Direkt beim Jüdischen Friedhof befindet sich die Jüdische Zeremonienhalle (Obřadní síň) im Stadtteil Josefov in Prag.
Man kann das kleine dunkle Gebäude am Rand des Jüdischen Friedhofs nicht übersehen, wenn man den Friedhof von der Pinkas-Synagoge her komplett durchquert. Düster wirkt es, auch wenn hinter den Spitzbogenfenster Licht durchscheint. Auch dieses Gebäude ist im Ticket der Besichtigung aller Synagogen im Jüdischen Viertel inklusive.
Die Zeremonienhalle wurde 1911 im neoromanischen Stil für die Prager Beerdigungsbruderschaft erbaut. Sie wurde als Zeremonienhalle und Taharahaus genutzt.
Wie jede andere Beerdigungsbruderschaft hatte auch die im Prager Ghetto die Aufgabe, innerhalb der Gemeinde in Krankheits- oder Todesfällen zu helfen. Sie besuchten die Kranken und standen ihren Angehörigen bei. Und beim Todesfall übernahmen sie die Aufgabe, die in heutiger Zeit bei uns ein Bestatter übernimmt. (Diese Aufgaben sind in einem Taharahaus erfolgt.) Nur, dass zu der damaligen Zeit die Bruderschaft auch das Grab aushoben und den Toten bestatteten. Sie achteten auch auf die Umsetzung der jüdischen Bräuche.
Jetzt erklärt es sich, warum dieses Gebäude so schlicht und traurig dasteht. Die Taharahäuser wurden immer an den Friedhofen errichtet, da man befürchtete, bei einem langen Weg zum Bestattungsort könne der Leichnam wieder unrein werden.
Ich denke, mehr muss ich zu diesem Gebäude nicht erklären. Heute wird die Jüdische Zeremonienhalle als Tei des Jüdischen Museums von Prag genutzt, welches mit ca. 140.000 Ausstellungsmaterialien eines der größten jüdischen Museen der Welt ist. Die Ausstellungsbereiche verteilen sich auf die einzelnen Synagogen.
Hier in der Zeremonienhalle sind die Aktivitäten der Jüdischen Beerdigungsbruderschaft dokumentiert. „Jüdische Traditionen und Bräuche“ bei Krankheit und Tod.
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