Kunst im Palast – so kann man die Ausstellungen die im grandiosen Palazzo Strozzi im Herzen von Florenz zu sehen sind, übertiteln. Uns hat die Donatello Ausstellung in den Palazzo Strozzi gezogen.
Wir sind am Ende unserer ersten Woche in Florenz. Die Tage sind mit Besichtigungen reichlich gefüllt, und doch gestalten wir sie nach den Erlebnissen der ersten Tage unter dem Motto „Soweit wir kommen“. Zwei Besichtigungen der großen Kirchenkomplexe von Santa Maria Novella und San Lorenzo haben mein sorgfältig, am Schreibtisch geplantes, Programm durcheinandergewirbelt. Dazu meint es die Sonne richtig gut und heizt auf oft bis 38 Grad ein. Aber, wir haben ja insgesamt vier Wochen in Florenz vor uns, und ein bisschen treiben lassen, muss ja schon auch dabei sein.
Treiben lassen haben wir uns am Wochenende außerhalb von Florenz, und überlassen dann den Wochenendtouristen unseren Platz. Das haben wir schon bei unserer Langzeitreise im Herbst 2021 nach Prag so gemacht, denn erfahrungsgemäß ist es dann nur ein Geschiebe durch die Stadt. Ausgeruht geht es jetzt in die nächste Runde der Besichtigungen in der Kunststadt, und am Ende einer großen Besichtigungstour lachten uns große Fahnen an: Ausstellung Donatello.
Da man in Florenz an Donatello und seinen Kunstwerken nicht vorbei kommt, in der Basilika San Lorenzo sind z.B. seine berühmten Bronzekanzeln und in der Krypta sein Grab, konnten wir dieser Aufforderung nicht widerstehen, weitere Objekte des Künstlers zu sehen. Kommt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Besuch der Ausstellung von Donatello im Palazzo Strozzi in Florenz
- 2 Ausstellung von Donatello im Palazzo Strozzi in Florenz
- 2.1 die Statue Prophet David
- 2.2 Aus dem Leben Donatellos
- 2.3 zwei Statuen Statuen von Johannes dem Täufer (San Giovanni Battista) von Donatello
- 2.4 die Madonna mit Kind (Madonna col Bambino) von Donatello
- 2.5 Christus am Kreuz von Donatello
- 2.6 Außenkanzel am Dom von Prato
- 2.7 die Bronzetüren der Alten Sakristei von San Lorenzo
- 2.8 durch die Ausstellung im Palazzo Strozzi
- 2.9 So kommt ihr zum Palazzo Strozzi und den Ausstellungen
meinem Besuch der Ausstellung von Donatello im Palazzo Strozzi in Florenz
die zunächst mit der
Außenansicht des Palazzo Strozzi in Florenz
beginnt. Die ist so wuchtig, dass man an diesem Palast nicht ohne den Blick zu heben, vorbeikommt. Von drei Seiten ist der große Renaissancepalast an der Nobelmeile Via de‘ Tornabouni, der Via degli Strozzi und der Piazza Strozzi mit seiner Bossenwerk-Fassade nicht zu übersehen. Ich kenne diese Buckelquader-Bauweise zu gut aus der Stauferzeit. Ich lebe ja im Stauferland, und quasi direkt um die Ecke von meinem Heimatort steht die Stammburg der Staufer und einige Burgenbauten, die diese Steinquader Bauweise aufweisen. Hmm … der Palazzo wirkt damit wie eine kleine Festung mitten in der Stadt.
Durch große Tore gelangt man in den
Innenhof des Palazzo Strozzi in Florenz
Kostenfrei kann man durch diese Türen spazieren, und es scheint, man erobert damit eine Festung.
Nix mit Festung – dieser Eindruck täuscht. Heraus kommt man in einem wunderschönen Innenhof, der, genauso wie wohl der Palazzo vom Florentiner Architekt Simone del Pollaiuolo, kurz il Cronaca, entworfen wurde. Man kann sich ungestört umschauen. Der lichte Innenhof ist von allen vier Seiten mit Säulen umgeben, die sich in Bögen miteinander verbinden. Die Säulen sind mit wunderschönen verschiedenartigen Kapitellen abgeschlossen.
