Casole d’Elsa – ein kleines mittelalterliches Dorf mit sehr viel Charme. Die kleine Hügelstadt liegt zwischen Siena und Volterra im Val d’Elsa.
Wir haben uns heute vom Süden mit den Besichtigungen rückwärts zu unserer Wohnung ‚gearbeitet‘. Sind wir zu Tagestouren unterwegs, dann haben wir immer den weitesten Besichtigungspunkt als erstes angesteuert. War es dann doch zu viel für einen Tag, so war der Weg zu diesem fehlenden Besichtigungsort nicht allzu weit. Denn bereits von unserem Aufenthalt 2022 in Florenz und damaligen Ausflügen in der Toskana wussten wir, die km-Entfernung ist nicht der entscheidende Punkt. Vielmehr sind es die Straßen und die Geschwindigkeitsbeschränkungen, mit denen man für 20 km schnell mal über 30 Minuten Fahrt hat.
Bei meiner Tourenplanung für den heutigen Tag waren die Terme Bagni di Petriolo, die Kirche ohne Dach San Galgano und die Einsiedelei Montesiepi die Hauptpunkte. Für den Rückweg bis Casole d’Elsa habe ich mir dann bei Google Maps noch interessante Zwischenstopps ausgesucht. So stand der Skulpturenpark „Parco di sculture“ von Kurt Laurenz Metzler mit über 50 seiner Werke in einem großen Park auf dem Zettel. Ebenso wie der Traumwald „Selba di Sogno“ vom deutschen Künstler Deva Manfredo. In einem Eichenwald führt ein Rundweg durch seine Kreationen.
Ich hätte mir beide Parks zu gerne angeschaut, auch wenn die Zeit langsam knapp wurde. Aber – heute mal nicht wie sonst üblich bei den Kirchen – wir haben zweimal das große Los „geschlossen“ gezogen. In der Vorsaison lohnt sich eine Öffnung unter der Woche nicht. Schade, aber vielleicht habt ihr ja mehr Glück wenn ihr in der Toskana seid.
So ging es direkt nach Casole d’Elsa, dem kleinen Hügeldorf.
Ich nehm euch ein Stück auf die Fahrt mit 😊
Kommt jetzt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Bummel durch Casole d’Elsa in der Toskana
- 1.1 Der Blick auf Casole d’Elsa vom Val d’Elsa
- 1.2 Festung von Casole d’Elsa in der Toskana
- 1.3 ein bisschen Geschichte zu Casole d’Elsa in der Toskana
- 1.4 Platz vor der Festung von Casole d’Elsa
- 1.5 Kunst in Casole d’Elsa in der Toskana
- 1.6 Bummel durch die Via San Niccolo in Casole d’Elsa
- 1.7 Die „Keramikkachel-Kunst“ in Casole d’Elsa
- 1.8 Piazza della Liberta in Casole d’Elsa in der Toskana
- 1.9 Bernardino degli Albertini – genannt „Porrina“ in Casole d’Elsa
- 1.10 der Blick in die Stiftskirche Santa Maria Assunta in Casole d’Elsa
- 1.11 Der Palio von Casole d’Elsa
- 1.12 die Via Aringhieri in Casole d’Elsa
- 1.13 Kirche San Pietro in Casole d’Elsa
- 1.14 die Via Alessandro Casolani in Casole d’Elsa
- 1.15 Der Palazzo Pretorio in Casole d’Elsa
- 1.16 Kirche Santo Spirito in Casole d’Elsa
- 1.17 Skulptur der beiden Liebenden in Casole d’Elsa
- 1.18 Bronzeskulptur „Eine süße ewige Umarmung“ in Casole d’Elsa
- 1.19 Kirche San Niccolo in Castole d’Elsa
- 1.20 Mein Bummel durch Casole d’Elsa in der Toskana
meinem Bummel durch Casole d’Elsa in der Toskana
das man, wie bei Hügeldörfern so üblich, bereits von einiger Entfernung ausmachen kann. Eigentlich sind in der mittleren Toskana fast nur Hügeldörfer zu finden. Für die Verteidigung der mittelalterlichen Siedlungen perfekt, dort oben auf einem Hügel. Aber auch wettertechnisch wusste man die Lage zu schätzen – im Sommer ist es in der Höhe etwas kühler, im Winter wird es nicht so kalt. Auch unsere Ferienwohnung auf Zeit lag auf einem Hügel, und wir bekamen dieses ‚etwas kühler‘ in den ersten zwei Wochen hautnah zu spüren. Der Wettergott tanzte seinen eigenen Tanz – ein Tag Sonne, ein (manchmal auch zwei Tage Regen). Irgendwie war der total durchgeknallt, es war nicht das typische Toskanawetter, das man sich für April/Mai wünscht, und an manchen Tagen richtig kühl da oben. Aber was solls, es gibt kein schlechtes Wetter mit der passenden Kleidung und Einstellung.
