Eine der größten Kirche der Lagunenstadt Venedig, die Basilika San Zanipolo (Chiesa Santi Giovanni e Paolo) war die Grabkirche der Dogen von Venedig. Dementsprechend viele prachtvolle Dogengräber gibt es hier zu besichtigen.
Geballte Besichtigungen auf engstem Raum – das war die Überschrift des heutigen Tagesplans. Mit dem Vaporetto (Wasserbus) haben wir uns ganz bequem ab den Fährterminals am Piazzale Roma hinaus zur Haltestelle Fondamente Nove bringen lassen. Von hier wollten wir das Feld von hinten aufrollen, und uns dann zurück in die Innenstadt treiben lassen. Überladen mit Touristen war diese Ecke an diesem Vormittag noch nicht. Vermutlich steht es bei vielen nicht an priorisierter Stelle des Besichtigungsplans. Der frühe Vogel fängt …. so könnte man Kirchenbesichtungen übertiteln. Denn Glück eine geöffnete Kirchentüre zu finden, hat man (außer bei den ganz großen Kirchen) meist am Vormittag. So gut wie alle kleinen Kirchen bitten die Besucher spätestens nach 12 Uhr zum Kirchenausgang, um sie dann erst wieder so ab 15/16 Uhr reinzulassen.
Wir hatten an diesem Vormittag kurzfristig das Glück, dass wir bei der Kirche San Lazzaro dei Mendicanti einen Blick ins Innere der Kirche werfen konnten. Tja, bevor wir eben zum Ausgang gebeten wurden. Wenige Schritte nach der Haltestelle am Fondamente Nove/Ospedale erreicht man die Kirche. Kein Problem, gehen wir eben ein paar Schritte weiter zur Scuola Grande di San Marco. Wir haben dann am Nachmittag in San Lazzaro den Besichtigungsrundgang abgeschlossen.
Dazwischen haben wir uns aber die Basilika San Zanipolo oder die Kirche „der Heiligen Johannes und Paulus von Rom“ angeschaut. Nicht nur wir Schwaben können mit Buchstaben sparsam umgehen, auch die Venezianer können dies 😅 „Zanipolo“ ist einfach aus beiden Heiligen zusammengefügt. Jeder in Venedig weiß damit, was gemeint ist. Wer die Kirche wirklich ausführlich besichtigen möchte, so wie wir, der darf sich für den Kirchenbesuch gerne gut eine Stunde (oder mehr) Zeit einplanen. Für alle, die jetzt nicht nach Venedig kommen, oder für diejenigen, die ihre Besichtigungen vertiefen möchten – euch kann in meinem Reise- und Fotoblog geholfen werden.
Ich muss den Kirchenbesuch in zwei Teile aufdröseln – die Kirche sprengt ansonsten den Rahmen zusammengefasst in einem Bericht.
In diesem Bericht nehme ich euch mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Dogengräber in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.1 bisschen Geschichte zur Basilika San Zanipolo (Santi Giovanni e Paolo) in Venedig
- 1.2 Das Dogengrab von Michele Morosini in der Kirche San Zanipolo in Venedig
- 1.3 Das Dogengrab von Leonardo Loredan in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.4 das Dogengrab von Andrea Vendramin in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.5 das Dogengrab von Marco Corner in der Basilika SS. Giovanni e Paolo in Venedig
- 1.6 das Dogengrab von Silvestro Valier in der Kirche San Zanipolo in Venedig
- 1.7 das Dogengrab von Tomaso Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.8 das Dogengrab von Sebastiano Venier in der Basilika SS. Giovanni e Paolo in Venedig
- 1.9 Das Grabmal von Giacopo Cavalli in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.10 Dogengrab von Giovanni Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.11 das Dogengrab von Pietro Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.12 Dogengrab von Alvise Mocenigo in der Kirche San Zanipolo in Venedig
- 1.13 Der Dogenstuhl in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.14 Das Grabdenkmal von Niccolò Orsini in der Basilika San Zanipolo in Venedig
- 1.15 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.16 So kommt ihr zu den Dogengräbern in der Basilika San Zanipolo (SS. Giovanni e Paolo) in Venedig
meiner Besichtigung der Dogengräber in der Basilika San Zanipolo in Venedig
Bevor ich da aber so richtig loslege, bekommt ihr noch ein kleines
bisschen Geschichte zur Basilika San Zanipolo (Santi Giovanni e Paolo) in Venedig
die 1245 mit der Schenkung eines Grundstücks beginnt. Der Doge Jacopo Tiepolo hat da geschickt gehandelt: zwei Orden stehen in Konkurrenz zueinander. Damit sich die nicht ins Gehege kommen, hat er kurzerhand dem Dominkanerorden ein Grundstück am Rand der Stadt gegeben, eben hier. Die Konkurrenz, der Franziskanerorden, hatte sich schon Jahre davor in der Frari-Kirche sesshaft gemacht. Schon 1246 soll mit dem Bau begonnen worden sein, platzte aber 1333 so aus allen Nähten, dass ein Neubau her musste. In Etappen ging dieser Neubau vorwärts, denn das meiste am Bau und der Ausstattung wurde durch Spenden finanziert.
Durch das älteste Dogengrab in der Kirche ist überliefert, dass die Apsis so um, oder vor 1368 fertig war. 1430 wurde die Kirche dann geweiht. Dank dem großzügigen Nachbarn mit der Bruderschaft der Goldschmiede und Seidenhändler, die nebenan die Scuola Grande San Marco erbauten, erhielt der Dominikaner-Orden gute Spenden, die einen Vergrößerungsbau der Kirche möglich machten.
Zur damaligen Zeit war es üblich, dass man mit Familienkapellen oder Grabdenkmälern das Andenken an die Verstorbenen aufrecht erhielt. Man ‚erkaufte‘ sich quasi das Seelenheil der Angehörigen. In Umfeld meiner Heimat sind mir zwei solche Kirchen stark aufgefallen – in der Stadtkirche Schorndorf wurde mit Ablassbriefen gehandelt um sich vor dem Fegfeuer zu retten, Grabdenkmäler inklusive. Ganz prachtvoll geht es in der Kirche St. Michael in Schwäbisch Hall zu, übergroße Grabdenkmäler, prunkvoll in der Ausstattung.
