Der Ponte Vecchio (Alte Brücke) ist die älteste Stadtbrücke, die in Florenz über den Arno führt. Sie ist eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt und hat ihren ganz eigenen Charme.
Heute war ‚Kirchentag‘ auf der südlichen Seite von Florenz, dem Oltrarno. Man kann ja bei der Vielzahl der Sehenswürdigkeiten in Florenz nicht wie der Hase im Feld von einem Punkt zum anderen springen, und muss das ein bisschen ordnen 😉 Mit dem kleinen Stadtbus, der sich unbeirrt seinen Weg durch die kleinen Gassen bahnte, kamen wir schnell an unser Startziel. Wenn wir dann schon in der Nähe vom Arno sind, dann könnten wir doch auch gleich den Brücken einen Besuch abstatten? Arno, DER bedeutendste Fluss in Mittelitalien trennt Florenz in zwei Teile. Rund 240 km fließt er durch die obere Toskana und 15 km durch Florenz. Gibt es einen Fluss der die Stadt teilt, dann muss es auch Brücken geben um darüber zu kommen.
Diese Brücken haben mich bei unserer Reise nach Prag schon fasziniert, und beide Städte können unter den Brücken IHRE Highlight-Brücke vorweisen. Ist es in Prag die Karlsbrücke mit ihren 30 Statuen von Heiligen, so ist es Florenz der Ponte Vecchio mit alten Häuschen drauf. Kommt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Gang über den Ponte Vecchio (Alte Brücke) in Florenz
- 1.1 Gesamtblick auf den Ponte Vecchio in Florenz
- 1.2 ein bisschen Geschichte zur Ponte Vecchio (Alte Brücke) in Florenz
- 1.3 die kleinen Häuschen auf der Ponte Vecchio in Florenz
- 1.4 die Schmuckläden auf der Ponte Vecchio in Florenz
- 1.5 Sonnenuhr auf der Ponte Vecchio in Florenz
- 1.6 die Büste von Benvenuto Cellini auf der Ponte Vecchio in Florenz
- 1.7 Vasarikorridor über dem Ponte Vecchio in Florenz
- 1.8 So kommt ihr zum Ponte Vecchio (Alte Brücke) in Florenz
meinem Gang über den Ponte Vecchio (Alte Brücke) in Florenz
Der beginnt auf dem Ponte Trìnita, über den wir von einer Fluss-Seite zur anderen gewechselt haben. Denn von dort hat man einen wunderschönen
Gesamtblick auf den Ponte Vecchio in Florenz
Ob der oder die Ponte Vecchio, man liest ihn unterschiedlich. Aber das ist ja auch nicht das Wichtigste, gell 🙂
Auch eine Brücke hat zwei Seiten, deshalb bekommt ihr den Gesamtblick der Brücke auch von zwei Seiten. Einmal wie schon geschrieben vom Ponte Trìnita, und einmal vor den Uffizien am Arno.
Bevor ich mir die Brücke genauer anschaue, gibt es
ein bisschen Geschichte zur Ponte Vecchio (Alte Brücke) in Florenz
Schon die Etrusker haben erkannt, an einem Fluss lässt sich gut eine Siedlung bauen. 800 v.Chr., und damit wurde der Grundstein für Florenz gelegt. Zur Zeit der Römer wurde die Ansiedlung erweitert, und sie gaben ihrer Siedlung dann auch einen Namen „Florentia“ – die Blume. Die Wahl für diesen Standort für eine Stadt war äußerst günstig, denn drei Römerstraßen kreuzten sich bei Florenz – eine kam von Rom, die andere von Pisa und dem Meer und die dritte von Volterrana. Schon zu dieser Zeit ernannte der römische Kaiser Diokletian Florenz zur Hauptstadt der Region. Bis dato ging alles noch mit einfachen Holzbrücken ab, aber nicht ohne kriegerische Auseinandersetzungen und feindliche Angriffe, z.B. bei den byzantischen Kriegen. Die Stadt lag nahezu vollständig in Schutt und Asche.