Eigentlich könnte man in der Toskana in jedes dieser Hügelörtchen fahren, sie haben alle auf ihre Art ihren Charme. Aber, dann wären wir heute noch nicht daheim.
Der Blick auf Casole d’Elsa vom Val d’Elsa
einfach nur schön, gell. So direkt von der Straße aus zu fotografieren ist nicht immer so einfach. Man sieht den Ort, fährt auf ihn zu – und findet keine Haltebucht um schnell ein Foto zu machen. Gibt es diese Möglichkeit, sieht man den Ort nicht mehr. Und doch haben wir es immer wieder geschafft, diese Blicke von unten einzufangen.
Ich kann euch für die ganzen Ortschaften in der Toskana, egal ob Stadt oder Dorf, nur den Tipp geben, sucht euch einen Parkplatz außerhalb des Ortes. In die meisten Orte dürfen nur die Einheimischen durch die Straßen fahren, außerdem sind sie – wenn nicht gar ganz für den Verkehr gesperrt – doch recht eng. Und dann sollte man noch die Parkregeln beachten 😊 auf manchen Plätzen kann man kostenfrei parken, viele jedoch wollen einen kleinen Obolus. Den Vogel an Parkgebühren hat in diesen fünf Wochen Pisa abgeschossen – 25 Euro waren wir los. Ohne Hinweisschild auf die Höhe der Gebühren. Findet ihr ein Plätzchen am Straßenrand – bei weißer Linie darf man kostenfrei parken.
Viele Hügelstädtchen haben ein Herz für schnaufend den Berg hoch trabende Touristen (wie mich 😅) und haben einen Aufzug installiert. So kommt man blitzschnell ohne Anstrengung von unten nach oben – auch hier in Castole d’Elsa. Herausgekommen sind wir bei der
Festung von Casole d’Elsa in der Toskana
420 Meter hoch über dem Elsa-Tal haben die Bewohner zum Schutz eine Stadtmauer um ihre Häuser errichtet. 420 Meter lang und mit einer Breite von 130 Meter. Ich bin sie nicht abgelaufen, bzw. von dem was noch da ist. Es wird berichtet, sie hätte die Form einer Birne. Die Tore in der Stadtmauer gibt es heute nicht mehr.
Im 14. Jahrhundert, um genau zu sein 1352 wurde die Festung an der Südseite der Mauer erbaut. Heute hat die Gemeindeverwaltung ihren Platz in diesem historischen Gebäude. Die viereckige Anlage mit ihren zwei ungleichen Türmen zählt zu den bedeutendsten Burgen im Val d’Elsa.
Die Zinnenform wird den Welfen zugeordnet. Im Mittelalter zeigte man mit der Zinnenform auch gerne die Stellung des Burgbesitzers. Nur in einem hohen gesellschaftlichen Rang durfte der seine Burg bewehren, und Zinnen auch in sein Wappen aufnehmen. Zu dieser Zeit lagen sich die Welfen im Clinch mit den Ghibellinen – also die Papsttreuen gegen die Kaisertreuen. Später dazu noch mehr.
