Das mächtige Schloss Merseburg mit dem angrenzenden Kaiserdom war Königspfalz, Bischofssitz und Herzogsresidenz und ist ein wirklich empfehlenswertes Reiseziel.

Das südliche Sachsen-Anhalt ist wahrlich ein Schatzkästchen was Burgen, Schlösser, beeindruckende Kirchen und sehenswerte Örtchen anbelangt. Bei strahlendem Sonnenschein – und das am 29.12. – stand die Residenzstadt auf unserem Besichtungsplan. So langsam kannte sich ‚Fridolin‘ aus und wusste mittlerweile auch genau, dass man ‚Lotte‘ mit ihren Schleichwegen nicht immer trauen kann. Zielstrebig führte er uns von Naumburg Richtung Norden, am herrlichen Geiseltalsee vorbei. Über der Stadt, auf dem Burgberg ist dieses mächtige Renaissance-Schloss unübersehbar und leicht zu finden.
Ja, diese Reisezeit hat schon was – keine Suche nach einem freien Parkplatz, kein Gedränge oder Warterei.

Die gesamte Schlossanlage ist im Außenbereich kostenfrei zugänglich. Für die Besichtigung des Kaiserdoms und den Innenbereich des Schlosses informieren nette Damen in einem gemeinsamen Kassenbereich. Und natürlich, neben den Eintrittspreisen, wieder die obligatorische Gebühr fürs Fotografieren.

In dem großen Innenhof muss ich das Schloss erst einmal auf mich wirken lassen. Drei Seitenflügel gehören zum Schloss, der vierte angebaute Flügel zum Kaiserdom.

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Mit der reichhaltigen Geschichte und den berühmten Namen dazu, kann man sich lebhaft die Wichtigkeit dieses Schlosses vorstellen.
Otto I. der Große (912-973) war aufgrund eines Versprechens der erste Gründer des Bistums Merseburg. Dieser gelobte nämlich nach dem Zeugnis des Bischofs Thietmars von Merseburg vor der Lechfeldschlacht, dass er im Fall eines Sieges in seiner Pfalz Merseburg ein Bistum errichten wolle. Mit Hilfe von Bischof Ulrich von Augsburg, der ihm Zeit verschaffte ein Heer aufzustellen und nach Augsburg zu eilen, beseitigte Otto am 10. August 955 die Gefahr der Ungarn in einem triumphalen Sieg. Otto I. löste sein Versprechen ein und errichtete zu Ehren des Tagesheiligen Laurentius das Bistum. Otto II., sein Sohn, löste es allerdings bereits 981 schon wieder auf. 
1015 legte Bischof Thietmar – er war Geschichtsschreiber in der Zeit der Ottonen – den Grundstein zum Dombau. Das erste Schloss auf dem Hügel über der Stadt ließ ab 919 Heinrich I. errichten. Er gilt als der Gründer der Stadt Merseburg.

Bischof Heinrich von Wahren ließ im 13. Jahrhundert ein neues Bischofsschloss nördlich des Doms errichten. Das Schloss als Dreiflügelanlage wurde jedoch von ca. 1470-1500 von Bischof Thilo von Trotha, auf Bestreben von Herzog Georg I. von Sachsen, in Auftrag gegeben. Dies sollte jedoch nicht der letzte Umbau des Schlosses sein. Bedeutung als Königspfalz bekam Merseburg durch Heinrich II., der auch Thietmar 1009 zum Bischof von Merseburg ernannte und das Bistum erneut wieder in Leben gerufen hat. 28 Aufenthalte des Königs und seiner Frau, die auch großzügige Unterstützer des Doms waren, sind nachgewiesen.

Als ich mich etwas in die Gechichte von Schloss und Kaiserdom Merseburg eingelesen habe, war erkennbar, dass auch zu dieser Zeit wahrlich nicht immer Friede, Freude und Eierkuchen war. Diese bekannten Namen waren teilweise ganz gehörige Streitgenossen. Auch Bischof Thilo von Trotha war wohl als zänkisch bekannt. Vielleicht musste man dies zu jener Zeit auch in gewissem Maße sein? Schließlich erfuhr er bereits in jungen Jahren ein enorm hohes Ansehen und gilt als einer der bedeutendsten deutsche Bischöfe des Spätmittelalters.

Das Wappen von Trothas zeigt einen Raben. Hierzu ist eine Sage überliefert, nach der der Bischof seinen langjährigen und treuen Kammerdiener des Diebstahls eines goldenen Siegelrings beschuldigt habe. Und obwohl dieser seine Unschuld beteuerte und der wertvolle Ring nicht bei ihm gefunden wurde, ließ ihn Thilo von Trotha hinrichten. Jahre später sei der Ring durch einen Schieferdecker im Nest eines Raben nahe des Doms gefunden worden. Bestürzt durch seinen unverzeihlichen Fehler soll Thilo von Trotha, als Warnung vor zu vorschnellen Urteilen, in einem Vogelkäfig im Schlosshof die ewige Gefangenschaft eines Raben verfügt haben.
Auch heute leben noch in einer geräumigen Voliere ein Rabenpaar. Die Sage ist im Veranstaltungsraum im Erdgeschoss des Schlosses ebenfalls im Wappen sichtbar.

Bischof Thilo ist im März 1514 in Merseburg verstorben und hat seine letzte Ruhe in der Bischofskapelle des Merseburger Doms  die von ihm hergerichtet wurde, gefunden.

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Auf engstem Radius finden sich im südlichen Sachsen-Anhalt ja viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Mich haben diese Sehenswürdigkeiten an der Straße der Romanik wirklich begeistert. Und interessant finde ich ebenso die geschichtlichen Eckpunkte dazu. Aber egal in welcher Region und in welchem Land, die diversen Museen die oft in diesen Bauten untergebracht sind und ich, werden nie Freunde fürs Leben werden. Heißt im Klartext – ich werde nie ein Museums-Junkie werden, auch wenn ich jetzt in diesem Urlaub in mehreren Museen unterwegs war. Zweimal auch eher ‚gezwungenermaßen‘. So auf Schloss Goseck, das geschlossen hatte  („aber wenn sie schonmal hier sind, die Ausstellung zum Sonnenobservatorium ist sehr interessant“) und in Schloss Weißenfels, wo wir eigentlich nur in die Schlosskirche wollten „Sie wollen wirklich nicht ins Museum? Das ist aber sehr interessant!“ (fast mit einem flehenden Blick wurde uns das Schuhmuseum schmackhaft gemacht)  . Bei beiden durften die Besucher anhand der Nennung der Postleitzahl sich ihres Bundeslandes outen. Sollte ich mich jetzt als sparsame Schwäbin outen und mir den geringen Eintrittspreis sparen wollen? 🤔
Nein, ich wollte im fernen Sachsen-Anhalt diesem Ruf nicht gerecht werden 🙈 (wir Schwaben wählen eben nur mit Bedacht aus *IronieModus aus* 😉) Ihr ahnt es – wir waren in beiden Ausstellungen.

Im Schloss Merseburg geht die Gründung des Kulturhistorischen Museums auf das Jahr 1906 zurück. Auf drei Etagen sind wirklich sehenswerte Ausstellungen zu besichtigen, die auch mich als fast ‚Museums-Muffel‘ begeistert haben.
In der Bildergalerie bekommt ihr einen kleinen Eindruck über die umfangreichen Exponate.

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