Da der Palazzo Eigentum der Stadt ist, und als Ausstellungs- und Kulturzentrum dient, ist hier im Innenhof Schluss mit kostenfreiem besichtigen. Wer für Kunst nichts übrig hat, hat dann einen der schönsten Renaissancepaläste gesehen. Für Kunstliebhaber der wechselnden Ausstellungen geht es dann mit einer Eintrittsgebühr durch das schmiedeeiserne Tor die Treppe nach oben. Auf dem Weg erzähle ich euch
ein bisschen Baugeschichte zum Palazzo Strozzi in Florenz
und wer da so einen quasi Festungsbau mitten in Florenz hat errichten lassen. Ich möchte da jetzt auch gar nicht in die Erklärung von machtpolitischen Verhältnissen in Florenz abschweifen. Dennoch sollte man wissen, dass die Florentinische Familie Strozzi und die Medici-Familie, beide Bankerfamilien, in einem heftigen Machtkampf standen. Was mit der Bank begann, zog sich mit der Politik weiter, in der sich beide Familien um die Macht stritten.
Wie die ‚Gegnerfamilie‘ Medici spielte die Strozzi-Familie schon im 14./15. Jahrhundert eine große Rolle in der Öffentlichkeit. Sie sponserten und förderten Kunst in den Kirchen. Schluss mit Lustig war dann aber wohl, dass ein Strozzi eine große Rolle bei der Entscheidung spielte, dass Cosimo de‘ Medici 1433 ein Jahr später ins Exil geschickt wurde. Wie du mir, so ich dir – ein Jahr später wurde der Rädelsführer Palla Strozzi nach der Rückkehr von Cosimo selber ins Exil geschickt.
Von diesem ganzen HickHack hat wohl Filippo Strozzi, 1428 geboren, noch nicht viel mitbekommen, außer dass er mit seiner Familie ebenfalls im Exil aufwuchs. Ja, das war zu dieser Zeit üblich, wenn man die Alleinherrschaft in einer Stadt bekommen wollte, dann verbannte man den Gegner einfach von Bildfläche, sprich man schickte ihn ins Exil. Beide Familien haben dieses Procedere öfter durchlebt. Und dieser Bann kann, wie bei Palla, dann auch mal lebenslang gehen. Aber er war eben zu dieser Zeit der mächtigste und reichste Mann in Florenz. Ein zuuuu großer Rivale eben. Wenn man bedenkt, dass es in Florenz ein ganzes Viertel mit Strozzi-Familien gegeben hat, dann könnte man sich stundenlang in dieser Familiengeschichte vertiefen.
Ich bleib jetzt bei Filippo Strozzi, der mit 13 Jahren in die Welt auszog um im Bankwesen Fuß zu fassen, und wurde zu einem erfolgreichen Kaufmann und Banker. Aber er war immer noch im Exil. Dagegen durfte seine Mutter 1454 wieder nach Florenz zurück. Und die tat alles daran, dass ihre Söhne ebenfalls wieder nach Florenz zurück konnten. 1466 war es dann soweit, Filippo war wieder in Florenz, hielt sich aber von der Politik fern. Wie es dann in früheren Zeiten so war, bekam man keinen Frieden auf ’normaler‘ Ebene hin, so musste man halt jemand aus der verfeindeten Familie heiraten 😉 Aber das war nicht Filippo, sondern sein Bruder.
Filippo hatte zwar Glück und Erfolg im Beruf, aber nicht im Privatleben. Er musste sich in kurzer Zeit von seiner Mutter, seiner Frau und dann auch noch von seinem Bruder durch den Tod verabschieden. Auch drei seiner Kinder verlor er. In einer zweiten Ehe bekam er nochmal Kinder, darunter Filippo II., 1488 geboren. 1489 nahm er einen Wunsch seiner Mutter in Angriff, am 14. Juli 1489 begann er den Bau des Palazzo Strozzi.
Dafür kaufte er in diesem Areal rund 15 Häuser, um nach deren Abriss seinen Palazzo dort zu erstellen. Alles immer unter den Augen von Lorenzo de‘ Medici, der jetzt zu befürchten hatte, dass er sein Ansehen in der Stadt, aufgrund dieses Palazzos mit ihm teilen muss. Hachja, Filippo wusste zu beruhigen, und schlussendlich bekam er Lorenzo auf seine Seite. Da Geld bei Filippo keine Rolle spielte, entstand mit dem Palazzo das größte und höchste private Gebäude in ganz Florenz.
Keine Ahnung warum, aber er machte ein Geheimnis daraus, wer ihm als Architekt diesen Bau geplant und ausgeführt hat. Erwähnt wurde nur il Cronaca mit dem Innenhof. Wenn man sich den wuchtigen Bau anschaut, und dann bedenkt, dass Filippo Strozzi bei Baubeginn 61 Jahre war, dann musste man Glück haben, wenn der noch zu seinen Lebzeiten fertig wird. Wurde er nicht bei 50 Jahren Bauzeit, und er hat die Fertigstellung seines Prachtbaus nicht mehr erlebt. Was für ein Glück, dass sein Sohn den Erfolg des Vaters fortführte, und den Bau beenden konnte.