Jetzt schaut euch erst einmal die Festung genauer an ….
An dieser Stelle muss ich euch
ein bisschen Geschichte zu Casole d’Elsa in der Toskana
erzählen, das den Zusatz d’Elsa erst 1862 erhielt. Früher war es einfach nur Casole. Die ersten Spuren in die Jungsteinzeit im 9. Jh.v.Chr. näher zu erörtern, erspare ich euch. Genauso wie eine nähere Ausführung in der Etruskerzeit. In der Toskana wimmelt es nur so von Etruskerspuren und Museen mit Ausstellungsstücken aus dieser Zeit. Ihr werdet in meinem Reiseblog bestimmt in anderen Berichten über dieses Völkchen noch stolpern.
Ich hüpfe in die Zeit vom 11. Jahrhundert, wo Casole zum Bistum Volterra gehörte, die dem Örtchen eine Burg sponserte. Urkundlich taucht Casole aber bereits so um 896 auf. Vielleicht habt ihr es auf meinem Blog schon bemerkt, ich bin gerne im Mittelalter unterwegs, denn das ist die Zeit der Stauferkaiser. Und da ich nur einen Steinwurf von der Stammburg der Staufer, dem Hohenstaufen, entfernt lebe, liegt es nahe, dass ich auf meinem Blog auch auf den Spuren der Staufer unterwegs bin. Nachdem dem bekanntesten Kaiser Barbarossa die Macht im Schwabenländle und Norditalien nicht mehr reichte, streckte er seine Fühler immer weiter gen Mittel- und Süditalien aus. Heinrich VI. hat nach dem Tod seines Vaters Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Geschäfte übernommen, und war als Kaiser auch in der Toskana verantwortlich, dass der Laden läuft. Das funktioniert aber nur, wenn er delegieren kann. 1186 übergab er die Burg den Grafen von Pannocchieschi.
Wer waren die Herren von Pannocchieschi?
Im 12. Jahrhundert ließen sich die Grafen von Pannocchieschi im Einzugsgebiet von Volterra nieder. Sie stellten einige Bischöfe, und zentralisierten Macht und die Lehen in ihre Hände. Kaiserliche Unterstützung kam dieser Herrschaft zugute, aber nur so lange, bis ab Mitte des 12. Jahrhunderts die Macht der Bischöfe aus der Familie zu schwinden begann.
Es blieb ihnen ohne Macht im 13. Jahrhundert nichts anderes übrig, als nach Massa Marittima in der Maremma auszuwandern. Als Vasallen beuteten sie Bodenschätze. So zu Reichtum gekommen errichteten sie mehrere Festungen, einen Adelspalast und eine Siedlung um sich mit den Kupfer- und Silbervorkommen weiter ihr Vermögen zu vermehren.
1201 war Casole eine frei Kommune. Diese Freiheit hielt jedoch nicht sehr lange an. Um den strategisch gut gelegenen Ort streckten sowohl Florenz, wie auch Siena ihre Hände aus. Schließlich lag und liegt der Ort an der Via Francigena, heute die Pilgerstraße die von Norden nach Rom führt. Auch damals gehörte diese Strecke nach Rom zu einem der drei wichtigsten Pilgerstraßen. Auf dieser Strecke begab sich Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach Rom zu seiner Krönung. Aber nicht nur die Pilger hatten beide Provinzen im Visier, auch ökonomisch war die Frankenstraße von großer Bedeutung. Aber nur so lange, wie der deutsche Kaiser dort was zu sagen hatte. Mit dem Aufblühen anderer Provinzen wurden die Warentransporte auf andere Handelswege verlegt.
