Überwintern in Spanien – um ganz genau zu sein in Calpe an der Costa Blanca. Im Januar 2025 wurde dieser Traum wahr. Kommt mit durch meine 1. Woche in diesem kleinen Abenteuer.

Nach ca. 1.900 km sind wir am 13. Januar 2025 an unserem Ziel angekommen. Sieben Wochen wird das Ferienhaus in Calpe zu unserem Winterdomizil werden. Naja, von Winter kann man an diesem 13. Januar nicht wirklich reden. Strahlender Sonnenschein ist seit dem Grenzübertritt nach Spanien unser Begleiter, und das Thermometer zeigt 15 Grad.

Lasst euch jetzt mitnehmen in unser kleines Abenteuer

Überwintern in Calpe – Woche 1 vom 13. Januar bis 19. Januar 2025

die mit dem

Ankunftstag in Calpe

beginnt. Wie wir später noch feststellen durften, es gibt mehrere Wege von der AP7, der kostenlosen Autobahn ab der Grenze Spanien nach Calpe zu gelangen.

‚Lotte‘ unser Navi wollte uns vermutlich bereits auf den letzten Kilometern einen Vorgeschmack dessen geben, was uns die nächsten sieben Wochen erwarten würde. Vielleicht wollte sie uns aber auch nur den herrlichen Anblick auf Calpe gönnen, den man auf diesem Weg hatte. Mittlerweile hinterfrage ich ihre Aktionen nicht mehr.

Warum Calpe als Überwinterungsort?

Das spanische Festland war für uns bis zur Buchung so weit weg, ähnlich wie der Mond zur Erde. Nie im Leben diese Strecke mit Auto. Dass ich mich spontan von bisherigen Gedanken verabschieden kann, das habt ihr sicher in meinen Berichten schon mitbekommen. Diese Verabschiedung passierte an dem Tag, als mein Mann für einen Kunden eine Webseite für dessen neues Ferienhaus in Calpe erstellte, und mir dann die Fotos zeigte.

Dass das nicht immer gut ist, sollten wir beide sofort zu spüren bekommen. Was hält uns eigentlich ab, in Spanien zu überwintern? Es gibt doch für alles Lösungen … die Gedanken fingen an Karussell zu fahren. „Wir könnten doch“ …. diese gefährlichen drei Worte, die meist damit enden „Wir tun“. Ein Jahr vor Ankunft haben wir sieben Wochen dieses herrliche Haus angemietet. Peter, der Vermieter begrüßte uns persönlich auf seinem Anwesen und zeigte uns alles. In aller Ruhe haben wir Fridolin von seinen Lasten befreit, und uns häuslich eingerichtet. Um dann gleich die ersten Sonnenstrahlen am Pool einzufangen. Peter gesellte sich zu uns, gab uns Ausflugstipps und lud uns für den Abend zum Paellaessen ein. Spanien wir sind angekommen.

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Der nächste Tag, Dienstag, begann in aller Ruhe. Ausschlafen war angesagt, sich langsam an die Wärme im Winter gewöhnen. Uns hielt nichts im Haus. Bei dem Wetter muss man einfach draußen am Pool frühstücken, um so in aller Ruhe in den Tag zu starten.

Für Peter war das der Tag des Aufbruchs – am Abend ging sein Flieger ins Schwabenländle. Sein großes Wohnmobil blieb im Hof und hat Fridolin Gesellschaft geleistet.

Einkaufen waren wir noch am Vortag. Man muss in Calpe nicht lange nach Einkaufsmöglichkeiten suchen. Direkt in der Nähe unseres ruhigen Wohnviertels reihten sich Lidl und Aldi aneinander. Für den Grundbedarf ausreichend, aber noch in dieser Woche rückten beide einen Platz nach hinten. Nachdem wir mit Peter die letzte Tasse Kaffee getrunken hatten, hielt uns nichts mehr – ich wollte ans Meer.

Naja, dass 600 Meter Luftlinie dann doch einen ganz schönen Fußmarsch ergaben – es war wohl besser, ich wusste es nicht im Vorfeld 😉Mein Traumvorsatz, so jeden Abend noch ans Meer zerplatzte damit wie eine Seifenblase.

