Weltbekannt, farbenfroh und mit einer reichhaltigen Geschichte – so präsentiert sich die Domstadt Naumburg an der Saale.

Als sicher war, dass wir Weihnachten und den Jahreswechsel nicht daheim verbringen werden, war zunächst die Frage nach dem Ziel. Einem sehr lieben Freund ist es geschuldet, dass wir schlussendlich in Naumburg an der Saale gelandet sind. Er hat uns seine Wohnung zur Verfügung gestellt, fast entschuldigend „da gibt es aber nicht soviel Interessantes!“ Schon im Vorfeld bei der Vorbereitung der Reise war mir aber klar, irgendwas stimmt da nicht 🙂 Als ich ihn nochmal mit seiner Aussage konfrontiert habe, meinte er lachend „naja für mich ist das nicht mehr interessant.“ Dafür für uns umso mehr!

Gleich vorweg genommen, Naumburg/Saale und die Gegend im südlichen Sachsen-Anhalt ist absolut eine Reise wert! Wir waren mehr als nur begeistert. Gleich nach unserer Ankunft haben wir noch den kleinen, aber feinen, Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz besucht und uns einen sehr groben Überblick über die historische Innenstadt verschafft. So gut es eben bei der Dämmerung möglich war. Ausführlich ging es dann an einem der nächsten Tage zu unserem Stadtrundgang, auf den ich euch jetzt mitnehme.

Erstmals wird die Stadt 1012 urkundlich erwähnt, deren Namen auf eine neu errichtete Burg der Ekkehardinger, einem Adelsgeschlecht aus dem Raum Thüringen, zurückgeht. Sie erreichten auch, dass 1028 Papst Johannes XIX. seine Zustimmung gab, den Bistumsitz von Zeitz nach Naumburg zu verlegen. Irgendwie wussten die Bischöfe im 13. Jahrhundert aber nicht so richtig, wo sie nun residieren und leben sollten – in Naumburg oder Zeitz. Sie entschieden sich wohl überwiegend für Zeitz. Auch diese Stadt hat einen wunderschönen Dom. Den Grundstein zur Stadtentwicklung wurde 1033 durch ein königliches Privileg gelegt, das die Ansiedlung von Kaufleuten förderte. 1144 durfte sich Naumburg dann Stadt nennen.

Streng getrennt waren in der Stadt der Dombereich und die Bürgerstadt, die sich über mehrere Jahrhunderte parallel entwickelten. Beide Bereiche waren mit jeweils einer eigenen Stadtmauer umgeben. Da die Bürgerstadt in der Nähe wichtiger Handelsstraßen gelegen ist, war sie ein bedeutender Handelsplatz an der Via Regia und wurde durch die Naumburger Messen ein wichtiger europäischer Umschlagplatz für verschiedene Güter, der allerdings zum Erliegen kam, als Leizpzig ab 1500 zur Messestadt aufstieg. Auch Naumburg wurde durch Stadtbrände nicht verschont und wurde 1517 bis auf wenige Häuser in Schutt und Asche gelegt. Die Häuser in der Innenstadt erhielten zu dieser Zeit mit dem Wiederaufbau ihren jetzigen Charakter.

Wir haben unseren Rundgang am Dom begonnen. Zum Dom, seit 2018 Weltkulturerbe, könnt ihr in einem anderen Beitrag lesen. Durch den Steinweg geht es vom Domplatz zur Bürgerstadt. Sie gehört zu den ältesten gepflasterten Straßen Naumburgs. Die Häuser hier wirken im Vergleich zu anderen Straßenzügen eher schlicht. Fast alle sind nach dem großen Stadtbrand von 1714, der durch einen unvorsichtigen Händler mit einer großen Pulverexplosion ausgelöst wurde, entstanden. Man muss durch Naumburg tatsächlich als ‚Hans guck in die Luft‘ laufen. Ansonsten würde man in dieser Straße die Tafel mit dem Mohren übersehen, der auf dieses Ereignis hinweist „Auch nach dem großen Brand – 22. Juni 1714 – werd ich der Mohr genannt – und steh in Gottes Hand.“

Weiter geht es durch die Herrenstraße, die bereits 1314 erwähnt ist und damit auch zu den ältesten Straßen Naumburgs gehört. Benannt wurde sie nach den DomHERREN, deren Weg auf dieser Straße in die Stadt führte. Diese repräsentativen Häuser wurden nach dem großen Stadtbrand 1517 errichtet. Und spätestens jetzt bei den Fotos wisst ihr, was ich mit dem ‚Hans guck in die Luft‘ gemeint habe. Die interessantesten Kleinigkeiten spielen sich oben ab ….

