Wer Natur pur erleben möchte und das auch noch zu Wasser – der ist mit einer Kanutour auf den vielen Fließen der Spree im Spreewald genau richtig.
Schon bei der Vorplanung unserer Reise in den Spreewald war ganz klar – mit dem Kanu auf der Spree schippern, DAS steht ganz weit oben auf dem Plan. „Mit sich und der Natur eins sein“ so haben sich die Seiten der Kanuverleiher durchweg gelesen. Hmm … manchmal wird ja auch gerne ein bisschen übertrieben. Aber in diesem Fall in keinster Weise! Ich war schlicht hin und weg!
Nach unserer Besichtung des kleinen Spreewaldörtchens Lübbenau war ganz schnell klar, morgen geht’s aufs Wasser. Ich habe mir im Vorfeld bereits einige Kanu-Verleiher herausgeschrieben, aber es gibt in Lübbenau fast genauso viele Verleiher, wie es Sand am Meer gibt. Wir haben dann aber doch den Weg zu einem Verleihbetrieb gewählt, der Holzkanus im Verleih hat. Ob gut oder besser als die anderen? Fragt mich nicht! Mein Kopf signalisierte mir auf jedenfall mehr Stabilität 🙂 Und so haben wir uns für den gesamten nächsten Tag ein Kanu reserviert.
Da ich aus ganz früheren Zeiten in einem aufblasbaren Kanu vorgewarnt war, dass solche Unternehmungen nicht immer unbedingt trocken abgehen, haben wir vorgesorgt. Deshalb war ein wasserfester kleiner Rucksack, für die kleinen Dinge die mit auf Tour gehen, kurz vor dem Urlaub unser. Der Verleih lief total unkompliziert ab – „bezahlen können sie nach der Tour“. Oh mein Gott, die Frau hat aber Zuversicht, dass ich nicht absaufe 😅
Nach einer kurzen Einweisung wie man ins Kanu ein- und aussteigen soll, durfte ich als Erste in unseren ‚Nemo‘ einsteigen. Nachdem es sich auch mein Mann bequem (so gut das eben in einem Kanu geht) gemacht hat, bekam ich die Karte in die Hand – und los gings.
Kreuz und quer in die Fließe paddeln ist nicht! Auch auf der Spree gibt es Verkehrsregeln. In manche Fließe durfte man nicht einfahren und die großen Kähne, die á la Gondeln in Venedig, mit den Touristen durch die Fließe staken, haben immer Vorfahrt. Klar war, dass wir auf jedenfall über
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Lehde im Spreewald
paddeln wollen.
Lehde zählt zu den ursprünglichsten und schönsten Dörfern im Spreewald und manches Foto mit einer Kahnfahrt wurde in diesem Örtchen aufgenommen. Der Stadtteil von Lübbenau ist zwar auch über die Straße zu erreichen, aber das Leben dort spielt sich auch heute immer noch auf den Fließen ab. Da kommt die Post mit dem Kahn, der Müll wird mit dem Kahn abgeholt, schon Theodor Fontane schwärmte über die Schönheit, den Charme und Charakter des 130 Köpfe zählenden Dörfchens.
Und so ging es hinaus aus Lübbenau Richtung Lehde zu ….
Bis 1929 war Lehde nur auf dem Wasserweg erreichbar. Und auch heute noch kann man einige Felder oder Gehöfte außerhalb des Ortes nur mit dem Kahn erreichen. Bereits in Lübbenau signalisiert ein großes Schild an der Straße „Sackgasse“ – bis Lehde und nicht weiter.
Im Freilandmuseum in Lehde kann man das Leben und Arbeiten im Spreewald noch hautnah erleben. Wir haben auf einen Stopp verzichtet …. warum, wird euch später klar 🙂
So sind wir mit unserem „Nemo“ an den hübschen Häuschen vorbeigepaddelt ….
Es ist ja immer gut, wenn man sich zuvor ein bisschen informiert, und so wusste ich auf der Karte auch mit „Gasthaus Wotschofska“ etwas anzufangen. Da paddeln wir jetzt hin, denn wie ihr sicher wisst – Kaffee geht bei uns immer – und zum Kräfte sammeln sowieso.
Das Gasthaus ist eines der ältesten Ausflugslokale und liegt tief mitten im Spreewald. Auf einer hochwassersicheren Erhebung in einem Erlenwald auf einer kleinen Insel, war dies früher oft ein Zufluchtsort für Menschen in Notzeiten. „Insel“ bedeutete im wendischen „Wotscho“ und diese war bis 1911 nur übers Wasser erreichbar.
Irgendwo auf den Fließen anlegen und an Land gehen ist nicht – das geht nur über eine Anlegestelle. Aber das Gasthaus Wotschofska hat in einem Nebenfließ einen langen Anlegebereich für Kanus. Ganz Neuling auf der Spree haben wir uns erst einmal ein bisschen abgespickelt, wie das die anderen Kanuten so machen. Zum Glück blieb es uns mit dem Holzkanu erspart dieses nach oben auf die Wiese zu tragen – viel zu schwer.