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Am nördlichen Ende von Calpe lag unser Ziel,

die Bucht Cala Les Bassetes in Calp

eine kleine, aber feine Naturbucht nur etwa 70 Meter lang und 5 Meter breit. Der Strand ist felsig, der Grund aus Kieseln. Aber mit glasklarem Wasser – die kleine Wanderung hat sich gelohnt 🥰

Ich und Meer ist ja eh eine Liebe, die sich nicht trennen lässt. Und als meine Augen ein kleines Restaurant neben dem Yachthafen erblickten, wusste ich – da waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal (aber nicht zu Fuß 😉)

Wer eine Küstenwanderung machen möchte, der ist hier genau richtig. Denn ab der Bucht beginnt der ökologische Küstenpfad Paseo Ecológico, der sich bis Moraira zieht. Immer an der Steilküste entlang, hinunter in kleine Buchten, die wir im Lauf der sieben Wochen noch kennenlernen durften.

Schade dass heute das Restaurant geschlossen war. Man hätte mich abliefern und Stunden später wieder abholen können. Und das war nicht allein nur dem Meer zu verdanken. Ich kann stundenlang den Wellen und der Weite zuschauen. Von dieser Bucht hat man einen wunderbaren Blick auf den Peñón de Ifach, das Wahrzeichen von Calpe. Vielleicht sogar von der ganzen Costa Blanca. Der gigantische Fels ragt ca. 1 km aus dem Meer und hat eine Höhe von 332 Metern. Durch eine ganz schmale Landenge hat er sich mit dem Land verbunden. Nach Voranmeldung kann man in dem Naturpark wandern, für die Geübten sogar bis zum Gipfel. Auch wenn versprochen wird, dass man bei klarem Wetter bis zu meiner Lieblingsinsel Ibiza blicken kann – ich habe tunlichst auf diese Kraxelei verzichtet.

Besiedelt war der Peñón schon in der romanischen Zeit. Auch gibt es Zeugnis davon, dass der Berg auch im Mittelalter bevölkert war. Da man aber eine perfekte Angriffsfläche bot, man weiß ja nie, wer da übers Meer kommt, haben sich die Bewohner irgendwann in sichere Stadtmauern zurückgezogen.

1987 kam der Fels aus dem Eigentum privater Besitzer in die Hand der Generalidad Valenciana zu der die Costa Blanca gehört. Nachdem man entdeckt hatte, dass über 300 Arten schützenswerter, und vor dem Aussterben bedrohter Pflanzen hier zu finden sind, wurde das Gebiet zum Naturschutzpark erklärt.

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Diese Art von Urlaub war für uns auch neu. Meistens suchen wir uns Städtereisen aus wie Prag, Florenz, Venedig, Budapest oder Rom, oder wie bei der Langzeitreise 2024 die Toskana, wo wir so ziemlich jeden Tag ausnützen, um möglichst viel zu sehen. Zwar hatten wir bei unserer Romreise auch sieben Wochen zur Verfügung, aber Rom komplett erleben ist selbst bei sieben Wochen unmöglich. Bei sieben Wochen reist ja auch immer die Arbeit meines Mannes mit. Und auch ich habe dieses Mal Arbeit mit dabei. Also eine Kombination aus normalem Leben und Urlaub.

Am Mittwoch haben wir uns deshalb geruhsam Calpe auf den Zettel gesetzt. Man muss ja schließlich auch wissen, wo man die nächsten Wochen verbringt. Erstes Ziel war

der Strand Platja del Arenal-Bol in Calp an der Costa Blanca

der auf 1,5 Kilometer südlich der Stadt genügend Platz für Strand- und Meerhungrige bietet. Von unserem Standort war es zu weit zum Laufen. Aber jetzt, noch mitten in der Vorsaison gibt es in Calpe die Parkplätze überwiegend noch gratis. Und quasi in direkter Linie zum Strand liegt ein großer Parkplatz, wo Fridolin immer wieder ein gutes Plätzchen fand. Hier vom Strand sieht man die andere Seite des Ifach.

Mein Mann lässt mich immer liebevoll gewähren, wenn ich mich nicht sattsehen kann. Ich könnte da wirklich Raum und Zeit vergessen. Da es ja aber ein Geben und Nehmen ist, und ich bestimmt noch oft in diesen Genuss kommen werde, habe ich mich mit den letzten Blicken losgerissen.
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Die Altstadt von Calpe (Costa Blanca)

liegt, wie wir es auch schon von der Toskana kennen, und wie viele andere kleine Örtchen an der Costa Blanca, auf einem Hügel. Gemächlich geht es also den Weg nach oben, immer und wieder den Blick gen Meer.

Herausgekommen sind wir auf dem Plaza Mayor, der sich für viele Veranstaltungen anbietet.

Von dort sind es nur wenige Schritte in die kleine Altstadt, von der geschrieben wird, dass es nicht gerade eine von den berühmtesten Altstädten ist. Aber wer definiert denn dieses ‚berühmtesten‘? Ist es nicht immer die alleinige Sichtweise? Ich fand sie schnuggelig und durchaus besuchenswert.

