Mit viel Sonnenschein starten wir in Woche 5 „Überwintern an der Costa Blanca“ – um genau zu sein, in Calpe.
Es ist Entschleunigung pur, die wir in den letzten vier Wochen hier an der Costa Blanca erleben. Es war uns im Vorfeld klar, dass es keiner unserer üblichen Urlaube mit viel Sightseeing werden würde. Sondern eher eine Kombination aus Arbeiten, Faulenzen und so viel wie wir Lust haben, von der Gegend sehen. Denn in die haben wir uns bereits nach unserem ersten großen Ausflug in Woche 1 verliebt. Es ist eine tolle Kombination aus Meer und Berge, in die man nach wenigen Kilometern ins Hinterland kommt.
Alles geht hier tatsächlich geruhsamer ab, auch was wir bei den Einheimischen erleben. Keine Hektik beim Einkaufen, keine Hektik wenn in der Tankstelle oder Waschanlage noch zwei Autos davor warten – man erntet sogar dabei noch ein Lächeln. Wir haben bereits in der zweiten Woche das Fazit gezogen: alles richtig gemacht, und mit Sicherheit nicht zum letzten Mal.
Kommt mit mir jetzt durch
Inhaltsverzeichnis
- 1 unsere 5. Woche in Calpe – Überwintern in Spanien – vom 10.02.2025-16.02.2025
- 1.1 die Cala Les Bassetes bei Calpe
- 1.2 Playa de la Fossa in Calpe
- 1.3 Fischauktion in der Lonja in Calpe
- 1.4 ein Tagesausflug nach Benidorm
- 1.4.1 der Mirador del Castillo (Balcón del Mediterráneo) in Benidorm
- 1.4.2 Ein bisschen Geschichte zu Benidorm
- 1.4.3 der Playa de Poniente und der Playa de Levante in Benidorm
- 1.4.4 Insel Benidorm
- 1.4.5 Kirche San Jaime und Santa Ana in Benidorm
- 1.4.6 Die legendäre Tapas-Strasse (Calle Santo Domingo) in Benidorm
- 1.5 zur Mandelblüte nach Alcalali
- 1.6 Parcent in der Marina Alta
- 1.7 der Coll de Rates in der Marina Alta
- 1.8 der Mirador de Tarbena
- 1.9 Paella nach Olaf’s Rezept
- 1.10 Das könnte Euch auch interessieren
- 1.11 So kommt ihr zu den Zielen von Woche 5 an der Costa Blanca
unsere 5. Woche in Calpe – Überwintern in Spanien – vom 10.02.2025-16.02.2025
Vor unserer Abreise Anfang Januar wurde ich gefragt: ‚vermisst du dann nicht deine Enkel, deine Kinder?‘ Immerhin haben wir eine Tour von fast vier Monaten geplant. Nein, meine Schätze sind ja im Herzen dabei und mit Enkel und Kindern machen wir Video-Calls. Und wenn dann der kleine Schatz mit seinen nicht mal 1,5 Jahren ‚Ama, Ama‘ ins Telefon ruft und mich anlacht und mein großer Schatz von seinen Erlebnissen erzählt – es passt alles. Von den vielen Fotos die hin und her gehen ganz zu schweigen. Denn mein Enkel hat jetzt die Zeit seiner ganz großen Auftritte – er spielt seit diesem Jahr in einer Guggenmusik mit. Meine Heimatstadt Schwäbisch Gmünd ist eine Hochburg für Guggenmusik und entsprechend groß ist seine Begeisterung.
Den Montag starten wir ganz ganz geruhsam in unserem tollen, angemieteten Ferienhaus. Jeden Tag ans Meer – mit dem Vorsatz bin ich hergekommen. Wir versuchen ihn möglichst umzusetzen. Ich bin halt durch und durch ein Wasserkind und es ist ein Kraftort für mich. So sind wir am Nachmittag in
die Cala Les Bassetes bei Calpe
zu der wir in der ersten Woche einen kleinen ‚Fußmarsch‘ hingelegt hatten. Da es bei der kleinen Naturbucht, die nur etwa ca. 70 Meter lang und nur wenige Meter breit ist, einen Parkplatz gibt, durfte Fridolin uns auch heute wieder dorthin bringen. Das kleine Restaurant war geöffnet, die Tische standen bis auf Plateau direkt am Meer – und für uns war noch ein Plätzchen frei.
Der Blick gen Peñón de Ifach und übers Meer, so kann ich das stundenlang hier aushalten. Der gigantische Fels, der mit seinen 332 Metern Höhe so einen Kilometer aus dem Meer ragt und mit einer schmalen Landenge mit dem Land verbunden ist, ist das Wahrzeichen von Calpe. In romanischer Zeit hat man ihn für Besiedlungen genutzt, auch im Mittelalter, weil man dachte, hier auf oder am Fels kann uns nichts passieren. Das änderte sich jedoch zu Zeiten, als Piraten übers Meer kamen. Die Bewohner zogen sich hinter die schützenden Stadtmauern zurück. Heute ist das Gebiet ein Naturschutzpark, durch den man nach Voranmeldung wandern kann. Ganz geübte können sogar bis zum Gipfel hinauf.