Auch in Venedig wurde diese Tradition praktiziert, einerseits erhofften sich die Angehörigen ihrer Verstorbenen durch die Bestattung in einer Ordenskirche einen ‚besseren Draht nach oben‘. Das Leben in Armut der Ordensbrüder und ihr Lebensstil soll sich so in den Toten widerspiegeln, die ihr Grab in deren Kirche hatten – da muss man doch direkt in den Himmel kommen. Zum anderen erhielt der Orden eine Spende – denn umsonst gab es kein Grabdenkmal – und konnten sich so finanzieren.
Dann durfte aber auch nicht außer acht gelassen werden, dass es da sowas wie ein Agreement zwischen Orden und den Adelsfamilien gab. Denn das letzte Wort sprach in kirchlichen Angelegenheit die Republik Venedig. Salopp gesagt – eine Hand wäscht die andere, da kann man es sich nicht mit den wichtigsten Menschen verscherzen. So nahm die Entwicklung ihren Lauf, dass die Kirche San Zanipolo zur wichtigsten Grabeskirche der Dogen von Venedig wurde.
Aber nicht nur das, die Basilika San Zanipolo ( Santi Giovanni e Paolo) wurde zu einer der größten, und mit Sicherheit zur eindruckvollsten Kirche Venedigs. Kein Wunder, wird es auf der Homepage der Kirche als „das Pantheon der Serenissima“ bezeichnet. Da ich im Pantheon in Rom war, würde ich dem absolut zustimmen. Zwar nicht in der Form der Kirche und nicht in der Menge der Denkmale – da sattelt Venedig dann schon noch eins drauf. Aber auch in Rom fanden im Pantheon viele hohe Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe.
Wie ich lesen konnte, soll es 27 Dogengräber in der knapp 100 Meter langen und zwischen 28 und 43 Meter breiten Kirche geben. Meine ‚Emma‘ und ich haben eine interne Wette abgeschlossen, ob wir die alle finden 😅 Damit ihr sie bei einem Besuch in der Basilika auch findet, versuche ich euch den Standort des Grabes mitzugeben.
Die prachtvollsten Dogengräber befinden sich im Chorraum, mit denen ich beginne.
Das Dogengrab von Michele Morosini in der Kirche San Zanipolo in Venedig
Seit dem 10. Jahrhundert ist die Familie Morosini in Venedig bekannt. Neben Kardinälen und Patriarchen wurden vier Familienmitglieder Doge von Venedig. Auch die Frauen des Familienclans haben sich gut verheiratet – vier hatten einen Dogen als Ehemann.
Michele Morosini, so um 1308 in Venedig geboren, war der 61. Doge der Serenissima. Aber der einzige aus der Familie, der hier in San Zanipolo seine Grabstätte hat. Er fiel durch seine karitative Arbeit auf und war in diplomatischer Mission bei Friedensverhandlungen dabei. Obwohl es nach seinem Tod dann doch noch Kritiken an der Vermehrung seines Vermögens gab, wurde ihm aber bestätigt, dass er in seiner kurzen Amtszeit ein würdiger Doge war, und in keinster Weise aus irgendwas (z.B. dem Krieg) einen Vorteil für sich ziehen wollte. Ja, immer dieses Gerede gell – das ist halt so alt wie die Welt. Vier Monate nach seiner Wahl verstarb Michele Morosini am 15. Oktober 1382 an der Pest.
Wer dieses Grabmal gefertigt hat, ist nicht bekannt. Der Doge liegt auf einem Grabkasten, über ihm in einem Spitzbogen wird in einem Mosaik die Kreuzigung dargestellt. Dabei sind die Mutter Jesu, Maria mit dem Evangelisten Johannes. Der Erzengel Michael und Johannes der Täufer führen den Dogen und die Dogaressa Christina (so werden die Ehefrauen der Dogen genannt) zu Christus.
Das Dogengrab von Leonardo Loredan in der Basilika San Zanipolo in Venedig
befindet sich ebenfalls im Chor, auf der rechten Seite das hintere Grabmal. Er wurde im November 1436 geboren und lenkte die Geschickte der Republik als 75. Doge. Auch er entstammt einer alten venezianischen Familie, die seit 1015 in Urkunden auftaucht. Eine Dame aus dem Familienclan war mit Marco Polo verheiratet. Seine stattliche Karriere begann im Dezember 1455, als er für den Großen Rat als Anwalt gewählt wurde. Seine Genauigkeit machte ihn zum Verwalter der Einnahmen des wichtigsten Gutes der Stadt – dem Salz. Wenn ich mir seine Vita durchlese, denke ich mir – da ist jemand wirklich steil die Treppe nach oben gefallen. Nur höchste Ämter wurden ihm anvertraut, 1489 war er Ratgeber des damaligen Dogen, und drei Jahre später Prokurator von San Marco. Das höchste Amt, welches es in der Verwaltung gab. Fehlt nur noch das Dogat, wenn man schon so mittendrin im Machtzentrum sitzt.
1501 war es dann soweit. Nach sechs Wahldurchgängen wurde er mit 27 Stimmen (von 41) der nächste Doge von Venedig. Unterstützt hat diese Wahl der Tod seines Konkurrenten, aber auch die einflussreiche Verwandtschaft seiner Frau. Denn er selbst konnte eigentlich nicht wirklich mit Vermögen trumpfen, sondern mehr mit seiner Bildung und seiner Diplomatie. Denn ganz friedlich ging es zu dieser Zeit nicht zu, seine diplomatischen Geschicke sicherte Venedig jedoch auch z.B. gegen die Habsburger ab.
Zwanzig Jahre hatte er als Doge der Serenissima ordentlich zu tun, bewegte er sich in den höchsten Machtzentren Europas. Im April 1509 erklärte Frankreich Venedig den Krieg, zehn Tage später setzte der Papst noch eins drauf und befahl die Exkommunikation gegen Venedig. Die Liga von Cambrai gegen Venedig. Fluchtbewegungen der Menschen setzten ein, vor allem bei den Juden – Venedig verlor viele Städte auf dem Festland, so zum Beispiel auch Verona. Hier blieben die Vertriebenen solange in Venedig, bis sie wieder in ihre Heimatstadt zurück konnten. Das war die Zeit, als 1516 das Ghetto in Venedig entstand. Ein Leben unter Aufsicht, denn auf engstem Raum lebten hier die Menschen. Nachts wurden die Brücken geschlossen, keiner durfte rein oder raus.
