Berühmt wurde die Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné), oder auch Kirche der Siegreichen Jungfrau Maria, auf der Prager Kleinseite durch eine kleine Statue. Das Prager Jesulein (Pražské Jezulátko) in der Kirche, ist eines der weltweit bekanntesten, wundertätigen Gnadenbilder Jesu.
Die Kleinseite von Prag stand an diesem Tag auf unserem Erkundungsplan. Und es reicht ein Tag bei weitem nicht aus, wenn man den linksseitig der Moldau gelegenen Stadtteil genau erkunden möchte. Und dabei klammere ich die Prager Burg ausdrücklich aus, denn für die kann man schon mindestens einige Stunden einplanen. Es sei denn, ihr wollt im Galopp da durch 🙂
Der Stadtführer hat uns eine Tour vorgeschlagen, und wir haben noch dazu gebastelt, was wir auf der Kleinseite noch gerne sehen wollen – oder auch auslassen. Eine romantische Schifffahrt durch das Venedig von Prag haben wir, je nach dann noch vorhandener Zeit und Lust, auf das Ende des Tages geschoben. Zuviel anderes gibt es in diesem Stadtteil unterhalb der Prager Burg zu entdecken. Gleich vorab: Irgendwann ging uns die ‚Luft‘ aus, und es gibt bei unserem nächsten Besuch in Prag noch soooo viel auf dieser Seite zu entdecken.
Auf jeden Fall wollten wir heute bis zum St. Nikolaus Dom kommen. Gehe aber nicht direkt von der Karlsbrücke dorthin, sondern wähle den Umweg über die kleinen Seitenstraßen und Gässchen auf der Kleinseite. Einige Stufen führen hinauf zur Kirche, und bereits von Straße sahen wir die geöffnete Kirchentüre, die für uns bei diesem Aufenthalt in Prag ja nicht sooo selbstverständlich war.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kommt mit zu meiner Besichtigung der Kirche Maria vom Siege in Prag
- 1.1 Was macht die Kirche Maria vom Siege in Prag so berühmt?
- 1.2 Zur Geschichte der Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) in Prag
- 1.3 die Seitenaltäre der Kirche Maria vom Siege auf der Prager Kleinseite
- 1.4 Das Prager Jesulein, oder Prager Jesuskind (Pražské Jezulátko)
- 1.5 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.6 So kommt ihr zum Prager Jesulein in der Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné)
Kommt mit zu meiner Besichtigung der Kirche Maria vom Siege in Prag
die mit der Frage beginnt –
Was macht die Kirche Maria vom Siege in Prag so berühmt?
Eindeutig ist es das Prager Jesulein, oder auch Prager Jesuskind (Pražské Jezulátko) genannt, welches in der Kirche einen Seitenaltar für sich hat und Besucherscharen aus aller Welt anlockt. Man sagt, es wären sogar mehr Besucher als der St. Veits Dom aufweisen kann. Aber damit ihr die Kirche auch findet, erstmal ein paar Blicke auf die Kirche.
Alles ein bisschen eng hier, und die Kirche von der Karmelitergasse her abzulichten, war schwer. Den herrlichen Blick von oben auf die Kirche gab es von dem Barockgarten, Vrtba Garten, nur wenige Meter weiter.
Zur Geschichte der Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) in Prag
Der erste Barockbau in Prag wurde 1611 durch einen deutschen Lutheraner in Auftrag gegeben und der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Nach dem Sieg der Truppen in der Schlacht am Weißen Berg im November 1620 war Kaiser Ferdinand II. sicher, dass dieser nur durch ein Gnadenbild des Karmeliten Dominicus a Jesu Maria so erfolgreich war. Nach diesem Sieg begann in Prag die Zeit der Rekatholisierung. Das Gnadenbild wurde zu Papst Gregor XV. nach Rom gebracht und erhielt den Namen „Maria vom Siege“. Ferdinand II. schenkte die Kirche 1624 zur Belohnung dem Orden der Barfüßigen Karmeliter und diese weihten sie dann der Siegreichen Junfrau Maria, oder der Maria vom Siege.
Unter dem Karmeliter Orden wurde die Kirche erweitert und ein Kloster erstellt. Der Innenausbau erfolgte im Barockstil. Zeitweise ging unter der Regierung von Joseph II. die Verwaltung zu den maltesichen Rittern über. Sie ist jedoch heute wieder in Verwaltung von dem Karmeliter Orden und fünf Padres sind in Prag zu Hause.