Am Dienstag haben wir den zweiten großen Strand
Playa de la Fossa in Calpe
besucht. Zwischen der Playa de Bassetes, wo wir gestern waren, und dem wuchtigen Fels Peñón de Ifach findet sich diese weite Sandstrand-Bucht. Ca. ein Kilometer zieht sich der feine Sand über die Bucht. Und ich finde, er unterscheidet sich schon etwas von dem anderen großen Strand Arenal-Bol, der auf der anderen Seite vom Ifach und nah beim Stadtzentrum liegt.
Hier an der Playa de la Fossa liegt eine Ferienresidenz an der nächsten. Alle natürlich in die Höhe gebaut, aber doch nicht so hoch wie die ‚Wolkenkratzer‘ von Benidorm. Jetzt Anfang Februar geht es hier noch geruhsam zu. Viele Wohnungen warten noch auf die Frühlings- und Sommerurlauber, und einige Lokale sind noch geschlossen.
Die Promenade am Playa de la Fossa
lädt zum Flanieren ein. Und am Strand sieht man, dass für jegliches Vergnügen vorgesorgt ist – vom Sportprogramm über Kinderspielplätze. Im Sommer sorgt ein Rettungsteam für die Überwachung im Strandgetümmel. Sorry, nehmt es mir nicht übel – ich möchte nicht wie Ölsardinen aneinander und ein Sonnenschirm am anderen hier im Sommer in der Sonne schmoren. Aber zum Glück hat jeder seine eigenen Vorlieben, und darf diese auch haben.
Ich liebe sie, die Bougainvillea, die man im Süden an den Hauswänden entlangranken sieht, oder wie hier in einem Garten als Hecke dient. Immer wieder muss ich hier stehen bleiben, und mein Blick aufs Meer richten. So ein ums andere Mal denke ich mir ‚einpacken und mitnehmen‘.
Ich kann euch beim besten Willen nicht sagen, wann oder wie meine Liebe zu Wasser und Meer entstanden ist. Schon als Kind habe ich in Wohnungsnähe am liebsten mit den anderen Kids ausm Viertel am Bach gespielt. Lägerle haben wir gebaut oder das Wasser mit Steinen zu einem Badetümpel aufgestaut. Manchmal hätte mich meine Mum an der Haustür zum Trocknen aufhängen können.
Als meine Kinder noch klein waren, gab es Sommerferien aufm Campingplatz am Luganer See. Und ja, ich bin auch ins Wasser. Es war schön, abends am See auf einem ausgewiesenen Platz ein Lagerfeuer zu machen und Stockbrot mit den Kids zu grillen, oder den Abendhimmel über dem See zu beobachten und wie sich die Lichter im See zu spiegeln beginnen.
Als es mir gesundheitlich 2018/2019 so richtig schlecht ging, hat mich mein Mann an die vielen Talsperren im Sauerland gebracht. Wasser, jeden Tag eine andere Talsperre – sitzen, oft den Tränen freien Lauf lassen, und doch wieder Kraft schöpfen. Das habe ich schon zehn Jahre davor auf Ibiza erlebt. Nachdem mein Vater nach langer Pflege einschlafen durfte, flog ich zum ersten Mal auf Ibiza. Ich saß stundenlang auf ‚meinen‘ Klippen, sah übers Meer und konnte jeder Welle etwas von meinem Schmerz mitgeben. Ein lieber Freund nahm mich eines Tages auf eine Katamaran-Ausflugsfahrt mit. Ich stand unendlich lange, schaute aufs Meer … er muss wohl meine Tränen gesehen haben, er ließ mich stehen und es tat so unendlich gut.
Vielleicht geht es euch auch so, dass Wasser eine Kraftquelle für euch ist? Nicht von ungefähr ist also bei unseren Reisezielen immer Wasser mit im Spiel. Auch meine Tochter teilt diese Wasser- und Meer-Liebe. Jetzt gehen meine
Blicke vom Playa de la Fossa Richtung Moraira
In der Ferne kann man die Buchten erkennen. Sie waren in Woche 2 das Ziel. ‚Buchtenhopping nach Moraira‘
Mit Blick auf die Uhr wird es jetzt Zeit, dass wir zur
Fischauktion in der Lonja in Calpe
aufbrechen. Immer so kurz vor 17 Uhr kommen die Fischer vom Meer zurück. Man kann ihnen beim Entladen zusehen und wie dann der Fang in der Lonja versteigert wird.
