Die Höhenburg Schönburg, wenige Kilometer von Naumburg entfernt, erhebt sich ca. 40 Meter über der Saale mit einem traumhaften Blick übers Land.

Heute war wieder ein Burgen- und Schloßtag. Es fällt im südlichen Sachsen-Anhalt nicht schwer, die Sehenswürdigkeiten zu bündeln. Man fällt ja quasi von einer in die andere. Und da ich es liebe über Land zu fahren (ich mag aber auch Autobahnen, wenn es schneller gehen soll 🙂 ), lernt man auch gleich die kleinen Örtchen etwas kennen. Auf dem Weg nach Weißenfels, für einen Besuch von Schloss Neu-Augustusburg lag die Schönburg auf der Strecke. Lotte gab sich heute auch gnädig und führte direkt dahin. Ist ja nicht immer die Stärke von Lotte, deshalb sollte man hier mit Lob nicht sparen.

Von Ferne sahen wir es auch schon – DA wollen wir hin! Als wir jedoch in das kleine und wirklich schnuggelige Örtchen Schönburg einfuhren, und auch von unten kurz die Burg erkannten, suchten wir hier vergebens nach einem Parkplatz. Da konnte Lotte noch so oft sagen „Sie haben ihr Ziel erreicht“ wenn wir keinen Platz für Fridolin finden. „Bitte wenden“ – oh Lotte 🙈 wie denn in der engen Ortsdurchfahrt? Also raus aus dem Ort zum Wenden und wieder den gleichen Weg zurück. Da immer noch kein Parkplatz für den Burgbesuch auszumachen war, stiftete ich Fridolin dazu an, den Burgberg hochzufahren. Innerlich hoffend, dass uns keiner dabei erwischt. Wir hatten Glück, außer uns ‚Burgverrückten‘ war kein Mensch unterwegs. Also schnell durch das Burgtor durch – ich dachte ja immer noch, dass ich etwas Verbotenes mache. Ihr Lieben, die ihr diese Burg besuchen wollt – erspart euch das schlechte Gewissen! Hinter dem Burgtor gibt es einen riesengroßen Parkplatz 😅 Fridolin hatte freie Auswahl und kam sich fast ein wenig verloren auf dem großen Gelände vor.
Und ich habe den äußeren Burgring erstmal wirken lassen ….

Man erkennt bereits auf dem Parkplatz, dass die Anlage der Schönburg aus einer Vor- und der Kernburg besteht. Die Bauteile, so wie sie heute noch zu sehen sind, stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Direkt neben dem Tor durch das Fridolin durchgefahren ist befindet sich heute eine Gaststätte. Damals wurde es aber als Försterei genutzt und wurde 1539/1540 im Renaissance-Stil erbaut. Bei unserem Besuch lag aber alles im tiefsten Winterschlaf – keine Hoffnung auf eine Tasse Kaffee.
In die Kernburg gelangt man durch ein Kammertor mit romanischen Kantensäulen. Bei mittelalterlichen Burgen, und auch bei Stadtbefestigungen aus dieser Zeit, liegen oft zwei hintereinander angeordnete Tore, durch Mauern miteinander verbunden – das sogenannte Kammertor. So entsteht eine gut zu überwachende Passage, die sich gut in die bestehende Bebauung integrieren lässt.

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Urkundlich erwähnt ist die Burg Schönburg zum ersten Mal 1137. Einer Sage nach soll sie durch Graf Ludwig von Schauenburg gegründet worden sein. Man nannte ihn auch Ludwig den Springer. Habt ihr meine Beiträge aufmerksam verfolgt? Dann ist euch der sagenumwobene Kerl schonmal in meinen Berichten begegnet, nämlich bei Schloss Neuenburg. Um ihn ranken sich ja auch Sagen zur Erbauung der Wartburg, deren Erbauer er sein soll.

