Nicht weit vom Bahnhof steht in der Mönckebergstrasse, Hamburgs pulsierender Einkaufsstraße, das Levantehaus – ein Kontorhaus mit einer ganz besonderen Atmosphäre.

Nach dem Besuch der Hauptkirche St. Petri am Anfang der Mönckebergstraße war es für uns ein MUSS, auf DER bekannten Einkaufsstraße in Hamburg noch ein Stück weiterzugehen. Das Levantehaus, fast am Ende der Straße war unser Ziel. Wer mich aber kennt, der weiß, dass ich nicht fürs Shopping in eine Großstadt muss, oder aus diesem Grund Einkaufsstraßen suche. Ganz klar ist es immer praktisch in solch belebten Straßen etwas fürs hungrige Bäuchle zu finden, so auch nach unserem Besuch der Kirche St. Petri. Schließlich stand da noch einiges mehr auf unserem ‚Das-müssen-wir-unbedingt-sehen-Zettel‘.

Es war Mittagszeit, und all die berufstätigen Menschen suchten sich ein Plätzchen für eine Mittagsmahlzeit. Grund für mich, während unserer Pause das Treiben unauffällig zu beobachten 🙂 Ja, das gehört halt auch irgendwie dazu 😀

Tja, was suche ich dann in Einkaufsstraßen, wenn ich doch nicht shoppen will? Ganz einfach – besondere Einkaufspassagen. So, wie wir sie z.B. in Leipzig vorgefunden haben. Bedeutet, ich suche alte Einkaufspassagen mit einem besonderen Flair, nicht die Modernen, wie man sie im Gänseviertel oder am Jungfernstieg in Hamburg zuhauf findet. Wenn wir (hoffentlich) demnächst wieder nach Prag fahren, dann steht die Suche nach diesen besonderen Passagen rund um den Wenzelsplatz als ein Tagesziel auf dem Plan.

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meiner Erkundung des Levantehauses in der Mönckebergstrasse in Hamburg

das mich schon bei meinem Hamburgbesuch 2005 fasziniert hat. Etwas unglücklich, um nicht zu sagen so richtig doof, war es, dass genau vor dem Levantehaus eine Großbaustelle eingerichtet war. Die weitere Straßenseite war bis auf zwei Meter vor dem Kontorhaus gesperrt. Heiligs Blechle, nix für mein Fotografenherz. Hätte ich doch sehr gerne die Fassade in Frontsicht abgelichtet. So bleibt mir für

die Außenansichten vom Levantehaus in Hamburg

nur die Perspektive von unten nach oben, wie ich sie aber ja bei vielen Objekten auch liebe. Von der Mönckebergstrasse zeigt sich das große Kontorhaus als Backsteinfassade, die Brüstungen mit Ornamenten geschmückt. Jedes Haus hat ja bekanntlich mehrere Seiten, die gegenüberliegende Fassade in der Bugenhagenstrasse ist dagegen eine schlichte Klinkerfassade. Nein, nicht vorne hui und hinten pfui, aber ist doch klar dass man sich zur Hauptseite etwas mehr herausputzt, oder?

Die Eingänge ins Levantehaus in Hamburg

sind beide schon ein Hingucker. Aus zwei Gebäuden machte man eins, aber mit zwei Eingängen. Und beide Eingänge sind künstlerisch gestaltet – der eine mit einer Zentaurenfigur, ein Mischwesen von Mensch und Pferd, von dem englischen Bildhauer Barry Baldwin, der den zweiten Eingang mit einem überdimensional großen Elefantenkopf schmückte.

Bevor wir uns im Inneren des Kontorhauses genauer umschauen, gibt es

ein bisschen Geschichte zur Entstehung des Levantehauses in der Mönckebergstrasse in Hamburg

Einer ist immer der ‚Schuldige‘ – hier aber im positiven Sinne, denn er ist nicht nur für die Entstehung des Levantehauses verantwortlich, sondern gleich für das Erscheinungsbild in der ganze Mönckebergstrasse – Franz Bach. 1865 wurde er geboren und fing in Sachsen-Anhalt sein Handwerk von der Picke auf an. Genauer gesagt in Weißenfels, in dem Ort, an dem wir im Weihnachtsurlaub 2019 die herrliche Schlosskirche besichtigt haben. Anschließend absolvierte er in Leipzig die Baugewerkeschule. Nach Gründung einer Familie war der Gedanke, nach Amerika auszuwandern. Und zwar vom Tor zur Welt, von Hamburg. Aber da endete auch schon die weite Reise, denn Bach erkannte den beginnenden Bauboom in der Hansestadt und war fortan damit beschäftigt, für Architekten der Stadt Kontorhaushäuser zu entwerfen. Als Hamburger Bürger machte er sich 1891 dann als Architekt selbstständig.

1892 war nicht nur für ihn ein schicksalhaftes Jahr – es bricht eine verheerende Choleraepedemie aus. Und das ausgerechnet im östlichen Gängeviertel der Stadt. Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden diese Viertel, die ehemals eigentlich sowas wie kleine Gartenanlagen waren. Da aber immer mehr Menschen, vor allem während des 30-jährigen Krieges, in die Stadt flüchteten, entstand in enger Bauweise aneinander aufgereihte Fachwerkhäuser – das Gängeviertel. Meistens nur über kleine schmale Gassen, Torwege oder Gänge waren die Wohnungen erreichbar. Man kann sich vorstellen, wie sich in solch einem engen Viertel solch eine Epedemie auswirkte. Rigeros half zur Eindämmung nur den Abbruch dieses Gängeviertels.