Ein bisschen Geschichte zur Fischergilde von Calpe
die 2024 ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Von einem Pater wurde sie damals gegründet mit dem sozialen Ziel, die Interessen der Seeleute zu verteidigen. Die Rechte und Pflichten, aber auch die Aufgaben der Verwaltung sind in einer Satzung klar geregelt. Heute fahren 13 Boote aufs Meer, die schon damals wie auch heute eine Haupteinnahmequelle vieler Familien ist. Morgens um fünf verlassen die Boote den Hafen um in ausgewählten Gebieten auf Fischfang zu gehen. Die Fänge werden gleich an Bord in Kisten sortiert.
Ich konnte im Internet nachlesen, dass die Gilde sich nicht nur dem Fischfang verschrieben hat. In einem großen Wohltätigkeitsprojekt kümmern sie sich um die Reinigung des Mittelmeeres. Mit ihren Schleppnetzen sammeln sie in Aktionen das Plastik auf dem Meeresboden ein. 40.000 Kilo Plastik haben sie in einem Jahr aus dem Meer gesammelt. 40.000 Kilo!! Das muss man sich mal vorstellen. Wahnsinn, oder?
Zurück im Hafen, und da gibt es eine Ordnung welches Boot als erstes anlegen soll, werden die Kisten im Eiltempo von den Booten geladen. Oft gibt es noch eine Dusche von oben mit Eis, je nachdem wer hier gerade am Nächsten steht. Schaut mal, wie das zugeht, wenn die im Hafen anlegen ….
Frischer Fisch direkt vom Boot
wird unter den Augen vieler Schaulustiger mit geübten Handgriffen der Fischer blitzschnell von den Booten geholt. Man kann den natürlich hier nicht direkt von den Fischern kaufen. Aber man kann den Fang begutachten, den man später im Verkaufsraum der Lonja erwerben kann.
Wir lieben Fisch jeglicher Art, und für uns kommt in diesen sieben Wochen sehr oft Fisch auf den Speiseplan. Wenn man dann doch schon sooooo an der Quelle sitzt? Braucht man nicht überlegen, gell. In meinem Heimatort ist nur schwer frischer Fisch erhältlich, und wenn, dann zu Preisen, wo man sich schonmal überlegt ‚brauch ich den?‘ Hier in den Supermärkten, und selbst bei Lidl oder Aldi, gibt es überreichlich Auswahl beim frischen Fisch. Dazu in einer Gefriertheke von bestimmt 10 Metern Länge noch mehr Auswahl. Und das zu Preisen, die jedes Herz zum Hüpfen bringen.
Gegen eine kleine Eintrittsgebühr kann man auf der Empore in der Versteigerungshalle das Geschehen beobachten, das sich wohl so an die zwei Stunden hinziehen soll.
Die Fischversteigerung in der Lonja in Calpe
hat an diesem Tag einige Besucher angelockt. Ich finde, man sollte sie mal miterlebt haben.
In der Vorhalle werden die Fischkisten aufgenommen, dokumentiert und fahren dann auf einem Förderband zur Auktion. Auf einem großen Bildschirm wird die Fischsorte angezeigt, wieviel kg die Kiste beinhaltet und von welchem Boot sie kommt. Manchmal kommt ein ganzer Fang mit mehreren Kisten zur Versteigerung.
Blitzschnell wechselt die Kiste hier auf dem Band den Besitzer. Die Meerestiere bekommen eine Ladung Eis für den Transport, einen Bon über die Versteigerung und geübte Hände packen die Kisten auf verschiedene Stapel. Am Ende der Versteigerung wird alles verladen und kann seine Fahrt zum Endverbraucher/Besitzer antreten. Diejenigen Kisten, die keinen Besitzer finden, kommen in den Verkauf der Lonja. Ich nehm euch mal in einer kleinen Fotoserie mit in das Geschehen ….
Wollt ihr live mit dabei sein? Ihr kommt aber nicht nach Calpe?
Kein Problem! Schaut mal – ich hab die ganze Atmosphäre noch in einem Video festgehalten.
Der Mittwoch ließ sich geruhsam an. Ausschlafen, gemütlich frühstücken, bisschen arbeiten – bis zum Nachmittag durch den Tag bummeln. Am Nachmittag wollen wir wir in die Stadt, um Ausschau nach Mitbringsel für unsere Enkel zu halten. „Omaaaaa? Ein Trikot von Messi wäre toll.“ Dann schauen wir doch mal, ob wir Messi finden?
Es gibt ein sehr schönes Ritual bei uns. Wir haben unserem großen Enkel vor ein paar Jahren von unserem Aufenthalt in Florenz einen typischen Florentiner Strohhut mitgebracht. Dazu einen Pin, den man an den Hut heften kann. Übergeben haben wir ihn mit den Worten: „Von jeder unserer Reisen bekommst du Pins dazu.“ Mittlerweile sind die Pins schwerer als der ganze Hut, und mein Schatz freut sich über jeden Zuwachs.
