Eine der teueresten aber auch schönsten Ecken Hamburgs ist der Stadtteil Blankenese mit so rund 5.000 Stufen im Teppenviertel des Stadtteils.
Unser letzter Tag in Hamburg ist heute angebrochen. In der Innenstadt haben wir alles ‚abgearbeitet‘ was wir vorrangig sehen wollte. Natürlich gibt es noch viel viel mehr zu entdecken, deshalb steht Hamburg bereits auf unserem Wiederholungsplan. „Ihr solltet unbedingt ins Treppenviertel nach Blankenese“ hat uns vor der Abfahrt noch meine Tochter als Tipp mitgegeben. Deshalb kam dieser Tipp auf den letzten Hamburgtag. Und noch besser – direkt vor unserem Hotel fuhr der Bus nach Blankenese ab.
Ja, man könnte auch mit der S-Bahn unterirdisch fahren, aber ich rate euch zu einer oberirdischen Fahrt hinaus nach Blankenese. Ist so eine kleine Fahrt durch die Stadtteile und ich fand sie sehr interessant. Wunderschöne Reetdachhäuschen neben eleganten großen Villen – wir haben alles gesehen. Rausgelassen hat uns der Bus genau an der S-Bahn-Station 🙂
Durch die kleine Einkaufsstraße von Blankenese ging es Richtung Treppen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kommt mit mir durchs Treppenviertel im Hamburger Stadtteil Blankenese
- 2 die Strandtreppe in Blankenese
- 3 bisschen Geschichte zum Hamburger Stadtteil Blankenese
- 4 Leuchtturm Unterfeuer bei Blankenese
- 5 Airbus-Werk und Werksflugplatz von Airbus in Hamburg-Finkenwerder
- 6 Naturschutzgebiet Neßsand bei Blankenese
- 7 Die Schifffahrt auf der Elbe bei Blankenese
- 8 Das könnte Euch auch interessieren:
- 9 So kommt ihr in den Hamburger Stadtteil Blankenese
Kommt mit mir durchs Treppenviertel im Hamburger Stadtteil Blankenese
das ihr auf mehreren Wegen mit den rund 5.000 Treppen hinunter zur Elbe durchqueren könnt. Durch kleine Verbindungswege kommt ihr zur nächsten Treppe.
Wir haben uns für
die Strandtreppe in Blankenese
entschieden …. und ich habe mich in die Gässchen eines italienischen Fischerdorfes versetzt gefühlt. Schaut mal, ist das nicht schön?
Und da fingen die beiden auch schon an – mein Träumerchen und mein MIesmacher haben sich einen heftigen Schlagabtausch geliefert, während ich die Treppen bergab bin. „Hier wohnen, mit dieser herrlichen Aussicht, das ist doch ein Traum!“ Mein Träumerchen kam ins Schwärmchen. Ich kann euch sagen, ich kenn mein Träumerchen verdammt gut …. vor bestimmt 30 Jahren, bei unseren Familienurlauben am Luganer See träumte es auch schon „Hier ein kleines Grotto am Berg, das wär doch herrlich!“ Ganz im Ernst, ich hab damals schon Immobilienangebote angeschaut 😀
Viele, viele Jahre später als ich mehrfach auf Ibiza war, hat es wieder zugeschlagen. Acht Mal war ich auf dieser herrlichen Insel und bereits eine Wohnung ausgespäht. Bis mein Miesmacher gnadenlos zurück geschlagen hat: „Was, hier willst du auf Dauer leben? Spinnst du? Im Winter ist da tote Hose! Und von was willst du leben? Bist doch gerade am Anfang deiner Selbstständigkeit. Und was ist mit deiner Mum und deinen Kindern?“ Boahh echt, ich hätte ihm soooo eine scheuern können. Im Miesmachen war der verdammt gut, und ich hab meine Träume in die Schublade ’nicht realisierbar‘ verschoben.