Auch wenn die Dogenfamilie Venedigs Truppen finanziell sponserte, es half alles nichts. Große Teile von Oberitalien musste Venedig abgeben und es kam bei der Bevölkerung großer Unmut auf. Tja, da bröckelte es mal so richtig. Was tut man dann? Loredan versuchte mit Unterstützung der Familie den Ruf wieder herzustellen. Auf eigene Kosten, mit seinen Söhnen und quasi mit eigener kleiner Armee verteidigte man z.B. Padua. Bekommt allerdings ein kleines G’schmäckle, weil die Familie dort Güter im Eigentum hatten. Durch Diplomatie erreichte der Doge dann, dass sich der Papst zu einem Friedensschluss bereit erklärte, und damit den Kirchenbann auch aufhob. Nach und nach konnten auch Gebiete wieder zurückerobert werden, und neue kamen sogar hinzu. So schlecht kann also seine Arbeit nicht gewesen sein.
Gesundheitlich war Leonardo Loredan nicht der Stärkste, aber trotzdem fehlte er an keiner Sitzung. Tragisch ging es jedoch nach dem 14. Juni 1521 mit seiner Gesundheit bergab, am 21. Juni verstarb er dann. Die Bestattung erfolgte in einem einfachen Grab, das heute aber nicht mehr in dieser Form existiert. Kaum war diese Zeremonie beendet, wurde untersucht, ob man dem Verstorbenen möglicherweise Korruption nachweisen konnte. Tja ….
1572 wurde sein Grabdenkmal in der Kirche von Girolamo Grapiglia erstellt. Es weist auf seine schwere Vermittlungen zwischen der Venedig und der Liga von Cambrai hin, das den Venezianerkrieg auslöste. In der Mitte der Doge, links Venezia, rechts die Liga.
Diesem Grabmal gegenüber hat
das Dogengrab von Andrea Vendramin in der Basilika San Zanipolo in Venedig
seinen Platz gefunden. Erst 1812 kam es an diesen Platz. Andrea Vendramin, geboren so um 1400, hat nämlich im Testament verfügt, dass er in der Servitenkirche seine letzte Ruhe finden sollte. Erst als diese zerstört wurde, kam das Grabmal, das bekannteste unter allen Dogengräbern nach San Zanipolo. Als 71. Doge (die werden nach der venezianischen Staatsgeschichtsschreibung durchgezählt) war er nur zwei Jahre in seinem Amt.
Nach dem frühen Tod seines Vaters, wuchs er in der mütterlichen Familie auf, die zu den angesehendsten Familien der Stadt zählten. Ihr Vermögen verdankten sie dem Lebensmittelhandel. Der Opa von Andrea Vendramin war Präsident der Scuola Grande di S. Giovanni Evangelista. Eine große Ehrung wurde der Familie (so wie 29 anderen auch) zuteil, als sie nach dem Chioggia-Krieg (das war ein Krieg zwischen Genua und Venedig, um die Macht im Mittelmeerraum) in den höchsten gesellschaftlichen Rang erhoben wurden, und somit zum Patriziat zählten. Wie meist so üblich – reich heiratet zu reich, und gesellschaftlich angesehen bleibt man in diesen Kreisen.
Ob es nun Gerüchte waren, oder ob an jedem Gerücht auch ein Fünkchen Wahrheit dahinter steckt? Kaum 1418 in den edlen Kreis der Patrizier aufgenommen gerieten die Brüder Vendramin in einen üblen Verdacht, der zu dieser Zeit als Inbegriff des Sündigen galt und ausgerottet werden musste – die Sodomie. Man hatte sich gefälligst nur einem sexuellen Vergnügen hinzugeben, wenn es dazu diente, Nachkommen zu zeugen. Und gewisse Praktikenten waren sowieso verpönt. Nachweisen konnte man dem Brüderpaar nichts, aber ein Jahr, in dem sie unter Verdacht standen, verbaute beiden eine politische Karriere. 1440 wurde Andrea Vendramin dann aber in den Senat aufgenommen. Wie es bei anderen Dogen der Fall war, wurde ihm aber verwehrt – er bekam nie den Auftrag Venedig im Ausland zu vertreten.
1454 ging es dann wieder rund bei den Brüdern, ein juristischer Streit um den Bankrott der Soranzo-Bank zog sie mit. Alles ging scheinbar zum Wohlwollen aus, denn ab 1454 saß er dann im Dogenrat und auch im Rat der Zehn. Gegründet wurde der Rat der Zehn als oberster Gerichtshof und Polizeibehörde, mischte sich aber immer mehr in außerpolitische Angelegenheiten ein. Auf Druck, weil Unmut in den Reihen der Patrizier entstand, deckelte der Große Rat Ende des 16. Jahrhunderts die Kompetenzen des Gremiums.
1467 schaffte er dann den Sprung in den wichtigsten Machtkreis der Republik Venedig, er wurde Prokurator von San Marco. Am 05. März 1476 wurde zum 71. Doge der Lagunenstadt gewählt. Seine außenpolitische und vor allem die Verhandlungen der immer noch andauernden Kriege standen unter keinem guten Verhandlungsstern. Die Republik hatte nur Nachteile dadurch, dass kein Friede zustande kam. Um weiterhin im Osmanenreich Handel betreiben zu dürfen, mussten sie jetzt dafür Geld bezahlen. Vendramin war ‚innerbetrieblich‘ dabei, den Laden am Laufen zu halten, damit die Handelsgeschäfte weiterhin stattfinden konnten. Allerdings sah er dann manche Dinge für den Senat zu lasch, was ihn dann zum Handeln zwang. Er nahm es nämlich mit der Eintreibung von säumigen Zahlern nicht so genau. Auch ließ er seinen verbannten Sohn einfach ohne die Erlaubnis des Senats wieder nach Venedig zurückkehren. Was gehen mich die Gesetze an? Eine Rüge des Senats war ihm sicher.
Am 6. März 1478 verstarb er. Dank seines riesigen Vermögens konnte er Ansprüche an seine Beerdigung und sein Grab stellen, das hier in der Kirche wieder aufgebaut wurde.
Es sollte das Hauptwerk von Tullio und Antonio Lombardo werden. Wie es meist an den Grabdenkmälern üblich ist, werden die Tugenden des Verstorbenen dargestellt, und der Verstorbene selbst (oft auch seine Ehefrau) um Vergebung für sein Seelenheil bittend vor Gott. So auch hier, natürlich auch mit Sarkophag des Verstorbenen.