Jetzt galt es aber Messi zu finden. Tja, Oma! Hättest du mal besser gewartet bis Barcelona. Da lacht dich ein Messi-Trikot an jeder Ecke an. Aber hier in Calpe? Nach Rücksprache mit meinem Sohn, freut er sich aber auch über ein Yamal-Trikot. Soviel sei hier schon verraten – in Barcelona kam Messi noch als katalanischer Glücksbringer dazu.
Wir haben es schon länger von unserem Mitbringsel-Zettel gestrichen – die üblichen Touristen-Souvenirs. Die sollen mal lieber andere kaufen. Die Suche dauert bei uns vielleicht ein bisschen länger, aber oft bekommen beide Enkel auch schicke Anziehsachen. Und unser Großer weiß ganz genau, von welcher Reise er was bekommen hat. „Gugg Oma, das ist das Hemd von Venedig.“
Am Donnerstag steht
ein Tagesausflug nach Benidorm
auf dem Programm. Ob diese bekannte Stadt an der Costa Blanca überhaupt auf den Ausflugszettel kommt, war lange nicht klar. Verbinde ich doch mit Benidorm Wolkenkratzer und Übertourismus. Schlussendlich haben Fotos, die ich im Internet bei meiner Recherche gefunden haben, den Ausschlag geben. Und eine Empfehlung vom Hauschef vor Ort – in Benidorm müsst ihr zum Castell und in die Tapasstrasse. Über die Autobahn haben wir nach einer Stunde unser Ziel erreicht. Man kann diese Stadt sowohl von der Küste als auch von Land sofort erkennen – ein Wolkenkratzer neben dem anderen. Ich mein, auch in Calpe schießen die Häuser teilweise gut in die Höhe, und oft hört man – es wird das ‚Little-Benidorm‘. Aber ich finde es noch in einem erträglichen Rahmen.
Aber egal wieviel Wolkenkratzer hier stehen, wie in Calpe auch, so sollte man auch in Benidorm nicht vorschnell ein Urteil fällen. Wir geben dem Hotspot an der Costa Blanca eine Chance – denn auch hier gibt es eine kleine Altstadt. Hier ist der Anziehungspunkt
der Mirador del Castillo (Balcón del Mediterráneo) in Benidorm
der auf den Überresten einer alten Festung liegt. Der Bau der Burg von Benidorm wurde 1320 begonnen. Besser könnte die damalige kleine Stadt aus nur rund 50 Bewohnern nicht geschützt werden – so vorwitzig, wie sich dieser Felsen ins Mittelmeer schiebt. Es war die Zeit der Piratenangriffe und keiner kam unbemerkt an den Wächtern vorbei. Tja, das ging auch jahrelang gut, bis dann doch 1388 afrikanische Piraten die Burg angriffen, und die Bewohner zur Flucht zwangen.
Die vielen Menschen heute, am 13. Februar kamen jedoch in friedlicher Absicht – bzw. in der Absicht, dass sie vom Balkon auf den Überresten der Burg den schönsten Blick aufs Mittelmeer bekommt. Für ‚Pedro‘ und mich war es schwierig vom ganzen Balkon mit dem schwarz/weißen Bodenbelag ein Gesamtfoto ohne schmückendes Beiwerk zu bekommen.
Ein bisschen Geschichte zu Benidorm
die eventuell schon bis zu 3000 v.Chr. zurückreichen soll. Belegt sind allerdings Überreste aus der römischen Zeit, alles andere wäre Spekulation. Als die Araber sich hier niederließen, wuchs auch die Besiedlung an. Offiziell wurde Benidorm bekannt, als 1245 Jakob I. von Aragon diesen Landstrich eroberte. Da ein König nicht alles selber verwalten kann, setzte er Admiral Bernardode Sarriá als Kommandeur ein, der als Gründer der Stadt gilt. Von ihm soll im Mai 1325 das Dokument unterzeichnet worden sein, das die Stadtgrenzen festlegte. In Polop, das wir in Woche 1 besucht haben, ist mir der Name bei der Burg von Polop bereits begegnet. Sein Ziel mit der Stadtgründung war, dass man die Mauren aus der Gegend vertrieb, damit sich die Christen wieder ansiedeln konnten.
So richtig gelang ihm dieses Vorhaben wohl nicht, denn 1448 wurden die meisten einheimischen Bewohnern von den Berbern versklavt und verschleppt. Die Folge war, dass auch das Handwerk schwer darunter litt. Erst im 16. Jahrhundert kam Benidorm unter den Schutz der spanischen Krone und nach und nach verbesserten sich auch die Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Die Fischerei und vor allem der Thunfisch war die Grundlage der Industrie.
