Naumburg an der Saale im südlichen Sachsen-Anhalt ist reich an Sehenswürdigkeiten in der kleinen gut erhaltenen Altstadt.
Naumburg verdient sich einen Besuch nicht nur wegen seiner Hauptsehenswürdigkeit dem Naumburger Dom, der seit 2018 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Nein, sie hat viel viel mehr zu bieten wie ich anhand unserer Stadtrundgänge feststellen konnte. Da wir quasi an der einstigen westlichen Stadtmauer (die heute der Promenadenring ist) unser Quartier hatten, war es nicht zeitaufwändig die Stadtbesichtigung in zwei Teile aufzuteilen. Anhand der vielen Sehenswürdigkeiten war dieser Plan für uns mehr als schlau. Hier kommt ihr zum 1. Teil. Plant euch also für einen Besuch wirklich reichlich Zeit ein, denn wollt ihr auch noch den Dom besuchen, benötigt ihr hierfür schon mindestens eine Stunde (der Audio-Guide hat eine Dauer von 2 Stunden).
Die Stadt verfügt über eine sehr reichhaltige Geschichte und wurde 1012 erstmals urkundlich erwähnt. Da die Stadt an der wichtigen Handelsstraße Via Regia lag, war sie im Mittelalter eine wichtige Handelsstadt. Eng ist die Stadt auch mit Martin Luther verknüpft, der 1521 auf seinem Weg zum Wormser Reichstag erstmals in Naumburg predigte. Eine Gedenktafel am Markt erinnert daran, dass 1542 Luther dort Quartier nahm. Er war es auch, der 1542 Nikolaus von Amsdorf im Dom als ersten evangelischen Bischof weihte, ein „Naumburger Bischofsexperiment“. Die Reformation setzte sich aber 1568 in Naumburg endgültig durch.
Den heutigen Stadtrundgang haben wir auf der Nord-Ost-Seite der Stadt begonnen, bei der „wilden Zicke“. So wird von den Naumburgern das kleine Superlativ liebevoll genannt. Die kleinste und einzige Ring-Straßenbahn Deutschlands. 1892 wurde sie als Dampfbahn in Betrieb genommen, 1907 als elektrische Straßenbahn. Mit einem Straßenbahnwagen verkehrt sie alle 30 Minuten als Ringbahn rund um die Stadt. Es lohnt sich auch ein Blick in das Straßenbahndepot ….
Durch das Marientor geht es wieder hinein in die Altstadt. Das Marientor ist das letzte erhaltene Tor der Stadtbefestigung und ist eines der besterhaltenen in Mitteldeutschland. Über einen längeren Zeitraum ist es zu dem Bauwerk gewachsen, so wie es heute zu sehen ist. 1380 wird der Turm erwähnt und damit der älteste Teil. Als Folge des Dreißigjährigen Krieges wurde es 1680 und 1705 umfangreich repariert. Das Marientor war zunächst als reiner Wehrturm gedacht, wurde dann aber ab 1600 bis ins 19. Jahrhundert auch als Gefängnis genutzt. Die Innenräume kann man besichtigen. Wie jedoch auch bei den Kirchen haben wir auch hier das ‚große Los‘ gezogen – wer besichtigt schon über den Jahreswechsel und in den Wintermonaten die Stadt 🙂 Es war, wie auch die Kirchen, geschlossen!
Unübersehbar vom Marienplatz aus – die Marien-Magalenen-Kirche. in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde den Naumburgern von Bischof Udo ein Hospital gestiftet, dem eine kleine Kapelle angeschlossen war, die Marien-Magdalenen-Kirche. Von 1712 bis 1730 entstand der heutige Kirchenbau, der im Inneren wohl sehr prächtig gestaltet ist. Aber dieser Anblick blieb uns verwehrt – Kirche geschlossen!
Der Weg geht weiter in die Marienstraße, die zu den älstesten Straßen der Stadt gehört. Die vielen besonders stattlichen Bürgerhäuser und alten Gasthöfe weisen darauf hin, dass diese Straße an einem wichtigen Handelsweg lag. In dieser, relativ schmalen, Straße bin ich wirklich von einer Straßenseite zur anderen 🙂 – es gibt so unglaublich viel dort zu entdecken. Wenn ihr auf eurer Entdeckungstour diese Einzelheiten auch entdeckt, dann schickt mir gerne ein Foto davon. Vielleicht macht ihr euch gezielt auf die Suche?