Jedenfalls brodelte es schon lange zwischen Florenz und Siena, und damit zwischen den guelfischen Truppen, also den Papsttreuen und den ghibellinischen Truppen, den Kaisertreuen. 1260 wurde nach der Schlacht von Montaperti das Schicksal endgültig besiegelt – Casole kam zu Siena. Manfred von Sizilien, ein Enkel von Barbarossa lieferte sich in Florenz einen Machtkampf, der darin mündete, dass in einem Friedensvertrag mit Siena jegliche Unterstützung Kaisertreuer Truppen von Florenz verboten wurde. Das war vielleicht ein Hin und Her zwischen Florenz und Siena um die Einnahme von Casole. Schlussendlich zogen sich die florentinische Truppen zurück und Casole wurde von Siena eingenommen.
Wenn Stadtmauern reden könnten, dann würden sie von weiteren Kämpfen um den Ort erzählen. Da half auch die Verstärkung der Stadtmauer nichts, 1554 nahm Florenz, die im Krieg gegen Siena standen, Casole ein. Ende des 18. Jahrhunderts war es dann Napoleon, die sich bis 1814 im Ort breit machten. Dann kam Casole zunächst zum Großherzogtum Toskana um dann 1861 ins Königreich Italien zu kommen. Damit da keine Verwechslungen mit anderen Orten entstanden kam der Zusatz des Tales an den Ortsnamen.
Ich hab mich während meiner Erzählungen ein bisschen auf dem
Platz vor der Festung von Casole d’Elsa
umgeschaut. Was ich hier sah, war nur der Anfang von
Kunst in Casole d’Elsa in der Toskana
die sich durch den ganzen Ort zieht. Im Verlauf unserer Wochen in der Toskana haben wir noch weitere solcher ‚Kunstorte‘ besucht.
Die Auswahl welchen Weg man durch den Ort nehmen soll, ist nicht schwer. Im alten Stadtkern gibt es da nur zwei Möglichkeiten. Wir haben uns für den
Bummel durch die Via San Niccolo in Casole d’Elsa
entschieden. Und damit war ich schockverliebt in den kleinen Flecken. Wenn’s mal wieder länger dauert mit einer Besichtigung, dann macht diese kleine Gasse den Anfang dazu. Im ersten Moment blieb ich stehen und sah mich nach Valldemossa auf Mallorca versetzt. Ich lass die Fotos ohne Worte auf euch wirken ….
Hauptsächlich in dieser bezaubernden Gasse haben sich mehrere Künstler angesiedelt. Weitere Ateliers sind über den ganzen Ort verteilt, dessen Kunstschule für angehende Künstler aus aller Welt besucht wird.
Die „Keramikkachel-Kunst“ in Casole d’Elsa
hat mich in den Bann gezogen. Verschiedene Künstler haben kleine oder größere Keramikkacheln gestaltet. Nur in Siena, im Rolltreppenaufgang in die Altstadt, haben wir auf einer Ebene nochmal so eine Kunst bewundern dürfen. Ich war begeistert! Und diese Begeisterung habe ich einfach mit meiner ‚Emma‘ ausleben müssen …. 🥰😅
Wir waren an diesen Spätnachmittag die einzigen Touristen (uns sind keine weiteren begegnet) in dem kleinen Bergdorf. Man muss mir wohl, vor allem in dieser Gasse, meine Begeisterung angemerkt haben. Die wenigen Einheimischen, die hier zu sehen waren, haben mich angelächelt.
Die kleine Katze am Ende der Gasse hat sich kunstvoll in einen der für sie bereit gestellten Kübel drapiert. Die kleinen Quergassen führen zur Stadtmauer, in die z.T. die Häuser integriert sind.
‚Treiben lassen‘ nennen wir dieses Durchbummeln durch einen Ort, ohne Ziel und ohne zu wissen wo man rauskommt. Bei unseren großen Städtereisen planen wir dafür nach Besichtigungen viel Zeit ein, denn man entdeckt so vieles, was einem bei einer gezielten Besichtigung durchgehen würde. In Kauf nehmen wir dann gerne – so ist es uns in Venedig passiert – dass wir im Kreis laufen und zweimal die gleiche Stelle (aber über verschiedene Gässchen) passieren. Auch jetzt wussten wir nicht, wo wir am Ende der Gasse rauskommen. Aber – noch einmal ums Eck, und wir sind auf der
Piazza della Liberta in Casole d’Elsa in der Toskana
dem Herz der kleinen Hügelstadt. Ein kleines Café hat uns hier fast am Ende unseres Rundgang (der jetzt aber noch nicht zu Ende ist) eine kleine Erholungspause vor der Rückfahrt verschafft.