Keine Ruhe gab es, als im Unabhängigkeitskrieg napoleonische Truppen die Burg in Benidorm eroberten und die später von den Briten teilweise zerstört wurde. 1952 ging dann die florierende Fischereiindustrie ihrem Ende entgegen. Dies war der Beginn, Benidorm für den Tourismus attraktiv zu machen. Wolkenkratzer schossen aus dem Boden und verliehen der Stadt den Zusatz „New York oder Manhattan des Mittelmeers“. Ich konnte da interessante Infos nachlesen: die Stadt soll die größte Anzahl an Wolkenkratzern in Spanien haben und soll die zweitgrößte Stadt der Welt sein in Bezug auf die Anzahl der Hochhäuser pro Quadratmeter. Auch soll in Benidorm mit dem Wolkenkratzer „Intempo“ das höchste Wohngebäude Europas stehen.
Dementsprechend braucht man sich nicht wundern, dass es mit seinen vielen Unterkünften und einem entsprechenden Angebot, auch im Nachtleben, viele Touristen anzieht. Absolut nichts für mich. Ich mag diese HotSpot Tourismusstädte nicht, habe sowohl auf Ibiza oder Mallorca einen großen Bogen um die dafür bekannten Orte gemacht.
Aber, trotz der Flut der Menschen soll Benidorm für seine sauberen Strände mit feinem Sand und klarem Wasser berühmt sein. Vom Castell kann man die jeweils ca. 2,5 km langen Sandstrände sehen –
der Playa de Poniente und der Playa de Levante in Benidorm
die sich rechts und links von dem Felsen ausdehnen. Der Strand von Levante soll übrigens der meistbesuchte Strand der Welt sein.
Zur
Insel Benidorm
die doch so nah scheint, aber tatsächlich 4 km vor Benidorm liegt, gibt es eine schöne Legende über ihre Entstehung. So wird erzählt, dass in Finestrat im Hinterland, das wir in Woche 2 besucht haben, ein Teil des 1.410 Meter hohen Puig Campana abgebrochen sein soll. Nein, nicht einfach nur so – ein Riese soll schuld daran gewesen sein. Denn der lebte mit seiner Frau glücklich am Puig Campana in einer Hütte. Bis ihm ein Fremder sagte, dass sobald der letzte Sonnenstrahl hinterm Berg verschwand, seine geliebte Frau noch heute an einer schweren Krankheit sterben werde. In seiner Verzweiflung, den Sonnengang hinauszuziehen, schnitt er eine Lücke in den Gipfel und warf den Felsbrocken Richtung Benidorm ins Meer. Dort liegt er heute als Insel.
Die weitere Legende die sich um einen Krieger dreht könnt ihr in meinem Wochenbericht zur Woche 2 nachlesen. Fakt ist, es fehlt ein Stück Fels im Puig Campana, das bei viel Fantasie dem Stück ähneln könnte, das vor Benidorm im Meer liegt. Im 16. und 17. soll die unbewohnte Insel als Versteck für Piraten gedient haben, die von dort aus die Überfälle auf die Küstenorte geplant haben sollen.
Tatsächlich soll aber im 19. Jahrhundert die kleine Insel Zuflucht geboten haben, die vor einem Choleraausbruch von Land flohen. Eher nüchtern widerlegen Geologen die rührende Legende um den Riesen: das Felsstück soll früher zu einem Gebirgszug gehört haben. Durch Absenkung des Festlandes soll dieser Teil zur Insel geworden sein. Tja, wenn Steine reden könnten – aber so werden wir wohl nie erfahren, wie der Fels ins Meer kam. Ein Ausflugsboot bringt über Tag die Touristen zur Insel und in das Restaurant dort, bevor sich am Abend die Stille über die unbewohnte Insel legt.
Für mich wurde sie zu einem tollen Fotomotiv, so mitten im Meer ….
Mit den letzten Blicken aufs Meer haben wir uns Richtung Altstadt aufgemacht, und die direkt an der Plaza de Castelar gelegene
Kirche San Jaime und Santa Ana in Benidorm
besucht. Ihr habt es sicher schon gemerkt, ich liebe und suche Legenden, und auch zur Entstehung dieser Kirche gibt es eine schöne Legende. 1740 soll es gewesen sein, als man vor der Küste von Benidorm ein kleines führerloses Boot gesichtet hatte. Im Boot fanden Fischer ein Bild der Jungfrau Maria. Da man aber nicht wusste, woher das Boot hierher vor Land trieb und aus Angst vor Epidemien beschloss man, das Boot zu verbrennen. Wie es überliefert wurde, brannte zwar das Boot, aber das Bild der Maria soll unversehrt geblieben sein.
