Die größte Kaiserpfalz nördlich der Alpen, eine historische Altstadt mit wunderschönem Fachwerk – so könnte man die liebenswerte Stauferstadt Bad Wimpfen, nördlich von Heilbronn kurz und bündig beschreiben.
Aber diese Beschreibung wäre viel zu wenig für die kleine Stadt am Neckar. Einfach nur so zu einem Seminar nach Heilbronn zu fahren, wäre für uns zu langweilig. Denn rund um Heilbronn im Kraichgau, im nördlichen Zipfel Baden-Württembergs, gibt es so einiges Sehenswertes zu entdecken. Und so haben wir die Anfahrt einen Tag früher gewählt und sind doch gleich übers Ziel hinausgeschossen. Denn die kleine Stauferstadt Bad Wimpfen liegt etwa 10 km nördlich von Heilbronn.
Für ‚Hugo‘ gab es einen schönen großen, fast leeren, Parkplatz vor den Toren der Stadt – und dann ging es los –
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur Stadtbesichtigung in Bad Wimpfen
- 1.1 Gässchen und Fachwerk in der Unterstadt in Bad Wimpfen
- 1.2 Alte Spital in Bad Wimpfen
- 1.3 Geschichte von Bad Wimpfen
- 1.4 Schwibbogentor in der Bergstadt von Bad Wimpfen
- 1.5 Weg zur Kaiserpfalz Bad Wimpfen
- 1.6 der rote Turm und das Nürnberger Türmchen in Bad Wimpfen
- 1.7 Ausblicke auf den Neckar und das Umland von Bad Wimpfen
- 1.8 Arkaden bei der Pfalzkapelle und der Stauferstele beim Steinhaus
- 1.9 der Blaue Turm in Bad Wimpfen
- 1.10 Geschichte Bad Wimpfen – Teil 2
- 1.11 Evangelischen Stadtkirche in Bad Wimpfen
- 1.12 Stadtgraben mit dem Zwinger
- 1.13 So kommt ihr in die historische Altstadt von Bad Wimpfen
Zur Stadtbesichtigung in Bad Wimpfen
die zunächst in der Unterstadt der staufischen Kaiserpfalz am Neckar begann.
Ich glaube, wenn mich ein Bad Wimpfener bei meinem ersten Anblick der romantischen Gässchen mit seinen Fachwerkbauten beobachtet hat, der wird sich über mein bewunderndes Staunen sicher gefreut haben. Immer wieder blieb ich stehen, nicht nur der unzählig vielen Fotomotive wegen, sondern einfach, weil ich selten so eine herrliche kleine Stadt gesehen habe.
Schaut selber –
Gässchen und Fachwerk in der Unterstadt in Bad Wimpfen
so liebevoll alles gepflegt und geschmückt …
Einen Gebäudekomplex kann man in der Unterstadt nicht übersehen, das
Alte Spital in Bad Wimpfen
Ja, wenn es eine Unterstadt gibt, muss es ja auch eine Oberstadt geben, gell? Richtig! Und dieses älteste Bauwerk der ehemaligen Reichsstadt liegt zu Füßen der Pfalz Wimpfen und der Bergstadt. Das 1230 gegründete Heilig-Geist-Spital wurde aus Stiftungen des königlichen Schultheiß Wilhelm von Wimpfen erbaut. Anfangs war das Spital Johannes dem Täufer geweiht und war in den Händen des Johanniterordens, bevor es 1198 in den Heilig-Geist-Orden überging. Aus dieser Zeit stammt der älteste Teil, das romanische Steinhaus im westlichen Flügel des Spitalhofs. 1421 wurde auf der Ostseite der längliche Fachwerkbau angebaut und 1471 nochmal mit einem Querbau erweitert.
Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte dann die Trennung in ein geistliches und weltliches Spital und wurde Bürgerspital der Reichsstadt Wimpfen. Heute sind dort das Reichsstädtische Museum und die städtische Galerie beheimatet.
Und dann ging es hinauf in die Bergstadt von Bad Wimpfen, die zahlreiche historische Bauwerke aufweisen kann. Ein Baudenkmal sticht jedoch besonders hervor – die größte Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Deshalb jetzt ein bisschen
Geschichte von Bad Wimpfen
Dieses Städtchen hat wahrlich ein sehr bewegtes Leben, das bereits 450 v. Chr. begann. Die Kelten lebten nachweisbar hier im mittleren Neckarraum und sind vermutlich auch verantwortlich für den Stadtnamen und den Namen der Flüsse in der Region, den Kocher und Jagst.