Die Touristinfo hat im Pfarrhaus neben der Stiftskirche ihren Platz, aber noch viel interessanter ist hier das Museum von Casole d’Elsa, welches eine Mischung aus Archäologie und Kunstgeschichte bietet.
Funde, die rund um Casole d’Elsa entdeckt wurden, vereinen sich genauso wie bedeutende Gemälde. So wie ich lesen konnte, war es das erste sakrale Kunstmuseum in der Region Siena, das ihre Türen für die Öffentlichkeit geöffnet hat. Wir haben nach diesem, doch schon langen Besichtigungstag, auf einen Besuch des Museums verzichtet.
Eine Gedenktafel auf der Piazza und ein großes Grabdenkmal in der Stiftskirche erinnern an einen außergewöhnlichen Mann von Casole d’Elsa
Bernardino degli Albertini – genannt „Porrina“ in Casole d’Elsa
Im 13. Jahrhundert geboren, wurde Porrina in den Stand eines Ritters erhoben. In solcher Position wird er in einem überlebensgroßen Standbild in seinem Grabmal dargestellt. In einer Hand das Schwert, in der anderen das Gesetzbuch, denn er war als Anwalt an der römischen Kurie tätig.
Bereits der Stauferkaiser Friedrich II. hatte in einem Privileg festgelegt, dass sich die Bischöfe von Volterra, denen Casole unterstand, bei der Benennung einer Podestà, einem Rat und einer Satzung einklinken können. Casole war zu dieser Zeit eine eigenständige Gemeinde, hatten sogar Münzrecht. In meinem Geschichtsteil könnt ihr lesen, dass sich dann zwischen den Guelfen, den Papsttreuen und den Ghibellinen, den Kaisertreuen ein Kampf um das Städtchen entbrannte. „Porrina“ kämpfte an der Seite der Kaisertreuen um den Erhalt seines Ortes. Diese Zugehörigkeit setzte sich auch in seinen Nachfolger weiter.
An der Piazza darf natürlich
der Blick in die Stiftskirche Santa Maria Assunta in Casole d’Elsa
nicht fehlen. 1161 ist sie geweiht worden und zeigt auch heute noch ihr Äußeres im romanischen Baustil. Im 14. Jahrhundert wurde sie renoviert und vereint jetzt im Inneren ein bisschen einen Stilmix. Meine Kirchenbesichtigung hat ihren eigenen Beitrag in meinem Reise- und Fotoblog bekommen.
Bevor mein Rundgang weitergeht, muss ich euch noch von einem besonderen Ereignis erzählen, welches immer am zweiten Sonntag im Juli ausgetragen wird. Solltet ihr also zu dieser Zeit in der Toskana sein, vielleicht schaut ihr zu?
Der Palio von Casole d’Elsa
Im ersten Blick fällt es nicht auf, dass Casole d’Elsa in sechs Stadtteile gegliedert ist. Wie bei anderen Hügelorten, ist eine Ausdehnung auf dem Berg nicht möglich. Also dehnen sich die Orte zu Fuße des Hügels aus. Offensichtlich fiel es mir hier im Ort nicht auf, aber jeder Stadtbezirk hat sein eigenes Wappen, seine eigenen Farben und seine Fahne. In San Quirico d’Orcia hängen z.B. überall Fahnen der jeweiligen Stadtviertel an den Häuser. Bei unserem Besuch dort, erlebten wir sogar einen Umzug der jeweiligen Viertel. Auch in Siena und in vielen weiteren Orten ist dies mit den Stadtbezirken deutlich sichtbar. Abgeleitet vom dem berühmten Palio von Siena messen sich Jockeys hier in Casole d’Elsa auf einem Feldweg-Rennen. Anders als in Siena ist jedoch der Start nicht gleichzeitig auch das Ziel. Ganz so einfach wie sich das „Feldweg-Rennen“ liest, ist es dann aber doch nicht. Ohne Sattel und bergauf – und dann möglichst noch den Sieg für den Stadtteil zu holen – das erfordert schon Können.