Die Stadt musste wieder ganz klein anfangen und groß werden – und von Bedeutung. So um 1300 war dieses Ziel erreicht, aber hinter den Kulissen brodelte es ganz gewaltig. Und das war nicht nur das Wasser des Arnos, der die Holzbrücken immer wieder ins Wasser mitriss. Nach einer Revolte wechselte die Führung in Florenz, die Familie der de Medici wurde zur einflussreichsten Herrscherfamilie in Florenz. Damit wurde Florenz zu einer der bedeutendsten Städte Europas, denn die Familie holte sich nach Florenz was Rang und Namen hatte. Wohl aber schon bevor die Bankerfamilie ihr Geld und ihren Reichtum mit Bauten in der Stadt verteilte, wurden die Ufer des Arnos mit hohen Mauern gesichert. Und gleichzeitig gehörte eine Holzbrücke dann auch der Vergangenheit an. Denn ein verheerendes Hochwasser hat 1333 die Holzbrücke wieder mit sich gerissen und die Stadt überflutet.
Zehn Jahre ab 1335 baute ein nicht überlieferter Baumeister eine 84 Meter lange Steinbrücke über den Fluss. 32 Meter sollte sie breit werden und drei Segmentbögen spannen sich über den Arno. Als die Brücke dann 1345 fertig war, setzte man zu beiden Seiten kleine Häuser auf die Brücke. Die Häuschen, die der Brücke heute ihren unverkennbaren Charme geben. Im Erdgeschoss der Häuschen wurden Ladengeschäfte eingerichtet, im rückwärtigen Teil und in den Obergeschossen Wohnungen. Gesichert wurde der Überhang der Häuser über die Brücke mit Streben.
Besiedelt wurden die Häuser hauptsächlich mit Schlachter und Gerber. Das war ja zu dieser Zeit so üblich, dass man diese Handwerke nicht direkt in der Stadt haben wollte. Auch in Prag hat Kaiser Karl IV. sie an die Moldau ‚verbannt‘. Verständlich, die Gerber brauchten Wasser um ihre Stoffe zu gerben und zu waschen, und die Schlachter haben ihr Abfälle einfach dem Fluss übergeben. Müllentsorgung ganz einfach.
Im Zweiten Weltkrieg hatte die Brücke dann richtig Glück. Als sich zum Ende des Krieges die Nazis aus Florenz zurückzogen, haben sie sämtliche Brücken gesprengt, nur der Ponte Vecchio wurde verschont. Man sagt, Hitler selbst solle dies angeordnet haben, da ihm die Brücke bei seinen Besuchen so gut gefallen habe. Und so ein Denkmal darf man nicht zerstören. Man sagt aber auch, dass der deutsche Konsul maßgeblich eine Sprengung verhindert hätte. Egal wer es war, zum Glück blieb die Brücke stehen, und ich muss ich euch jetzt erstmal
die kleinen Häuschen auf der Ponte Vecchio in Florenz
zeigen ….
Dieses Gebaren und Arbeiten der Handwerksbetriebe ging aber nur solange gut, bis es Goßherzog Ferdinando de Medici 1593 ganz gewaltig zum Himmel stank. Warum? Das erzähle ich euch später noch. Jedenfalls vertrieb er Schlachter und Gerber und sämtliche Handwerksbetriebe per Dekret von der Brücke und vermietete die kleinen Läden nur noch an Juweliere und Schmuckhändler. Ein Paradies für Schmuckliebhaber. Dieses Paradies schau ich mir jetzt mal direkt auf der Brücke an –
die Schmuckläden auf der Ponte Vecchio in Florenz
An unserem Besuchstag war die Brücke gut besucht. Ich sah mich in Gedanken nach Prag auf die Karlsbrücke versetzt, die zwar deutlich breiter ist, aber genauso ein Besuchsmagnet ist. Da ich mich ja nicht in das typische Bild „Frau und Einkaufen“ einreihe, und auch deshalb, weil die Schaufenster der kleinen Lädelchen ständig belagert waren, gibt es jetzt nur einen Blick aufs Ganze. ‚Emma‘ lief da ziemlich hochnäsig über die Brücke 😀 – wir wollen ja kein schmückendes Beiwerk in Form von Menschen auf den Fotos.