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Zu tief möchte ich an dieser Stelle in die

Geschichte von Calpe (Calp)

gar nicht einsteigen. Das könnt ihr dann in meinem ausführlichen Bericht zu Calpe nachlesen (der im Moment aber noch nicht veröffentlicht ist). Schon im Mittelalter tat man gut daran den Ifac von der Küste her vor Angriffen zu sichern. Eine schier unlösbare Aufgabe. Man verlegte sich dann darauf den Ort besser abzusichern, und baute eine so rund 200 Meter lange Stadtmauer um den kleinen Ortskern. Von ihr sind noch einige Mauerreste, vor allem rund um die kleine Wehrkirche, vorhanden.

Bedroht wurde die kleine Siedlung vor allem ab dem 15. Jahrhundert von muslimischen Kaperfahrern, die Calp mehrfach angegriffen haben. 1637 war der schlimmste Angriff, in dem die Korsaren die Stadt plünderten und eine Großzahl der Einwohner verschleppte. Als dann im Oktober 1744 ein weiterer großer Angriff erfolgte, sah man, dass die bisherige Befestigung nicht ausreichend war. Konnte man diesen Angriff zwar noch glimpflich abwehren, ging man aber dann flugs ans Werk und zog einen zweiten Mauerring um die Stadt. Diese Maßnahme hat sich wohl herumgesprochen – in Folge blieb Calpe von Angriffen verschont.

Diese ‚Höhenlage‘ hat ja noch mehr Vorteile außer zu sehen, wer da in feindlicher Absicht im Anmarsch ist. Die Fischer sahen schon jeden Morgen, ob das Meer eine Fahrt zum Fischfang zuließ, oder ob sie besser an Land blieben.

Ich nehm euch jetzt in einer kleinen Bildergalerie mit durch die kleinen Gassen. An Hauswänden werden die Angriffe der Muslime dargestellt, eine kleine berühmte Treppengasse zeigt klar in welchem Land man sich befindet … und der Rückweg geht hinaus aus der kleinen geruhsamen Altstadt in das quirlige Leben hinunter durch die große Einkaufsstraße.

Donnerstag war ein Faulenzertag. Lange ausschlafen, gemütlich frühstücken und wir beide haben gearbeitet.

Zwischendurch habe ich meine Zehenspitzen ins noch kalte Poolwasser getreckt, um sie dann von der Sonne auf meinem Liegestuhl trocknen zu lassen. Und natürlich – wir machen das im Urlaub sehr gerne – gab es Battles in Backgammon 😀Es ist schwierig meinen Mann zu schlagen, und glaubt mir, die Freude ist jedes mal groß, wenn ich es dann doch schaffe. 😎 Zur Erinnerung: wir schreiben den 16. Januar und haben herrliches Wetter mit 18 Grad.

Auch der Freitag ließ sich geruhsam an. Durfte ich bis fast kurz vor unserer Abreise für meinen kleinen Job jeden Tag um 7 Uhr aus den Federn, so genoss ich es jetzt, ohne Wecker wachzuwerden.

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frisch gebeizerter lach ueberwintern in spanien 3A911Einkaufen stand heute auf dem Zettel. Wir haben uns dafür den Mercadona in Calpe ausgesucht. ‚Sucht ihr typische spanische Produkte, dann schaut mal da‘ – Empfehlungen gehen wir gerne nach, und unser Herz hüpfte ein paar Sprünge höher als wir das Angebot sahen. Und noch mehr, als wir diese große Auswahl an Fisch und weiteren Leckereien entdeckten. Und das zu Preisen, bei denen man nicht lange überlegen musste, ob sie in unseren Einkaufswagen hüpfen dürfen.

Ab dem heutigen Tag deckten wir uns nur in 5-Kilo Säcken mit Orangen ein. Oder holten sie frisch vom Bauern auf dem Markt. Unter 1 Euro war in beiden Optionen das Kilo zu bekommen. Und natürlich machten wir uns auch gleich ans Werk einen frischen Lachs selber zu beizen. Wir lieben ihn …. 🥰

Da mein Mann ein leidenschaftlicher und sehr guter Hobbykoch ist, macht es uns immer wieder Spass, landestypisch einzukaufen. Und natürlich dann am Abend die leckersten Gerichte zu zaubern, Essen gehen am Abend rückt bei uns im Urlaub in die Spalte ‚unwichtig‘. Wir schlemmen uns lieber am Tag durch die Kleinigkeiten 😀

