Wir Schwaben können einem einzigen Wörtchen ganz viele verschiedene Bedeutungen geben. „Ebbes“ gehört dazu, und wird im Schwäbischen wohl eines der meist benutzten Worte sein.

Ich liebe Dialekte und wenn ich auf meinen Reisen unterwegs bin, dann braucht sich mein Gegenüber nicht verkünsteln seinen Dialekt zu verstecken – wenn er verständlich ist 🙂 Für uns Schwaben gibt es den geflügelten Satz „Wir Schwaben können alles! Außer Hochdeutsch!“ Und ich kann mich noch sehr gut an die Zeit meiner ersten Vorträge erinnern – immer im Hinterkopf damals ‚du musst hochdeutsch reden.‘ Nix muss ich, wenn ich authentisch sein will, dann gehört mein Dialekt in Maßen genauso zu mir, wie meine Leidenschaft den Inhalt des Vortrags zu transportieren. Und so war eine Zeitlang in meinen Vorträgen bei der Einleitung dieser geflügelte Satz für unseren schwäbisch Dialekt immer dabei. Ich bekam grinsend Zustimmung, und ich habe vorgewarnt, wenn mir doch mal ein Begriff auf schwäbisch herausgerutscht ist.

Sprichst du Dialekt? Dann versuch mal, wenn du kein astreines Hochdeutsch kannst, alles auf Hochdeutsch zu reden. Das wird nicht funktionieren. Ich habe es vor langer Zeit einmal in Paderborn in einer Bäckerei versucht. Auf schönstem, gut überlegten Hochdeutsch wollte ich zwei Brötchen. Und was kam raus: ‚Ich hätte gerne zwei …. äh …. zwei Wecken.‘ ‚Was möchten Sie bitte?‘ ‚Zwei Wecken‘ – Mir fiel um alles in der Welt in dem Moment nicht der Ausdruck Brötchen ein. Gewungenermaßen Hochdeutsch zu reden, geht bei mir als waschechte Schwäbin sehr oft daneben.

Und ich muss meinen Dialekt auch gar nicht verstecken, wie ich jüngst an der Mosel gemerkt habe. Ich wollte in einem Geschäft Fotos machen und habe die Inhaberin freundlich um Erlaubnis gefragt – in einem Mix Hochdeutsch mit Dialekt. Sie hat mich angegrinst und gemeint „Wer so nett im Dialekt, und noch auf schwäbisch, nachfragt – klar dürfen sie fotografieren.“ Und im Nachsatz „Ich liebe den schwäbischen Dialekt.“

 

Ich möchte euch heute in einem kleinen Anfängerkurs unser wichtigstes Wort vorstellen: ebbes. Ich müsste glatt mal zählen, wie oft ich dieses Wort an einem Tag verwende 🙂
Warum? Das möchte ich euch anhand einer kleinen Geschichte zeigen:

I muss eich jetzt nämlich amol ebbes saga, weil des wichtigschte Wördle em schwäbischa isch ebbes.
Wissad ihr iberhaubd, was ebbes isch. Ha, ebbes, des isch hald ebbes ond i sags eich – ebbes macha, des isch bessr als ebbes sei lassa.
Wenn a jongr Kerle heirada will, no muassr sich z’erscht ebbes sucha, am beschta a Mädle, dia ebbes hodd, wo ebbes ko ond wo au no ebbes mitbrengd.
Ond wenn er so ebbes gfonda hodd, dann muaß der sich fir en g’scheita Heiratsodrag no au ebbes g’scheits eifalla lassa. En Scheiß sott des net sei, denn sonscht hot der nia  ebbes oigans.
Wenn des ebbes rechts war, dann hodd er jetzt ebbes firs Herz, firs Gmiad ond ebbes firs Bedd – halt ofach ebbes firs ganze Läba. Ond dann wird au Hochzigg g’feiert.

Dia därf au em Schwäbischa ebbes koschda, damid mr au siehd, dass do ebbes do isch. Ond dia Gäschd, dia lasset sich au net lompa, die brengat ebbes zom Schenka mit. Dia oine ebbes mehr, dia andere ebbes kloiners. Ond dann gangat dia zwoi auf’d Hochzeidsrois, des g’hert ja d’rzua ond isch ja au ebbes schees. Do sieht mr dann ebbes, do erläbt mr ebbes, do ko mr ebbes kaufa damit m’r au ebbes von dera Rois mit hoim brengd. Ond henterher do ko mr dann au ebbes verzehla, damit dia d’rhoim au a bissele ebbes von dera Rois hend. Hajaaaa, des war fei scho ebbes scheees.