Interessant ist, wie die Schaufenster verschlossen werden, die Fensterläden werden einfach nach oben geklappt. Von der Brücke aus, gibt es den Blick Richtung Dom. Lässt man sich in den kleinen, und teilweisen engen Straßen und Gässchen Richtung Arno treiben, dann kann es sein, dass man unvermittelt vor der Ponte Vecchio steht. Denn einen großen Zugang oder Platz davor, gibt es nicht.
Dieses unvermittelte traf auch uns an einem unserer letzten Tage in Florenz. Ich hatte Gelüste auf einen Kuchen. Wer Italien kennt, der weiß, dass man einen Kuchen fast als Luxus dort bezeichnen kann. Für einen kleinen Kuchen, Durchmesser so 18 cm, kann man locker schonmal 20 Euro über den Tresen schieben. Hab ich es mir in den ganzen vier Wochen doch bis dato erfolgreich verkniffen, solch ein süßes Teilchen vor mir auf dem Teller zu sehen, waren die Gelüste an diesem Tag aber nicht mehr zu bremsen. „Guck mal, da oben den kleinen Balkon von dem Café, da ist sogar noch ein Tischchen frei.“ Grinsend hat mein Mann meinem Drang nachgegeben, Kaffee geht ja bei ihm sowieso immer.
Als wir uns in der Enge auf die Stühle gezwängt hatten, und ich einen Blick auf die Karte geworfen hatte, wäre ich am Liebsten wieder aufgestanden. Nein Inge, du kehrst jetzt nicht den knickrigen Schwaben raus (die wir ja nur in Überlieferungen sind, aber nicht in real). Das Ende der Geschichte: wir haben für die Leckereien plus Kaffee satte 22 € bezahlt, und ich hab, während ich meine Blicke von oben schweifen ließ, erstaunt festgestellt, dass sich dieses Café direkt vor der Ponte Vecchio befindet. Kein Wunder, man bezahlt halt wie oft, die Lage mit 😉
Auch auf der Brücke lohnen sich Blicke nach oben zu den kleinen Häuschen. Dort entdeckt man dann nicht nur schnuckelige kleine Balkone oder ein Marienbild, sondern auch eine
Sonnenuhr auf der Ponte Vecchio in Florenz
Ja, man muss schon ein bisschen genauer hinschauen, damit man sie erkennt. Und noch genauer, dann entdeckt man einen kleinen Salamander, der an dem Steinfuß nach oben krabbelt – er soll Glück bringen. In der Nähe befindet sich auch eine Tafel zum Gedenken an die Flutnacht 1333, als die Brücke mitgerissen wurde und noch schöner wieder aufgebaut wurde.
In der Mitte ist die Brücke zu beiden Seiten geöffnet, und natürlich von den Massen der Besucher für ein gutes Selfie belagert. Ohne Chance auf Widerspruch muss auch er das Treiben über sich ergehen lassen –
die Büste von Benvenuto Cellini auf der Ponte Vecchio in Florenz
Diese Ehre mit dem Platz auf der Brücke wird ihm zuteil, da er der berühmteste Florentiner Goldschmied des 16. Jahrhunderts war. Wenn ich mir seine Vita so anschau – huii, das waren damals Zeiten. Drei Morde soll Cellini begangen haben, die aber allesamt vom Papst ohne Konsequenzen abgenickt wurden. Er bekam sogar beim dritten Mord einen Freibrief von ihm. 1535 arbeitete er in seiner Werkstatt in Rom mit zwölf Gesellen. Waren es nicht die Morde, so brachte ihm ein Gerücht dann doch eine Haft ein, er soll sich vom päpstlichen Schatz wertvolle Edelsteine zu eigen gemacht haben. Ein Kardinal bekam ihn dann nach über zwei Jahre frei.
Nach einigen Auslandsjahren kehrte er 1545 nach Florenz zurück und erhielt von Herzog Cosimo (de Medici) das Angebot für ihn zu arbeiten. Gegen Michelangelo und Donatello anzutreten – er nahm das Angebot an und fiel bei seinem bisherigen Auftraggeber König Franz I. in Ungnaden. Egal, von Cosimo erhielt er ein Haus und lebte dort bis zu seinem Tod 1571. In Florenz kann man eine tolle Arbeit von ihm sehen. In der Loggia dei Lanzi auf der Piazza della Signoria, die Statuenhalle direkt vor dem Palazzo Vecchio in unmittelbarer Nähe der Uffizien ist sein Werk „Perseus mit dem Haupt der Medusa“ zu sehen. Er kam 1554 zu den anderen Statuen in die offene Halle.