Am Ende der Herrenstraße kommt man auf dem Marktplatz an. Es ist lohnenswert, sich hier alles ausgiebig anzuschauen. In der Nordwestecke des Marktes fällt sofort das Stadtmuseum mit seinem spätgotischen Staffelgiebel auf. Es ist das älteste fast vollständig erhaltene Gebäude der Bürgerstadt. Einmalig am Markt ist die architektonische Geschlossenheit der im Renaissance- und Barockstil erbauten Häuser, die nach dem Stadtbrand 1517 auf den Vorgängerbauten entstanden sind. Auffällig sind die mehretagigen Dachaufbauten, immer anders gestaltet. Sie dienten im Mittelalter als Warenspeicher und erinnern an die Zeit als reiche Messestadt. Auch die Erker lohnen einen Blick. Berühmte Persönlichkeiten weilten in einigen der prachtvollen Bürgerhäuser, so zum Beispiel Martin Luther.

Prachtvoll steht das Rathaus am Markt. Der heutige Bau entstand nach dem großen Stadtbrand 1517. Beim Aufbau wurden aber Teile des Vorgängerbaus mit einbezogen. Bereits 1384 stand an dieser Stelle das erste Rathaus von Naumburg. Das Dach zieren sechs gleich gestaltete Rundbogenerker. Wunderschön ist das Rathausportal …

Damit sind wir aber am Markt noch lange nicht fertig. Gegenüber dem Rathaus steht ein weiteres Schmuckstückchen, das Kaysersche Haus. Besonders das prächtige Eichentor von ca. 1680 zieht die Blicke an. Der Reichsadler über dem Portal erinnert daran, dass Kaiser Karl V. 1547 in diesem Haus in Naumburg war.

Damit aber immer noch nicht genug. Da der Markt rechteckig von Häusern gesäumt ist, geht es jetzt zur vierten Seite, und damit zur Residenz und zum Marktbrunnen. Naumburg war nur kurzzeitig Residenzstadt. Diese Zeit hat aber ausgereicht, damit Kurfürst Johannes Georg 1652 für seinen Sohn Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz mit einem Umbau eine Residenz errichten ließ. Die Schlichtheit, im Vergleich zu anderen Gebäuden am Markt, verwundert. Das Gebäude war jedoch nicht zur Repräsentation gedacht. Aber auch in diesem Gebäude waren illustre Gäste beherbergt, wie der preußische König Friedrich Wilhelm III. oder Napoleon.
Der Marktbrunnen vor der Residenz, der den Heiligen Wenzel, den Stadtheiligen von Naumburg darstellt, ist seit 1459 erstmals erwähnt. Die Figur selbst stammt allerdings erst aus 1579. Erst 🙂 – beim Stadtrundgang war ich immer wieder überrascht, wie viele alte Schätzchen diese Stadt zeigt.

Gleich neben der Residenz und vor der Wenzelskirche findet sich ein weiteres historisches Gebäude, allgemein das „Schlösschen“ genannt. Es gehört zu den ältesten, nachweisbaren Gebäuden in Naumburg und wurde 1379 erstmals als erstes Kaufhaus der Stadt erwähnt. 1543 wurde ein angrenzendes Grundstück dazu erworben umd darauf die Residenz für den Naumburger Bischof zu errichten. Wie das Rathaus und das Kaysersche Haus zeigt es Elemente aus der Frührenaissance.

Direkt dahinter zeigt sich die Wenzelskirche, die 1218 erstmals erwähnt wurde. Vermutlich ist sie aber weit älter. Der Kirchturm diente gleichzeitig als Wachturm, und wie auch in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd mit ihren vielen Türmen, haben hoch oben die Türmer Feuerwache gehalten und die Turmuhr gewartet. 202 Stufen führen bis nach oben in die Türmerwohnung.
Wir haben bei unserem gesamten Aufenthalt in Naumburg das Pech, dass sämtliche Kirchen der Stadt verschlossen waren. Wie ich nachlesen konnte, soll die Kirche mit ihrer barocken Ausstattung sehr beeindruckend sein.

Da wir jetzt erst die Hälfte der, eigentlich kleinen Innenstadt, gesehen haben, beendeteten wir für diesen Tag unsere Stadtbesichtigung. Ich kann allen die Naumburg besuchen wirklich eindringlich ans Herz legen, guckt in die Luft, wechselt die Straßenseiten, lasst euch Zeit – es lohnt sich. So intensiv wie wir die vielen Schätze bewundert haben, kann man das von den übrigen Besucher die an diesem Tag unterwegs waren, nicht sagen. Und wenn ihr auf eurem Stadtrundgang ein Detail aus meinen Aufnahmen gefunden habt, schickt mir gerne ein Foto davon 🙂
Den westlichen Teil des Stadtkerns haben wir mit dem Gang durch die Salzstraße und zurück zu unserer Ferienwohnung, die nahe der Salztorhäuser ist, abgeschlossen. Auch in dieser Straße stehen repräsentative Bürgerhäuser mit vielen kleinen Details. Und zwischendrin immer wieder mal ein Haus, das auch wieder leben möchte, das genauso repräsentativ wieder strahlen möchte. Aber viele Häuser der Innenstadt sind denkmalgeschützt und eine Restaurierung erfordert da zwingend das nötige Kleingeld.
Seid ihr beim zweiten Teil auch dabei? Da gibt es auch so einige Schätzchen zu besichtigen.

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