Im vierten Flügel von Schloss Merseburg findet sich dieses herausragende Baudenkmal an der Straße der Romanik – der Merseburger Kaiserdom St. Johannes und St. Laurentius.

Es war nicht leicht, ob der immens vielen herausragenden Sehenswürdigkeiten im südlichen Sachsen-Anhalt auszuwählen, was in dieser Woche auf den Sightseeingplan durfte. Spätestens aber nach dem Besuch des Naumburger Doms mit dem Hinweis auf der Rückseite des Wegweisers durch den Dom war klar, den Merseburger Dom durften wir auf keinen Fall auslassen. Gleich vorweg, tut es euch nicht an, wie auf dem Faltblatt geschrieben, ‚zwei Kathedralen an einem Tag‘. Man kann für beide Kathedralen ein Kombiticket erwerben (ob dies nur an einem Tag gültig ist müsst ihr erfragen), da aber 40 Minuten Fahrt zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten liegt, und Merseburg zudem auch ein sehr sehenswertes Schloss hat – für uns wäre es Stress pur gewesen. Wir wären keinem der beiden Stätten wirklich gerecht geworden. Und ich finde, beide Dome verdienen es, dass man ihnen Zeit widmet.

Bei strahlendem Sonnenschein – und das am 29. Dezember!! – ging die Fahrt über Land nach Merseburg. Auf einer Hochfläche stehen links der Saale der Dom und das Schloss, welche sich in einer Einheit präsentieren.

Es war zum Ende des Jahres nicht viel los und spätestens in diesem Urlaub habe ich die Vorteile dieser Reisezeit entdeckt. Wir konnten uns tatsächlich in allen Besichtungsobjekten ausgiebig und oft fast allein umschauen – und natürlich auch mein Fotografenherz zum Hüpfen bringen. Kein schmückendes Beiwerk 🙂

Ist der Merseburger Dom tatsächlich ein Kaiserdom?

Deshalb –

Ein bisschen Geschichte zum Kaiserdom Merseburg

Im ersten Moment hat man vermutlich den Merseburger Dom nicht als Kaiserdom auf dem Schirm. Tatsächlich hat aber Kaiser Heinrich II. die Anfänge des Doms geprägt, da er Merseburg als einen herausragenden Ort in seiner langen Regierungszeit gewählt hatte. Johannes dem Täufer war die erste Stiftskirche geweiht, die 931 fertiggestellt wurde. Sie war die Kirche des ersten Bistums in Merseburg, das von Kaiser Otto dem Großen 968 gegründet wurde. Otto II., sein Sohn, hob es aber 981 schon wieder auf. Es wird ein Gelübde Otto I. erwähnt, in dem er vor der Schlacht auf dem Lechfeld 955 versprochen hat, im Fall eines Sieges dieses Bistum in Merseburg zu errichten.

Den Grundstein für die repräsentative Kathedrale legte jedoch im Mai 1015 der Bischof Thietmar von Merseburg. Unterstützt durch großzügige Geschenke von Kaiser Heinrich II. konnte dieser nach der Grundsteinlegung im Mai 1015 den Bau der Kirche voranbringen. Dieser hat hat im Jahr 1004 das Bistum Merseburg erneut ins Leben gerufen und nahm an der Weihe des Merseburger Doms am 1.Oktober 1021 teil. Gemeinsam mit seiner Frau, der Kaiserin Kunigunde wurde er später heilig gesprochen und sind als Stifter verehrt.

Der Merseburger Dom erlebte, wie die vielen anderen Kirchen auch, eine bewegte Geschichte und Veränderungen. Zwei große Veränderungen, vor allem zwischen 1510 und 1517 unter Bischof Tilo von Throtha veränderten den Stil in die Spätgotik. Aus der ursprünglichen Anlage wurde eine Hallenkirche. An allen zu seiner Zeit erbauten oder erneuerten Bauwerke hinterließ er sein Wappen, einen Raben mit dem Ring im Schnabel, und ist dadurch auch heute noch sichtbar in Erinnerung. Der Sage nach ließ von Trotha seinen treuen Diener hinrichten, da dieser bei ihm in Verdacht geraten war, ihm einen wertvollen Ring gestohlen zu haben. Zu Unrecht, wie sich später herausgestellt hat. Bei Dacharbeiten entdeckte man den Ring in einem Rabennest. Zur Mahnung nahm Thilo von Trotha einen Raben in Gefangenschaft und änderte aus Reue über sein vorschnelles Handeln sein Familienwappen.