Ich hab euch ja weiter oben geschrieben, dass dem Goßherzog Ferdinando de Medici der Gestank auf der Brücke ganz mächtig gegen den Strich ging. Jetzt fragt man sich vermutlich, warum? Lief der Herzog etwa auf der Brücke zwischen den all den Handwerkern herum? ER, aus der Familie der de Medici, kaum vorstellbar. Nein, so war es auch nicht.
Euch in einem Beitrag die Familie de Medici vorzustellen ist unmöglich, ihr werdet sie in vielen meiner Berichte näher kennenlernen. Aber dass die ein bisschen eigen waren, und sich vor allem wegen ihrem Reichtum (fast) alles leisten konnten, kann man beim Gang durch Florenz an allen Ecken und Enden erkennen. Es gab zwei Hauptzentren der Familie – zum einen im Palazzo Vecchio in dem die Regierungsgeschäfte abliefen, zum anderen im Palazzo Pitti, den Wohnräumen der Familie. Der eine Palazzo lag auf der Nordseite, der andere auf der Südseite des Arnos. Großherzog Cosimo I. beauftragte 1565 den Architekt Giorgio Vasari, der schon seit 1554 für die de Medici tätig war, mit dem Bau eines überdachten Korridors von einem Palazzo zum anderen. So kam die Familie trockenen Fußes, sicher und unbemerkt vom Volk von einer Seite auf die andere, und hatte zugleich auch einen Fluchtweg. Denn in der Regierungszeit der Familie gab es nicht immer die uneingeschränkte Unterstützung des Volkes.
Fünf Monate hatte Vasari für den Bau des
Vasarikorridor über dem Ponte Vecchio in Florenz
Zeit und die Lösung dieses Auftrags war richtig clever. Da er nicht in der Breite bauen konnte, ging er in die Höhe und setzte über den kleinen Häusern den ein Kilometer langen Gang. Man kann ihn wunderschön von den Fenster in den Uffizien erkennen. Einen legendären Blick auf die Brücken von Florenz gibt es gratis mit dazu. Bei der Nutzung des Durchgangs zog dem Großherzog Ferdinando de Medici dann ein Duft in die Nase, den er nicht akzeptieren wollte – der Gestank von den Abfällen der Metzger und der Arbeit der Gerber. Aus diesem Grund wurde dieses Handwerk auf der Brücke verboten und die Juweliere zogen ein.
Ganz einfach gestaltete sich der Bau des Vasarikorridors aber auch nicht. Der Ponte Vecchio hatte zu dieser Zeit Verteidigungstürme. Einen südlichen Turm, der Mannelli-Turm der bewohnt war, wollte die Familie nicht räumen. Da die Familie Mannelli soviel Ansehen hatte, konnte sie sich einer Räumung widersetzen. Also baute Vasari den Gang einfach um den Turm herum.
Der Durchgang beherbergt eine Gemäldesammlung. Er war bei unserem Besuch in Florenz wegen Bauarbeiten geschlossen.
Bei dem Blick auf den Arno hab ich im ersten Moment ungläubig gestaunt, und gedacht – hey, bist du schon in Venedig. Denn Venedig steht als nächstes Langzeitreiseziel 2022 schon in den Startlöcher. Schippern die jetzt auch in Florenz mit Gondeln rum?
Ja, machen sie. Wer sich das Vergnügen gönnen möchte, in einer Gondel auf dem Arno geschippert werden – nur zu. Ich hab mich aber tatsächlich gefragt, was bitteschön möchten diese Touristen da sehen? Einmal unter dem Ponte Veccio durch? Ich bin ja schon still, mein Unternehmen ‚Kaffee und Kuchen vor dem Ponte Vecchio‘ ist ja genauso fragwürdig 😀 😀