Wunderschön das Simsonportal, ein Bürgerhaus aus Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Figuren am Portal zeigen die Schutzpatronen der Stadt, Peter und Paul.
Fast könnte man an ihr vorbeilaufen wenn man nicht weiß, dass es sie gibt – die Jüdengasse, am Beginn der Jakobsstraße. Ein Torbogen führt in die sehr schmale enge Straße, in dem sich im Mittelalter das Judenviertel Naumburgs befand. Diese wurden erstmals 1348 erwähnt.
Die Jakobsstraße zählt wieder zu den ältesten Straßen Naumburgs. 1541 wurde an dieser Stelle die Jakobskapelle abgebrochen, die dem Hl. Jakob geweiht war und dieser Straße dann auch den Namen gegeben hat. Auch hier sind wieder alte und aufwändig gestaltete Bauten zu sehen.
Eines der prächtigen Renaissancehäuser in der Jakobsstraße und Holzmarkt ist eines der bedeutendsten Gebäude der Altstadt und ist weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt.
Ein ‚Altersschätzchen‘ ist auch der Holzmarkt. 1384 erhielten die Bürger von Naumburg vom Bischof die Erlaubnis auf diesem Platz das auf der Saale geflößte Holz stapeln zu dürfen. Bis 1821 sicherte nahe diesem Platz das Jakobstor die Stadt von Richtung Leipzig her. Der Holzmarkt war daher auch ein gefragter Platz zum Abstellen der Fuhrwerke. Dem Philosoph Friedrich Nietzsche, der in Naumburg viele Jahre seines Lebens verbracht hat, ist auf dem Holzmarkt ein Denkmal gesetzt. Nicht ohne Grund auf diesem Platz, denn der Weg führt hier weiter zum Wohnhaus seiner Mutter.
Eigentlich eher unscheinbar geht es in die Straße, die zum Nietzsche Haus führt. Beeindruckend allerdings am Anfang der Straße, wie eine Künstlerin auf ihre Arbeit aufmerksam macht.
Friedrich Wilhelm Nietschze wurde am 15.10.1844 geboren und zog nach dem frühen Tod seines Vaters mit seiner Mutter und Schwester nach Naumburg, wo er lange Zeit lebte. 1890 nahm ihn seine Mutter nach seinem Klinikaufenthalt zu sich um ihn bis zu ihrem Tod 1897 in Naumburg zu pflegen. Seine Schwester holte ihn dann zur weiteren Pflege nach Weimar, wo er dann 1900 verstarb. Er lebte in Naumburg in einer Gegend, unweit der Stadtmauer, wo früher eher wenig begüterte Handwerker lebten.
Vom Nietzsche Haus geht es weiter entlang der Stadtmauer, die im Süd- und Ostteil der Stadt noch auf 1,5 km durchgehend erhalten ist. 1287 erhielten die Bürger von Naumburg das Recht, die Domfreiheit und die Bürgerstadt mit Mauern und Gräben zu sichern. Beide Stadtteile wurden mit getrennten Mauerringen umgeben und waren nur durch Stadttore zu erreichen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Befestigung allerdings an Bedeutung und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem großen Teil abgetragen. Während die Jakobsmauer eher mit ‚bescheidenen‘ Häusern gesäumt ist, fallen an der Marienmauer die prächtigen Herrenhäuser auf.
Habe ich Anfangs noch geglaubt, angesichts dem ersten Rundgang durch die Stadt, dass Naumburg eine beschauliche kleine Stadt ist, so wurde ich im Laufe dieser 10 Tage eines Besseren belehrt. Nur der Altstadtkern nennt sich klein, nach allen Seiten dehnt sich die Stadt aber weit aus und zählt gut über 32.000 Einwohner.
Angesichts der unzählig vielen Sehenswürdigkeiten im südlichen Sachsen-Anhalts und vor allem der Stadt Naumburg ist diese Gegend sehr empfehlenswert.