85 n. Chr. belagerten dann die Römer das Gebiet. Da man 1957 bei Baggerarbeiten einen Eichenbalken aus Teilen einer alten Brücke mit dieser Jahreszahl gefunden hatte, konnte man somit die Existenz einer römischen Brücke über den Neckar nachweisen. Ein römisches Kastell kann als die Grundlage der Stadt angesehen werden, in der sich Handwerker und Händler niederließen. Auch als Kaiser Antonius Pius den Limes verschoben hat, und damit das Kastell dann an militärischer Bedeutung verloren hat, war aber bereits eine große Siedlung entstanden. Wer meine Berichte aufmerksam verfolgt weiß, dass auch in meiner Heimat der Limes verläuft, und diese Spuren beim Kloster Lorch noch gut sichtbar sind.
Im 9. Jh. n.Chr. kam dann das Christentum mit der ersten Kirche und durch Kaiser Otto I. bekam Wimpfen 965 das Marktrecht. Ja, genau DER Otto I. der euch in meinen Berichten in Sachsen-Anhalt auch begegnet. Ich wundere mich ja immer wieder, wie umtriebig die Kaiser und Könige dieser Zeit in ganz Deutschland unterwegs waren, so ja auch unser Schwabe Barbarossa, von dem man auch an allen Ecken irgendetwas liest. Ich muss gestehen, seit ich meinen Blog betreibe und mich damit auch mehr mit der Geschichte beschäftige, wird das zunehmend immer spannender.
Aber zurück zu Bad Wimpfen, das in dieser Zeit von Ungarn heimgesucht und verwüstet wurde, und damit auch die erste Kirche, die anschließend als Stiftskirche St. Peter noch größer wieder aufgebaut wurde.
Hab ich es nicht oben noch geschrieben, dass unser Kaiser Friedrich Barbarossa an allen Ecken auftaucht? 1165 hat er den Auftrag zum Bau der Pfalz Wimpfen erteilt. Und damit beginnt die Stauferzeit in der Stadt, die mich besonders interessiert. Ist doch meine Heimatstadt Schwäbisch Gmünd die älteste Stauferstadt überhaupt ist, und auf dem Hohenstaufen die Stammburg der Staufer steht (zweimal fallen von meinem Heimatort entfernt). Die Königspfalz Wimpfen wurde auf dem Bergrücken oberhalb der Siedlung im Tal errichtet und wurde in der Folgezeit immer größer und gewann damit auch immer mehr an Bedeutung, was ihr dann das Attribut als größte erhaltene Königspfalz nördlich der Alpen einbrachte. Immerhin hatte sie eine Länge von ca. 215 Metern mit einer Breite von ungefähr 88 Metern. Kaiser Friedrich II. soll mindestens acht Mal zu Hofe gewesen sein.
So, im Moment genug Geschichte, jetzt schauen wir uns mal die Bauten aus dieser Zeit an und gehen durch das
Schwibbogentor in der Bergstadt von Bad Wimpfen
zur ehemaligen Stauferpfalz. Dieses Tor ist der untere Eingang zur Pfalz und das Untergeschoss des Tors stammt aus der romanischen Zeit.
Auch hier auf dem
Weg zur Kaiserpfalz Bad Wimpfen
wieder stattliche Fachwerkhäuser, liebevoll herausgeputzt – und an allen Ecken Hingucker ….
Im östlichen Teil der oberen Altstadt fügt sich aus mehreren Bauten die Kaiserpfalz zusammen. Eine davon sind
der rote Turm und das Nürnberger Türmchen in Bad Wimpfen
Leider war der wuchtige Turm an unserem Besuchstag nicht für die Besichtigung geöffnet. Viele unterschiedliche Baumaterialien wurden für den östlichen Bergfried verwendet. Er galt als letzte Zuflucht des Burgherrn. Roter Turm deshalb, da er bis zur Zerstörung im 30-jährigen Krieg ein rotes Ziegeldach trug.
Holzwege führen um den roten Turm bis zum Nürnberger Türmchen, welches auf der Stadtmauer über dem unteren Stadttor thront. Erbaut wurde es in dankbarer Erinnerung an die finanzielle Unterstützung der Reichsstadt Nürnberg nach der Zerstörung Wimpfens nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Genießt von hier oben die
Ausblicke auf den Neckar und das Umland von Bad Wimpfen
Weiter geht es zu den
Arkaden bei der Pfalzkapelle und der Stauferstele beim Steinhaus
Um 1200 wurde das zweigeschossige Palas mit seinen unterschiedlich gestalteten Rundbögen erbaut. Es war ein direkter Zugang zur Königsempore in der daneben liegenden Pfalzkapelle (bei unserem Besuch ebenfalls geschlossen). Das Palas war das wichtigste Gebäude in der Pfalz, denn hier hielten im Mittelalter die reisenden Könige Hof.