Noch einer hat im Chorraum seinen Platz gefunden –
das Dogengrab von Marco Corner in der Basilika SS. Giovanni e Paolo in Venedig
Ich hab keine Ahnung nach welcher Rangfolge die Plätze vergeben worden sind, wer wo seinen Platz findet. Jedenfalls gehört Marco Corner, geboren so um 1288, zu einem der frühen Dogen der Republik Venedig. Wobei früh ja bei diesem Platz immer Definitionssache es, er war der 59. Doge der Republik. Er stammt aus einer richtig alten, in Venedig ansässigen Familie, deren Stammbaum sogar bis zu den Römern zurückgeht. Außerdem gehörten sie zu einer der reichsten Familie. Geldverleih war zu dieser Zeit ein sehr lukratives Geschäft. Nach Marco wurden noch drei weitere aus der Familie Dogen.
1353 wurde er zu diplomatischen Verhandlungen an den Hof von Ungarn geschickt, der drohte, bekäme er Dalmatien nicht zurück, verbünde ich mich mit eurem Feind Genua. Da die Verhandler nicht weiterkamen, ersuchten sie die Hilfe von ‚meinem Karle‘. Karl IV. ist damit gemeint, mit dem ich mich während unserer Langzeitreise nach Prag intensiv beschäftigt hatte. Kurze Zeit konnte er 1355 in das Amt eines Dogen hineinschnuppern – er wurde Vizedoge. Dass eine diplomatische Mission gefährlich war, erfuhr er, als er bei einer solchen eineinhalb Jahre in Haft kam. 1363 stieg Marco Corner zum Prokurator von San Marco auf. Als er dazu bestimmt wurde, den Aufstand auf Kreta niederzuschlagen, lehnte er diese Aufgabe, wohl gesundheitlich bedingt, ab.
Als die Wahl eines neuen Dogen wegen dem Tod des Vorgängers anstand, war er einer der Bewerber. Im Juli 1365 war die Wahl, und da hatte er es nicht einfach. Seine Gegner fanden sämtliche Gründe, damit er nicht gewählt werden solle – er wäre alt, arm, hätte nicht genügend Kontakte, und außerdem wäre seine Ehefrau niedrigen Ranges. Tja, Pech für die Gegner – er wurde zum neuen Dogen von Venedig gewählt. Licht und Schatten prägten seine Amtszeit – verlor er auf der einen Seite Gebiete, konnte er auf der anderen Seite Handelsbeziehungen stärken.
Nach zwei Jahren im Amt verstarb der Doge Marco Corner am 13. Januar 1368. Er hatte noch bestimmt, dass er in San Zanipolo seine letzte Ruhestätte finden solle.
Ob jetzt ein Grabdenkmal ein- oder zweiteilig gestaltet wird, finde ich völlig unerheblich. Über seinem Sarkophag steht eine Madonna mit dem Jesuskind, die aus Florenz nach Venedig gebracht wurde. Rechts und links stehen Petrus und Paulus, flankiert von zwei Engeln.
Was ist ein Doge?
Der Doge von Venedig vertritt als regierendes Staatsoberhaupt die Republik Venedig und wurde auf Lebenszeit gewählt. Die Anfänge gab es hier schon in der römischen Verwaltung, hier war ein Dux der oberste Befehlshaber. In der Sprachentwicklung wurde daraus ein Doge. Nicht nur in Venedig wurde ein Doge berufen, sondern auch in einigen anderen Regionen, wie z.B. in Genua oder Pisa.
Da es im frühen Mittelalter oft zu Versuchen kam, aus dem Dogenamt heraus eine Dynastie zu gründen, wurde dies ab dem 11. Jahrhundert verboten. Ende des 12. Jahrhunderts wurde dann untersagt, dass das Volk bei der Dogenwahl mitbestimmen durfte. Ab diesem Zeitpunkt wurden dann die Machtbefugnisse des Staatsoberhaupts der Serenissima eingeschränkt, so dass er nur noch Repräsentant der Republik war, die er gemeinsam mit seiner Frau, der Dogaressa repräsentierte. Vor dieser Zeit regierte ein Doge quasi mit uneingeschränkter Macht.
Nur Männer ab 30 Jahren kamen für das Dogenamt in Frage, ab 1722 mussten sie sogar mindestens 40 Jahre alt sein, später sogar noch älter. Oft war ein Doge deshalb bei Amtsantritt schon 70 Jahre alt. Und sie mussten dem Großen Rat der Republik angehören. Außerdem mussten sie aus einer patrizischen Familie stammen, die zur Oberschicht in Venedig zählten. Die bisher erreichten Erfolge waren ebenso maßgebend, wie die finanzielle Situation des Bewerbers. Ob ein Doge jedoch auch eine entsprechende Bildung hatte, war nicht von Bedeutung. Das sich ein Doge während seiner Amtszeit nicht an wirtschaftlichen Unternehmungen beteiligen durfte, war das eigene Vermögen um so wichtiger für eine Wahl.
Gewählt wurde in einem komplizierten Verfahren per Loskugel von den Mitgliedern des Großen Rates. Die Ziehung der Loskugeln erfolgte auf dem Markusplatz von einem zehnjährigen Buben, dem Ballottin, der anschließend im Gefolge des Dogen blieb. Ein Doge durfte selber nicht von seinem Amt zurücktreten, es erlosch mit seinem Tod. Sehr wohl konnte er aber von der Signoria, also vom Großen Rat, abgesetzt werden.
Das Erkennungsmerkmal eines Dogen, der Corno Ducale, seine Kopfbedeckung wurde von Doge zu Doge weitergereicht. Bei offiziellen Anlässen, so z.B. bei der Krönung trug der Doge einen besonderen Umhang. Insgesamt hatte die Republik Venedig 120 bestätigte Dogen. Mit Ludovico Manin endete die Republik Venedig durch die Übergabe der Stadt an Napoleon. Die gesamte Liste der Dogen von Venedig könnt ihr HIER lesen.
