Viel Wald, viel Wasser, Natur pur und ganz viele Berge – so kurz und treffend kann man eine der gefragtesten Urlaubsregionen Deutschlands beschreiben, das Sauerland. In dieser Mittelgebirgsregion gibt es keine Stadt als Zentrum, ganz viel Einzelnes vereint sich zu einem großen Ganzen.

Bisher war dieses große Ganze für mich nur auf der Karte existent. Bis mir mein Arzt gesundheitlich die große rote Karte gezeigt hat und quasi auf Rezept Ruhe und Erholung verordnet hat. Aber wohin? Und so schnell? Fakt war, bei diesem Ziel muss Wasser, Natur und Ruhe gegeben sein – das sind für mich die stärksten Garanten für Erholung. Bei der Auswahl wohin, überließ ich meinem Mann die Führung. Und der kam strahlend mit der Botschaft um die Ecke – wir fahren zurück in meine Kindheit, ins Sauerland. Schon oft hat er mir mit strahlenden Augen von dieser herrlichen Gegend erzählt, und jetzt waren wir auf dem Weg dahin. Zum Glück kann mein Mann diese Spontanitäten aufgrund seiner Selbstständigkeit mitmachen, was mir innerlich mehrfach das große Halleluja entlockt hat.

Nahe Olpe haben wir ganz schnell eine kleine Ferienwohnung gefunden, direkt am Waldrand und die Beschreibung verhieß „wenn sie Glück haben, sehen sie Rehe grasen“. Genau richtig für mich, denn Sightseeing und Städtetouren waren strikt vom Plan verbannt. Dafür stand Wasser, Wald und von der Liege auf der Terrasse die sich im Wind wiegenden Tannen beobachten ganz oben. Kaum hundert Meter von der Wohnung entfernt – Wald …. Ruhe …. Stille ….

Nur wenige Minuten von unserer Wohnung entfernt liegt der Biggesee oder auch Biggetalsperre genannt, die natürlich mehrfach unser Ziel war. Vom Fassungsvermögen her, ist sie die fünftgrößte Talsperre Deutschlands. 1956 wurde mit dem Bau begonnen, der 1965 beendet wurde. Geplant wurde allerdings schon seit 1938 an diesem Werk, für das ca. 2550 ihre Wohnungen, Häuser und Dörfer verlassen mussten. Im Zuge des Baus der Talsperre wurden sie umgesiedelt und die vorhandenen Dörfer abgerissen. Wichtig ist die Talsperre für die Rohwasserspeicherung für das Ruhrgebiet und auch für den Hochwasserschutz.
Zwischen Olpe und Attendorn verkehren auf bestimmten Abschnitten zwei Personenschiffe, ebenso viele kleine Segelboote und auch Angler lockt diese riesige Seenlandschaft. Bei unserem Besuch im September 2018 hatten auch die Talsperren im Sauerland mit der extremen Trockenheit zu kämpfen. Dort wo normalerweise Wasser ist, konnten wir im Flußbett laufen.

Ich liebe Wasser und darum war es nicht verwunderlich, dass es auch mehrfach an die nächste Talsperre ging – die Listertalsperre.
Von 1909 bis 1912 erbaut, ist die Listertalsperre heute ein Seitenarm der Biggetalsperre und erreicht eine maximale Wassertiefe von knapp 34 Meter. Auch dieser See dient neben der Stromerzeugung und Niedrigwasseraufhöhung der Ruhr der Freizeitgestaltung. Bis zu 400 Meter breit ist die 4,5 km lange Listertalsperre.
Wir haben an einem Tag eine Rundfahrt um den ganzen See gemacht. Die Straße verabschiedet sich dann aber in den Wald und leitet vom See weg. An manchen Stellen waren wir ganz allein mit dem See (naja, fast bis auf ein paar Angler und Schwäne), am unteren Ende des Sees war ‚Highlife‘, dank einem hervorragenden Gasthaus und einem wunderschönen Blick über den See.

Was wäre ein Aufenthalt im Sauerland, wenn es nicht auch einen Besuch in die Vergangenheit und Kindheit meines Mannes gibt. Also ging es auf nach Halver – und auf die Suche nach ‚Halvera und Halvinchen‘.
Es war schon ein eigenartiges Gefühl vor DEM Haus zu stehen, in dem mein Mann seine Kindheit verbracht hat. Fast alles noch so wie damals ….
Und noch emotionaler, als sich die Nachbesitzer des Hauses mit uns unterhalten haben. Oh, da kamen viele viele Erinnerungen hoch ….

Deshalb gingen wir auch schweigend auf weiteren Spuren seiner Kindheit – an einen kleinen Weiher vor dem Ort, der früher oft das Ziel meines Mannes war und auf dem die beiden Schwäne ‚Halvera und Halvinchen‘ gelebt haben. Ein herrlicher Flecken Erde, da braucht es nicht wirklich viel Worte. Außer, dass es die beiden Schwäne nicht mehr gibt und der kleine See jetzt von ganz vielen Enten besiedelt ist.

Auf der Rückfahrt von Halver gab es dann noch einen Abstecher zur Aggertaltalsperre, die zwischen 1927 und 1929 errichtet wurde. Optisch hebt sich dieser Stausee durch drei Täler von vielen anderen Talsperren ab. Der Blick von der 45 m hohen Staumauer auf den See ist schon überwältigend. Auch diese Talsperre dient der Stromerzeugung, dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung und natürlich der Brauchwasserversorgung. Ganz klar ist aber auch diese Talsperre ein Anziehungspunkt für Ausflügler.

Wie ihr auf den Fotos seht, sind wir in diesen zehn ruhigen Tagen überwiegend mit Sonnenschein und trockenem Wetter belohnt worden. An einem Regentag stand aber noch ein Highlight auf dem Programm. Solltet ihr in der Gegend um Attendorn sein, dann solltet ihr sie unbedingt besuchen – die Atta Höhle.
Leider ist in der 1907 entdeckten Höhle fotografieren verboten. Die Höhle befindet sich im Privatbesitz und gilt als eine der größten und schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands.

Wer Ruhe und Erholung abseits von großen Städten sucht, ist also im Sauerland gut aufgehoben. Und auch für uns wird es mit Sicherheit nicht der letzte Besuch dort gewesen sein.

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