Ein wertvolles und bedeutendes Kulturdenkmal findet sich im Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels im südlichen Sachsen-Anhalt.

Unsere Tage in Naumburg waren gut ausgefüllt mit all den bedeutenden Sehenswürdigkeiten, die es hier auf engstem Radius zu entdecken gilt. Ca. 20 Minuten östlich von Naumburg liegt das heutige Ziel – die Schlosskirche St. Trinitatis im Schloss Neu-Augustusburg. Wer hier einen Kirchturm oder einen sonstigen Hinweis auf eine Kirche sucht, der sucht genauso lange und vergebens wie wir. Wo soll hier eine Kirche sein?
Kein Hinweis, kein Portal das man hätte betreten können – nichts. Waren wir hier überhaupt richtig?
Suchend haben wir uns in dem großen Schlosshof umgeschaut. Ich weiß nicht, ob man mir eine anfängliche Enttäuschung angemerkt hat. DAS ist alles? Aber außer meinem Mann war sonst niemand anwesend und unterwegs, der meinen skeptischen Blick hätte auffangen können. Und so haben wir uns erstmal in dem quadratischen Hof umgesehen. Unübersehbar sind die Renovierungsarbeiten, mit der Absicht, den zweiten Schlossflügel ebenso wieder ein Facelifting zu verpassen.

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An einer Tür im Eck des Schlosshofes waren zwei Damen in eine Unterhaltung vertieft. Wer in meinen anderen Berichten zu unserem Urlaub in Naumburg gestöbert hat, weiß es – nicht nur einmal haben wir den Eingang gesucht. „Das passiert uns heute nicht“ und zielstrebig ging ich auf die beiden Damen zu. „Wo ist denn die Schlosskirche?“ Und wir wurden in den ersten Stock des Gebäudes verwiesen. Ah, hier war die Kasse. Die Hoffnung hier richtig zu sein, wuchs zunehmend.

Wie überall in all den Sehenswürdigkeiten in Sachsen-Anhalt ist ein Eintrittspreis normal. Und auch hier wieder die obligatorische Fotogebühr, die wir bisher nur in diesem Bundesland und in Leipzig in der Nikolaikirche entrichten durften. Diese Gebühren liegen meist zwischen 1,00 und 2,50 € und wenn sie der Erhaltung des jeweiligen Objekts zugeführt werden, finde ich sie total richtig. Besser als ein kleiner Opferkasten, in dem dann doch niemand etwas hineinwirft.
„Zweimal Schlosskirche und Fotogebühr“ war dann hier mein Wunsch. Aber die junge Dame an der Kasse hatte es drauf, richtig geschäftstüchtig. Und so entwickelte sich ein Dialog zwischen einer Schwäbin und einer jungen ‚Geschäftsfrau‘.
„Wirklich nur die Schlosskirche? Oder mit Museum?“ – „Nö, Museum nicht, nur Schlosskirche.“ – „Aber das Museum ist wirklich sehenswert.“ Ein fragender Blick zu meinem Mann folgte. Bei meinem Bericht zu Schloss Merseburg habt ihr es vielleicht schon gelesen, Museen und ich/wir sind nicht wirklich Freunde fürs Leben, die nicht ohne einander können. Und nachdem wir in diesen Tagen bereits einige Museen intus hatten, hielt sich die Begeisterung sichtlich in Grenzen. „Kostet auch nur 2 € mehr.“ Und fragte mich so nebenbei für statistische Zwecke nach der Postleitzahl. Entlarvt! 🙈 Sollte ich  jetzt ‚in fernen Landen‘ dem Ruf der Schwaben als geizig gerecht werden?

Ihr ahnt es – „Zweimal Museum, Schlosskirche und Fotogebühr“ 🙂

Ihr kommt nicht an dieser Kasse vorbei, und schon gar nicht allein in die Schlosskirche. Denn das nette Mädel schnappte sich jetzt einen großen Schlüssel und verließ mit uns das Gebäude. Vor diesen Tafeln standen wir bereits bei unserer Suche, aber nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass sich hinter einer kleinen unscheinbaren Türe die bekannte Schlosskirche verbirgt.