Nachdem wir unsere Einkäufe versorgt hatten, sind wir los

in den Hafen von Calpe

um genauer zu sein, die Lonja Pescado war unser Ziel. Aber es war nicht unser Tag, um tatsächlich eine Fischversteigerung und das Abladen der Fischerboote miterleben zu können. Wir waren zu früh. Denn immer erst ab 17 Uhr (Montag-Freitag) findet die Versteigerung statt. Wir sind ja noch eine Zeit hier, und haben dieses Erlebnis auf unseren To-Do Plan gesetzt. Dafür haben wir jetzt die Zeit bei einem kleinen Bummel durch den Hafen genossen, den großen mächtigen Fels Ifach direkt vor der Nase. Auch die vielen Möwen haben sich gekonnt in Szene gesetzt. Aus der Ferne sind sie mir ja ganz lieb, aber sobald sie was essbares entdecken, geht man besser in Deckung. Ich erinnere mich, bei unserem Besuch in Venedig haben wir in einem der kleinen Gässchen direkt an einem Kanal Cicchetti to go geholt. Nicht ohne den dringenden Rat der Verkäuferin, unbedingt die essbaren Köstlichkeiten vor dem Möwenklau zu schützen.

Auf dem Rückweg gibt es noch einen Stopp

bei den Salinen von Calpe

Das wäre jetzt wieder so ein Örtchen, das viel erzählen könnte was es erlebt hat. Die Salzproduktion in Calpe reicht nämlich bis in die Antike zurück. Auch die Römer die das Gebiet besiedelt hatten, nutzten die Lage, um Salz für sämtliche Situationen zu gewinnen. Denn Salz ist nicht nur die Würze in der Speise, sondern man hat mit Salz damals auch Lebensmittel, und insbesondere Fisch konserviert. Auch unser gebeizter Lachs durfte mehrere Tage im Salzbett verbringen. Mit der Salzgewinnung hatte die Stadt eine gute Einnahmequelle – so lange, bis die industrielle Salzgewinnung die Oberhand gewann.

Heute steht der Salzsee, umgeben von Häusern und quasi in der Stadt, unter Naturschutz. Er dient seltenen Tierarten als Rückzugsort und bringt durch die Flamingos tolle Fotomotive. In einem angelegten Weg kann man den See umrunden.

Wie für jede Langzeitreise belese ich mich daheim schon Wochen davor über das Urlaubsgebiet. Wohin könnte man Ausflüge machen – was gibt es Sehenswertes in der Umgebung. So hatte ich natürlich auch für diese Zeit Touren zusammengestellt, die ich kurz davor nochmal im Internet recherchierte. Und so wurde mir angezeigt, dass im Nachbarort an diesem Wochenende ein Fest veranstaltet wird. Es gab keine weitere Überlegung, dass wir dann am Samstag

die Fahrt nach Benissa an der Costa Blanca

unternehmen wollen. Ich durfte sehr schnell lernen – ein Örtchen das auch nicht direkt an der Küste liegt, darf trotzdem Kilometerlange Strände vorweisen. Ich durfte heute aber auch lernen, dass ‚Lotte‘ (unser Navi) immer wieder versucht, uns in die Irre zu führen. Heute hat sie es tatsächlich mal wieder geschafft 😐 Und sie hat auch geschafft, dass ich noch nie so angespannt hinterm Steuer saß und mehrfach Stoßgebete gen Himmel geschickt habe. Dabei fing alles eigentlich ganz harmlos an, als mein Mann sie fragte – zeig mir den Weg nach Benissa. Und da wir uns ja noch überhaupt nicht auskannten, dachten wir nichts Böses dabei, als sie uns in einem Wohngebiet befahl ‚rechts abbiegen‘.

Da wir über Benissa am Ankunftstag nach Calpe kamen, dachte ich noch – jetzt geht es gleich auf die kleine Landstrasse. Pffff, klarer Fall von: du kennst Lotte nicht. Lotte hat sich nämlich den für sie vielleicht kürzesten Weg nach Benissa ausgesucht, für mich waren es Schockmomente pur, als die Straße (nein, das war keine Straße mehr, eher ein Wirtschaftsweg) einspurig wurde. Rechts der Hang, links ging es hinunter in die Tiefe. ‚Lieber Gott, jetzt bitte kein anderes Auto‘! Es gab keine Ausweichstelle unterwegs, umdrehen brachte nichts – also Augen zu und durch und auf der anderen Seite des Tals wieder nach oben. Links der Hang, rechts direkt hinunter ins Tal. Fridolin folgte tapfer meinem Fahrverhalten (ihr wisst ja, ich bin der Fahrer bei uns, weil man mich als Beifahrer wirklich nicht haben möchte auf Lang- oder unbekannten Strecken). Ich wollte diese Strecke schnell hinter mich bringen, und gab auf den kurzen geraden und übersichtlichen Stücken Gas. Meine Gebete wurden erhört und wir erreichten tatsächlich ohne Gegenverkehr den Randbezirk von Benissa. Entlang an einer unendlich langen Orangenplantage, voll mit den süßen Früchten, ging es Richtung Stadt. Glaubt mir, in Folge haben wir immer geschaut, dass die Straße offiziell mit Zahlen beschriftet war 😉

