Zwischen der Prager Altstadt und der Moldau ist das prachtvolle Konzert- und Galeriegebäude der Tschechischen Philharmonie zu finden.

Nachdem wir in der Josefstadt (Josefov) nach dem Besuch der Synagogen und des Alten Jüdischen Friedhofs den Weg aus dem Stadtteil von Prag über den langen Boulevard „Pariser Straße“ gewählt haben, sahen wir uns am rechten Moldauufer wieder herauskommen. An der Moldau entlang, unter Bäumen, den Blick hinauf zur Prager Burg oder zur St. Nikolaus Kirche auf der Kleinseite und dem Kloster Strahov, ging es langsam wieder zurück Richtung Prager Altstadt (Staré Město).

Es gibt in Prag sooooo unzählig viele imposante Gebäude, denen man nicht immer auf den ersten Blick ansieht ‚bist du wichtig – oder nicht?‘. Ohne meinen kleinen Städteführer, der uns 30 verschiedene Touren durch Prag zeigte, wären wir in vielen Situationen doch etwas orientierungslos in der Stadt herumgeirrt. Wobei man ja immer irgendwo herauskommt. Die Frage ist nur, wollte ich da auch hin? 🙂
Auch bei diesem Gebäude, habe ich den Stadtplan bemüht, der sagte – wir stehen vor dem Rudolfinum. Aha? Was ist das?
Immerhin verhieß die Statue, die ständig das Gebäude im Blick hatte – es muss etwas mit Musik zu tun haben.

Das Rudolfinum in der Prager Altstadt

hat tatsächlich etwas mit Musik zu tun. Von 1876-1884 ist es im Auftrag der Böhmischen Sparkassen errichtet worden. Die scheinbare Ähnlichkeit mit der Semperoper in Dresden ist mit der gerundeten Fassade gewollt. Und auch das Konzept glich dem der Semperoper. Es sollte von Anfang an ein Haus der Künstler sein, das die Musik pflegen und die Bildende Künste fördern soll. Der Schirmherr des Gebäudes, das im Stil der Neorenaissance errichtet wurde, war Kronprinz Rudolf. Seine Eltern sind uns bestimmt allen bekannt: er war der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Elisabeth (Sissi). Staatsrechtlich war er der Kronprinz des kaiserlichen Österreich und königlichen Ungarn.

Kronprinz Rudolf übersiedelte nach seinem Studium 1878 nach Prag und hatte dort eine Liebesaffäre mit einer jungen jüdischen Frau, die nach Berichten seine große und einzige Liebe war. Aber wie es zu dieser Zeit so war, der Kaiser bestimmt! Und so musste er auf Druck seines Vaters 1881 die Tochter des belgischen Königs heiraten. Das Paar lebte einige Zeit noch in Prag, nicht immer in voller Harmonie. Nach der Geburt seiner Tochter 1883 zog er zurück nach Wien.

Aber nicht nur der Kronprinz war für den Namen verantwortlich, auch sein kunstliebender Vorfahr Kaiser Rudolf II. hatte da einen Anteil dran. Seine Krönung zum König von Böhmen fand im September 1575 im Veitsdom zu Prag statt. 1583 verlegte er dann seine Residenz in die Prager Burgstadt Hradschin. Der Schein nach außen mit seinem großen Hofstaat sollte verbergen, dass er in Wirklichkeit sehr einsam war. Aber er verdrängte die Realität und flüchtete sich in die Welt des schönen Scheins. Sein Interesse galt auch vorwiegend den Künsten der Wissenschaft und der Astrologie. Auf vielfältige Art und Weise förderte er auch die Künste und die Künstler. Kaiser Rudolf II. besaß die größte Kunstsammlung dieser Zeit.

Ja, so hatten sie eben alle ein bisschen Anteil an der Namensgebung des imposanten Gebäudes.

Ihr seht es auf den Fotos – und nein, dafür stand ich nicht stundenlang vor dem Gebäude rum – es war schlicht nichts los in Prag zu unserer Zeit. Ich freute mich jeden Tag, meine Fotos ohne ’schmückende Beiwerke‘ von Menschen zu haben, was in Prag ja eigentlich fast unmöglich ist, das zu schaffen.

Wir haben es kurze Zeit nachdem die Grenzen (die wegen Corona geschlossen waren) wieder geöffnet wurden ‚gewagt‘ nach Prag zu fahren. Quasi ein Katzensprung von unserem vorherigen Standort im Erzgebirge. Und wir waren froh, dass wir diese Reise unternommen haben. Freie Sicht im Veitsdom, die Menschen im Goldenen Gässchen konnte man an einer Hand abzählen, in den Synagogen kaum was los, die Karlsbrücke fast leer …. Dinge, die man von der „Goldenen Stadt“ so ja nicht kennt.

1896 dirigierte Antonín Dvořák in dem größten der drei Konzertsäle, das erste Konzert der Tschechischen Philharmonie. Das wichtigste klassische Orchester Prags. Außer dem Saal der nach seinem Namen benannt wurde, gibt es einen Suk-Saal, nach seinem Schwiegersohn benannt, und den Kubelik-Saal. Im Rahmen des Prager Frühling, einem mehrwöchigen Kultur- und Musikfestivals, finden in dem Gebäude wichtige Konzerte statt. Alljährlich zum Todestag des Komponisten Smetana wird das Festival am 12. Mai eröffnet.

Antonín Dvořák

der am 1. Mai 1904 in Prag verstorben ist, ist der meistgespielte tschechische Komponist der Welt. Der böhmische Komponist stammt aus Österreich-Ungarn.

Schon früh, im Alter von 6 Jahren, lernte er Klavier und Orgel. Er besuchte später die Prager Orgelschule. Elf Jahre lang spielte er aber eher im Hintergrund in einem privaten Orchester. 1870 schrieb er seine erste Oper, die aber wohl eher nur ein Übungsstück war. Aufgeführt wurde sie zu seinen Lebzeiten nie. Johannes Brahms war es dann 1877, der ihm zu seinem Durchbruch verhalf. Er setzte sich bei seinem Verleger für die Veröffentlichung einiger seiner Werke ein. Das war der Beginn einer Freundschaft der beiden Komponisten, die lebenslang anhielt.
Er erhielt mehrfache Ehrungen. Während einer Uraufführung musste Antonín Dvořák das Theater wegen eines plötzlichen Unwohlseins verlassen. Am 1.5.1904 verstarb er an einem Schlaganfall. Auf dem Ehrenfriedhof, dem Vyšehrader Friedhof wurde er unter großer Beteiligung bestattet.
Bei unserem nächsten Besuch in Prag steht dieser Ehrenfriedhof auf unserem Besuchsplan. Mal sehen, ob ich sein Grab finde.

Ergänzung Oktober 2021:
Ja, wir haben es in unserem Langzeitaufenthalt – vier Wochen in Prag – geschafft,

das Ehrengrab von Antonín Dvořák auf dem Vyšehrader Ehrenfriedhof in Prag

zu finden. Mehr zum Ehrenfriedhof, der ein ganz Besonderer ist, könnt ihr in meinem ausführlichen Bericht dazu lesen.

ehrengrab antonín dvořák vysehrader friedhof prag 7230
Statue von Antonín Dvořák vor dem Rudolfinum in Prag 0448
Statue von Antonín Dvořák vor dem Rudolfinum in Prag 0446
Statue von Antonín Dvořák vor dem Rudolfinum in Prag 0462

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