Und jetzt reißt der da auf Blankenese wieder seinen Schnabel auf: „Weißt du eigentlich, dass du das ganze Graffel alles den Berg hinunter oder hinauf tragen musst? Du wirst ja auch nicht jünger! Verdrängst du das gerade?“ Boahhhh, sein blödes Grinsen konnte ich mir direkt bildlich vorstellen. Also hab ich beiden den Mund verboten, und bin ohne Träumen und Denken weiter die Treppen nach unten 😉
Zwischendurch
Blicke auf die Elbe vom Treppenviertel Blankenese
Hachja … das Träumerle wollte schon wieder …..
Aber spätestens als ich den Einheimischen hinterher sah, die die Treppen nach oben strebten, war das Träumerle mucksmäuschenstill. Ganz zufrieden und still hat mein Verstand die Oberhand bekommen, zumindest für den Moment, denn ich will euch jetzt noch ein
bisschen Geschichte zum Hamburger Stadtteil Blankenese
erzählen. Mit dem Fischerdorf (wenngleich es zwar kein italienisches ist) lag ich gar nicht so verkehrt. Aber ich geh noch ein bisschen weiter zurück, zum dichten Wald auf dem knapp über 74 Meter hohen Süllberg (auf dem heute wunderschöne Häuser stehen). Damals so um 1060 machte der Erzbischof von Hamburg und Bremen kurzen Prozess mit heidnischen Raubgesindel, die immer wieder die christlichen Einwohner bedrängten. Er ließ den Wald roden und erbaute dort oben eine Holzburg. Dort sollen sich eine Ordensgemeinschaft angesiedelt haben, die fortan die Christen in der Region betreuten. Zugleich war von der Burg aus das Geschehen auf der Elbe gut zu beobachten.
So der Plan, zweiteres mag auch super funktioniert haben, ersteres aber nicht. Die Priester nahmen sich zwar ihrer Schäfchen an, aber nicht so wie gedacht, denn sie nahmen sie finanziell aus. Die Bewohner ließen sich das natürlich nicht gefallen und zerstörten die Burg. Der Erzbischof reagierte mit der Exkommunikation der Bevölkerung.
1258 hatten die Grafen von Schauenburg und Holstein das Sagen und eine neue Burg auf dem Süllberg entstand. Hauptziel war wieder die Sicherung der Fährverbindung. Aber die Bürger hatten ein scharfes Auge auf das, was da oben auf der Burg passierte. Da war nämlich einer bei den Burgherren in Diensten, der auf einem Elbezufluss Hamburger Schiffe ausraubte. Der Protest war so groß, dass die Burg 1262 wieder abgerissen wurde.
Urkundlich taucht das kleine Fischerdorf 1301 auf, denn da wurde den Rittern von Raoisen, das ist ein holsteinisches Adelsgeschlecht, der Ertrag von den Fährverbindungen zur anderen Seite der Elbe zuerkannt. Ab 1490 taucht der Name Familie Breckwoldt in Blankenese auf. Die bekamen das Recht zum Brauen und Brennen und sorgten eifrig für Nachwuchs. So um 1640 soll die Hälfte der Einwohner von Blankenese Breckwoldt geheißen haben.
Regiert wurde die Region zuerst von den Schauenburgern, als das Geschlecht ausgetorben war, dann vom Herzogtum Holstein, das ab 1640 unter König Christian IV. von Dänemark stand. 200 Jahre lang hatten die Dänen das Sagen, und Blankenese zählte im 18. Jahrhundert zu den mächtigsten Fischfangflotten in Dänemark. Reetgedeckte Fachwerkhäuser gehörten zum Orstbild. Einige davon sieht man auch heute noch.
