Die Alte Sakristei (Sagrestia Vecchia) in der Basilika von San Lorenzo in Florenz zählt zu einem der herausragenden Gebäude der frühen italienischen Renaissance und wurde von Filippo Brunelleschi entworfen.

Tag 2 in Florenz – und nach der Erfahrung des Vortages wurde unser Besichtigungsprogramm heute übertitelt mit ’soweit wir kommen‘. Wir durften bei unserer Besichtigung der Basilika Santa Maria Novella am Tag zuvor erfahren – hier in Florenz, in DER Kunststadt, dauern Besichtigungen etwas länger als man es sich vorstellt. Sage und schreibe knapp 3 Stunden waren in Santa Maria Novella, den Nebenkapellen, Museum und Kreuzgang unterwegs. Die Basilika di San Lorenzo vermittelte mit ihrem Grundriß und der Beschreibung, dass es auch hier wieder etwas länger dauern könnte.

Und dann war da noch das Wetter, das uns doch recht schnell am ersten Tag einen Gang zurückschalten ließ. Von angenehmen Schwabenland-Temperaturen wurden wir auf einen Schlag auf über 30 Grad hoch katapultiert. Dann noch großes Besichtigungsprogramm – ich glaub, ich brauch das nicht weiter vertiefen. Auch die Sehenswürdigkeiten von San Lorenzo muss ich, so wie auch schon bei der Basilika Santa Maria Novella, in mehrere Teilberichte aufdröseln. Kommt jetzt mit zu

meiner Besichtigung der Alten Sakristei (Sagrestia Vecchia) in der Basilika von San Lorenzo in Florenz

die man nicht mit dem Begriff ‚Sakristei‘ einer deutschen Kirche vergleichen kann. Zwar ist es auch hier in Italien der Raum, an dem sich die Priester ihre Gewänder anziehen, aber hier ist sie noch weit mehr. Wenn ich mir den Gesamtkomplex von San Lorenzo anschaue, dann könnte man sie auch als die Kirche der Medici durchgehen lassen. Wenn diese Familie mit im Spiel ist, dann sieht man das sofort an dem Wappen der Medici. Damit ihr nicht achtlos an dieser bedeutenden Kirche von Florenz vorbei geht, bekommt ihr hier die

Außenansicht der Basilika von San Lorenzo in Florenz

Eine schlichte, fast unscheinbare Eingangsfassade an der Piazza San Lorenzo entpuppt sich als eine der größten Kirchen im Nordosten von Italien. Damit ihr erkennt, wohin ich euch jetzt in diesem gestaffelten Kirchenbau mitnehme – immer der großen Kuppel nach.

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Auf dem Weg dahin, und bevor ihr (genau wie ich) dann nicht mehr aus dem Staunen raus kommt, gibt es

ein bisschen Baugeschichte zur Alten Sakristei der Basilika di San Lorenzo in Florenz

die in die Zeit zurück geht, als Filippo Brunelleschi an der Kuppel des Doms von Florenz arbeitete. Bereits davor hat an dieser Stelle im 11. Jahrhundert eine kleinere Kirche existiert, die ab 1418 vergrößert werden sollte. Dafür waren aber umfangreiche Vorarbeiten notwendig, denn man brauchte mehr Platz und dafür mussten Grundstücke enteignet werden. Giovanni di Bicci de‘ Medici, als Auftraggeber und Geldgeber für die neue Kirche holte sich Brunelleschi als Architekt für dieses Projekt. Leider konnte dieser die Fertigstellung der neuen Kirche nicht mehr erleben.

Giovanni di Bicci de‘ Medici hatte aber noch einen anderen Auftrag für den Baumeister. Er, der sich durch geschickte Geschäftskontakte ein Vermögen aufgebaut hatte, das er durch eine geschickte Heirat noch vermehrte, bildete den Beginn der späteren mächtigsten Familie in Italien und Europa. 1420 gab er die Führung der Banco Medici an die Söhne Lorenzo und Cosimo. Cosimo (der Ältere) baute dann nach seinem Tod die Macht der Medici noch weiter aus.

Der Seniorchef gab Brunelleschi so um 1420 mit dem Bau der Alten Sakristei gleichzeitig den Auftrag eine Grabkapelle für die Familie zu schaffen, die nur unweit der Basilika ihren Palast hatten. Im nördlichen Querhaus hat Brunelleschi die Sakristei zunächst als eigenständiges Gebäude noch vor seinem Tod fertigstellen können. Später, so nach 1459, wurde es in die Kirche integriert. Schlussendlich übernahm die Familie de Medici dann das Patronat für die ganze Kirche.