Ein monumentales Denkmal ist auf der rechten Seite im Seitenschiff der Basilika zu sehen –
das Dogengrab von Silvestro Valier in der Kirche San Zanipolo in Venedig
Dem 109. Dogen von Venedig laut der staatlichen Geschichtsschreibung, der am 28. März 1630 in Venedig geboren wurde, war nachgesagt, dass er anstatt sich als Kriegsheld zu profilieren, sich lieber dem Theater, den Festen und dem gesellschaftlichen repräsentieren hingab. Über seine Familie konnte ich wenig in Erfahrung bringen, wohl aber, dass Silvestro Valier bereits in jungen Jahren die Karriereleiter nach oben kletterte. Bereits mit 19 Jahren soll er zum Prokurator von San Marco gewählt worden sein. Und das, ohne zuvor irgendein hohes Amt innegehabt zu haben. Wow, denn dieser Job war der höchste in der Republik vor dem Dogat. Zahlreiche Ämter hatte er anschließend inne. Ein Cavaliere wurde er durch die Begleitung der Tochter des spanischen Königs durch die Gebiete Venedigs.
Sonderaufgaben wurden ihm in Rom zuteil, um mit den Päpsten zu verhandeln, und ohne dass er sich in der Schar der einflussreichsten Männer um den Dogen aufhielt, wurde er am 25. Februar 1694 zum Dogen von Venedig gewählt. Am 4. März wurde in einer prachtvollen Krönung seine Frau zur Dogaressa gewählt. Ob es so üblich war oder nicht, sie mischte sich mit in die Politik ein, galt aber auch als großzügig. Hmm … Adlerauge ich hör dich möglicherweise trapsen 😉
Für ihn war es sein letztes prachtvolles Fest, das er 1698 mit dem russischen Zar Peter in Venedig feierte. Am 7. Juli 1700 verstarb Silvestro Valier und wurde seinem Wunsch entsprechend in der ‚Dogenkirche‘ San Zanipolo beigesetzt. Seine Frau folgte ihm neun Jahre später nach.
An Pracht nicht zu überbieten ist wohl das Grabmal für die Familie Valier, das nicht nur Silvestro und seiner Frau als Grabstätte diente, sondern auch seinem Vater Bertuccio, 102. Doge von Venedig. Es ist das letzte der großen prachtvollen Dogengräber in Venedig. Nach den Vorgaben des Konziel von Triest wurde Silvestro Valier aber nicht oberirdisch beigesetzt, wie es in früheren Jahren noch sein durfte, sondern er musste in der Erde, also unter der Kirche beigesetzt werden.
Zwischen 1705 und 1708 wurde das Monument von Paolo und Andrea Tirali errichtet. Neben dem Doge wurde auch die Dogaressa als Statue dargestellt, von klein kann keine Rede sein. Das Grab ist reich dekoriert und allegorische Figuren sind auf den Reliefs zu sehen. Auch wenn es zu dieser Zeit auch noch üblich war – mehr bringt mehr Seelenheil, Hauptgrund für solche Monumente war wohl, zu zeigen wie vermögend die jeweilige Dogenfamilie war. Ob man damit einen Dogen mehr in Ehrung únd Gedächtnis hat, als ein kleineres Denkmal – ich finde, das hängt doch vom Mensch in Lebzeiten ab.
Auf der linken Seite im Mittelschiff befindet sich das letzte Denkmal in gotischer Gestaltung –
das Dogengrab von Tomaso Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
1343 wurde der 64. Doge von Venedig geboren und stammt aus einer ‚Dogenreichen‘ Familie. Insgesamt (mit ihm) sieben Dogen stammen aus dieser verzweigten Familie. 1380 machte er sich im Chioggia-Krieg durch seine Entscheidungen einen Namen. 1386 gehörte er zum Rat der Zehn, dem mächtigsten Gremium der Republik. Ein Jahr später wurde ausgewählt, um in diplomatischen Verhandlungen zwischen Politik und Wirtschaft für die Republik zu verhandeln. Als Venedig 1388 seinen ersten Vertrag mit dem Osmanenreich schloss, um die Handelswege für Venedig zu schützen, wurde 1396 Mocenigo zum Befehlshaber über die adriatische Flotte bestimmt. Unter seiner Führung unterstützte er von See her den Kreuzzug des Königs von Ungarn Sigismund, der später Kaiser wurde, gegen die Osmanen. Nur dank der dieser Flotten konnte der König nach der Schlacht bei Nikopolis gerettet werden. Das Ansehen von Mocenigo stieg, was sich auch in seiner Karriereleiter bemerkbar machte.
Mit unter seiner Führung wurden die Beschränkungen für die Machtstellung der Dogen eingeführt. Bevor er 1406 zum Prokurator von San Marco gewählt wurde, erhielt er er 1403 als Duca das höchste Amt auf Kreta, der wichtigsten Kolonie von Venedig. Tja, es war ein schwieriger Spagat, wenn man in vielen Ämtern sitzt, die alle das Ziel hatten, Venedig als Festlandsmacht weiter auszubauen, aber gleichzeitig die anderen Herrscher nicht zu erzürnen. Einstmals Retter seiner Person, wurde eben in so einem Konflikt König Sigismund zu einer Konfliktperson, nachdem Dalmatien wieder zu Venedig gehörte. Ja, Venedig bewegte sich durch seine Siege auf den Gipfel der Macht zu.
In Abwesenheit wurde er am 7. Januar 1414 zum nächsten Doge von Venedig gewählt. Gleich zu Anfang seiner Regierungszeit brodelte es ganz gewaltig um ihn herum. Nicht nur innerhalb der Regierung, sondern auch außenpolitisch. Wie Tomaso Mocenigo das alles löste, könnt ihr ausführlich HIER nachlesen. Als der Doge Ende März 1423 erkrankte, hinterließ er noch im Beisein der Signoria eine Rede ans Volk, die als unsterblich in die Geschichte einging. Er soll alle darin aufgefordert haben „den Glauben zu verteidigen, das Recht zu verbessern, aber vor allem die Liebe zum Frieden zu pflegen.“ Er ging sogar in einem Aufruf so weit, seinen späteren Nachfolger in seiner Expansionspolitik aufzuhalten. Am 4. April 1423 verstarb Tomaso Mocenigo unverheiratet.