Für die Bevölkerung war das ein Zeichen, man muss ihr zu Ehren an höchster Stelle der Altstadt eine Kirche errichten. Sie wurde zur Schutzpatronin von Benidorm und die Verehrung der Mare de Déu del Sofratge entstand. 1780 war der Kirchenbau fertig, 1807 kam der Glockenturm dazu. Aber fertig ist man ja nie. Es gibt immer etwas zu restaurieren, so auch bei der Kirche.
Jetzt kommt der Teil der Stadt – sorry, jagt mich nicht – der absolut nur vom Tourismus geprägt ist, und den ich am liebsten gemieden hätte. Ein Souveniershop am Nächsten, Cafés – halt so das typische mit dem man Geld macht. Aber wir hatten die Empfehlung von Ingo, geht in die Tapas-Straße, das müsst ihr sehen. Und da wir ja Tapas über alles lieben, sind wir ja folgsam.
Die legendäre Tapas-Strasse (Calle Santo Domingo) in Benidorm
war schnell gefunden. Schwieriger wurde es, von welchem Lokal wollen wir uns die Köstlichkeiten gönnen? Denn hier gibt es nicht die typischen Tapas, wie wir sie die vergangenen Wochen genossen haben, sondern überwiegend Montaditos. Montaditos sind kleine kunstvoll belegte Baguette-Scheiben. In dem Kunstwerk steckt ein Zahnstocher, der nicht nur die geschichtete Pracht zusammenhalten soll, sondern auch zeigt, wie oft man sich an den Köstlichkeiten bedient hat und dementsprechend wird bezahlt. Ein so ähnliches System haben wir in Woche 4 bei unserem Tapasgenuss in Alicante erlebt.
Es wird gemunkelt, dass sie durch König Alfonso den Weisen entstanden sein sollen. Dem gefiel nämlich gar nicht, dass seine Untertanen soviel Alkohol tranken, ohne etwas dazu zu essen. So befahl er den Gastwirten, dass es Alkohol nur in Verbindung mit Montaditos gab. Nur wer sich an diese Weisung hielt, konnte seine Schankerlaubnis behalten. Ob die Menschen deshalb weniger Alkohol tranken? Wir werden es nicht mehr erfahren.
Alkohol ist mir auf unseren Ausflügen egal, ich verlege ein gutes Glas Rotwein lieber in den Abend. Aber heute habe ich mich beim Anblick der vielen lecker belegten Montaditos richtig heftig geärgert. Sie zogen an meinen Augen vorüber – und doch landete keines auf meinem Teller, geschweige denn in meinem Göschle. Warum? Bei mir wurde im Oktober 2024 eine recht umfangreiche Zahnsanierung begonnen. Mit der Folge, dass ich auf meiner Beiß- und Abbeißseite mit einem Langzeitprovisorium unterwegs bin. Ja, ich bin ein Panikschisser vor dem Herrn beim Zahnarzt und habe einfach zu lange gewartet. Einfühlsam sind sie mir in einer tollen Zahnklinik in Budapest in einer Sitzung in Vollnarkose an sämtliche Störenfriede. Aber so herzhaft von einem belegten Baguette herunterbeißen? – Nein, es ging einfach nicht. Ich hab die Köstlichkeiten meinem Mann von Herzen gegönnt.
Mit Blick auf den Wetterbericht der nächsten Tage gibt es am Freitag keinen Faulenzertag. Den legen wir meist nach langen Ausflügen ein. Bei unseren vierwöchigen Langzeiturlauben geben wir meistens am Anfang Gas mit Besichtigungen. So ist es egal, wenn auch mal ein oder zwei Regentage dabei sind und wir schlampern am Ende eines Urlaubs in den Tag. Es soll Regen an die Costa Blanca kommen, und nicht nur ein paar Tropfen. Aber so genau weiß man das hier nicht. Trotzdem, schönes Wetter muss man ausnützen – es steht eine Fahrt in die Berge auf dem Zettel. Aber das erste Ziel heute ist
zur Mandelblüte nach Alcalali
Hier sieht man große Felder mit blühenden Mandelbäumen – so haben se gesagt, im Internet. Glaub nie alles, was im Internet steht. Soviel gleich mal vorab.
Wir haben auf dem Weg nach Alcalali noch einen Halt in einer Bodega in Xalo gemacht und uns mit vielen Köstlichkeiten eingedeckt. Dann ging es weiter ins Vall de Pop, wo Alcalali so ungefähr auf 225 Meter Höhe liegt. Ein kleiner Ort, der für Fridolin am Rand der Altstadt einen Schotterparkplatz bereithält. Altstadt? Nein, von Stadt ist der Ort einige Einwohner entfernt. Aber wir haben uns auf den Weg gemacht ihn zu entdecken, und vor allem die blühenden Mandelbäume zu suchen.