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Nach Betreten der Kirche hielt ich wirklich erstmal den Atem an – ich war schlicht überwältigt, denn so etwas Schönes, Einmaliges habe ich noch nie gesehen. Kein Wunder, denn die Schlosskirche St. Trinitatis zählt zu den schönsten frühbarocken Sakralbauten in Mitteleuropa. Und wie ihr an den Tafeln gesehen habt, stehen berühmte Namen mit der Kirche in Verbindung.
Das Talent von Georg Friedrich Händel wurde hier entdeckt, nachdem ihn sein Vater Georg Händel einmal mit nach Weißenfels nahm. Dieser war der Leibarzt des damaligen Herzogs und der kleine Georg Friedrich Händel spielte im Beisein des Herzogs so beeindruckend an der Kirchenorgel des Schlosses. Der Herzog konnte Vater Händel dann überzeugen, seinem Sohn eine musikalische Bildung zukommen zu lassen. Auch Johann Sebastian Bach hat eine Verbindung mit dem Weißenfelser Schloss, denn er fungierte als Hofkapellmeister.

Überreich ist die Kirche mit Fresken und prachtvollen Stuckarbeiten italienischer Meister ausgestattet. Gegenüber dem Altar ist auf der Empore die Fürstenloge, darüber die Orgel. Die Emporenbilder zeigen Szenen aus dem Neuen und Alten Testament.

Nachdem ich mich bei der jungen Dame herzlich fürs Aufschließen bedankt hatte, nahm diese in einer Kirchenbank Platz. Auf meinen fragenden Blick erklärte sie, dass niemand alleine in der Kirche bleiben dürfe. Mitgefangen – Mitgehangen. „Da brauchen sie aber viel Geduld, bis wir alles gesehen haben.“ „Ach, kein Problem“ meinte sie lachend „ich saß schonmal zwei Stunden da.“ In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich wirklich ihren Job haben wollte …..

Davonschleichen war jetzt nicht mehr, es ging zurück Richtung Museum. Auf dem Weg dahin haben wir erfahren, dass wir einen Tag zu früh hier waren. Am nächsten Tag wäre die Fürstengruft zur Besichtigung offen (immer am letzten Samstag eines Monats), in der die Herzöge von Sachsen-Weißenfels in ihren prunkvollen Sarkophagen aufgebahrt sind.

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Der hier ist verantwortlich für den Bau des Schlosses, August, Herzog von Sachsen-Weissenfels.

Bereits ca. 800 v. Chr. haben sich auf dem heutigen Schlossberg Slawen angesiedelt. 1047 wird zum ersten Mal eine Burg Weißenfels erwähnt die anschließend verschiedene Besitzer erlebt und verschiedene Kriege nicht unbeschadet überlebt. Ab 1546 wurde die Anlage jedoch unter Herzog August von Sachsen (auch „Vater August“ genannt) umgebaut und modernisiert und nach ihm, als Schloss Augustusburg benannt. Nachdem dieser aber 1553 mit seinem Hofstaat nach Dresden umzog, erlebte das Schloss 1644 die Sprengung der ganzen Schlossanlage durch die Schweden. 1660 wurde der Grundstein für das Schloss Neu-Augustusburg durch Herzog August von Sachsen-Weißenfels gelegt, auch mit der Absicht, dieses nach seinem Tod an seinen Sohn Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels zu vererben.
Dieser bezog dann auch 1680 nach dem Tod seines Vater als neuer Herzog das noch unfertige Schloss und beendete den Bau in den folgenden 14 Jahren. Im November 1682 konnte auch die Schlosskirche St. Trinitatis eingeweiht werden. Johan Moritz Richter und sein Sohn mit gleichem Namen waren die Baumeister der größten frühbarocken Schlossanlage in ganz Mitteldeutschland.

Im Schloss ist neben anderen Ausstellungen u.a. das größte Schuhmuseum der neuen Bundesländer untergebracht, das Schuhe aus aller Welt zeigt, Da ich lange Jahre quasi in der Welt eines Schuhmachers gelebt habe, mein Ex-Schwiegervater würde sich auf seiner Wolke über die Würdigung eines aussterbenden Berufsstandes sehr freuen, haben wir dann doch einen zügigen Rundgang absolviert.

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