Damit entstand eine offene Fläche, die der Hamburger Senat neu gestaltete.

Die Entstehung der Mönckebergstrasse in Hamburg

die nach dem damaligen Bürgermeister Mönckeberg benannt wurde. 30 Meter breit sollte sie werden und 800 Meter lang, und führte vom Bahnhof zum Rathaus. Da die Hansestadt immer bedeutender wurde, wuchs auch der Bedarf an Büroräumen. Dieses Potential erkannte Franz Bach und errichtete auf einen Schlag sechs Kontorhaushäuser in der Mönckebergstrasse, darunter auch das Levantehaus. Da er mit Fassadengestaltungen wohl kein so glückliches Händchen hatte, gab er diese Aufgabe so ab 1907 an den Architekten Carl Bensel ab.

1911/12 wurde das von Bach entworfene Backsteinhaus erbaut und zählt bis heute zu einem der schönsten Kontorhäuser in der Hansestadt Hamburg.

Warum der Name Levante(haus)?

Der erste große Mieter der nach Fertigstellung in das Gebäude einzog war die deutsche Dampfschiffslinie „Levante“. Aus dem italienischen abgeleitet bedeutet der Name „der Sonne entgegen“ und wo fand zumeist der Handel statt? Zumeist am östlichen Mittelmeer. Und so ging 1925 die Sonne im Levantehaus auf und ist auch noch heute das Warenzeichen des heutigen Eigentümers – neun gelbe Strahlen im Halbkreis, das stilisierte Sonnensymbol.

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die Einkaufspassage im Levantehaus in Hamburg

wo durchaus auch ins Innere die Sonne strahlen kann. Denn das Gebäude wurde ab 1995 umfangreich umgebaut. Büroflächen gab es jetzt reichlich in der Altstadt, und so wurde kurzerhand im Erdgeschoss eine kleine aber feine Einkaufspassage eingerichtet. Außerdem durfte ein 5-Sterne Hotel in weiteren Ebenen einziehen.

Bei dieser Umgestaltung erhielten die beiden an der Seite liegenden früheren Innenhöfe Dachverglasungen mit interessanten Stahlkonstruktionen. Und das ist natürlich DAS perfekte Fotomotiv für mich 🙂

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bomben zerstört. Nein, so ein herrliches Gebäude muss man doch wieder aufbauen. In zwei Jahren Bauzeit wurde ab 1948 das Levantehaus fast im Original wieder aufgebaut.

Das Shoppingerlebnis im Levantehaus in Hamburg

ist ein ganz besonderes. Teilweise kleine Inhabergeführte Lädelchen mit einem besonderen Sortiment findet man in der Ladenpassage. Insgesamt 40 Geschäfte und zusätzlich noch einige Cafés und Restaurant finden sich hier. Wäre unser Kaffeedurst nicht schon gestillt gewesen, hätte der Besuch im Grand Cafe Roncalli gereizt. Ein Feeling von alt und antik, mit dem Touch einer Zirkusmanege und vielen köstlichen Leckereien.

Damals, bei meinem Besuch 2005 haben meine Tochter und ich uns einen Kaffee in dem kleinen Café bei der Jugendstiltreppe gegönnt, mit der Zeit alles genau zu bestaunen. Kinderherzen schlagen im kleinen Laden mit Steif-Tieren bestimmt um einiges höher. Und fast könnt man denken, die Fotos einer Ausstellung schweben in der Ladenpassage ….

Das Figurenfries im Levantehaus

So in der Mitte der Passage solltet ihr euren Blick nach oben richten. Denn zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss hat der englische Bildhauer Barry Baldwin (von ihm sind auch die Figuren an den Eingängen) ein Figurenfries geschaffen. In einem Rund versammeln sich bedrohte Tierarten die vom Aussterben bedroht sind. Mein kleiner Enkel hätte seine Freude an diesem Tierreigen, er kennt sie alle 🙂

Und jetzt noch ein bisschen weiter den Kopf in den Nacken legen, und ihr seht

das Bleiglasfenster von Ada Isensee im Levantehaus in Hamburg

Bis ins 7. Stockwerk geht da euer Blick, wenn ihr das beleuchtete Bleiglasfenster entdeckt habt. Die Künstler zeigt in wunderschönen Farben Motive aus der griechischen Mythologie. 1944 wurde die Künstlerin in Postdam geboren und absolvierte ein Psychologiestudium, bevor sie als Malerin erfolgreich wurde. Hauptsächlich gestaltet sie Glas und in meiner Heimat, in der ev.Stadtkirche in Schorndorf, ist ein wunderschönes großes Glasfenster von ihr zu bewundern. Kein Wunder, dass es in meinem Ländle ist 🙂 – die Künstlerin lebt seit vielen Jahren im Remstal, in dem auch meine Heimatstadt Schwäbisch Gmünd liegt. So klein ist doch die Welt, dass ihre Kunstwerke von Süd nach Nord reisen.

Es gibt noch einiges mehr im Levantehaus zu entdecken. Aber wie immer wäre es ja wirklich langweilig, wenn ihr selber nicht auch noch Sehenswertes findet. Ich sag nur Pater Noster und Treppenhaus 😉

Wir verabschieden uns vom Levantehaus und setzen unsere Erkundungstour fort über den Barkhof, in Richtung der Hauptkirche St. Jacobi.
Kommt Ihr mit?

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