Es ist tunlichst ebenso nicht empfohlen, sich einen Parkplatz in der Altstadt zu suchen. Aber das kannten wir schon von der Toskana mit ihren kleinen engen Dörfern. Gut beschildert ging dann von der Hauptstraße auch der Weg zu einem Parkplatz. Hmm … Parkplatz? Man darf sich ebenso von geteerten Plätzen verabschieden, und froh sein, dass man noch einen halbwegs guten Schotterplatz vorfindet. Fridolin hat in den sieben Wochen geschickt gelernt, Slalom um große Löcher zu fahren.

Die Geschichte von Benissa

lässt mit ihrem arabisch klingenden Namen auf eine muslimische Besiedlung schließen. Nachdem 1248 christliche Truppen das Gebiet in ihre Hände eroberten und besiedelten, blieb über Jahrhunderte die Mehrheit der Menschen muslimisch. Wie Calpe auch, war die Stadt Angriffen der nordafrikanischen Piraten ausgesetzt.

Die kleine Stadt an der nördlichen Costa Blanca hat einen kleinen mittelalterlichen Stadtkern mit den obligatorischen engen Gassen. Gut erhalten bietet sie viele wunderschöne Blickfänge und historische Gebäude und Kirchen. Es war tatsächlich ein Fest in dem kleinen Ortskern, das sich aber mitten am Tag eher als spärlich erwies. In einer engen kleinen Straße waren die letzten Marktbeschicker dabei, den üblichen Samstagsmarkt zu beenden. Insgesamt hat uns der kleine Flecken recht gut gefallen und sollte in den weiteren Wochen noch mehrfach unser Ziel werden.

Wir hatten auch Glück und konnten noch einen Blick in

die Kirche von Benissa

werfen, die sich mit ihren 74 Metern Länge und 35 Metern Breite, zwei Kirchentürmen und drei Kirchenschiffen auf dem größten Platz der Altstadt ausgebreitet hat. Warum die 1929 eingeweihte Kirche in dem kleinen Ort so groß ausfiel, das erfahrt ihr in meinem Bericht zu der Kirche.

Für den Sonntag haben wir uns eine größere Tour vorgenommen. Naja, wenn man sich das alles in km-Angaben anschaut, wäre es für deutsche Straßenverhältnisse ein Klacks. Nicht jedoch für Spanische. Außer auf Autobahnen sind sämtliche Straßen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen belegt, die nur in Teilstücken von 50 auf 70 gehen. In sämtlichen Ortsdurchfahrten gilt 30, sogar teilweise an der Küstenstraße entlang. Logisch, dass es dann ein bisschen länger dauert.

An diesem Tag konnte ich die Erklärung von Peter, als wir zu unserem Abendlokal liefen in Gänze verstehen: schaut, in diesem Hotel steigt immer die französische Rad-Nationalmannschaft ab. Dachte ich an diesem Abend noch: schön für sie. So dachte ich heute: muss das sein? Die Costa Blanca, und vor allem die Gegend um Calpe zählt zum Trainingsgebiet verschiedener Nationalteams zur Vorbereitung auf die Tour de France vor allem. Ich mein, ich verstehe es ja schon, es ist eine perfekte Mischung von langen Berganstiegen und tollen Abfahrten, aber sie sind einfach ein absolutes Hindernis für Autofahrer. Aber nicht nur diese Teams, die im Pulk daherschießen und zum Glück mit einem Mannschaftswagen am Ende gesichert sind. Es ist schlicht das Paradies für sämtliche Radfahrer auf dieser Erde – so kam es mir zumindest vor. Es erklärt die Geschwindigkeitsbeschränkungen, obwohl es auf vielen Straßen Radstreifen gibt. Aber hey, auf der Straße fahren, und dann noch zu mehreren nebeneinander macht mehr Spass 😒😐