Dann ging es ein paar Jahre mit Krieg ab, Schleswig-Holstein führte Krieg mit Dänemark. der dem dänischen König zuzuschreiben war. Er wollte die Erbfolgeordnung aufheben, was den Holsteiner so gar nicht passte. Der Krieg wurde zwar 1851 beigelegt, aber gebrodelt hat es nach wie vor. Staatsrechtlich gehörte Holstein zu Deutschland, regiert wurde es von Dänemark. Schlussendlich hatte Blankenese innerhalb von zwei Jahren drei Regierungen: dänisch, österreichisch und preußisch. Ist schon doof, wenn in Schleswig die Preußen was zu Sagen hatten und in Holstein die Österreicher. 1866 ging dann die gesamte Regierung an Preußen.
Im 19. Jahrhundert zog es betuchte Bürger nach Blankenese. Vornehme Villen entstanden, und damals wie auch heute zog es bekannte Persönlichkeiten in den Stadtteil von Hamburg. Kann ich absolut verstehen, als ich weiter den Hang nach unten ging.
Gnadenlos hab ich die Träumerleversuche ignoriert. Auf Dauer hier leben? Hmm … aber für ein paar Wochen? Hämisch hörte ich innerlich meinen Verstand lachen „soviel Kohle hast du gar nicht, vergiss es einfach.“
Wir waren inzwischen unten am Strandweg angekommen, wo ganz in weiß das Strandhotel seinen Gästen einen grandiosen Blick auf die Elbe bietet. Ein herrlicher Strand lockt entlang der Elbe. Was weniger verlockend hier in erster Reihe ist, ist das Elbehochwasser.
Ja, es hat halt immer alles seine zwei Seiten. Wenn ihr eucht jetzt fragt, mussten wir die vielen Treppen dann auch wieder nach oben? Nein! Da haben sich meine Beine schon bei der Planung gefreut, es gibt eine „Bergziege“ die uns wieder nach oben gebracht hat. So wird der kleine Stadtteilbus liebevoll genannt, der behende durch die winkeligen Gässchen nach oben fährt und an verschiedenen Haltestelle die Mitfahrer einsammelt.
So weit waren wir aber noch lange nicht. Ihr wisst ja, ich bin ein Wasserkind, und es gibt nichts schöneres für mich einfach nur am Wasser zu sitzen und zu beobachten. Und hier an der Elbe, wo mächtig was los ist, sowieso.
Der erste Blick auf dem Weg zu dem kleinen Hafenrestaurant war der
Leuchtturm Unterfeuer bei Blankenese
Wenn es ein Unterfeuer gibt, dann muss es auch ein Oberfeuer geben? Stimmt, die beiden Leuchttürme bilden seit Ende November 1984 das Warn-Duo für die auf der Elbe fahrenden Schiffe. 2020 musste der weiß-rote Feuerturm dann aber abgerissen werden. Die Elbe musste vertieft werden und der Turm war im Weg. 600 Meter weiter wurde er aber wieder aufgebaut. Und zwei Leuchttürme an fast gleicher Stelle würden ja nur verwirren.
32 Meter ist der neue Turm hoch und bekommt seine Signale über das Seemannshöft ferngesteuert. Dort hat die nautische Zentrale ihren Sitz, und wir sind bei unserer Fahrt mit der Hafenfähre nach Finkenwerder dran vorbei geschippert.
Wie schon an der Außenalster, gab es auch hier auf dem Ponton einen Logenplatz. Man könnte mich da tatsächlich morgens abliefern, und am Abend wieder abholen 😀 😀 es gibt da soooo viel zu sehen. Meine ersten Blicke gingen schräg über die Elbe zum
Airbus-Werk und Werksflugplatz von Airbus in Hamburg-Finkenwerder
Von unserer Hafenfähre-Fahrt wusste ich bereits (auch wenn die Hafenfähre dort nicht anlegt) dass Airbus ein großes Werk in Finkenwerder hat. Dass es dort aber auch einen Flugplatz gibt, darauf wurde ich erst aufmerksam, als ich die erste Maschine starten sah.