Auch im linken Seitenschiff befindet sich
das Dogengrab von Sebastiano Venier in der Basilika SS. Giovanni e Paolo in Venedig
Um 1496 wurde der 86. Doge von Venedig in eine Familie geboren, die insgesamt drei Dogen in Venedig stellte. Lange Zeit, so bis um 1544 hatte er mit politischen Ämtern nichts am Hut, war vielmehr in der Justiz beschäftigt und mit Beteiligungen am Handel mit Ägypten. 1548 wurde er dann auf der Insel Kreta, die zu Venedig gehörte ins höchste Amt eines Duca gewählt. Ab da kam er aus Führungspositionen nicht mehr heraus, er war auch im Rat der Zehn vertreten. Im Alter von 74 Jahren wählte man ihn zum Admiral, in einer Situation, wo die Lage um die östlichen Kolonien äußerst angespannt war. Dabei hatte Sebastiano Venier davor noch nie ein ein Schiff oder gar eine Flotte unter seinem Kommando gehabt. Es reichte sein Ruf als gerecht, hart, durchsetzungsfähig, mutig und integer um ihn in die Seeschlacht von Lepanto (7.10.1571) zu schicken, um als Sieger nach Venedig zurückzukehren. Er wurde verehrt, aber die Osmanen waren in den anschließenden Verhandlungen schlitzohriger – Venier wurde abgesetzt.
Trotz seines hohen Alters von 81 Jahren wurde er am 11.6.1577 einstimmig in das Amt des Dogen gewählt. Man berichtet, dass er schon ein bisschen schwerhörig war, aber sein streitbares Temperament nicht durch körperliche Zipperlein zu bremsen waren. Am 3. März 1578 verstarb er nach kurzer Amtszeit. In seinem Testament hat er seine Beisetzung in der Kirche auf Murano in der Familiengruft bestimmt. 1907 wurden seine sterblichen Überreste jedoch zu den anderen Dogen nach San Zanipolo überführt.
Antonio Dal Zotto hat den Dogen als Grabmal in einer Bronzestatue verewigt.
In einer linken Seitenkapelle vom Hauptaltar ist ein Denkmal zu sehen, welches aber kein Dogengrab ist.
Das Grabmal von Giacopo Cavalli in der Basilika San Zanipolo in Venedig
Kein Doge, aber doch so ein prachtvolles Grabdenkmal. Ich wurde neugierig. Er war Politiker und war mit wichtigen militärischen Aufgaben betraut. 1368 soll er eine Invasion der Österreicher in Verona erfolgreich zum Scheitern geführt haben. In den Dienst von Venedig kam er 1376, als die Habsburger zum Angriff vor Vicenza standen. Er wurde vom Großen Rat zum Kapitän der venezianischen Armee ernannt. Seine Ergebnisse waren so erfolgreich und überzeugten derart, dass Cavalli in den venezianischen Adel aufgenommen wurde. Er organisierte die Armee neu und seine Aktionen waren mit Erfolg gekrönt. Was Venedig gefiel, gefiel den Scaliger von Verona so überhaupt nicht. Man versuchte ihn 1376 zu ermorden.
Ja, Giacopo Cavalli hatte wahrhaftig alle Hände voll zu tun, mit den Kriegen und Angriffen, die zu seiner Zeit um Venedig herum loderten. Unter seinem Kommando eroberte Venedig alle Ländereien zurück, die von Genua erobert worden sind. 1384 verstarb er in Venedig und erhielt aufgrund seiner untrennbaren Verbindung zu Venedig seinen Platz in der ‚Dogengrabkirche‘.
Ein ganzer Familienclan hat die innere Rückwand in der Basilika als Gedenkstätte bekommen. Auf der rechten Seite ist das
Dogengrab von Giovanni Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
1408 wurde er in Venedig in eine einflussreiche, und weit verzweigte Familie hineingeboren. So weit verzweigt und bedeutend, dass insgesamt sieben Männer aus dem Familienclan Dogen von Venedig wurden. Bevor er seine politische Karriere begann, verdiente er sich im Fernhandel. Wen könnte man da als Verhandler im Osmanischen Reich besser einsetzen als ihn? 1469 wurde er u.a. Statthalter des Friaul. Euch alle die italienischen Namen der größeren und kleineren Pöstchen der ganzen späteren Dogen aufzuschreiben – ich erspar es euch 😉 Ab 1471 saß er dann in dem Gremium, das den neuen Dogen zu wählen hatte. Günstig für ihn wurde es ab 1474, als sein Bruder Pietro zum Doge gewählt wurde. Als dieser starb, war aber nicht er der nächste, sondern Andrea Vendramin (sein Dogengrab ist im Chorraum) machte das Rennen.
Ohne dass er je Prokurator von San Marco gewesen ist, was ja in aller Regel die Vorstufe zum Dogat bei vielen bedeutete, wurde er nach dem Tod von Vendramin am 18. Mai 1478 zum 72. Doge von Venedig gewählt. In einer Zeit, die wahrlich nicht einfach war – eine Pestwelle überrollte Venedig, und Frieden im Krieg mit den Türken wurde nur erreicht, indem Venedig ein paar Gebiete abtrat. Auch ein Brand im September 1479 im Dogenpalast hielt ihn in Atem, was für ihn einen Umzug in andere Gebäudeteile bedeutete und natürlich die Planung der Renovierung.
Währenddessen war seine Ehefrau an der Pest erkrankt, und verstarb Ende Oktober 1479. Da der Doge selbst erkrankt war, wurde ihm die Nachricht wohl erst später überbracht. Und das Sahnehäubchen auf allem waren dann auch noch 1482 die Streitigkeiten mit Florenz und Ferrara, bei denen dann der Papst mit einem Kirchenbann für Venedig das Machtwort sprach. 1484 kehrte dann aber wieder Frieden ein. Am 4. November 1485 starb der Doge, wie seine Frau, auch an der Pest, die während seiner Amtszeit dreimal die Stadt heimsuchte.
Um 1500 herum begann Tullio Lombardo, Sohn von Pietro Lombardo der in Venedig ebenfalls seine Spuren hinterlassen hat, mit dem Monument für den Dogen. Es soll das Hauptwerk von Tullio gewesen sein.