Man betritt zunächst die dreigeteilte

Vorhalle im Merseburger Dom

die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Bereits die ist eine ausführliche Besichtung wert. Ein romanischer Taufstein aus dem 12. Jahrhundert steht im südlichen Seitenschiff, der Kunigundenkapelle. Etwas lädiert steht es da, und trotzdem fällen die zwölf steilen Rundbögen mit ihren schlanken Relieffiguren auf. Der Bischof Sigismunds von Lindenau sowie der Ritter von Hagen haben in der Heinrichskapelle ihre Grabmale. Direkt unter dem Reichswappen hat er seine Grabstätte ausgewählt.

Wie meist bei den mittelalterlichen Kirchen ist auch der Merseburger Dom nach Osten ausgerichtet und hat die Form eines Kreuzes. Durch eine Doppeltüre betritt man das

Langhaus im Merseburger Dom

und im hinteren Bereich, wie auch mehrfach im  Dom ist Kaiser Heinrich II. mit dem Kirchenmodell. Ehemalige Gestühlsbrüstungen und das Mosesrelief haben dort ihren Platz.

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Unübersehbar ist im Langhaus die Kanzel, ein wunderschönes Stück der Holzschnitzkunst aus ca. 1517. Es sind Darstellungen der vier Evangelisten zu sehen. Einfach nur faszinierend ….

Ja, es gibt sooo viel zu bestaunen hier, aber fast in jeder Kirche geht mein zweiter Blick Richtung Orgel.

Die Orgel im Kaiserdom Merseburg

ist wahrlich ein Schmuckstück. Sie ist eine der größten und klangschönsten romantischen Orgeln in ganz Deutschland. Zwischen 1853 und 1855  wurde die Orgel im Dom von Friedrich Ladegast mit einem barocken Prospekt geschaffen. 5687 Pfeifen verbergen dahinter.
Und bei so einer Pracht kann ich auf Detailaufnahmen nicht verzichten.

1668 wurde

Der Hochaltar  im Dom

als einer der frühesten mitteldeutschen Barockaltäre geschaffen. Im 19. Jahrhundert glaubte man, ihn durch einen kleineren Altar ersetzen zu müssen. 1914 hat man aber erkannt, dass die prachtvolle Orgel auch ein ebenso prachtvolles Gegenüber braucht, und er wurde wieder aufgestellt.
Drei Gemälde zeigt der Barockaltar – das Abendmahl, das Stifterpaar und die Wächter mit dem leeren Grab. Die Skulpturengruppe oben am Altar, mit dem über Sünde, Tod und Teufel triumphierenden Christus, habe ich so noch nie in einer Kirche gesehen.

Wirklich sehenswert ist das 1446 geschaffene

Chorgestühl im Merseburger Dom

Wie Holzschnitte wirken die Szenen aus dem Neuen und Alten Testament. Die Fünfsitze mit ihren vielen Ornamenten sind Mitte des 15. Jahrhunderts datiert. Immer wieder faszinierend und in den ganzen Kirchen die wir besucht haben, gleicht keines dem anderen.

Auch das bedeutendste Kunstwerk des Merseburger Doms ist im Chor zu finden. Das früheste erhaltene Grabmal aus dem Mitteleuropäischen Raum stammt von 1080 und zeigt in einer Bronzeplatte Rudolf von Schwaben. Wegen ihrer Pracht erregte sie seinerzeit höchstes Aufsehen.