Vor dem eigentlichen Rennen am Sonntagnachmittag findet zu Ehren des Schutzpatrons San Isidoro am Morgen in der Stiftskirche eine Messe statt. Vor dem Rennen werden die Pferde auf der Piazza della Libertà gesegnet – und natürlich findet zum Abschluss ein großes Fest für alle statt. Bestimmt interessant, dies einmal mitzuerleben.
Ich bin jetzt auf dem Weg
die Via Aringhieri in Casole d’Elsa
entlang, die aus dem Ort hinausführt. Quasi zum Birnenkopf der Stadtmauer. Ihr wisst ja noch – die Stadtmauer kann man in der Form mit einer Birne vergleichen 😉
Man könnte die kleine Türe zur
Kirche San Pietro in Casole d’Elsa
fast übersehen. Aber neugierig wie ich bin, geht mir die nicht aus. In der kleinen engen Via Aringhieri war einst das Kloster der Servi di Maria Brüder. Dieser Bettelorden ist im 13. Jahrhundert entstanden und die Laienbrüder lebten in Armut und der Hingabe an die Mutter Gottes. Papst Innozenz löste jedoch diese Gemeinschaft auf.
Als im 20. Jahrhundert Nonnen in dem bisherigen Kloster ihren Platz fanden, eröffneten diese einen Kindergarten. Dank der Spende einer Adelsfamilie aus Siena konnte in dem Komplex ein Theater eingerichtet werden.
Heute wird dies von der Gemeinde betrieben, als Theater- und Musiksaal.
In der kleinen Kirche, die ganz der Mutter Gottes gewidmet ist, sind neben der Apsis vier Gedenktafeln angebracht. Sie erinnern an die Gefallenen der Weltkriege.
Auf dem Rückweg haben wir uns jetzt aber eine kleine Kaffeepause verdient 😊 So ein schneller Espresso oder Cafe Americano al Banco lässt müde Geister wieder aufleben. Wir haben in Rom die Vorzüge von ‚al banco‘ und den Unterschied zu ‚al tavolo‘ kennengelernt. Ein Kaffee am Tresen oder einem der Stehtische getrunken, oft auch in Selbstbedienung an einem der Tische war deutlich günstiger als mit Bedienung. 1,00 bis 1,20 Euro für einen Espresso oder 1,80 € für einen Cafe Americano (vergleichbar mit einer Tasse bei uns) oder für einen Cappuccino – hey, da gibt es nix zu meckern. Da können sich deutsche Cafés wirklich eine Scheibe abschneiden.
In Livorno haben wir in einem kleinen Café ohne Bedienung die leckersten Köstlichkeiten bekommen, zu einem Spottpreis nach unseren Verhältnissen. Nicht umsonst – wir lieben Italien, die kulinarischen Köstlichkeiten, das dolce Vita. Hier in Casole d’Elsa war es während der Pause herzerfrischend, das Leben mitzubekommen. Da spielt die Inhaberin mit einem kleinen Jungen Fange und Ball in ihrem Café, der mit seiner Oma kam. Herzt ihn, während er fröhlich lacht. Sie hält einen kleinen Plausch mit einem Handwerker während er seinen schnellen Espresso trinkt – hier ticken die Uhren noch anders.
Den Rückweg zu Fridolin sind wir über
die Via Alessandro Casolani in Casole d’Elsa
die kleine Einkaufsstrasse im Ort, die mit weiteren Lokalen zur Einkehr lockt. Mir fällt aber sofort ein großes Haus auf.