Auf dem einzigen größeren Platz war eine Bühne aufgebaut, da muss am Wochenende ein Fest sein. Ja, das Mandelblütenfest, wie man an den selbstgebastelten Bildern entlang der Gässchen erkennen konnte.
Alcalali ist ein Ort zum Wandern, ansonsten gibt der kleine Ort nicht viel an Sehenswürdigkeiten her.
Und wo sind sie jetzt?
Die blühenden Mandelbäume in Alcalali
Ja, es ist schon die Zeit, dass die blühen. Bei unseren Fahrten haben wir auch oft ganze Felder gesehen, aber keine Möglichkeit, auch nur für ein Foto anzuhalten. Am Ortsrand haben wir dann auch hier in Alcalali ein Feld entdeckt. Die Bäume über und über voll mit den rosa Blüten – einfach nur schön.
Später konnte ich dann bei Recherchen nachlesen, dass diese Felder immer mehr aussterben. Scheinbar hätten die Bäume wohl einen Schädling bekommen, und viele mussten deshalb abgeholzt werden. Schädlingsresistente Bäume nachzupflanzen wäre aber lt. Verordnung nicht erlaubt. Und so würden immer mehr sagen: warum soll ich die gleichen Sorten nachpflanzen, wenn sie dann doch wieder befallen werden? Haben se ja auch recht. Aus dem Grund würden sich in Alcalali immer weniger solcher großen Mandelbaumfelder finden. Schade.
Nach einer kleinen Einkehr in der einzigen Bar des Ortes geht die Fahrt weiter nach
Parcent in der Marina Alta
Der kleine Hügelort liegt ebenfalls im Val de Pop und wird mit engen kleinen Straßen beschrieben. Auf dem Weg dahin bin ich mir noch sicher, dass ‚Lotte‘ nicht auf dem Plan hat, ‚Fridolin‘ und mich da durchlotsen zu wollen. Denn unser Ziel ist
der Font del Llavdor bei Parcent
ein großes Waschhaus aus arabischen Zeiten, etwas außerhalb des Ortes. Pffff … Inge, du sollst dir doch bei Lotte nie sicher sein. Wann begreifst du das endlich? Die Stories, die wir in den vergangenen Wochen schon mit Lotte erlebt haben, könnt ihr in meinen Wochenberichten nachlesen. Richtig frech lotst mich jetzt Lotte durch diese wirklich engen Gassen, bis auf die Höhe des Ortes, um Fridolin dann bergab zu schicken. Das Grinsen meines Mannes könnt ihr euch bestimmt bildlich vorstellen. Als ich realisiert hab, dass es Einbahnstraßen sind, hab ich mitgegrinst.
Außerhalb des Ortes beim Waschhaus gibt es wenige Parkplätze, damit man sich dieses alte Relikt anschauen kann. In einem rechteckigen Gebäude mit Säulen konnte man das Waschhaus zum Wäsche waschen nutzen. Ein ausgeklügeltes System lässt Wasser durch den großen Trog fließen, der auch als Viehtränke herhalten durfte. Man muss sich vorstellen, dass es in früheren Zeiten noch kein fließendes Wasser im Dorf gab und das kostbare Nass in Krügen den Berg hinauf geschafft werden musste. Nachdem das Wasser durch die Tränke geflossen ist, wurde es zur Bewässerung der nahen Gärten verwendet.
Man munkelt, dass immer noch manche ihre Kleidung dort im Waschhaus waschen würden, weil sie sauberer würde, als mit der Maschine.
Ja, das wird heute eine richtige Rundtour. Denn das nächste Ziel ist
der Coll de Rates in der Marina Alta
einer der bekanntesten Pässe in der Region. Vielleicht habt ihr es in meinen anderen Wochenberichten gelesen – Calpe unser Quartierort, der in der Marina Alta liegt, sowie die ganze Umgebung um Calpe zählt zum Trainingsgebiet vieler Radsportteams der verschiedenen Länder. Ich habe es bereits nach der ersten Woche aufgegeben, mich über die vielen Profi- und Freizeitradler auf den Straßen zu ärgern. Es bringt nichts, man muss hier mit ihnen leben. Sie bremsen jeden Autofahrer auf sämtlichen Straßen aus. Es gibt nur wenige Straßen (abgesehen von den Autobahnen) auf denen Tempo 70 erlaubt ist. Meist darf man mit 50 oder ganz oft auch nur mit 30 km/h unterwegs sein.
Auf den engen Bergstraßen und auch hier auf der Anfahrt zum Coll de Rates von Parcent aus, gibt es nur wenige Stellen, an denen man ohne Gefahr überholen könnte. Also mal schnell schnell da hinauf – vergesst es. Wir haben stattdessen nebenbei die herrliche Aussicht genossen. Und irgendwie war ich ob der tollen Strecke so verpeilt, dass wir hätten ein Video gedreht. Ich liebe Berg- und Passstraßen, egal wo und mit wieviel Kurven.
