Birgit Ailbout, eine ausgebildete Naturerlebnisbegleiterin, erfüllt sich in Briedel an der Mosel ein Herzensanliegen – alte Weinsorten und Pflanzen, die es früher in der Region gab wieder hier sesshaft zu machen.
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art konnten wir mit einer Weinbergwanderung mit Birgit an einem Nachmittag hoch über Briedel erleben. Nicht einfach so durch die Weinberge laufen, sondern das Leben an der Mosel, den Weinbau und die Arbeit der Winzer durch ihre Ausführungen wirklich erleben. Fragen über Fragen sind mir hochgesprudelt, und Birgit hat sie alle beantwortet. Und meine erste Frage war – wie bist du zu dieser Ausbildung gekommen?
Man spürt Birgits Begeisterung mit jedem Wort: Ein halbes Jahr ist sie jede Woche die gut 40 km nach Bernkastel-Kues zur Ausbildung gefahren. Als sie sich für die Ausbildung entschieden hatte, dachte sie zunächst „klingt einfach, ich lerne noch ein bisschen was über Blümchen und Bienchen“ und lacht als sie uns das so erzählt hat. Aber dem war nicht so. Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe mit verschiedenen Projektarbeiten, Führungen und einer umfassenden Prüfung.
Ihr Ziel war es von Anbeginn dieser Ausbildung auf zwei brachliegenden Flächen, die sie und ihr Lebensgefährte Karl-Otto, (mit dem sie sein Weingut betreibt) dafür geschenkt bekamen, alte historische Rebsorten und Pflanzen wieder an der Mosel sesshaft zu machen. Zusätzlich zu ihren Weinbergen. Sie lacht als sie uns erzählt, wie sie anfangs von den Briedelnern für dieses Projekt belächelt wurde. Zwar schon seit 30 Jahren in Briedel wohnhaft, aber da galt sie dann als ‚die spinnernde Städterin mit ihrem Projekt‘. Was Birgit aber nicht abschrecken ließ, und ich dachte mir (oder sprach ich es sogar laut aus) – das ist doch wie überall! Will man etwas bewegen was außerhalb des Horizonts mancher Menschen liegt, wird man belächelt und als spinnernd abgetan.
Wer die brachliegenden Flächen zwischen den Weinparzellen sieht, kann sich annähernd vorstellen, was es für ein Knochenjob war, die Steillage für die Weinreben vorzubereiten.
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen und man zweifelt in solchen Situationen echt am Denkvermögen mancher Menschen. Und mir ging ein Vorfall in meiner Heimatstadt durch den Kopf, der sich während unseres Aufenthalts hier an der Mosel zugetragen hat. Im Himmelsgarten (es gibt da auch einen Blogbeitrag für dieses herrliche Fleckchen) wurden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit der Motorsäge Bäume umgesägt und liegen gelassen.
Birgit hat die Rebstöcke, die sie von einem ‚Jäger und Sammler‘ bezieht, nachgepflanzt und hofft, dass sie nicht wieder durch Menschenhand verlustig gehen. Und zeigt gleichzeitig auf ihr zweites Stück Brachland, das sie in mühevoller Arbeit zum Nutzland umgewandelt hat. „Seht ihr die Pfähle bei den Bäumen? Frisch gepflanzt fehlten uns auf einmal mehrere Pfähle. Die hat wohl ein Weinbauer irgendwo für seine Rebstöcke brauchen können. Jetzt haben wir die Pfähle alle rot markiert.“ und grinst dabei.
In ihrem zweiten Projektstück hat Birgit verschiedene Bäume und Pflanzen gesetzt, so z.B. Quitten, weiße & schwarze Maulbeere und Weinbergpfirsiche. Und fügt aber auch hier an „Wer weiß, was wir selbst davon ernten werden.“ Denn Weinbergwanderer, bzw. Touristen denken in den Weinbergen ‚was dein ist, ist auch mein‘. Man sieht es hier auch an den unzähligen Walnussbäumen entlang der Mosel. Und Birgit erzählt: „Alle diese Bäume gehören jemanden. Es ist nirgendwo ein Schild ’sammeln erlaubt‘. Aber in Heerscharen bücken sich Wanderer und Touristen nach den Walnüssen. Und die Einheimischen, denen die Bäume ja gehören, oder die Gemeinde, die die Erträge der Bäume teilweise versteigert, die gehen dann leer aus. Einmal ist sie von einem Tourist angepflaumt worden, weil sie eine Walnuss ‚zu Tode‘ gefahren, sprich überfahren hat. Soll ich deshalb hier im ZickZack fahren?“
Auf meine Frage, warum sie dann diese Grundstücke nicht einzäunt, meint sie, dass dies zum einen nicht in die Landschaft passt und zum anderen auch nicht ihrem Projektgedanken entspricht. Vielmehr möchte sie am Rand vom Baumstück mit Helfern eine Steinmauer anlegen, damit Emil dort eine Heimat findet.
„Emil ist unser kleiner Bewohner bei unseren Projekten, eine kleine Eidechse. Und ihm und vielen seiner Artgenossen, Schmetterlingen und Bienen möchten wir hier ein wunderschönes Zuhause geben.“ Man merkt Birgit förmlich die Begeisterung für ihre Projekte an, und ich denke, solche Menschen, die sich so für den Erhalt der Natur einsetzen, sollte es viel mehr geben. Aber, so berichtet sie etwas traurig, seit Weinberge brach liegen, die Menschen nicht mehr so gehäuft auf diesen Wegen wandern, verwildern diese. Auch ich bin mehrfach an Heckenrosen hängen geblieben die in den Weg wuchern. Die Gemeinde lässt sie einfach wuchern. In einem weiteren Projekt will sie sich mit anderen Gleichgesinnten dafür engagieren, dass die Wege wieder hergerichtet werden. Auch, um den Wildschweinen, die dort ihren Unterschlupf finden um dann die Weinberge zu durchwühlen, ein wenig die Grundlage, sprich den Schutz zu nehmen.
Als wir sie auf die Querstangen auf den Pfählen angesprochen haben, erklärte sie uns, dass dies als Landeplatz für ortsansässige Greifvögel dienen soll.
Und anschließend noch eine Weinprobe bei ihr und Karl-Otto, ich sag euch … ein Träumchen mit diesen Weinen.
Mehr über Birgit und ihre Projekte könnt ihr hier lesen.