Also anlegen, Kanu anbinden und …. aussteigen. Während mein Mann ganz easy aus dem Kanu kam, blieb mir die Überlegung ‚wie am Besten‘?
Leute, auch wenn ihr jetzt vielleicht grinsend diesen Beitrag lest – soooo lustig fand ich das im ersten Moment nicht!! Habe ich doch bereits beim Einsteigen beim Kanuverleiher wieder festgestellt, seit meinen kleinen Schlaganfällen ist mein Gleichgewichtssinn in manchen Situationen auch etwas in Schieflage gekommen. 🙈😳😨
Ich rechne es meinem Mann wirklich hoch an, dass er diese Momente nicht festgehalten hat. 😂 Ja, heute kann ich selber herzhaft darüber lachen. Ja eigentlich schon, als ich nach der Kaffeepause wieder im Kanu saß. Aber in Gedanken war für mich eine weitere Kaffeepause bereits gestrichen 😀 😀
Es war wirklich der absolut schöne Wahnsinn da draußen auf den Fließen. Je weiter wir rauskamen, desto weniger Kanus sind uns begegnet. Die großen Kähne kommen eh nicht soooo weit da raus. Wir waren tatsächlich eins mit der Natur. Ruhe pur!
Libellen tanzten um uns herum – aber doch viel zu schnell, als dass ich hätte eine mit meiner Kamera erwischen können. Ich habe alle Aufnahmen nur mit meiner kleinen, älteren Digitalkamera gemacht.
Über eine kleine Strecke hat uns ganz unbeirrt ein Biber begleitet.
Wir wagten es kaum richtig zu paddeln um ihn nicht zu vertreiben.
Tschüss kleiner Biber …. sonst kommen wir nie wieder Lübbenau an.
Als ich bereits im Verleihbüro auf der Karte zwei Schleusen eingezeichnet gesehen habe, meinte die nette Dame auf meinen Blick lachend „Ach, das hat noch jeder geschafft.“
Okaaayyyy, dachte ich mir im Geiste, als ich die erste Schleuse vor uns sah. Und jetzt? Ich war ja nicht ganz unwissend was Schleusen betrifft, haben wir doch an der Mosel ausgiebig einem Schleusvorgang zugeschaut. Aber hieeeeer???? Weit und breit war kein Mensch zu sehen, der den Schleusvorgang eingeleitet hätte. DAS kann ja lustig werden!
Schleusen mit dem Kanu im Spreewald
Mitten in meinem Denken kamen zwei Kanus dazu und so konnte man sich austauschen „Wie geht denn das?“
Es hat sich ganz schnell herausgestellt, dass die beiden anderen erfahrene Kanuten auf der Spree waren und ein Mann hat sich ganz schnell bereit erklärt – nehmt ihr mein Kanu mit nach drüben, dann geh ich rauf (zum die Schleusentore von Hand aufkurbeln). Er bekam noch Unterstützung und so harrten wir der Dinge die da kommen – drei Kanus nebeneinander die sich gegenseitig festhielten.
Mit Blick nach hinten sahen wir, dass doch noch mehr da draußen unterwegs waren, fünf weitere Kanus wollten nach der Schleuse weiterpaddeln. Bei Öffnung des Schleusentores hat es uns ganz kurzfristig abgedreht ….. Halleluja, ich sag euch, es war ein Erlebnis und ein Spass. Ja, wir haben auch tatsächlich gelacht! (vielleicht wars auch Galgenhumor? 😎
Erfolgreich nach dem Schleusengang haben wir uns alle eine gute Weiterfahrt gewünscht …. und blieben teilweise dann doch über eine kurze Strecke wieder zusammen. Wie sich herausgestellt hat, weitere Schwaben 🙂
Sehr positiv war nicht nur das Gealbere unter Schwaben, sondern auch, dass sich sämtliche Kanuten dort draußen auf den Fließen mit einer Herzlichkeit begegnen. „Hallo Nemo“ haben wir oft gehört und manchesmal dachte ich mir – warum nur hier auf den Fließen im Spreewald, und nicht immer im Leben? Und die Herzlichkeit kann sicher nicht nur daran liegen, dass man sich vielleicht im Notfall gegenseitig retten müsste?!
Wir haben uns für die mittlere Streckenführung entschieden, und sind nicht bis in den Hochwald hinausgepaddelt. Immerhin haben wir auch so 20 km zusammenbekommen und ganz ehrlich, irgendwann hat der Allerwerteste gemault.
Bei der zweiten Schleuse war dann eine ständige Schleusenhilfe vor Ort, und wieder fast mit uns alleine sind wir gemütlich nach Lübbenau zurück gepaddelt.
Natur, Stille und Ruhe – wenn ihr im Spreewald seid, dann überlegt euch, auch einen „Nemo“ zu nehmen und in die Fließe hinaus zu paddeln. Es ist ein traumhaftes Erlebnis.