Wie in fast allen Kirchen in Prag wird man im Inneren von einer Pracht aus Gold fast ‚erschlagen‘. Hier in der Kirche Maria vom Siege ist es noch verhältnismäßig wenig, aber deshalb nicht weniger prachtvoll. Seht selbst ….
Ich war noch voller Begeisterung dabei, mir die einzelnen Seitenaltäre anzuschauen und Fotos zu machen, als ein Pater des Ordens auf uns zustürmte. In Gedanken ging ich nochmal die Hinweise am Eingang durch – Fotografieren war doch erlaubt? Ohne Blitz, der immer in Gebäuden ausgeschaltet war. Mein Mann fühlte meinen Gedanken und nickte mir stumm zu.
„Sind sie Deutsche?“ – so begann der Dialog mit dem Pater. „Ja“
„Deutsche immer nur fotogieren! Nur Deutsche fotogieren!“ – sagte er doch ziemlich energisch und ich zog spürbar mein Genick ein. Hab ich durch das ‚Klick Klick‘ meiner Spiegelreflexkamera jemand gestört? Immerhin befindet sich ja hier eine weltweit bekannte Gnadenfigur.
Wir wollten keine ’schlafende Hunde‘ wecken und gingen überhaupt nicht auf seine Aussage ein, denn dass Fotografieren verboten wäre, war nirgendwo zu lesen. Und wir achten da wirklich sehr sorgsam darauf. Ich ging dann auch gleich zum ‚Gegenangriff‘ über „Eine wunderschöne Kirche ist das“.
Oh, ich glaube, DAS war das Stichwort, was der Pater hören wollte. Er begann zu erzählen ….. und zu erzählen …. und zu fragen „kennen sie diese Stadt?“ und jene …. und irgendwann wieder …. „nur die Deutschen fotogieren!“ Diesmal kam dieser Satz aber schon mit mehr Schmunzeln. Jetzt wollte ich es doch genau wissen, und erklärte ihm, warum wir „fotogieren“ – nämlich für meinen Reise- und Fotoblog und eben meine Reiseberichte. Und dabei darf die Kirche ja nicht fehlen.
Ein verklärtes Lächeln überzog sein Gesicht „Sie können alles fotogieren! Fotogieren sie solange sie möchten, und alles! Und kommen sie mit in die Ausstellung von meiner Missionsstation. Auch hier können sie fotogieren. …. Und sie können auch spenden.“ 🙂 Und setzte jetzt erklärend dazu, dass es auffallend wäre, dass hauptsächlich nur deutsche Touristen in der Kirche „fotogieren“.
Nunja, wenn ich bedenke, dass sehr viele Besucher die Kirche aus einem anderen Zweck besuchen, als wir beiden Touristen aus Deutschland, dann kann ich schon verstehen, dass so jemand ins Auge sticht. Und wieder machte ich mir zum ‚Klick Klick‘ meiner Kamera Gedanken. War es doch nicht das erste Mal, dass es (vor allem in Kirchen) hörbar wahrgenommen werden konnte. Aber der Pater hat mit diesem herrlichen Ausspruch „fotogieren“ erreicht, dass wir ihn in unseren humorvollen Vokabularteil aufgenommen haben. Wir gehen seitdem zum „fotogieren“ 😀
(Ergänzung Herbst 2020: Wir haben Familienzuwachs bekommen. Meine ‚Emma‘ ist eingezogen. 🙂 Es hat mir doch keine Ruhe gelassen mit dieser Foto-Klickerei, und Emma ist eine ganz Ruhige. Sie darf jetzt mit uns auf Tour.)
Jetzt, und mit dem ‚Segen‘ des Paters konnte ich in aller Ruhe
die Seitenaltäre der Kirche Maria vom Siege auf der Prager Kleinseite
und die Details anschauen, bevor ich mich ganz dem Prager Jesulein zuwandte.