Ond d’Nochbarschaffd hott henterher ebbes zom schwätza (oft schwätzat se ja au, dass oifach ebbes g’schwätzt isch) Dooo isch aber ebbes do, dass dia sich sooo ebbes leischta kennat. Ond emmer wellat se älles besser wissa – ‚I glaub, do kommd ebbes‚.
Ond no griegad dia au wirglich ebbes, ond auf oimal hend dia ebbes glois, ond des isch am Ofang gar net so oifach. Desch isch halt älles ebbes o’gwohnts.
Heild des Kendle – fehld em ebbes? Hodds Hongr, dann griagds ebbes. Heild des abr weider, dann fehlt em vielleicht ebbes args. Vielleicht hodds abbr au blos ebbes en d’Hos gmacht. Des muass dann Ebber wegmacha. Ond wenn des ganz arg viel emmer nei’macht, dann muaß au Ebber emmer den ganza Schei…. wegbrenga.

Später kommt dann d’r Bua oder des Mädle end Schual (wenn ‚Pech‘ hosch, dann au boides, aber dann hosch erst recht ebbes zom schaffa), dass se ebbes lernad. Ond wenn dr Lehrer frogt ond dia wissat ebbes ned, oder se hend ebbes vergessa, dann gibts Stress. Noch d’r Schual macht d’r Kender a Lehr oder schdudierad, dass ebbes gscheids ausn wird ond se au ebbes verdeanad, damit se au Ebber send.

Aber bis mr Ebbes hot, des isch scho au ebbes args. Do muss sich ebber schenda ond ploaga. Aber wenn mr ebbes glaischded hot, no ko mr sich au ebbes erlauba, wois ebbes, koa ebbes saga, oder hot sogar vielleicht ebbes zom saga, ond des isch fei au ebbes schees.

Wissad ihr jetzt, was ebbes oder Ebber isch?
Oder wois des Ebber von eich emmer no ned?

Wir Schwaben können dem ganzen ja noch die Krone aufsetzen 🙂
Eine besorgte schwäbische Mutter kann das perfekt verdeutlichen: „Hodd dir eba Ebber ebbes doa?“

 

Jetzt ein weiteres Beispiel für den Gebrauch unserer Allerweltswörtchen 🙂

Do will oiner ebbes kaufa, wois aber no koi bissle ebbes über des, was, ond wo er des kaufa soll. Do bleibt dem nex anders übrig, als Ebber zom froga, ob er dem helfa koa.

Woisch du ebbes? Ond woisch du Ebber, wo des verkauft? Isch so ebbes leicht zom kriega?

Nachdem er sich durchgefragt hat, geht’s an den Kauf:
I will aber fei ebbes g‘scheits sei, ond des därf au ebbes mehr koschta. Aber so ebbes, därf fei koi Glomb sei, net dass mi Ebber frogt, wie i zu so ebbes komma ben. Hend sie so ebbes da?

Nach erfolgreichem Kauf ein Diaolg:
Do hosch d’r aber ebbes scheees kauft. Hot d’r des Ebber empfohla? Hot de do Ebber berata?

Man kann das Wort „Ebber“ in einer Variante auch ersetzen durch das Wort „Oiner“.

Do isch oiner an d’r Tir, der will ebbes froga. Dem hot Oiner g‘sagt, dass dohanna Oiner wohna däd, der ebbes koa oder wois wo Oiner isch, der des koa.

Gleiches gilt natürlich auch für die weibliche Variante:

En dem Lada war Oina, dia hot fei ebbes guads kocht. Und dia hot d’r au no saga kenna, warom do ebbes nei g’kommt, damit des sauguad schmeckt.

Ihr merkt, „Oiner“ und „Oina“ wird immer verwendet, wenn man nicht direkt einen Namen nennen will, oder ihn nicht weiß.

Und jetzt bekommt ihr noch ein paar Beispiele, wie wir Schwaben diese beiden kleinen Wörtchen gekonnt im Alltag einsetzen:

Do isch Ebber do, der will ebbes ufm Dach macha. Der hot Ebber d’rbei, der do ebbes d’rvo verstoad, fall dia ebbes do oba macha müassad.
Dädsch m’r ebbes macha? Aber do muasch fei ebbes d’rvo verstanda, weil des ebbes schwierigs isch. Ond wenn du des net koasch, woisch Ebber wo des koa?
Do domma isch grad Ebber g’loffa, der hot ebbes d’rbei g’het.
Hosch du Ebber b’stellt, der bei ons ebbes macha soll?

Auch bei unserer Urlaubsplanung gilt:

Hot Ebber (Oiner) ebbes empfohlen, wo m’r noreisa könnt, dann gugg i erschtmol, ob es do au ebbes zom ogugga gibt. Weil ebbes ka i net leida – wenn ihr net ebbes neis zom lesa auf mei’m Blog kriaga dädat.

Aber, ihr miassat mir a bissele Zeit geba, bis ihr von dene neie Reisa ebbes zom lesa griagat. Denn i dua fei nebaher au no ebbes anderes.
Ond wisst ihr was? I däd mi fei au sakrisch freia, wenn oiner von eich au amol ebbes als Kommentar neischreiba däd 😉😊

 

 

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