Die Kreuzgänge der Basilika Santa Maria Novella in Florenz sind genauso sehenswert, wie die schönste gotische Kirche in Florenz selbst. Im gleichnamigen Stadtteil unweit des Bahnhofs von Florenz sind sie leicht zu finden.
Mehrere Wege führen zur Besichtigung der Basilika Santa Maria Novella, und wie manchmal haben wir mal wieder das Feld von hinten aufgerollt. Obwohl doch die Besichtigung von Santa Maria Novella heute als Hauptziel auf unserem Besichtigungsplan steht. An unserem ersten Tag wollten wir uns erstmal einen kleinen Überblick über die Stadt verschaffen, und die jeweiligen Entfernungen. Den Traum von einem Monatsticket für unsere vier Wochen in Florenz, so wie in Prag im Herbst 2021, haben wir am Morgen begraben. Das gibt es nur für Menschen mit einer italienischen Steuernummer. Hach ja, sollten wir uns vielleicht doch einen Zweitwohnsitz in unserem Lieblingsland zulegen? … mein Träumerle war am sinnieren (wie noch so oft in diesen vier Wochen). Nachdem wir uns reichlich mit Fahrkarten versorgt hatten (unsere Wohnung lag in einem Vorort von Florenz), sind wir Richtung Kirche.
„Ticketverkauf“ – schnurstracks bin ich ins Gebäude. Oh man, Inge – es gibt vielleicht auch andere Tickets? Ja, die gibt es, denn das war der Ticketverkauf der Stadt Florenz, aber im Raum nebenan gab es auch die Tickets für die Basilika Santa Maria Novella 😀 😀 Die Kontrolle am Einlass war so, wie wir sie normalerweise kennen – Ticket vorzeigen, abknipsen, durch das Drehkreuz. Wir durften uns aber in der Folge in manchen Objekten wie auf dem Flughafen fühlen. Warum? Bleibt mit mir in Florenz, ihr erfahrt es in meinen Berichten 😉
Wir haben mit diesem Eingang gekonnt das Feld von hinten aufgerollt. Da standen wir dann, hmm … wo? Kommt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Kreuzgänge von Santa Maria Novella in Florenz
- 1.1 „Kreuzgang der Toten“ (Chiostro dei Morti) bei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz
- 1.1.1 ein paar Informationen zur Entstehung des Kreuzgang der Toten im Kloster Santa Maria Novella in Florenz
- 1.1.2 Grabplatten und Grabwappen im „Kreuzgang der Toten“ Santa Maria Novella
- 1.1.3 Fresken im „Kreuzgang der Toten“ bei der Basilika Santa Maria Novella
- 1.1.4 Kreuzgewölbe im „Kreuzgang der Toten“ von Santa Maria Novella
- 1.2 „Grünen Kreuzgang“ (Chiostro Verde) von Santa Maria Novella in Florenz
- 1.3 „Großen Kreuzgang“ (Chiostro Grande) von Santa Maria Novella in Florenz
- 1.4 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.5 So kommt ihr zu den Kreuzgängen bei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz
- 1.1 „Kreuzgang der Toten“ (Chiostro dei Morti) bei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz
meiner Besichtigung der Kreuzgänge von Santa Maria Novella in Florenz
die bei uns mit dem
„Kreuzgang der Toten“ (Chiostro dei Morti) bei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz
beginnt. Naja, so ein richtiger Kreuzgang, wie man ihn von einem Kloster kennt, ist es ja nicht. Schaut mal …
Bevor ich mir diesen Gang genauer anschaue, gibt es
ein paar Informationen zur Entstehung des Kreuzgang der Toten im Kloster Santa Maria Novella in Florenz
Die gehen zurück zu jener Zeit, als dieses Gebiet noch vor den Stadtmauern von Florenz lag und ein Feld und Weinberge waren. Diesen Platz hat sich im 10. Jahrhundert der Dominikanerorden für seine neue Bleibe ausgesucht. Nach einer Kapelle, die im Lauf der Zeit größer wurde, und im 14. Jahrhundert und nach einem weiteren Umbau 1858 zu der Kirche wurde, wie man sie heute sieht, gab es natürlich auch ein Kloster.
