Hoch oben, auf einem schmalen Grat auf dem Zeller Hamm, umflossen von der Mosel liegt die Marienburg.

Schon von weitem sichtbar steht sie da oben, auf einer Halbinsel die die Mosel an dieser Stelle auf weniger als 300 m verengt – die Marienburg. Von hier oben kann man die 14 km lange Moselschleife erkennen, noch besser auf dem Prinzregententurm in unmittelbarer Nähe, denn die Blicke Richtung Mosel bei Bullay und Alf werden durch viele Bäume gehindert. Man kann bequem mit dem Auto nach oben fahren. Ein großer Parkplatz hat meinem Fridolin Quartier geboten, und wir sind die letzten ca. 10 Minuten im Anstieg nach oben zur Marienburg gelaufen. Oben angekommen habe ich erstmal den Weitblick auf mich wirken lassen.

 

Die Ausblicke von der Marienburg

DSC_0874
Der Blick geht weiter, geradeaus nach unten nach Pünderich. Erstmals ist der kleine Ort 1128 erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die Pündericher mit zu den wohlhabensten Bürger an der Mosel. Weinanbau im großen Stil, dafür spricht eine Steuerliste von 1652, wonach es 56 Kelterstationen im Ort gab. Am 9.2.1784 traf Pünderich die größte Hochwasserkatastrophe an der Mosel mit voller Wucht, riesige Landabspülungen sind am Moselufer entstanden und der Ort wurde überschwemmt.
DSC_0846

Briedel, ein kleiner Weinort langgezogen an der Mosel mit kleinen verwinkelten Gässchen und alten Fachwerkhäusern und einer sehenswerten Kirche auf einer Anhöhe mit Blick über den Ort.
Häuser aus dem 18. Jhd. sind genauso sehenswert wie die Hochwassermarken, die deutlich machen, wie gefährdet die Menschen hier an der Mosel leben.
Für uns war Briedel in den 14 Tagen unserer Moselreise unser Quartierort und mitten in der Weinlese nochmal ein besonderes Erlebnis.

DSC_0843
Rechts geht der Blick hinüber zum Reiler Hals und zur Kanonenbahn.
Der langgestreckte Reiler Hals gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte am Moselsteig, der hier verläuft. In den Weinbergen geht der Weg hier weiter zur Marienburg, oder je nachdem in welcher Richtung man läuft auch von der Marienburg zum Reiler Hals.
Die militärstratetisch wichtige Eisenbahnstrecke, die von Berlin bis Frankreich führt und das Viadukt und die Eisenbahnbrücke in Bullay zählen zu den beliebten Attraktionen an der Mosel.

Die Geschichte zur Marienburg

An der Stelle wo heute die Marienburg steht, war bereits vor mehr als 1000 Jahren eine Burg. Und wenn man heute eine Burg im eigentlichen Sinne einer Burg erwartet, dann wird man enttäuscht. Denn auf die Reste dieser ehemaligen Burg wurde 1146 ein Frauenkloster, das Augustinerinnenkloster gegründet. 1157 wurde die neue Klosterkirche der Marienburg geweiht.

Auch die Moselregion wird vom Kriegstreiben nicht verschont. 1280 lässt der Erzbischof, um seine Klosterfrauen zu schützen, Befestigungen der Marienburg verstärken. Aber das Kloster wird von den kriegerischen Kämpfen nicht ausgenommen. Jahrelang mussten die Klosterfrauen in anderen Klöstern Unterschlupf suchen, bis schließlich 1515 das Kloster aufgelöst wurde. Naja, einfach so ging das zu damaliger Zeit ja nicht. Der Papst musste zustimmen, und der hat sich durch Bitten des Erzbischofs dann zu diesem Schritt entschlossen. Der Klosterkonvent wurde zu den Schwestern auf Kloster Stuben verlegt. Jetzt hatten die das Sagen, was mit dem Kloster Marienburg passieren soll, schließlich kamen sie jetzt auch für die Versorgung der Klosterfrauen auf. Sie gestatteten aber dem Erzbischof von Trier, das Kloster Marienburg zu verwerten.

Was dann 1520 vom Erzbischof in der Art umgesetzt werden sollte, dass er das Klostergebäude zu einer noch stärkeren Besfestigung umbauen wollte. Der Dreißigjährige Krieg und französische Truppen sorgten aber dafür, dass dieser Plan nur ein Plan blieb und nie umgesetzt wurde. 1650 wurde das Kloster Marienburg durch französische Truppen zerstört. 1700 wurde das Kloster und die Kirche im Barockstil restauriert und wurden zu einer Wallfahrtsstätte. Drei Altäre soll es zu dieser Zeit in der Kirche gegeben haben, u.a. auch ein Muttergottesaltar.

Wieder waren es 1794 die Franzosen die das Gebiet an der Mosel besetzten und drei Jahre später die Marienburg plünderten und zerstörten. Das Marienbild das verehrt wurde konnte aber gerettet werden. Nachdem die Marienburg dann zum französischen Nationaleigentum wurde, wechselten damit auch die Besitzer. Ich denke mir oft bei solchen Objekten – wenn Mauern reden könnten.

1950 wurde die Marienburg wieder zu dem was früher ihr Zweck war. Nein, kein Kloster mehr, aber die Kirche da oben auf dem Berg wurde wieder zum Gotteshaus geweiht. Nach über 200 Jahren. Heute ist auf der Marienburg ein Gäste- und Tagungshaus und eine Jugendbildungsstätte untergebracht.
Drei unterschiedliche Baustile begrüßen die Besucher – das das Landhaus aus dem 12. Jh., der spätgotische Chor aus dem 15. Jh. und das erhöhte Chormauerwerk mit seinen ovalen Fenstern, das aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Dass Jugendarbeit hier oben groß geschrieben wird, zeigt auch das Innere der Kirche. Es ist eine Begegnungsstätte und bei meinem Besuch war eine Ausstellung von Jugendprojekten.

 
Wunderschön liegt die Marienburg inmitten der Weinberge. Jetzt mitten in der Weinlese hängen die Rebstöcke teilweise noch gut gefüllt, und mit dem Blick nach unten zur Mosel erkennt man, wie steil die Hänge sind. Allerdings hier nicht vergleichbar mit der Calmontregion ganz in der Nähe mit den steilsten Weinhängen Europas.
Auch hier, wie auch in Briedel, bringt eine Fähre die Wanderer und Weinbauern von Pünderich hinüber in die Weinberge.

Und weiter geht dann mein Weg zum Prinzenkopfturm, der in ca. 10 Minuten Entfernung einen wunderschönen Blick über diese Moselregion verheißt. Seinen Namen hat er vom Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV., der 1818 hier unter einer provisorischen Laube ein Gabelfrühstück eingenommen hat. Seit dem 19. Jh. ist der Turm als Aussichtspunkt sehr beliebt.

DSC_0875

So kommt ihr zur Marienburg hoch über der Mosel

Marienburg an der Mosel

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner