Klein aber fein liegt der Stadtgarten am Rand der Altstadt von Schwäbisch Gmünd.

Zu jeder Jahreszeit bietet der kleine Park in der Nähe des Bahnhofs von Schwäbisch Gmünd und dem daran anschließenden Kongresszentrum durch seine üppige Blumenpracht einen Anziehungspunkt. Noch nie fand ich den Park jedoch so leer vor wie in dieser Coronazeit.
Fridolin war schuld, dass ich an diesem Tag durch den Park bin. Er brauchte seine Sommerschuhe und seine Pedikürewerkstatt liegt Richtung Westen einige Gehminuten vom Park entfernt. Und da ich nicht in der Werkstatt warten wollte, bot sich ein kurzer Rundgang durch den Stadtgarten an. Mein Fotografenherz hat trotz dem Umstand, warum der Park wie ausgestorben wirkt, einen Hüpfer gemacht. Ihr wisst ja sicher bereits – ich mag kein schmückendes Beiwerk (Menschen) und drumherum fotografieren macht auch nicht immer Spaß.

Zweigeteilt ist der Stadtgarten in Schwäbisch Gmünd – im unteren Teil (nach Westen) neu durch das Kongresszentrum und Richtung Osten der historische, alte Teil des Parks. Beide Bereiche wurden 2014 im Rahmen der Landesgartenschau wirklich sehr schön gestaltet. Die Trennung beider Teile ist das kleine Stahlsche Schlösschen – wir nennen es einfach Rokokoschlösschen. Dieses wurde 1780 im Auftrag von Bürgermeister Stahl von Johann Michael Keller erbaut. Ein prachtvolles Geschenk an seine Frau. Heute ist im Rokokoschlösschen eine Gastronomie untergebracht.

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Ein wahrer Hingucker ist das Schmuckstückchen mitten im Weg zum Rokokoschlösschen – eine Sonnenuhr und Windanzeiger in Einem.
Wenn eine Sonnenuhr seit ihrer Erbauung um 1770 bis 1780 ihre bewegte Geschichte mit unterschiedlichen Besitzern und Standorten erzählen könnte, dann wundert es nicht, wenn sie es jetzt, müde geworden, aufgegeben hat, die Zeit anzuzeigen.
Die Wetterfahne an der Spitze bewegt im Innern mit einem Räderwerk die seitlichen Windanzeiger. Ach …. bevor ich euch noch weiter alles Sehenswerte über diese barocke Sonnenuhr schreibe – ihr müsst sie einfach selber anschauen, da gibt es soviel zu entdecken.

Und noch etwas dürft ihr nicht versäumen im Stadtgarten genauer anzuschauen – den Geigerbrunnen.
Eine Ballade von Justinus Kerner nennt sich „Der Geiger zu Gmünd“. Mit seinem Dichterfreund Ludwig Uhland wurde im September 1816 in einem Gedankenaustausch der „Geiger“ geboren. Da die Gmünder für Lustbarkeiten „Gaudia mundi“ bekannt waren entschied sich Kerner die Handlung nach Schwäbisch Gmünd zu verlegen – in eine fiktive, nie existente Kapelle der hl. Cäcilia, der Patronin der Musik.
Die Geschichte der Ballade erzählt von dem armen Geiger, der mit seiner Musik das Bild der hl. Cäcilia in eben dieser Kapelle so rührt, dass sie ihm ihren goldenen Schuh zuwirft. Das Geigerlein wird jedoch beim Vorzeigen seiner Gabe als Kirchendieb verdächtigt und zum Tode verurteilt. Gerettet wird er nur durch das erneute Eingreifen der hl. Cäcilia, die ihm auch den zweiten Schuh schenkt und er so seine Unschuld beweisen kann.

Seit dem Ende des 19. Jahrhundert ist der Geiger von Gmünd zur Symbolfigur der Stadt und erinnert mit dem Geigerbrunnen im Stadtgarten an dieses Gedicht.

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1779 wurde der Park damals anstelle von Gärten und Äckern angelegt und in 16 Feldern eingeteilt, bis er 1885 an den Fabrikanten der Stadt Gustav Hauber überging. Nach ihm wurde zu damaliger Zeit auch der Garten benannt, Hauberscher Garten. 1898 ging das Gelände in städtischen Besitz über – eben unser Stadtgarten.
Jetzt kommt  mit durch den Park … durch den Osteingang mit den barocken Figuren.

Einen schönen Blick bietet sich vom Stadtgarten zum Fünfknopfturm. Da wir Schwaben ja unsere Endung ‚le‘ lieben, ist er bei uns der Fünfknöpflesturm 🙂

Seinen Namen hat der Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert, der in der äußeren Stadtmauer lag von seinen fünf Türmen. Bis 1918 war der 27 Meter hohe Turm mit Brandwächtern besetzt, wurde danach Wohnturm und ist heute ein Aussichtsturm für Besucher.

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Unübersehbar vom Stadtgarten ist unser „Würfele“, welches man mittlerweile getrost als mit eines der Wahrzeichen von Schwäbisch Gmünd nennen kann.
Als Blickfang wurde es 2014 zur Landesgartenschau eingeweiht – das Forum Gold und Silber. Anfangs haben wir Gmünder ja schwer geschluckt ob diesem Neubau. Aber ich finde, es ist ein richtiger Hingucker, diese goldfarbene Umhüllung, die je nach Lichteinstrahlung in warmen Tönen schillert. Das Forum zeigt die mehr als 600 Jahre alte Tradition des Goldschmiedehandwerks in Schwäbisch Gmünd auf.
Und das Forum ist dank der Gastronomie im Erdgeschoss und an den Remsstrand angrenzend ein beliebter Treffpunkt.

Da mittlerweile mein Fridolin seine Sommerschuhe anhatte, ging mein Weg zurück zur Werkstatt am Remsstrand entlang.

Schwäbisch Gmünd hat noch sooooo viel mehr zu bieten als nur unseren Stadtgarten. Stöbert einfach ein bisschen in ‚Meine Heimat‘ und entdeckt meine herrliche Heimatstadt.

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