Schimpfen auf Schwäbisch – der Schwabe kann da sehr kreativ sein. Und nicht alles was ein Schwabe in einer Schimpfkanone rausdonnert, muss derb und abwertend sein.

Wir Schwaben sind ja verschrieen, dass wir mit allem sparen. Dem kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Womit wir aber teilweise sehr sparsam umgehen, sind Worte und Buchstaben. „Dir muass m’r au älles aus d’r Nos zieha“ – tja, wozu viele Worte, wenn es auch mit wenig geht? Schon früh lernt zum Beispiel eine schwäbische Hausfrau mit Lob umzugehen: „Net g’schempft isch g’lobt g’nug!“ Und damit ist alles gesagt 🙂
Was kann ich mich an der Stelle freuen, dass mein Mann kein gebürtiger Schwabe ist 🙂 und er diese Eigenart der Schwaben auch nie angenommen hat.

Einen großen Raum im Wortschatz eines Schwaben nehmen Schimpfwörter ein und einem Reingschmeckten bleibt da oft der Mund offen, wenn er diese Liebenswürdigkeiten ohne Kenntnisstand wie der Schwabe schimpft hört. Es ist aber nicht so, dass wir Schwaben besonders gern schimpfen, sondern weil wir es verstehen sehr diffenziert zu schimpfen. Mit einem einzigen Wort ist da alles gesagt!
Aber nicht nur die Wortwahl ist hier ganz entscheidend, sondern auch der Tonfall. Wie so oft macht halt auch hier der Ton die Musik. Was für einen Auswärtigen beleidigend sein mag, kann für einen Schwaben gar nicht so gemeint sein und sogar liebevoll sein. Aber auch da macht es einen Unterschied wen es trifft – den eigenen Landsmann oder einen Fremden 🙂

 

So ist ein beliebtes Schimpfwort im Schwäbischen der Dackel. Warum jetzt ausgerechnet der Dackel herhalten muss? Ich kann es euch nicht sagen! Bekannt ist ja bei der Hunderasse, dass er ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat. Mitunter kann dies dazu führen, dass er zu wenig Respekt vor größeren Hunden hat und es dadurch zu Konfrontationen kommen kann. Deshalb braucht es bereits im Welpenalter eine liebevolle Konsequenz.  Alles klar? 🙂
Im Schwäbischen richtet sich dieses Schimpfwort vor allem gegen Männer und ist seit dem 18. Jahrhundert bezeugt.

Aussagen wie – der ist dackelig – der verhält sich dackelhaft oder dackelmäßig – sind vergleichsweise harmlos. Wenn man das Wesen eines Dackels aber kennt, ist durchaus zu verstehen was gemeint ist. Es gibt aber noch zahlreiche heftigere Steigerungsvarianten des Dackels.

Der Vereinsdackel – einer der alles für seine Vereine (und nicht nur für diese) tut – ist nicht immer liebevoll positiv gemeint. Man könnte mit einem Satz auch sagen: ‚Lern mal nein zu sagen?!‘

Der Saudackel – es kommt immer auf den Kontext und Tonfall an und kann durchaus auch bewundernd gemeint sein – aber auch nicht!

Der Mordsdackel – auch hier kommt es auf die Situation an, oft ist es der Ausdruck einer Bewunderung für Taten des Anderen. Oder der Gemeinte hat einen Kardinalsbock geschossen, dann wäre es zwar ein Ausdruck der Bewunderung, aber einer, auf den man gerne verzichten könnte 🙂

Der Regimentsdackel – da brauchts nicht viel Erklärung dafür. Da reißt einer ganz gehörig das Regiment an sich!

Der Kardinalsdackel – Augenrollend und kein Ausdruck einer Bewunderung. Ihr seht, die Steigerung geht nach oben 🙂

Der Allmachtsdackel – der macht nichts recht und schafft es in vielen Bereichen zum ‚Blödmann‘, aber in gaaaaanz vielen!

Der Grasdackel – Ich als Schwäbin muss hier passen, warum wir einen Grasdackel haben. Vielleicht wegen dem geflügelten Wort ‚du bist noch grün hinter den Ohren‘, lern erstmal was dazu? Auf jeden Fall wird der Grasdackel im schwäbischen Schimpfgebrauch des öfteren verwendet.

Die Dackelfamilie - schwäbisch g'schempft - Saudackel
Die Dackelfamilie - schwäbisch g'schempft - Grasdackel
Die Dackelfamilie - schwäbisch g'schempft - Mordsdackel

Was aber ganz sicher belegt ist, ist die Variation des Halbdackels.

Der gilt als die höchste Steigerung des Schimpfwortgebrauchs aus der Dackelfamilie. Schlimmer als alle anderen Dackel – der Halbdackel ist soooo blöd, der schafft es nicht einmal zu einem ganzen Dackel. Die mitleidige Geringschätzung und Beleidigung ist dem gewiss, den es trifft. Da ist Hopfen und Malz verloren.
Man sollte sich also tunlichst vorher überlegen, welche Konsequenzen diese Aussage nach sich ziehen kann. Denn auch Schwaben können manchmal (wie alle anderen Menschen auch) schwer einstecken, aber gerne austeilen 🙂

Wer den Dackel nicht so gerne verwendet, der greift auch gerne zu dem Wort „Seggel“, denn viele Dackelvarianten klingen auch mit dem Wort ‚Seggel‘ sehr melodisch. Hmm, ja, vielleicht nicht immer für den, den es trifft.

Ob es noch andere Landstriche außerhalb Schwabens gibt, bei denen Fluchen und Schimpfen so einfallsreich ist und melodisch klingt wie in meinem Schwabenland, kann ich leider nicht sagen. Aber! Liebe Reig’schmeckte – nehmt es nicht gar so ernst,  solange es euch nicht trifft 🙂 🙂

Die Dackelfamilie - schwäbisch g'schempft

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