In dieser Zeit, in der nicht wirklich viel vom Kloster bekannt ist, war es noch so üblich, dass um die Kirche ein Friedhof angelegt war. Er soll der älteste Teil des Klosters sein, und der Friedhof lag tiefer als die Kirche. Das entspricht auch der Tatsache, dass man zur Kirche vom Kreuzgang her, eine Treppe hoch muss. Warum und weshalb? Ich kann es euch nicht sage, aber ab 1337 wurde dieser Teil des Kreuzgangs angelegt. Da waren mehrere Florentiner Künstler am Werk, die den Auftrag bekommen haben, die Fresken an Decke und Wänden des Kreuzgangs zu gestalten. Nardo di Cione (einer der Künstler) z.B. begegnet man auch in der Basilika Santa Maria Novella in der wunderschönen Freskenmalerei in der Strozzi-Kapelle.
1868 wurde das Kloster aufgelöst und ging in den Eigentum der Stadt Florenz über. Geblieben sind aber die Wände, mit den
Grabplatten und Grabwappen im „Kreuzgang der Toten“ Santa Maria Novella
Eng an eng ehren sie die Verstorbenen.
Man muss teilweise schon genau schauen, damit man die
Fresken im „Kreuzgang der Toten“ bei der Basilika Santa Maria Novella
erkennt. Zum einen, weil es in diesem ‚Ein-Weg-Gang‘ nur gedämpftes Licht gibt, zum anderen, weil die Fresken teilweise in einem sehr geschädigten Zustand sind. Da hat die große Flut vom 4. November 1966 dann auch noch ihren Teil dazu geleistet. Dieses extreme Hochwasser hat nicht nur die Altstadt von Florenz unter Wasser gesetzt, sondern die gesamten Gebiete um den Arno. In der Folge musste der Kreuzgang jahrelang sogar geschlossen werden.
Unter den Kreuzgewölben und den Nischen, die früher Kapellen waren erkennt man u.a. Szenen von der Hl. Anna und ihrer Tochter Maria oder der Kreuzigung. Entstanden sind die Fresken so ab 1345. Ich finde, die haben sich aber dann doch sehr gut gehalten.
Mein Blick geht natürlich auch nach oben, zum
Kreuzgewölbe im „Kreuzgang der Toten“ von Santa Maria Novella
Achteckige Säulen tragen das Kreuzgewölbe. Die Kapitell (also der Säulenabschluss) wunderschön verschiedenartig gestaltet.
Jetzt geht es zum Herzstück des damaligen Klosters, zum
„Grünen Kreuzgang“ (Chiostro Verde) von Santa Maria Novella in Florenz
Kein Kloster ohne Kreuzgang, der die abgeschiedene Lebensform des Ordens symbolisiert. Der Kreuzgang gliedert sich meist in zwei Teile, zum einen der überdachte und gewölbte Bogengang der sich im Quadrat oder Rechteck um den Kirchen- und Klosterkomplex zieht. In der Mitte der Kreuzganggarten, der für den Orden auch so etwas wie ein Paradiesgarten darstellt. In sehr vielen Kirchen mit ehemaligen Klöstern sieht man in Florenz einen Kreuzgang dazu, die allesamt sehr sehenswert sind.
Ob klein oder groß, die Klostergärten haben zumeist einen Brunnen, und sind mal mehr oder weniger üppig bepflanzt. Beim Besuch der Basilika di Santo Spirito war gerade ein Gärtner oder Hausmeister mit seinen kleinen Söhnen dabei, den herrlich angelegten Garten zu bewässern.
Vom Kreuzgang gehen die Zugänge in die Klosterräumlichkeiten ab. So ist auch hier der Zugang zur Spanischen Kapelle, ehemals der Kapitelsaal des Klosters.
Den Namen „Grüner Kreuzgang“ hat dieser ab etwa 1332 erbaute Klosterteil nicht etwa von seinem Klostergarten, sondern von der Art, wie der Künstler die Fresken gestaltet hat.