Links vom Chor befindet sich

Die Bischofskapelle im Kaiserdom Merseburg

in die man durch das Jakobsportal gelangt. Man kann sich im Dom nicht den Spuren von Bischof Thilo von Trotha entziehen, ein eher streitsüchtiger Zeitgenosse. Vielleicht, oder gerade deshalb gelang ihm dadurch der Aufkauf vieler adliger Güter oder die Intensivierung der Bewirtschaftung der bischöflichen Güter. Zugleich wurde die bischöfliche Kanzlei stetig erweitert. Auch gegen die benachbarten Wettiner setzte er sich durch und ließ die Rechte des Merseburger Hochstifts nicht schmälern. Wir werden ihm auch im Schloss auf den Fersen sein, denn auch dort hinterließ er mit Neu- und Umbauten seine Spuren. Nicht zu vergessen war auch die doch lange Regierungszeit von einem halben Jahrhundert bis zu seinem Tod 1514.
Bischof Thilo von Trotha schmückte selbst seinen prachtvollen Begräbnisraum, in dem sein Grabmal, die Tumba, steht. Dazu gehört auch der prächtige Kronleuchter. Seht selbst und lasst es auf euch wirken …

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Auf der gegenüberliegenden Seite des der Bischofskapelle, also rechts vom Chor ist mit der

Taufkapelle im Merseburger Dom

das nächste ‚Highlight‘ geschaffen worden. 1670 wurde hier das monumentalste Werk der Grabmalkunst, und nicht nur des Barocks, entstanden. Die Schauwand zum Eingang der Fürstengruft nimmt die gesamte Ostwand ein.

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Das große Gemälde zeigt die Grablegung Christi durch die herzogliche Familie. Seit 1654 ist der Merseburger Dom das Erbbegräbnis der Nebenlinie Sachsen-Merseburg, die auch den Dom als Hofkirche nutzen. Herzog Christian I. zu Sachsen-Merseburg ließ 1670 die Ruhestätten einrichten. Er, seine Ehefrau, seine Kinder die nicht über das Kindesalter hinaus leben durften, seine Söhne und deren Kinder – insgesamt sind in der Fürstengruft 37 Särge, davon 20 Kindersärge, 10 Frauen- und 7 Männersärge. Aufwändig sind sie aus Blei, Zinn oder Holz mit deren Wappen, Inschriften oder Bandelwerk geschmückt. Wie im Zeitzer Dom ist es auch hier ein eigenartiges Gefühl vor dem Fenster zur Gruft zu stehen.
Fotografieren war nicht erlaubt und die Begehung ist nur im Rahmen einer Führung möglich.

Der Taufstein vor dem

Eingang zur Fürstengruft

befindet sich der zweite Taufstein im Dom. Er soll aus dem Jahr 1665 stammen und zeigt insgesamt 21 Wappen, die die Würden des Stifters, Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg, wiedergeben.

Auch sonst sollte man den reich geschmückten Raum auf sich wirken lassen.

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Direkt unter dem Chor liegt die

Krypta im Dom zu Merseburg

die über den Zugang zur Fürstengruft betreten werden kann.

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Ich denke, spätestens jetzt wisst ihr, warum ich nicht empfehlen würde, die beiden Dome in Naumburg und Merseburg im Doppelpack an einem Tag zu besuchen. Es gibt wirklich soooo vieles zu sehen und so viele kleine Details, die sehenswert sind. Bevor es in den Kreuzgang geht, habe ich noch einige Fotos, die im Langhaus entstanden sind. Seid ihr irgendwann mal im Dom und findet diese Details, macht gerne ein Foto und schickt es mir 🙂

Auf der Nordseite des Doms bilden die drei Flügel des Schlosses einen geräumigen Innenhof. Dreiflügelig ist auch

der Kreuzgang des Merseburger Doms

auf der Südseite, der aus dem 13,/14. Jahrhundert stammt. Am Ostflügel ist die kleine gotische Michaeliskapelle aus dem 15. Jh. in der der Heinrichsaltar von Lucas Cranach zu sehen ist.

Eng mit Merseburg ist einer der bekanntesten Bischöfe, Thietmar (975-1018), der wie kein anderer mit seiner Chronik das Zeitalter der Ottonen und des Mittelalters geprägt hat. Ihm zu Ehren wurde 2006 im Innenhof des Kreuzgangs der Thietmarbrunnen aufgestellt. Interessante Blicke auf die Kirche gibt es dort gratis dazu.

So kommt ihr zum Merseburger Kaiserdom

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