Bei meinem Bericht über einen der Drei-Kaiser Berge, dem Hohenstaufen berichte ich euch ausführlich über die Stauferstele dort oben auf dem Berg. Sie ist die erste und wichtigste Stele, die zu Ehren der Staufer erstellt wurde und mit 10% mehr Höhe zeigt sie die Wichtigkeit des Platzes auf. Da auch Bad Wimpfen Stauferstadt ist, steht in der Oberstadt ebenfalls eine solche Stauferstele. Auch diese Stele hat vier unterschiedliche Seiten und zeigt neben den verschiedenen Inschriften die Wappen von Wimpfen, des Reiches, des Herzogtums Schwaben und der Herren von Wimpfen. Es gibt übrigens 30 solcher Stelen, in Deutschland und Europa verteilt, und es lohnt sich wirklich, die mal genauer anzuschauen.
Das Steinhaus im Burgviertel wurde ebenfalls um 1200 erbaut und ist eines der größten romanischen Profanbauten in Deutschland. Um 1500 erhielt es seinen Staffelgiebel, die siebenteilige Fenster und das Wildmännerbild. Vermutlich diente es in der Stauferpfalz als Kemenate der Königin. Heute ist das historische Museum der Stadt untergebracht.
Und dann kommt es – das Wahrzeichen der Stadt
der Blaue Turm in Bad Wimpfen
Dieser Staufische Wehrturm wurde ebenfalls um 1200 erbaut und diente bis ins 19. Jahrhundert mit der ältesten ununterbrochenen Türmertradition Deutschlands als Hochwachturm. Den Namen hat dieser Turm durch sein auffälliges Schieferdach. Eigentlich bietet der 53 m hohe Turm eine grandiose Sicht über das Neckartal und die herrliche Altstadt, zur Zeit ist er aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Schon beeindruckend was die Staufer hier geschaffen haben. Jetzt geht es im Schnelldurchgang durch die
Geschichte Bad Wimpfen – Teil 2
Um 1300 wurde Wimpfen nach dem Niedergang der Staufer zur Reichsstadt und das Bürgerturm blühte auf. Die Württemberger Grafen hatten die Hand mit im Spiel, dass Wimpfen zur Reichslandvogtei in Niederschwaben zählte. Die Vogtei wurde 1464 an Heilbronn verkauft, von der sie Wimpfen dann 1479 erwarb. Damit erlangte die Stadt die volle Gerichtsbarkeit. Kaiser Friedrich III. verlieht 1487 das Recht noch einen weiteren Markt in der Stadt abhalten zu dürfen.
Ja, dann kam noch die Reformation, die Hessen und und und …. Die gesamten Details zur Stadt Wimpfen, die übrigens mit ihrer Altstadt komplett denkmalgeschützt ist, könnt ihr HIER nachlesen.
Unser Rundgang ging vorbei am Marktplatz hinüber zur
Evangelischen Stadtkirche in Bad Wimpfen
Die ältesten Teile der Kirche, die Sockel der beiden Osttürme stammen aus dem frühen 13. Jh., wurden aber um 1500 durch Umbauten zum heutigen Aussehen gestaltet. Die dreischiffige Hallenkirche wurde aus Heilbronner Sandstein gebaut. Mit ca. 10 Metern Tiefe entstand der Chorraum im späten 13. Jh. und weist teilweise noch romanische Teile auf, während das Innere in der Gotik gestaltet ist.
Zwei Flügelaltäre zählen zu den bedeutendsten Kunstschätzen der Kirche.
Schaut selber …
Genießt jetzt mit mir den Weg hinunter in die Unterstadt …
Auf dem Weg zu ‚Hugo‘ der geduldig auf dem großen Parkplatz vor der Stadt gewartet hat, ging es noch durch den wunderschönen
Stadtgraben mit dem Zwinger
bevor wir dann auf dem Weg zurück nach Heilbronn noch einen kurzen Abstecker zum Wasserschloss in Bad Rappenau machten.
Auch wenn ich euch mit einer Vielzahl von Fotos die historische Altstadt von Bad Wimpfen versucht habe näherzubringen – ihr müsst sie einfach live erleben. Denn wir haben selber noch lange nicht alles von dieser schnuggeligen Stadt gesehen.
Danke für diese wunderbare Beschreibung von Bad Wimpfen. ich wollte sie mir ansehen, aber leider war es zu heiß. so hat mich der Bericht sehr erfreut und Lust auf einen späteren Besuch gemacht.
Liebe Gabriele, das freut mich, dass ich mit dem Beitrag Lust auf einen Besuch gemacht habe. Es ist in der Tat eine schnuggelige schöne Stadt. Mir hat sie gut gefallen. Viel Freude bei deinem Besuch.