Tranquilo, lento oder mañana – hier wird gezeigt, wie Entschleunigung und Geduld geht. Ich kenne es ja bereits von meinen vielen Aufenthalten auf Ibiza. Hier juckt es keinen Menschen, wenn mitten auf der Straße ein Auto hält um ein Schwätzchen mit dem gerade vorbeilaufenden Freund zu halten. Keiner hupt, man schaut einfach, dass man irgendwann überholen kann. Aufregen? bringt nichts. Mit dieser Einstellung sind wir dann an unserem Ziel angekommen,

in Altea an der Costa Blanca

ein sehr beliebtes Ziel. Kein Wunder – durch die weißen Häuser, die sich auf dem Hügel rund um die weithin sichtbare Kirche mit den blauen Kuppeln scharen, wurde der Ort bekannt. Schon auf dem Weg zum Fuß der Altstadt und auf der Suche nach einem Parkplatz dachte ich mir noch, was für eine doofe Idee, ausgerechnet an einem Sonntag in einen so bekannten Ort zu fahren. Geschickt wurde ich auf der Suche nach dem letzten freien Platz von einem spanischen Bus ausgetrickst. Fast triumphierend lachte mir die Fahrerin zu, als sie direkt vor mir den letzten freien Platz wegschnappte. Und wir lachten laut, als wir sahen, wer da recht frech und neugierig aus dem Fenster schaute.

Sonntagsausflug mit Esel 😅 Im ersten Moment dachte ich an geführte Eseltouren, die man hier ja durchaus findet. Aber durch die Stadt? Ich kam nicht weiter zum Nachdenken, unsere Parkplatzsuche ging weiter. In einer Nebenstraße wurden wir dann fündig.

Ich dachte nicht weiter über die Begegnung mit dem Esel im Fenster nach, wir waren auf dem direkten Weg durch die kleine enge Gasse mit den weißen Häusern, als mir bei einem Fotostopp eine kleine Gruppe auffiel, die von hinten die Straße entlang lief. Das ist doch der Esel aus dem Auto 😀Aber nicht nur der, im Schlepptau waren noch zwei Ziegen und auf dem Esel war ein kleiner Hund zu sehen, der sich genüsslich in einem Korb tragen ließ. Es war einfach ein herzerwärmendes Bild.

Als wir dann aber auch noch von einigen Reitern und noch einem Esel überholt wurden, fragte ich mich dann schon – warum? Was ist hier heute los?

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Verlaufen kann man sich hier oben auf dem Berg nicht. Die Kirche mit den blauen Kuppeln zeigt, wo das Herzstück der Altstadt ist. Dass die Altstadt gut auf Besucher eingestellt ist, zeigen die kleinen Lädelchen am Weg zur Kirche.
Das Geheimnis um die vielen Tiere und Besucher hat sich gelüftet, als wir an der Kirche ankommen. Heute findet hier zum Namenstag des Hl. Antonius die Tiersegnung statt. Der Heilige feiert am 17. Januar seinen Namenstag. Traditionell wird dann am folgenden Sonntag die Tiersegnung in verschiedenen Gemeinden durchgeführt.

Eine übergroße Schar an Zwei- und Vierbeiner wartete geduldig vor der Kirche, bis der Pfarrer mit seinem Sonntagsgottesdienst zum Ende kommt. Natürlich war die Truppe um den Esel das Highlight auf dem Kirchenvorplatz. Wir haben uns das in aller Ruhe angeschaut ….

Von der Schildkröte über den Wellensittich und das Meerschweinchen war alles vertreten.

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Entweder waren wir am Anfang des Gottesdienstes, oder der Priester fand kein Ende. Wer weiß wie lange das noch dauert?
Wir haben uns in der Zwischenzeit mit Blicken rund um den Kirchplatz abgelenkt – inklusive den Blick hinunter auf den Strand von Altea.
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Dann endlich – der Gottesdienst war vorbei, der Pfarrer hat mit viel Zeit alle tierische Besucher gesegnet, und wir schauen uns

die Kirche Nuestra Señora del Consuelo in Altea

Anfang des 16. Jahrhunderts stand an dieser Stelle bereits eine Kirche, die jedoch so um 1900 in einem neobarocken Baustil umgebaut wurde. Nicht nur in Altea ist die Kuppel der weithin sichtbaren Kirche mit blauen Kacheln bedeckt. Man findet dies noch öfter in der levantinischen Region, ob Kirche oder Hausdach, es ist Tradition. Trifft man sich in Deutschland außerhalb der Kirche zu einem Schwätzchen, scheint es hier ohne Probleme auch in der Kirche üblich zu sein. Mir war damit mein obligatorischer Blick aufs Ganze ohne ’schmückendes Beiwerk‘ nicht möglich. Egal, denn die Kirche ist wirklich sehenswert.