Ich finde es immer hochspannend, in Familiengeschichten einzutauchen. Bei meinen Recherchen habe ich eine wahnsinnig umfangreiche und tolle Abhandlung über die Familie gefunden, ausführlich über den Bau des Palazzos und der Familienkapelle in der Basilika Santa Maria Novella. Wen es interessiert, dann könnt ihr euch HIER auf 117 Seiten informieren.
So, ich bin die Treppen oben, hat mal wieder länger gedauert 😉 Kommt mit zur
Ausstellung von Donatello im Palazzo Strozzi in Florenz
die es zu unserer Aufenthaltszeit in Florenz gab. Das durften wir uns nicht entgehen lassen. Da sich das Ausstellungsprogramm in den Räumen des 1. Obergeschosses des Palazzos immer wieder ändert, keine Ahnung was es ansonsten für Ausstellungen gibt. Ganz klar, kann ich euch hier in meinem Reise- und Fotoblog auch nur einen Teil zeigen. Eben Werke, die mich fasziniert haben.
Den Anfang macht
die Statue Prophet David
eines seiner frühesten Werke. 1408 gab ihm der Dom den Auftrag, für einen Pfeiler den Propheten David zu schaffen. Nanni di Banco bekam ebenfalls einen Auftrag, und als die Statuen in der Nische Platz nahmen, stellte sich heraus, dass Donatello seinen David viel zu klein gemacht hat. Er musst wieder runter und bekam einen Platz auf dem Sockel. Sorry lieber Künstler, der steht da richtig ausdruckslos da oben, obwohl er doch siegreich schauen sollte. Immerhin hat er doch seinen Feind besiegt, dessen Kopf zu seinen Füßen liegt.
Ihr seht hinter dem Prophet David zwei Kruzifixe. Das rechte entstand von Donatello, das linke ist von Filippo Brunelleschi, den berühmten Baumeister, der aber auch wenige Skulpturen geschaffen hat. Das Kruzifix ist eine dieser wenigen Arbeiten von ihm. Ab etwa 1410 hat er mit dieser Arbeit begonnen. Das Messen an der Arbeit eines anderen scheint mir in Florenz ganz groß – siehe Familie Strozzi vs. Familie de‘ Medici. Das Kreuz von Brunelleschi ist in der Basilika Santa Maria Novella (oder eine Nachbildung davon) und entstand deshalb, weil ihm das Kruzifix von Donatello, das in der Kirche Santa Croce hängt, viel zu einfach gestaltet war. DAS konnte er doch vieeel besser ….
Erwähnenswert ist vor dem Rundgang in der Ausstellung, dass sich einige andere Künstler ebenfalls an den Arbeiten von Donatello messen wollten, und ihn kopierten. Diese Arbeiten stehen in der Ausstellung im direkten Vergleich zu Donatellos Arbeiten. Spannend. So sein wie der andere, auch heute vergleichen und messen wir uns ja mit dem anderen. Dabei ist doch jeder für sich eine Persönlichkeit, die es gar nicht notwendig hat, sich so zu verbiegen. Ist ja irgendwie auch etwas mühsam immer mit anderen mithalten zu wollen. Jeder einzelne hat doch seine Stärken, und auch seine Schwächen zu denen man stehen sollte.
Aus dem Leben Donatellos
Donatello, einer der Mitbegründer der Renaissance, wurde als Donato di Niccolò di Betto Bardi so um 1386 in Florenz geboren. Als Gehilfe war er von 1404 ab drei Jahre lang bei Lorenzo Ghiberti in der Werkstatt, bis er dann mit der Arbeit für den Prophet David beauftragt wurde. Für die Kirche Orsanmichele bekam er dann ab 1411 Aufträge für die Nischenstatuen.
Nachdem er sich eine eigene Werkstatt zugelegt hat, kamen die Aufträge ab 1423 auch von außerhalb. In Prato z.B. konnte ich seine wunderschöne Außenkanzel (nicht so häufig vorkommend) am Dom bewundern. Er tat sich mit Michelozzo zusammen, dessen Arbeiten man ebenfalls in Prato oder im Baptisterium beim Florentiner Dom sehen kann. Es kamen Aufträge aus der Medici-Familie, aber weiterhin auch von außerhalb, so dass er dann ab 1443 zehn Jahre lang auch in Padua lebte.