Besitzer der Schönburg sollen im 12. Jahrhundet aber die edelfreien Familien von Schönburg und von Schönberg gewesen sein. Ab dem 13. Jahrhundert bis zur Reformation befand sich die Burg dann im unmittelbaren und lehnfreien Besitz der Bischöfe von Naumburg/Zeitz. Etwa 5 km von Naumburg entfernt nutzten sie diese als Sommerresidenz. Eine Eroberung im Sächsischen Bruderkrieg ging allerdings nicht gut aus – die Burg brannte dabei aus. Sie muss wohl wieder aufgebaut worden sein, denn 1564 ging sie in das Eigentum der Kurfürsten von Sachsen über. Ab dem 16. Jh. verfiel die Burg aber immer mehr, bis sie in der Zeit der Romanik wieder mehr Aufmerksamkeit bekam und damit auch wieder Restaurierungen an ihr durchgeführt wurden. Man wollte die schönen Aussichten ins Saaletal erhalten. Und die sind wirklich schön …

Aus der Zeit um 1230 stammt der wuchtige Bergfried. 32 Meter ragt er in die Höhe und hat eine Mauerstärke von 3,60 Meter. Den ursprünglichen Hocheingang in 8 Meter Höhe gibt es heute nicht mehr. Wäre vielleicht bei der Begehung des Turms ein bisschen umständlich. Man kann den Bergfried nämlich begehen, hinauf ins Turmgemach und der Wachstube. Ich habe mich aber lieber an der Außenansicht erfreut und auf eine Begehung nach dem ersten Eindruck verzichtet. Nicht, dass es mir nicht sicher erschien, aber ihr kennt ja mein Problem mit ’nicht schwindelfrei‘. Spontan fiel mir dann aber bei der Außenansicht das Märchen der Gebrüder Grimm ein „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter“.

So wie das Märchen ein gutes Ende gefunden hat, so kann man sich auch auf Burg Schönburg seine Liebe krönen lassen. Es gibt in der Kernburg nämlich einen kleinen Hochzeitsturm, das letzte erhaltene Gebäude. Heute als Rittersaal kann man dort auch heiraten. Obwohl wir ja zum Ende des Jahres wahrlich nicht übers Wetter meckern konnten, kann ich mir das aber in den übrigen Jahreszeiten um einiges besser vorstellen. Mein Fotografenherz hüpft da bereits in der Vorstellung um die Hochzeitsfotos 🙂
Und in der Vorburg kann man nach der Hochzeit noch einen Rebstock an der Burgmauer pflanzen – so als Erinnerung.

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Fridolin bekam jetzt den Auftrag, in dem nur ein paar Kilometer entfernten Schloss Goseck anzuhalten. Das Schloss wird als mittelalterliche Burg- und Klosteranlage mit einer sehenswerten Kirche samt Krypta beschrieben. Die Bewohner von Schloss Goseck und der Burg Schönburg können sich zuwinken, und unser Plan war, die Schlossanlage zu besichtigen. Es blieb leider beim Plan, denn die Kirche war geschlossen „Am Montag ist sie aber geöffnet – und wenn sie schonmal hier sind, können Sie die Ausstellung zum Sonnenobservatorium besuchen.“ Kann man diesem Herrn, der mich so nett mit Infos zur Region versorgt hat widerstehen? Spätestens als er mich nach der Postleitzahl gefragt hatte – NEIN kann man nicht!!! Sonst werde ich womöglich noch dem Ruf der geizigen Schwäbin gerecht, denn eigentlich wollte ich heute so gar nicht meinen Wissenstand mit einem Museum oder einer Ausstellung erweitern.
Aber es kam ja noch besser beim nächsten Stopp auf Schloss Neu-Augustusburg 🙈

Genießt mit mir noch ein paar Impressionen von der Schönburg, bevor wir hier tschüss sagen. Außerhalb der Winterzeit ein wirklich herrliches Ausflugsziel.

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