Die Fresken im „Grünen Kreuzgang“ (Chiostro Verde) in Santa Maria Novella
wurden so ab 1426 von verschiedenen Malern ausgeführt. Einer davon war auch Paolo Uccello, einer der bedeutendsten Maler der Frührenaissance in Florenz. Auch ihm bin ich in Florenz noch öfter in seinen Werken begegnet. 1407 lernte er beim Bildhauer Lorenzo Ghiberti (von ihm kann man z.B. die Außenstatuen an der Kirche Orsanmichele sehen) und trat dann der Zunft der Ärzte und Apotheker bei. Damals durften Künstler in Florenz keine eigene Zunft bilden, also schloss man sich anderen an. Bildhauer war dann aber wohl doch nichts für ihn, er wandte sich der Malerei zu und war zwei Jahre in Venedig aktiv (ich werde ihm wohl dort bei unserer Langzeitreise im Herbst 22 auch begegnen). 1436 arbeitete er im Dom von Florenz an einem Fresko, und fand in der Medici-Familie großzügige Gönner seiner Kunst. Die wurde vor allem wegen den vielen Tieren und Vögel in seinen Gemälden bekannt, die ihm den Namen Uccello (Vogel) einbrachten.
Tja, was nützt aber der Ruf einer bedeutenden Malerpersönlichkeit, von dem weitere wichtige Maler hervorgingen, wenn man dann keine Aufträge mehr hat? Uccello muss wohl im Alter aber so wunderlich geworden sein, dass ihn niemand mehr als Maler haben wollte, und er völlig mittellos um Unterstützung des Staates bitten musste.
Die Farben wurden auf Basis von Eisenoxid und Kieselsäure hergestellt und aufgrund diesem grünen Farbton erhielt der Kreuzgang dann seinen Namen. 1859 wurde restauriert, was das Hochwasser von 1966 wie beim Kreuzgang der Toten auch hier zunichte gemacht hat.
Ich kann euch wirklich nicht alle Fresken zeigen, und die Fresken von Uccello dürft ihr euch selber vor Ort anschauen. Ihr müsst euch vorstellen, wir waren gesamt knapp drei Stunden mit der Besichtigung von Santa Maria Novella beschäftigt, der Grüne Kreuzgang war der Abschluss unseres Rundgangs, und – ich gebe es ehrlich zu – die Luft war raus, der Speicher voll. Ihr erkennt sie aber gleich, Uccello fing bei der Erschaffung der Tiere an, bei Adam und Eva. Geht weiter über die Vertreibung aus dem Paradies und bis zur Sintflut. Sie sind auf der Nordseite des Kreuzgangs zu finden.
In dem Teil, den wir ‚abgelaufen‘ sind, haben die anderen Künstler ebenso beeindruckende Werke geschaffen. Wem sie direkt zuzuordnen sind? Man weiß es nicht so genau. Sie erzählen auf der einen Seite Geschichten von Abraham von dem Moment als Gott Abraham befiehlt nach Kanaan aufzubrechen, bis hin zu seinem Tod.
Eine weitere Kreuzgangseite widmet sich den Geschichten von Jakob, ab der Geburt von Esau und Jakob und wie das Erstgeburtsrecht auf Jakob übertragen wurde. Jakobs Flucht mit Familie und Tieren nach Kanaan, seinen Kampf mit den Engeln und wie er sich vor seinem Bruder ergibt.
Auch hier wieder der Blick nach oben, zum
Deckengewölbe im Grünen Kreuzgang von Santa Maria Novella
Vor allem in den Eckgewölben wunderschön …
Den dritten Kreuzgang, den
„Großen Kreuzgang“ (Chiostro Grande) von Santa Maria Novella in Florenz
der mit Fresken aus dem 16./17. Jahrhundert verziert ist, kann man nicht besichtigen. Er gehört zur Unteroffiziersschule der Carabiniere, die direkt gegenüber dem Bahnhof ihren Sitz haben.
Wir haben unseren ausgiebigen Rundgang von Kloster und Basilika Santa Maria Novella mit einem letzten Blick vom Kreuzgang auf Kirche und Kirchturm beendet. Ja, ich konnte mich nicht auf ein Foto festlegen, denn die typischen toskanischen Zypressen haben gleich richtig schön den ersten Tag und den Einstieg in Florenz und die Toskana vermittelt.
Nach eher ungeplanten drei Stunden Besichtigung haben wir unser weiteres Tagesprogramm komplett umgeworfen, man nennt sich ja flexibel 😉
Auch deshalb, weil wir uns erst langsam an die ungewohnte Hitze von über 30 Grad gewöhnen mussten. Ich nenne es immer ‚treiben lassen‘, in den weiteren Fortgang des Tages. Ein Ziel war aber festgelegt, das war der Mercato Firenze Centrale, die große Markthalle in der Nähe des Bahnhofs. Denn unsere Bäuchlein wollten trotz der Hitze auch was gegen den Hunger 🙂
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