann, er wurde aber für die Arbeit für einen Evangelisten am Dom ausgewählt. Weitere Arbeiten von ihm kann man u.a. in Venedig bewundern, und ich bin gespannt, ob ich ihn bei unserer nächsten Reise nach Venedig am Markusdom entdecke.
Wer die
Madonna della Rosa an Orsanmichele
so um 1399 im Gotik-Stil für die Zünfte der Ärzte und Apotheker für die Nische gefertigt hat, ist nicht genau bekannt. Fakt ist jedoch, sie ist die älteste Skulptur (und die einzige Frauengestalt) in der Runde um die Kirche. Überhaupt, so finde ich, ist die Maria in Florenz sehr hoch in den Kirchen verehrt.
Habt ihr mitgezählt? Ja, eine Skulptur fehlt noch, dann bin ich einmal gesamt um die Kirche, die eigentlich eher einem Palazzo ähnelt. Den Abschluss macht der
Hl. Johannes der Evangelist an Orsanmichele
Also, zwei Johannes über Eck 🙂 Baccio da Montelupo hat ihn 1515 für die Seidenweber-Zunft als Auftrag bekommen. Damit durfte sich der Bildhauer in die Reihe der anderen Berühmtheiten einordnen. In Florenz fällt er mit seinen Holz-Kruzifixen in den Kirchen San Marco und San Lorenzo auf. Ihr werdet ihm sicher in meinen Berichten noch begegnen.
Jetzt heißt es den Kopf etwas in den Nacken zu legen, um
die Wappen der Zünfte an der Kirche Orsanmichele in Florenz
zu sehen. Eigentlich kann man sie aufgrund ihrer Größe und Farbenpracht nicht übersehen. In den wunderschönen Keramikbildern sieht man z.B. die Wappen der Ärzte und Apotheker (Madonna), der Fleischer oder der Goldschmiede.
Auch
die Fenster an der Kirche Orsanmichele in Florenz
haben von mir einen Blick bekommen. Vor allem bei den Erdgeschoßfenstern fallen die Ornamente mit ihrer feinen Arbeit auf.
Beim Gang um Orsanmichele dachte ich bei dem Gebäude daneben im ersten Moment, das gehört auch zur Kirche. Ist es doch mit einem Brückengang miteinander verbunden. Die Rede ist vom
Palazzo dell‘ Arte della Lana in Florenz
In die Höhe zu bauen war im 12. Jahrhundert so üblich. So wurde auch 1308 dieser Turm, eher als Wachturm, von der ghibellinischen Familie Compiobbesi erbaut. Solche Turmbauten sieht man in Florenz öfter, stellten sie doch zum einen ein Statussymbol als einflussreiche Familie dar, zum anderen symbolisierten sie mit der Höhe ihre Kontrolle und auch Macht über die Stadt.
Ich war dann bei meinen Recherchen doch etwas überrascht, dass ich diesen Turm in meine Stauferspuren, auf denen ich ja in meinem Reiseblog auch unterwegs bin, einordnen kann. Diese Spuren sind ja quasi ein Muss für mich 😉 – ich bin in der ältesten Stauferstadt Schwäbisch Gmünd geboren und lebe heute noch im engsten Staufergebiet, nur einen Steinwurf von der Stammburg der Staufer entfernt. Ghibellinen, also jene Erbauerfamilie, nannten sich nach der Stauferstadt Waiblingen, der man nachsagt, dass von hier die Stammmutter der Staufer stammt – und es war der Kampfruf der Staufer. Sie standen auf der Seite des Kaisers, zu dieser Zeit war der Stauferkaiser Friedrich II. am Regieren, ein Enkel von Kaiser Friedrich I. Barbaraossa. Friedrich II., in Italien geboren, streckte in seiner Macht seine Fühler auch weit nach Italien aus, und brauchte dort natürlich auch Unterstützung, eben von den Ghibellinen. Die Gegenfraktion (wegen der Genauigkeit 😉 ) waren die Guelfen, die den Papst unterstützten.
Nachdem die Familie nach einer Niederlage alle ihre Besitztümer unfreiwillig abgegeben, oder zusahen mussten wie sie zerstört wurden, ging der Besitz an die Zunft der Wollkaufleute über, die sich wahrlich nicht arm nennen konnte. Ja, sie war eine der reichsten Zünfte in dieser Zeit, und ließ damals mehr als 30.000 Menschen für sie arbeiten.
Wenn Steine reden könnten … leicht war es in dieser Zeit nicht, und im Zeitraffer geht es zu der Zeit, als Cosimo I. de Medici an der Macht war. Der hatte so um 1569 in den Obergeschossen der Kirche Orsanmichele ein Archiv einrichten lassen. Sämtliche Verträge und Testamente wurden dort aufbewahrt. Ob er zu dieser Zeit den Palazzo auch bewohnt hatte, keine Ahnung. Ich konnte nur Andeutungen finden. Jedenfalls ließ Cosimo I. vom Palazzo zum ersten Stock von Orsanmichele einen überdachten Brückengang errichten. In so Brückengängen sind die ja gut, ihr werdet es in meinen Berichten noch lesen.
Ab 1772 wurde der Palazzo dann zum Pfarrhaus der Kirche in Orsanmichele erklärt, 1890 ging es in den Besitz der Stadt Florenz über. Heute ist es im Besitz der Dante-Gesellschaft.
Ein Genuss für sich ist es, abends durch die Altstadtgassen von Florenz zu schlendern. Von wegen es kehrt Ruhe in der Stadt ein 🙂 Bei der Hitze schon im Mai fängt erst Abends der Bär so richtig zu steppen an.
Wir haben uns diesen Genuss nicht oft ‚gegeben‘, selbst wenn wir erst am späten Nachmittag in die Stadt sind. Immerhin hatten wir dann noch 30 Minuten mit dem Bus zurück in unsere Wohnung auf Zeit. Aber schaut mal –
die Kirche Orsanmichele in Florenz bei Nacht
ist schon herrlich, oder?
Jetzt findet ihr die Kirche, solltet ihr in Florenz sein, ganz bestimmt 🙂
Das könnte Euch auch interessieren:
In der Kirche San Filippo Neri in San Firenze Florenz
Die Badia Fiorentina in Florenz
In der Donatello-Ausstellung im Palazzo Strozzi in Florenz