Das Prager Jesulein, oder Prager Jesuskind (Pražské Jezulátko)
Man muss wissen, dass das Kind Jesus und die Verehrung der Kindheit von Jesu in der katholischen Kirche eine tausendjährige Tradition hat. In der Barockzeit (und in der Entstehungszeit dieser Kirche) war es die hl. Reresa von Avila, die immer eine kleine Statue des Jesuskindes auf ihren Reisen bei sich trug, vor allem wenn sie neue Klöster gründete. Und ganz besonders in Spanien war dieser Kult sehr verbreitet. Und deshalb beginnt auch die Geschichte des Prager Jesuleins in Spanien. Im Besitz der spanischen Adelsfamilie de Lara soll sie sich befunden haben, und als Hochzeitsgeschenk an die Tochter weitergegeben worden sein. Da diese einen Oberstkanzler von Böhmen geheiratet hatte, kam die Statue mit ihr nach Böhmen. Sie wanderte als Familienschatz durch die ganze Familie, bis sie von Polycena von Lobkowicz, die mit dem höchsten Kanzler des böhmischen Königsreiches verheiratet war, nach dessen Tod dem Kloster der Barfüßigen Karmeliter in der Nähe der Kirche „Maria zum Siege“ geschenkt wurde.
Bald darauf wurden viele Heilungen bekannt, die auf das Jesulein zurückzuführen waren. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten die Sachsen, nachdem sie in Prag eingefallen waren, auch das Karmeliter Kloster. Achtlos wurde das Jesulein mit zerbrochenem Ärchen hinter einen Altar geworfen, wo es von Pater Cyril gefunden wurde. Mit Spenden konnte er die Statue reparieren und 1651 wurde die Statue in einer Prozession durch alle Kirchen von Prag getragen. Es war die Verehrung für das Jesulein, dem zugeschrieben wurde, dass es Prag vor den Schweden beschützt hätte.
1655 bekam die etwa 47 cm große Wachsfigur eine Krone vom Bischof von Prag. Dieses Krönungsfest wird auch heute noch alljährlich am ersten Sonntag im Mai mit einer Prozession durch die Straßen der Prager Kleinseite gefeiert.
Unter Kaiser Joseph II. musste die kleine Figur Prag verlassen und konnte erst 1993 wieder in die Kirche zurückkehren. Hier steht sie heute in einem Schrein in einem der rechten Seitenaltäre. Sogar Papst Benedikt XVI. hat das Gnadenbild auf einer Reise nach Tschechien besucht und schenkte ihm eine weitere Krone aus Gold.
Eine so hoch verehrte Figur braucht auch entsprechende Gewänder. Und davon hat das Prager Jesulein mehr als 100 Stück. Das älteste Kleidchen soll ein Geschenck von König Ferdinand III. aus Mitte des 17. Jahrhunderts sein. Allein Kaiserin Maria Theresia hat dem Jesulein 20 wertvoll mit Diamanten, Perlen und Granaten besetzte Kleidchen und Mäntelchen geschenkt. Die restlichen Gewänder sind Dankesgaben aus aller Welt. Nach einem festgelegten Zyklus wird das Prager Jesulein 10 mal im Jahr umgekleidet.
Auch in heutiger Zeit soll das Prager Jesuskind noch Wunder bewirken, so wird von dem kleinen Mädchen aus Brasilien berichtet. Durch einen Hüftfehler seit Geburt konnte sie nur mit spezieller Hilfe ein paar Schritte machen. Die Eltern beteten zum Prager Jesulein und bereits nach 6 Tage fing sie an, selbstständige Schritte zu gehen. 1995 dankte die Familie bei einem Besuch in Prag bei der Statue in der Kirche für die Hilfe.
Ja, man kann selber an Wunder glauben oder nicht – es liegen Gebetszettel in allen Sprachen vor dem Altar. Und die Verehrung des kleinen Prager Jesulein ist grenzenlos hoch. Aufgrund von Corona waren jedoch nur ganz wenige Menschen in der Kirche.
Sehr beeindruckt habe ich diese Kirche verlassen. Und nicht nur das Prager Jesulein ist der Besuch dieser Kirche wert. Was ich in Kirchen so noch nie gesehen habe (auch nicht in Deutschland) – die Seitenaltäre auf der linken Seite werden zur Ausstellung von Bildern von privaten Künstlern genutzt.
Eifrig waren Mitarbeiter des Ordens vor der Kirche dabei, die Besucher der Kirche mit kühlenden Getränken zu versorgen. Wir sind die Stufen von der Kirche wieder hinunter zur Straße und nach nur wenigen Schritten haben wir, eigentlich eher zufällig, ein weiteres Highlight entdeckt – den Vrtba Garten.
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