Auf der linken Seite an der Rückwand befindet sich
das Dogengrab von Pietro Mocenigo in der Basilika San Zanipolo in Venedig
der Bruder von Giovanni, der am 3.1.1406 in Venedig geboren wurde. Auch er war wie sein Bruder im Fernhandel tätig. Auch er stieg erst spät eine politische Karriere ein. Ende 1442 entschied er sich, dass diese Karriere bei der Kriegsflotte weitergehen soll. Kaum aktiv, setzten ihn katalanische Piraten fest. Erst durch Vermittlung des Botschafters von Venedig kam er wieder frei. Trotzdem fand man ihn immer wieder als Flottenführer. Ab 1454 saß er im Rat der Zehn, konzentrierte sich dann auf seine Position als Dogenrat im Sestiere Cannaregio. 1464 wurde ein Kreuzzug gegen die Osmanen vorbereitet. Er sollte den Dogen für die Vorbereitungen zum Papst begleiten. Pech nur, dass die Flotte wegen des Todes des Papstes wieder nach Venedig ohne Ergebnis zurückdurften.
Er war aber unter den zehn Gesandten, die dann dem neuen Papst, der aus Venedig stammte, die Glückwünsche der Serenissima überbringen durfte. Immer wieder fungierte er in der Folgezeit als Gesandter von Venedig. Als im Juli 1470 eine wichtige Ägäisinsel an die Osmanen gefallen war, schickte man Mocenigo als Befehlshaber einer Flotte los, um da nach dem Rechten zu sehen. Der Senat stellte ihm ausreichende Truppen zur Verfügung. Es ging in der Folge richtig zur Sache – die Einzelheiten hierzu könnt ihr HIER nachlesen. Es würde den Rahmen meines Berichts sprengen, und doch ist es hochinteressant über die Geschichte Venedigs zu lesen, und wie verbandelt die damals mit dem Osmanischen Reich waren.
Noch während seiner Abwesenheit wurde er zum Prokurator von San Marco gewählt, bei ganz vielen Dogen ja die Vorstufe zum Dogat. Erst durch Erlaubnis des Senats durfte er 1474 nach Venedig zurück, um dann am 14. Dezember 1474 zum 70. Doge von Venedig gewählt zu werden. Viel Zeit hatte er nicht die Geschicke von Venedig zu lenken, bei denen ihm nachgesagt wird, er wäre zu zögerlich gegen die Osmanen vorgegangen.
Am 23. Februar 1476 verstarb Pietro Mocenigo, kinderlos. Pietro Lombardo hat mit seiner Werkstatt dieses Denkmal für ihn geschaffen. Gleichzeitig in der Gestaltung ein Novum in Venedig – der römische Triumphbogen. Sinn der Grabdenkmale allgemein, ist auf die Tugenden und auch die christlichen Werte des Verstorbenen in der Gestaltung hinzuweisen. Auf weißem Carrara-Marmor steht er in Rüstung des Kapitän zu Meere auf einem prachtvollen Sarkophag, den drei Krieger triumphierend tragen. Puhhh, da wurde die Darstellung des Dogen, wie auch Teile der Gestaltung zu der Zeit scharf kritisiert. Muss man sich denn wie der auferstandene Christus präsentieren? Ich lass das mal so stehen, finde aber insgesamt die Arbeit der Werkstatt sehr filigran und gelungen.
Ob allerdings im Gesamten die Inschrift so hat sein müssen? Erst lob ich dich – dann watsch ich dich? Macht euch eure eigenen Gedanken dazu ….
„Capetanio Zeneral di Mar, dove ben si havia portato.
Havia anni 69, homo dotto, eloquente, liberal, benigno et piacente;
non havia moier ni fioli legitimi, ma un bastardo (Filippo) fato con una turcha in armada,
qual fece poi di l’hosepedal di la chà a Dio.“
„Capetanio Zeneral des Meeres, wo er sich gut geschlagen hat.
Ich bin 69 Jahre alt, ein gelehrter, eloquenter, liberaler, gütiger und angenehmer Homo.
Er hatte keine legitimen Söhne, sondern einen Bastard (Filippo) mit einer türkischen Frau in der Armee,
den er zum Prior des Hospitals Ca’d Dio habe machen lassen.“
In der Mitte der Rückwand, man muss den Kopf ein bisschen in den Nacken legen, ist das
Dogengrab von Alvise Mocenigo in der Kirche San Zanipolo in Venedig
Ich kann es nicht oft genug sage, dass ich in solchen Momenten froh bin, dass mir meine ‚Emma‘ alles näher herholt. Der spätere 85. Doge von Venedig wurde am 26.10.1507 in Venedig als Sohn von Tomaso Mocenigo (Grab im linken Mittelschiff) geboren. Sowohl väterlicher- wie auch mütterlicherseits zählten die jeweiligen Familien zur obersten Schicht in Venedig. Sein Vater sorgte für eine gründliche Ausbildung, die ihm dann eine Ämterkarriere ermöglichte. Ab 1532 gehörte er mit Unterbrechungen dem Großen Rat an. 1533 heirate er seine Frau Loredana, die Ehe blieb kinderlos.
Mitte des Jahres 1545 wurde er per Wahl zum Gesandten am Kaiserhof Karls V. bestimmt und begleitete den Kaiser über zwei Jahre lang auf dessen Feldzügen. Er sah Licht und Schatten in seiner Arbeit – und so einiges nahe am Kaiser. Konnte man den einerseits in seiner Handlung bewundern, eben ganz der große Kaiser, und doch im Hintergrund Mensch, wollte man sich im Kriegsfall keinesfalls mit ihm anlegen. Ihn als Gegner fürchtete er für Venedig. Er quittierte den Dienst bei ihm und kehrte als „Ritter“ nach Venedig zurück. Aus dem großen Rat stieg er im Oktober 1554 in den Rat der Zehn auf. Er saß in der Kommission, die verantwortlich für den Bau der „Treppe der Giganten“ im Dogenpalast waren.
1557 wurde er dann zum Botschafter in Rom gewählt und hielt sich dort über zwei Jahre auf. Zeit genug, um ein bisschen hinter die Kulissen der Kirche zu sehen. Nicht unbedingt alles positiv. Auch nach seiner Rückkehr stand er da in einem Zwiespalt – einerseits ging er nicht mit allem konform was der Papst alles so befahl, andererseits war die Bedrohung der Osmanen so groß, dass man das kleinere Übel wählte und sich dem Papst annäherte.