Was Filippo Brunelleschi mit der Sakristei, die im 16. Jahrhundert durch den Bau einer weiteren Sakristei von Michelangelo dann zur ‚Alten Sakristei‘ wurde, entstehen ließ, reihte man in die bedeutendsten Werke der Architektur in der frühen italienischen Renaissance ein. Sein Biograph Manetti hat überliefert, dass die Menschen ob diesem neuen Stil und der wunderschönen Gestaltung des Raumes begeistert gewesen wären.

Und nicht nur die, ich war es auch, und hab mich doch einige Zeit in diesem Raum aufgehalten. Da war ich aber leider nicht allein mit meiner Begeisterung, denn der Raum war ständig von Menschen besucht, was mir ein Gesamtbild der Sakristei unmöglich gemacht hat. Ihr bekommt sie jetzt eben scheibchenweise 😉

Den Anfang macht

der Altar in der Alten Sakristei der Basilika von San Lorenzo in Florenz

der schlicht in einer Nische platziert ist. Das Kruzifix stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert.

Die Altarkuppel der Alten Sakristei von San Lorenzo

zeigt eine Darstellung, die ich bis dato noch in keiner Kirche gesehen habe. Ich musste zweimal schauen – sind das Sternbilder? Meine ‚Emma‘ ist mir ja immer treu zur Seite, aber in diesen vier Wochen in Florenz ganz besonders, und hat mir ganz viele Darstellungen nah herangeholt. Ja, das sind Sternbilder – der Kosmos in der Kuppel über dem Altar. Einfach zufällige, oder hatten die eine Bedeutung? Wie ihr mich kennt, ich habe gesucht und fand eine Untersuchung von 1911 die besagt, dass die Berechnung auf den 9. Juli 1422, dem Tag der Altarweihe, deutet. Nein, nein meinten andere, das deutet auf 1439 hin, auf die Schlusssitzung des Konzils von Florenz, die in einer zweiten Meinung bestätigt worden ist.

Ich finde, egal auf welches Ereignis es hinweist, derjenige der es geschaffen hat (und da konnte ich leider keinen Namen dazu finden) war ein Cleverle und Künstler. Schaut mal …

Jetzt geht mein Blick zu dem, was Brunelleschi mit diesem Raum ausgezeichnet hat –

die Kuppel in der Alten Sakristei in der Basilika di San Lorenzo in Florenz

Insgesamt gibt es in diesem Raum nix verschnörkeltes. Brunelleschi hat regelmäßige geometrische Formen gewählt – Halbkugeln, Quadrate, und hat das Kuppelfeld in 12 Segmente unterteilt. Brunelleschi hatte vor, alles ohne irgendwelche Malereien oder Verzierungen so wirken zu lassen. Bis dann sechs Jahre nach der Fertigstellung der Sakristei die Söhne des Stifters auf die Idee kamen, das wäre dann vielleicht doch ein bisschen zu schmucklos. Sie beauftragten den Bildhauer Donatello (ihm werdet ihr in meinen Berichten auch öfter begegnen) das ganze mit ein bisschen mehr Farbe zu versehen.

Man kann sich vermutlich lebhaft vorstellen, wie das bei Brunelleschi angekommen sein mag. Er, der für nüchterne Formen und Kargheit in der Ausschmückung stand, muss wohl den Auftrag an Donatello akzeptieren. Dieser hat in vier Reliefmedaillons die Evangelisten dargestellt. In weiteren vier farbenfrohen Medaillons sind Szenen aus dem Leben des Namenspatrons des Stifters, dem Hl. Johannes des Evangelisten, zu sehen. Und natürlich darf das Wappen des Gönners nicht fehlen. Geht man mit offenen Augen durch Florenz, sieht man die Kugeln an vielen Gebäuden der Stadt.

Kuppelbauten in Kirchen

und vor allem in Florenz und in der Renaissance sieht man so gut wie in jeder Kirche. Insgesamt ist es ja eine Wissenschaft für sich, und wenn ihr mehr über Kuppelbauten nachlesen möchtet, dann habe ich HIER eine tolle Abhandlung dazu gefunden. In der Religion erklärt sich der Kuppelbau, vereinfacht ausgedrückt, mit dem Übergang des irdischen Lebens in die Unsterblichkeit des Himmels. Wenn man dieser Symbolik dann noch zugrunde legt, dass, wie auch hier in der Sakristei, die letzten Ruhestätten von Persönlichkeiten sind, macht diese Erklärung Sinn. Ein komplexes Thema, ich zeig euch jetzt lieber die Kuppel in der Alten Sakristei.