Der Palazzo Pretorio in Casole d’Elsa
Hier war der Sitz der Podestà, der Prioren und der Magistraten. Übersetzt des Bürgermeisters und der Verwaltung. Ab dem 15. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert haben die regierenden Häupter der Stadt an der Fassade des Palazzos ihre Wappen hinterlassen.
Da gehörten die mächtigen Casoleser genauso dazu wie adlige Familien aus Siena. Das wäre auch so ein Gebäude, das bestimmt viel zu erzählen hätte, wenn Steine reden könnten. Da wurde ein bisschen umgebaut, wurde zum Schulgebäude und Konferenzzentrum – und alles hinterließ seine Spuren.
Beim letzten Foto komm ich wieder zur „Kunst in Casole d’Elsa“. Der „Tonnel“ hat sich in eine Nische einer kleinen Gasse zurückgezogen, und ….. Der glaubt auch, er bleibt unbemerkt? Nicht nachmachen, gibt Ärger 😮
Ein Blick in die kleine
Kirche Santo Spirito in Casole d’Elsa
die zu einem ehemaligen Spital gehörte.
Zum Abschluss meines Rundgangs bekommt ihr nochmal ein bisschen Kunst.
Über die kleine Gasse ‚Vicolo dell’Amore“ kommt man zum vermutlich berühmtesten Liebespaar –
Skulptur der beiden Liebenden in Casole d’Elsa
die sich selbstvergessen auf der Brüstung ihre Liebe zeigen. Guiseppe Ciani hat sie, wie auch viele Kacheln, gestaltet.
Bevor uns der Aufzug wieder nach unten auf den Parkplatz bringt, kann man nicht unbeachtet an der wunderschönen
Bronzeskulptur „Eine süße ewige Umarmung“ in Casole d’Elsa
vorbeigehen.
Andrea Roggi hat sie geschaffen, und die beiden Liebenden in den Stamm eines Olivenbaums integriert. Wunderschön! Gratis dazu gibt es herrliche Blicke über Land.
Von hier aus hat man einen herrlichen Blick. Nicht nur übers Land, sondern auch hinüber zur
Kirche San Niccolo in Castole d’Elsa
bei der es für uns bei einem Blick aus der Ferne blieb. Der Aufnahmespeicher war von den vielen Besichtigungen heute gut gefüllt. Jetzt noch da rüberfahren, und dann womöglich auf eine verschlossene Kirchentüre treffen? Die Entscheidung war schnell getroffen. Für euch aber trotzdem ein paar Informationen zur Kirche, die im Stil der Romanik erbaut wurde. Die einen sagen, die Kirche wäre auf den Überresten eines etruskischen Tempels erbaut worden, andere Stimmen sprechen die Anfänge einer Krypta ohne Kirche zu. Das Innere der Kirche soll Fresken aus dem 17. Jahrhundert zeigen. Vielleicht macht ihr euch selber ein Bild, wenn ihr nach Casole d’Elsa kommt.
Mein Bummel durch Casole d’Elsa in der Toskana
Via San Niccolo
Piazza della Liberta
Stiftskirche Santa Maria Assunta
Via Aringhieri
Kirche San Pietro
Via Alessandro Casolani
Palazzo Pretorio
„Tonnel“
Herzlichen Dank für den schönen Beitrag!
Die Toskana bleibt unbestritten traumhaft – auch wenn sie nicht günstig ist.
..Aber mein Herz schlägt für Süditalien, besonders für die eindrucksvolle Region Basilikata.
Liebe Grüße aus Karlsruhe,
Mario
Hallo Mario, es freut mich dass dir der Beitrag gefällt.
Es gibt so herrliche Flecken in Italien, zweifelsohne gehört die Toskana mit dazu. Und mit einem Gefälle von günstig bis teuer. Wie bei allem, kommt es halt darauf an, wo man ist 🙂
Ich werde mir die Region Basilikata mal im Internet anschauen. Süditalien steht nämlich noch auf unserem Zettel 😉
liebe Grüße, Inge