Am 15. Mai 1570 wurde Alvise Mocenigo zum neuen Dogen von Venedig gewählt. Er hatte alle ‚Hände‘ voll zu tun, denn seine Amtszeit war geprägt mit den militärischen Auseinandersetzungen der Osmanen, politischen Spannungen und gleichzeitigen Verhandlungen mit dem Papst, Frankreich und Spanien. Außerdem musste er dem wirtschaftlichen Untergang von Venedig entgegensteuern, sah aber gleichzeitig seine Bevölkerung durch die Pest und Typhus dahinschwinden. Er musst miterleben, wie auf Zypern eine Stadt in die Hände der Osmanen fiel, und die dem Venezianer der die Stadt verteidigte die Haut abzogen. Als die Osmanen dann auch noch noch Getreidezufuhr behinderten war Schluss mit Lustig. 1571 ging es im Bündnis mit der Heiligen Liga in der Schlacht von Lepanto zur Sache – siegreich für Venedig. Naja, wie man es nahm, denn Zypern war für Venedig verloren, gegen Geld sicherte man sich die Handelsprivilegien. Da die Osmanen jetzt aber Kaufleute aus anderen Ländern bevorzugten, und zeitgleich der Überseehandel Aufschwung nahm, sah sich Venedig in die wirtschaftspolitische Randlage gedrängt.
Das alles übertünchte man beim Staatsbesuch 1574 des französischen Königs, wo trotz leerer Staatskassen eine Woche lang prunkvoll gefeiert wurde. Alles was Rang und Namen hatte, sämtliche Künstler dieser Zeit wie Tintoretto, Veronese, Tizian und andere einbezogen machten dem künftigen König, der auf dem Weg zu seiner Krönung auf Durchreise war, ihre Aufwartung. Schatten fielen dann wieder ab 1575 über Venedig, als erneut die Pest ausbrach. In der Not wurde der Bau der Votivkirche Il Redentore versprochen, wenn die Stadt von der Epidemie erlöst würde.
Es gäbe noch so viel aus dem Leben von Alvise Mocenigo zu berichten, aber das würde absolut jeden Rahmen sprengen. Nachdem seine Frau bereits Ende 1572 verstorben war, folgte ihr Mocenigo am 4.6.1577 nach. Man soll ja niemandem den Tod wünschen. Da aber ein Doge nur durch Tod sein Amt verliert, sehnten nach Überlieferungen wohl einige Venezianer diesen Tag herbei. In der Hoffnung, dass dann vieles besser werden würde.
Ab 1580 wurde an seinem Denkmal, das für ihn und seine Frau, die Dogaressa ist, gearbeitet. Erst 1646 sollte es komplett fertiggestellt worden sein. Man muss schon genau schauen, um es als Dogengrab wahrzunehmen. In einem kleinen Relief rechts wird die Begegnung mit dem französischen König dargestellt, den der König als den prachtvollsten seines Lebens bezeichnet habe.
Der Dogenstuhl in der Basilika San Zanipolo in Venedig
Angemessen für das Oberhaupt der Republik.
Wenn man bedenkt, dass das Alter der Dogen bei der Wahl immer mehr nach oben ging, waren die vermutlich froh über diese prunkvolle Sitzgelegenheit, während sie den Festlichkeiten in der Kirche beiwohnten. Immerhin führte ein Doge eine festliche Prozession an – vor allem dann, wenn sein Vorgänger hier zu seiner letzten Ruhe in die Kirche begleitet wurden.
Nochmal ein Denkmal das auffällt, das aber keinem Doge zugeordnet wird.
Das Grabdenkmal von Niccolò Orsini in der Basilika San Zanipolo in Venedig
1442 in der Marmemma (Mittelitalien) geboren, trat ab 1495 als Generalgouverneur in den Dienst der venezianischen Streitkräfte. Als der Papst Anfang des 16. Jahrhunderts plante, die Macht von Venedig in Norditalien ein bisschen zusammenzustutzen, gründete der ein Bündnis gegen die Republik Venedig denen neben ihm auch die Könige des Römischen Reiches, Frankreich und Spanien angehörten – die Liga von Cambrai. 1509 drangen dann die französischen Truppen auf venezianisches Gebiet vor. Da die venezianische Armee aber nicht nur unter Orsinis Kommando stand, sondern sein Cousin Alviano auch noch was zu melden hatte, fing erstmal eine Diskussion an. Nein, gemeinsame Sache ging nicht, und so zog Alviano allein gegen die Franzosen in die Schlacht, ignorierte jeden Rat von Orsini und ging sang und klanglos unter. Reihenweise konnte die Liga venezianisches Gebiet besetzen.
Der Papst schoss mit einer Exkommunikation auch noch gegen Venedig. Die Bevölkerung, vor allem in Padua ging auf die Barrikaden und sicherte Venedig sämtliche Unterstützung zu, damit die Besetzung fiel, was auch gelang. Pfff, kann man sich nicht gefallen lassen – dachte sich der römische Kaiser Maximilian (der aber nie wirklich vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde) und organisierte auf die Schnelle Truppen, die Padua wieder zurückerobern sollten. Venedig schaffte es die Angriffe abzuwehren, und weil der Kaiser zu ungeduldig wurde, gab er die Belagerung auf. Tschakka …. gewonnen. Durch diesen Sieg gestärkt, holte sich Niccolò di Pitigliano, wie er auch genannt wird, die übrigen Gebiete zurück.
Er verstarb im Januar 1510 und bekam seiner Leistung zu Ehren sein Grab unter den Dogen in der Basilika San Zanipolo.
So, das soll es mit der ausführlichen Beschreibung der Dogen und ihrer Gräber gewesen sein. Ihr erinnert euch? Meine Emma und ich hatten eine interne Wette, ob wir alle 27 Dogengräber finden? 😊 Ja, haben wir. Man darf allerdings auch die schlichten Särge an der Außenfassade nicht vergessen.
Hier, aber auch bei manch anderen Dogen sieht man ganz deutlich, wie sich im Lauf der Zeit die Bestattung verändert hat. Erlangte man mit einem aufwändigen Denkmal mehr Seelenheil als mit einem schlichten? Okay, manchmal hat es die erfolgreiche Arbeit eines Dogen vermutlich unausweichlich gemacht, dass alles etwas pompöser sein durfte. Lasst jetzt noch ein paar Impressionen auf Dogengräber, aber auch auf die Denkmale von Admiralen werfen. Und wenn ihr Lust habt, dann setzt die Kirche auf euren Besichtigungsplan, wenn ihr in Venedig seid, und schaut euch diese Pracht vor Ort an.
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