Auf 628 Höhe windet sich die Straße in Kurven bis zur Passhöhe nach oben. Der Gebirgszug, die Serra del Carrascar de Parcent weist eine Höhe von 995 Metern auf. Oben auf dem Pass gibt es ein Restaurant, das unser Ziel war.
Für Fridolin einen freien Platz auf dem Parkplatz zu finden war gar nicht so einfach. Der war nämlich übersät mit kleineren und größeren Steinbrocken. Aber Glück muss der Mensch haben, auch mit einem freien Platz im Restaurant.
Hier wurden wir auf eine harte Geduldsprobe gestellt, und das Mitte Februar. Das Restaurant war proppevoll, die Bedienungen kamen nicht hinterher. Etwas enttäuscht war ich über die Speisekarte, ich kam mir vor wie in einem deutschen oder österreichischem Passrestaurant – nix von spanischer Küche auf der Karte. Und schon gar nix, was ich mit meinen Ersatzbeißerchen klein bekommen hätte. Unfreiwilliger Diättrip, kann kein anderer was dafür. Aber ehrlich, ich will mir gar nicht vorstellen, wie das hier im Sommer zugeht.
Die Aussichten sind dafür grandios von hier oben. Nach allen Seiten und bis ans Meer. Schaut mal …..
Wo es den Berg hochgeht, geht es auf der anderen Seite auch wieder nach unten. Nächster Halt soll
der Mirador de Tarbena
sein. Von hier soll es einen atemberaubenden Blick in die Marina Baixa geben, die sich südlich von Calpe bis hinunter nach Villajoyosa ausdehnt.
Für empfindliche Mägen sind diese Bergstraßen vermutlich nicht das beste Ziel. Ich kann euch bergab ein Stück auf die Fahrt mitnehmen ….
Bekannt ist die Gegend um Tarbena durch das terrassenförmige Gelände. Ohne Worte auch die Aussicht ….
Nach diesen zwei großen Ausflügen wird der Samstag wieder zum Ruhetag.
Wäschetag steht heute aufm Zettel, und zwischendurch ganz viel Faulenzen am Pool.
Am Abend gibt es leckere Paella, denn mein Mann hat langsam den Bogen raus, was die Zubereitung einer leckeren Paella angeht. Man bekommt ja auch alle Zutaten in reichlicher Auswahl im Mercadona. Die Liste ist schon geschrieben, was wir alles an Mitbringsel in Fridolin laden wollen.
Auch der Sonntag wird zum Ruhetag. Außer einem Ausflug zu ‚unserer‘ Bucht Cala les Bassetes steht nichts auf dem Plan. Unklar ist auch am Ende der fünften Woche, ob wir unseren großen Ausflug ausführen sollen, oder doch eher nicht. Wir sind noch am Blümchen rupfen …. ja, nein, ja, nein …. wie es ausgeht? Das erfahrt ihr nächste Woche.
Paella nach Olaf’s Rezept
Grundrezept für 4 Personen
0,1 gr. Safranfäden in lauwarmen Wasser auflösen
1 große weiße Zwiebel
2 Knoblauchzehen > beides fein hacken und goldbraun in Olivenöl anbraten, mit
80 ml Weißwein ablöschen und mit
Salz / Pfeffer / 1 TL Paprika edelsüß / 1/2 TL Pimenton de la Vera (alternativ geräuchertes Paprikapulver) > dazugeben
> die aufgelösten Safranfäden mit Wasser dazugeben und gut unterrühren mit
600 ml Fond (je nach Art der Paella mit Geflügel- Gemüse- oder Fischfond) aufgießen
>> bei mittlerer Hitze ca. 20 Minuten köcheln lassen, immer wieder umrühren
Bei Fischpaella oder Frutti di Mare den Fisch auf die Paella legen, Deckel drauf und ca. 10 Minuten mitdämpfen
Ansonsten Beilagen nach Gusto (Fleisch natürlich vorgegart), genauso wie man Erbsen, Paprika, Gemüse etc. in die Paella geben kann
Die Paella ist fertig, wenn der Fond vollständig verkocht ist
Lasst es euch schmecken!
Das könnte Euch auch interessieren

Überwintern in Spanien

Calpe – Überwintern in Spanien – Woche 4

Überwintern in Calpe (Costa Blanca) – Woche 3
So kommt ihr zu den Zielen von Woche 5 an der Costa Blanca
Les Bassetes Calpe
Playa de la Fossa Calpe
Lonja Calpe
Benidorm
Alcalali
Font del Llavdor Parcent
Coll de Rates
Mirador de Tarbena