Nach seiner Rückkehr nach Florenz war er dann wieder für die Medici tätig. Mit Cosimo de Medici eng befreundet, wurde er von ihm finanziell unterstützt, was auch nach dem Tod Cosimo fortgesetzt wurde. Seine letzten Arbeiten waren die Bronzekanzeln, die in der Basilika San Lorenzo aufgestellt sind. In der Krypta von San Lorenzo fand er seine letzte Ruhestätte.
Ich mag den Stil von Donatellos Arbeiten, auch wenn die erste Arbeit mit dem David ein bisschen ‚kalt‘ war. Aber aller Anfang mag auch schwer sein, und man entwickelt sich ja auch. Keine Scheu hatte Donatello Nacktheit in seinen Statuen zu zeigen. Dass er sehr ausdrucksstark arbeitete, und auch vor Neuerungen in Technik und perspektivischer Darstellung nicht zurückschreckte, machte ihn dann zu einem DER Künstler seiner Zeit.
Wie sehr sich sein Stil zu seiner Anfangsfigur verändert hat, zeigen
zwei Statuen Statuen von Johannes dem Täufer (San Giovanni Battista) von Donatello
So um 1442 entstand die Marmorstatue, eine seiner wichtigsten Statuen und die letzte, die er aus Marmor geschaffen hat.
Bislang gab es vom Hl. Johannes dem Täufer nur zwei Versionen, entweder als erwachsener Mann oder als kleiner Bub. Donatello zeigt ihn erstmals als Jugendlicher.
1455 fertigte er den Hl. Johannes d. Täufer in Bronze.
Jetzt steig ich in den Vergleich ein zu
die Madonna mit Kind (Madonna col Bambino) von Donatello
ein. Ich war voll begeistert, wie liebevoll Donatello diese Darstellungen in verschiedenen Zeitstufen umgesetzt hat. In dieser Innigkeit hab ich bisher noch keine Darstellung von Maria mit dem Kind gesehen. Die früheste Darstellung in der Ausstellung ist von etwa 1415.
Und jetzt die Umsetzung anderer Künstler …
Christus am Kreuz von Donatello
gibt es ebenfalls in Versionen von anderen Künstlern
Ich hab euch ja weiter oben in seiner Vita geschrieben, dass er mit Michelozzo an der
Außenkanzel am Dom von Prato
beschäftigt war. Auch hiervon gibt es Ausstellungsstücke.
Diese Arbeit ist ebenfalls wunderschön –
die Bronzetüren der Alten Sakristei von San Lorenzo
die ähnlich der von Lorenzo Ghiberti gefertigten Türen am Baptisterium beim Dom sind. Aber kein Wunder, war er doch ein paar Jahre als Gehilfe in der Werkstatt von Ghiberti. Mit einem Relief begeisterte er die Familie Medici derart, dass sie ihn baten, in der „Alten Sakristei“ von San Lorenzo, einer der Grabkapellen der Familie, zwei Bronzetüren zu fertigen.
Ab 1434 ging er ans Werk, unterteilte die ca. 80 kg schwere Tür in kleine Felder und brachte in wunderschönen Reliefs Abbildungen von Apostel und Evangelisten an.
Aufgefallen ist mir beim Palazzo Strozzi, dass er in nüchternen Räumen die Ausstellungsstücke glänzen lässt. Das ist ja z.B. in den Uffizien, dem Palazzo Vecchio oder dem Palazzo Pitti komplett anders. Da erweckte es mir oft den Eindruck, dass die Räume und Kunstwerke an den Wänden einen Konkurrenzkampf in der Beachtung lieferten.
Kommt jetzt noch ohne Erklärungen mit
durch die Ausstellung im Palazzo Strozzi
an den Ausstellungsstücken vorbei, die einen längeren Blick von mir bekommen haben 😉 Denn in einem bin ich mir in meinen Fototouren treu – was mir nicht (oder gar nicht) gefällt, darf meine ‚Emma‘ mit ihrem Objektiv nicht anschauen. Diese Objekte sind zum größten Teil nicht von Donatello.
Die Ausstellung im Palazzo Strozzi hat meinen Aufnahmespeicher mit ausgiebigen Besichtigungen des heutigen Tages bis aufs letzte ausgereizt. Jetzt nur noch mit dem Bus in unsere Ferienwohnung, die Fotos des Tages sortieren – und dann …. ausruhen 🙂