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Klein, aber fein – so würde ich den Besuch in der Altstadt von Altea beschreiben. Wie in der Toskana auch, breitet sich der Ort am Fuße des Hügeldorfs aus. Und ich war erstaunt, wie groß Altea tatsächlich ist. Hier oben, inmitten der weißen Häuser, so scheint es, spielt sich das Touristenleben ab. 

Schnell hat sich die Menschenmenge nach der Tiersegnung aufgelöst, und über die zweite kleine Gasse sind wir wieder zurück zu Fridolin und dann weiter zu unserem nächsten Programmpunkt des Tages.

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Unser nächstes Ziel ist

Polop de la Marina an der Costa Blanca

nur ca. 11 km im Hinterland von Altea. Dass man für 11 km so rund 20 Minuten Fahrzeit hat, muss man hier einkalkulieren. Mit Radfahrern vor der Nase noch mehr. Eilig darf man es hier wirklich nicht haben, und ich habe bereits bei unserer ersten Ausfahrt eine große Bewunderung für diejenigen ausgesprochen, die das täglich und im Beruf ertragen müssen.

sangria 140AFAPolop wird im Internet als kleines, malerisches Dorf im Hinterland beschrieben. Bereits Peter (unser Vermieter) hat uns diesen Ausflug am ersten Tag empfohlen, denn das kleine, fast verschlafene Örtchen hat ein paar Highlights zu bieten. Geschlossen hat Peter die Empfehlung mit: wenn ihr da auf die Burg geht, in dem kleinen Restaurant gibt es einen sehr leckeren Sangria. So sehr ich dieses ‚Süffelgetränk‘ ja liebe – es ist in meinem Kopf verankert: am Besten nur noch daheim 😅 Ich erinnere mich nämlich immer blitzschnell an ein Ereignis auf Ibiza: Eine Bekannte, arbeitend an der Hotelbar, lud mich eines Tages ein – wir haben frische Sangria, sehr lecker. Inge saß also auf dem Barhocker und süffelte das wirklich köstliche Getränk so vor sich hin. Irgendwie muss mein Hirn so vernebelt worden sein, dass ich sämtliche Warnungen die es ja mit Früchten in der Bowle gibt, ausgeblendet habe. Selbst die großen Augen meiner Bekannten schlug ich aus, und löffelte nach und nach die Früchte aus dem Glas. Einem Glas folgte ein zweites, natürlich gleiches Procedere 🙈 und ich fühlte mich völlig okay. Tja, aber nur solange, bis ich mich auf den Heimweg begeben wollte. Ehrlich, ich musste nicht weit laufen, aber irgendwie wurde der Weg gefühlt sehr sehr lange ………

Also Sangria war gestrichen 😂 – da änderte auch eine Empfehlung nichts daran. Wir haben ihn aber tatsächlich zuhause angesetzt 😎

Kein Problem war die Parkplatzsuche am Rand der kleinen Altstadt. So dachte ich noch, als ich ohne Schrecken durch die ersten engeren Straßen fuhr. Die werden schon wissen, wohin sie die Leute lotsen. Lotte’s ‚links abbiegen‘ kam leider zu spät. Konzentriert bin ich ein paar Meter zu weit gefahren, bis mein Mann meinte, du musst zurück. Hä? wie denn, wenn die Straße gerademal so breit ist wie Fridolin? Umdrehen? Keine Chance. Oh, ich sag euch – Fridolin hat es mir sehr übelgenommen, dass ich ihn die paar Meter rückwärts den Berg hochgeschickt habe. Mensch Inge, Fuß von der Kupplung!! 🙈🙈 Er hat uns noch Tage danach mit einem besonderen Düftle auf meinen Fehler hingewiesen. Es wurde aber auch nicht besser, als ich dann in die von Lotte gewünschte Gasse abgebogen bin. Die beharrte aber unbeirrt darauf, dass ich hier weiterfahren soll. Mädel, spinnst du? Wo soll ich jetzt sonst hin? Einbahnstraße, so eng wie Fridolin – es geht ja nur in diese Richtung. Und da die Altstadt von Polop wieder ein Hügelort ist, ging es jetzt entsprechend wie einem Hausdach nach unten. Ich wurde auf eine Schotterpiste gelotst, die den Einheimischen im Ort als Parkplatz dient, denn parken in den engen Gassen ist nicht. Und wenn sich dann da so jemand Unerschrockenes verirrt, den lässt man gewähren – so hatte ich zumindest den Eindruck, als mich ein paar Einheimische gemustert haben. Auf dem Foto von Polop seht ihr den Parkplatz ganz am unteren Ende, das vierte Foto zeigt die Straße vom Parkplatz zurück in den Ort.