1954 entstand dieser Werksflugplatz, der damals nur eine Landebahn von knapp 1400 Meter hatte. Ist schon doof, wenn man sie mit der Landebahn auf dem Hamburger Flughafen verwechselt, die über die doppelte Länge verfügen. Geschafft hat dies 1967 ein spanischer Pilot und konnte gerade noch vor dem Bahnende zum Stehen kommen. Gerade nochmal gut gegangen.
Keine andere Flugzeuge als die Airbus dürfen von hier ihren Erstflug antreten. Und wenn ein Airbus noch einen schönen Anstrich, sprich Lackierung, braucht, oder der Innenausbau noch im Flugzeug gemacht werden muss, dann dürfen die hier auch runter. Mittlerweile wurde die Landebahn auf über 3 km verlängert. Die Piloten brauchen jetzt bestimmt keine Vollbremsung mehr 😉
Sehr beschaulich ist der Blick hinüber zum
Naturschutzgebiet Neßsand bei Blankenese
Insgesamt sind es drei Elbinseln, die seit 1952 unter Naturschutz stehen. Drei Bundesländer treffen hier aufeinander: Hamburg, Niedersachsen und Schleswig Holstein ziehen ihre Landesgrenzen durch die Elbinseln.
Die Hafenfähre ab der St. Pauli Landungsbrücke fährt nicht bis Blankenese, da ist in Finkenwerder die letzte Station. Man kommt von Blankenese nur hinüber nach Cranz ans andere Elbeufer.
„Schau mal, da hinten ganz in der Ferne. Was ist denn das weiße halbrunde?“ Fragend habe ich meinen Mann angeschaut. Man tat sich mit dem bloßen Auge schwer, dieses weiße etwas am Rand der Elbe auszumachen. „Das ist vielleicht ein großer Tank? Keine Ahnung.“
Nach einiger Zeit sahen wir, dass sich dieses ‚keine Ahnung‘ elbabwärts bewegte. Immer langsamer, aber stetig kam es auf uns zu. Nein, ein Tank war das ganz sicher nicht 😀 Wow, was für
ein Schiffsriese auf der Elbe bei Blankenese
der da an uns vorbeizog. Sehr beeindruckend ….
Irgendwann hieß es aber doch sich von diesen Blicken loszureißen.
„Wir könnten doch … “ wenn ihr euch durch meine Hamburg Berichte gelesen habt, dann kommt euch dieser Satz bekannt vor 😀 😀
Wir haben uns bis zuletzt die Option offen gelassen den Ohlsdorfer Parkfriedhof noch auf unseren Besichtigungsplan zu setzen. Gemäß dem Motto „Alles kann, aber nichts muss“ und unter Stress schon gar nicht. Aber wir hatten noch soooviel Zeit vom Tag, und ein Blick auf die S-Bahn Linien zeigte, dass direkt von Blankenese die Bahn Richtung Flughafen und damit über die Haltestelle Ohlsdorfer Parkfriedhof fährt. „Dann könnten wir doch ….“ 🙂
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Im Hamburger Stadtteil St. Georg
Im Hamburger Stadtteil St. Pauli
Hallo,
Wir haben kürzlich Hamburg besucht und auch blinkendes. !
War alles toll anzusehen ,
Frage !
Wie wohnen die Bewohner des Treppen -Viertels und wie ist das Leben
Rundfunk ? Des meine Straßen usw.vorhanden sind ?
Wie bekommen Sie die gekauften waren in ihre Häuser ?
Danke für die Info
Ja, Blankenese ist sehr schön. Bei unserem Bummel durch das Treppenviertel habe ich genau deine Fragen auch einer Bewohnerin, die gerade die Straße gefegt hat, gestellt. Ihre nüchterne Antwort: Ja, wie wohl. Damit war das Gespräch beendet.
Ich könnte mir es ähnlich vorstellen, wie ich es von den engen Örtchen in Italien kenne: es gibt einen Parkplatz oben an den befahrbaren Straßen, und alles eingekaufte darf man per Hand, oder mit einem Trolly, zu den Häusern ziehen.
Das sind vermutlich die Schattenseiten eines wunderschönen Wohnviertels.