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In der Mitte des Raumes steht 

der Sarkophag von Giovanni di Bicci de‘ Medici in der Alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz

Zusammen mit ihm ruht hier auch seine Ehefrau Piccarda Bueri. 1433 wurde er in der Sakristei aufgestellt, da der Platz in der Mitte aber schon mit einem großen Marmortisch, auf dem die Messgewänder vor dem Gottesdienst bereit gelegt wurden, belegt war, kam der Sarkophag einfach darunter. So ist auch der Spender in der Mitte seiner Kapelle. Immer im Blick des Hl. Laurentius.

Auch zwei Söhne von Cosimo de Medici (1389-1464) haben in einem Doppelgrab in der Seitenwand der „Alten Sakristei“ einen Platz gefunden. Giovanni und Piero de Medici wurde 1469 eine äußerst kunstvolle letzte Ruhestätte bei ihren Großeltern gestaltet.

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grabstaette giovanni und piereo de medici alte sakristei san lorenzo florenz 4005

Piero ist mir beim Besuch der Basilika San Miniato al Monte auch aufgefallen. Er hat hier den Altarraum der Kirche finanziert, und wollte, wie es halt bei den de Medici üblich war, auch hier sein Wappen anbringen. Die Zunft, die die Basilika finanziert hat, hatte ihm dies aber verweigert. Geschickt gelöst, hat er dann im umlaufenden Fries sein ‚Erkennungsmerkmal‘ (drei Straußenfedern mit einem Ring) und sein Motto ’sempre‘ anbringen lassen.

Hier in der Sakristei hat Piero dem 1465 eingebauten

Lavabo in der Alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz

ebenfalls seinen Leitspruch ’sempre-stets‘ einfügen lassen. Fünf Jahre lang war Piero di Cosimo de Medici, der älteste Sohn von Cosimo die führende Hand in Florenz. Aber nicht etwa per Amt, sondern nur seinem Reichtum, seiner Großzügigkeit als Mäzen und seinen Anhängern geschuldet, sah man ihn als den führenden Bürger von Florenz. Es war klar, dass das nicht ohne Machtkämpfe abging. Gegen das Haus Pitti hat er 1465 gewonnen, die versucht hatten ihm die Führung streitig zu machen. Er bekam aufgrund seiner Gichterkrankung den Beinamen ‚der Gichtrige‘ und gab 1467, zwei Jahre vor seinem Tod, die Führung an seinen 18-jährigen Sohn Lorenzo ab. Ihr werdet in meinen Beiträgen nach und nach weitere Persönlichkeiten der Medici-Familie kennenlernen.

Aber nicht nur das kleine Waschbecken für die Händewaschung des Priesters ist in dem kleinen Raum zu sehen.

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Ob sich Donatello die Gestaltung der Türen vom Baptisterium abgeschaut hat? Denn

die Bronzetüren in der Alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz

ähneln diesen. Immerhin ging

Donatello

ab 1404 drei Jahre lang in die Schule von Lorenzo Ghiberti, der für zwei Türen an der Taufkirche von Florenz verantwortlich zeichnet. Donatello erhielt 1407 den Auftrag für eine Statue am Portal des Florentiner Doms, und hat ab 1411 mehrere Nischen an der Kirche Orsanmichele in Florenz gefüllt. Auch ihm werdet ihr in meinem Berichten noch begegnen, vor allem in der Donatello-Ausstellung im Palazzo Strozzi.

Eine Tür war in den Nebenraum mit dem Lavabo geöffnet, die geschlossene Bronzetüre zeigt, in kleine Felder unterteilt, Apostel und Evangelisten. Über den Türen sind auf der linken Seite in einem farbenprächtigen Relief die Märtyrer Stephanus und Laurentius von ihm gestaltet. Rechts sind Cosmas und Damian, das Brüderpaar aus Aleppo zu sehen. Vermutlich stammt diese Arbeit aber nicht von ihm, sondern man schreibt sie Michelozzo zu.

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Noch ein letzter Blick in die Alte Sakristei und weiter geht die Besichtigung von San Lorenzo in Florenz.

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