Es schien, dass man am Sonntag die kleinen Gehwege zusätzlich hochklappt – kein Mensch war unterwegs.

Unbeirrt steuern wir auf unser Ziel zu

die Burg von Polop

die wirklich malerisch über dem kleinen Ort thront. Und mir auf dem Weg natürlich einige Fotomotive liefert.

Ein bisschen Geschichte zur Burg Polop (Castillo de Polop de La Marina)

Im 12. Jahrhundert wurde die Burg von den Mauren als Festung erbaut. Dank der günstigen Lage und dem Blick, der bis zum Meer reicht, ließ sich die Region von hier gut überwachen.

Markant auch der Ponte Ponoig, der sich mit seinen gut 1100 Metern neben dem Ort erhebt. An diesem Tag habe ich mich in die Kombination von Meer und Berge, quasi nur durch einen Katzensprung getrennt, verliebt.
Die Burg wurde zu einer Festung ausgebaut, und auch wenn es vermutlich schwer fiel den ganzen feindlichen Konflikten standzuhalten, ist sie doch heute in Teilen noch recht gut erhalten.

Als man in eine friedlichere Zeit überging, wurde die Burg zum Friedhof umfunktioniert. Auf der anderen Seite des Ortes wurde dann irgendwann ein neuer Friedhof angelegt. Die Gräber wurden verlegt und es ist stiller um die Burgruine geworden. Heute kann dieser Platz hoch über dem Ort als

literarischer Friedhof in Polop

besucht und bewundert werden. Gabriel Miró, spanischer Schriftstelle hielt sich oft in Polop auf. Er erinnert in seinem autobiograhischem (letzten) Buch „Años y leguas“ an Polop und die Umgebung. Der Cementerio, den er in seinem Buch beschreibt, wurde zum literatischen Friedhof und in Erinnerung an ihn umgebaut.

Natürlich müssen wir Peters Aufforderung nachkommen, und der kleinen Gastwirtschaft auf halbem Weg der Burg auf dem Rückweg einen Besuch abstatten. Wir lieben es, uns bei solchen Besuchen durch die kulinarische Landschaften zu futtern. Dass hier überall auf der Karte Tapas zu finden sind, ist klar. Schwieriger war am Anfang für uns die Frage, was ist denn das? Hier in der kleinen Gartenwirtschaft konnte uns die Kellnerin weiterhelfen, die uns auf Deutsch begrüßte. Außer in Tschechien und Ungarn versuchen wir immer, in der Landessprache zu bestellen. Aber so konnte ich sie ganz einfach fragen, was denn in dem Tapasschälchen am Nebentisch drin ist.

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Insalada Rusa

nach Olaf’s Rezept

mein Mann hat in Folge den köstlichen Inhalt des Schälchens nachkreiert – die Mengenangaben könnt ihr euch selbst zusammenbasteln

Gekochte Kartoffeln (die meisten etwas zerdrückt, einige in kleine Stückchen belassen)
kleine Möhrenstückchen (vorgekocht)
Erbsen (je nach Lust und Laune)
Thunfisch (aus der Dose)

abgeschmeckt mit ein bisschen Salz und angemacht mit Mayonaise

und dann genießen 😋

Auf dem Rückweg hinunter zu Fridolin gab es noch Blicke übers Land und bis nach Altea und ans Meer. 

Auffällig im Hinterland sind die vielen Foliengewächshäuser. Es glitzert überall in der Sonne. Was genau dort unter der Folie angebaut wird – ich kann es euch nicht eindeutig sagen. Vermutlich Gemüse?

Voll mit schönen neuen Eindrücken ging es zurück nach Calpe. Aber nicht über den gleichen Weg, den wir gekommen sind. Wäre ja zu langweilig. Wir sind noch ein kleines Stückchen ins Hinterland, um dann eine wunderschöne kleine Straße an den Bergketten entlang Richtung Altea la Vella zu fahren. Auf der Küstenstraße ging es dann endgültig zurück nach Calpe.

Nach und nach werdet ihr interessante Orte aus unseren Wochentouren in ausführlicher Beschreibung auf meinem Reiseblog finden. Schaut also immer wieder gerne bei mir rein.

So kommt ihr nach Calpe (Calp) an der Costa Blanca

Calpe

Benissa

Cala le Bassetes

Altea

Polop

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