Wer hat’s erfunden? Die Rede ist vom schwäbischen Nationalgericht – den Maultaschen. Fakt ist, unabhängig davon wer sie erfunden hat, es war ein Cleverle.
Um die Erfindung einer unserer schwäbischen Köstlichkeiten gibt es einige Versionen. Die einen sagen, sie kamen von weit her zu uns ins Schwabenland, von China. Die anderen berufen sich auf Legenden und Mythen, die belegen – die Schwaben haben sie erfunden. Ich bin mir da selbst nicht so einig, denn über den schwäbischen Tellerrand geschaut ähneln sie schon auch verdammt den italienischen Raviolis. Wobei die schwäbische Legende auch ihren Charme hat und deshalb bleibe ich jetzt mal dabei, die Erfindung kommt ausm Ländle 🙂
Demnach soll im schwäbischen Kloster Maulbronn einem der Zisterzierzermönchen ein großes Stück Fleisch in die Hände gekommen sein. Und das auch noch während der Fastenzeit, wo doch fleischlose Küche Pflicht war/ist. Um von Gott nicht entdeckt zu werden, hackten sie das Fleisch klein, mischten es mit Gemüse und verpackten es in Teig. Dank dieser List der Mönche erhielten diese gefüllten Teigtaschen den Spitznamen „Hergottsbscheißerla“, und da sich alles im Ort Maulbronn zugetragen hatte, waren die MAULtaschen geboren. Wie gesagt, es ist nur eine Legende und bis heute nicht überliefert, ob es tatsächlich so gewesen ist.
Was aber ganz gewiss ist – wir Schwaben sind stolz auf unsere Maultaschen. Aber auch unter den Schwaben beherrscht nicht jeder die Kunst des ‚Versteckens‘. Wir Schwaben sind da schon wählerisch was den Geschmack dieser Köstlichkeit betrifft, und so manch ein Metzger, der selbstgemachte Maultaschen anbietet muss sich diesem Qualitätstest unterziehen. Da die Herstellung auch ein bisschen Know-How erfordert, tut es sich auch nicht jede schwäbische Hausfrau an, Maultaschen selbst herzustellen.
Ich kann heute nicht mehr sagen, was bei mir dazu geführt hat, vor ein paar Jahren Maultaschen selbst herzustellen. Vielleicht ein Anflug von „das kann doch nicht so schwer sein?“ ich will mich mal beweisen? Keine Ahnung! Wenn ich heute auf diesen Produktionstag und das Ergebnis zurückblicke, muss ich ehrlicherweise gestehen: DAS war noch ausbaufähig! 😀
Es war vieeeeel zu wenig Füllung in den Teigtaschen – oder andersrum viel zu viel Teig um die Füllung.
Lange Zeit habe ich wieder die Finger davon gelassen, schließlich ist die Produktion mit einiger Arbeit verbunden wenn man den Teig nicht fertig kauft. Aber insgeheim hat es mir doch keine Ruhe gelassen. Vor ein paar Wochen kam dann der Geistesblitz – jetzt machst du Maultaschen. Ich muss gestehen, diese Geistesblitze gibt es bei mir ab und an, denn dann produziere ich nicht nur für eine Mahlzeit, sondern gleich für vieeeeele. Und da man ja aus den Fehlern lernt, war sicher, jetzt kommt mehr Füllung zwischen den Teig.
Unterstützung bekomme ich, egal was es betrifft, aber besonders im Kullinarischen Bereich von meinem Mann. Wir lieben beide gute Küche, experimentieren als Hobbyköche auch mal gerne bei Gerichten und so war die Arbeitsteilung an dem Tag auch geregelt. Ich bereite zu, mein Mann jagt sie durchs leicht siedende Wasser.
Bei der schwäbischen (und auch bei der Südtiroler) Küche überlässt mein Mann als Reingschmeckter meistens mir die Regie, während ich ihn ansonsten gerne seiner Kreativität überlasse.
Wie bei jeder Zubereitung werden auch Maultaschen bei 10 verschiedenen Köchen 10mal unterschiedlich schmecken. Jeder hat sein Eigenrezept und drückt somit auch der Maultasche seinen eigenen Stempel auf.
Ich verrate euch hier gerne mein Rezept, von dem ich aber mit Sicherheit weiß, dass die Maultaschen bei der nächsten Produktion wieder etwas anders schmecken werden. Auch koche ich bei vielem nicht stur nach Rezept und mit der Waage abgewogen, sondern oft nach Gusto.
Für 4 Portionen
Für den Nudelteig:
150 g Hartweizengrieß
150 g Mehl
3 Eier
daraus einen geschmeidigen Teig herstellen (ähnlich einem Mürbteig) und ruhen lassen
Für die Füllung:
150 g Zwiebeln
150 g Speck
Knoblauch gehackt
200 g Spinat
Majoran
Thymian
Petersilie
Rosmarin – wenn möglich alle frisch, alternativ getrocknet
300 g Hackfleisch (oder Brät)
Muskat, Pfeffer, Salz
1 Ei
Zubereitung: Zwiebeln und Speck klein schneiden und in einer Pfanne mit Öl kurz anbraten, gehackten Knoblauch und frischen Spinat (ich schneide ihn vorher in kleine Streifen) dazugeben, bis der Spinat zusammengefallen ist. Geht bei den Streifen ratzfatz.
In einer Schüssel diese Mischung mit den Kräutern vermengen und wenn sie abgekühlt ist das Hackfleisch und das Ei dazugeben. Würzen.
Jetzt sollte die Masse durch einen Fleischwolf (außer ihr habt schon feines Bratwurstbrät genommen), damit es diese feine Masse gibt. Ich habe dieses Vorhaben beim ersten Versuch jedoch aufgegeben, weil es schlicht mit einem normalen Fleischwolf nicht funktioniert. Wir haben jedoch einen sehr leistungsstarken Stabmixer, den mein Mann ein paarmal und ganz kurz durch 2/3 der Masse gejagt hat. Wir finden, dass ein paar ‚Stückchen‘ in der Masse gar nicht schaden.
Die Masse danach nochmal gut durchkneten und evtl. mit ein bisschen Grieß binden, wenn es zu flüssig wäre. Es darf dann noch ein bisschen nachquellen.
In dieser Zeit habe ich den Teig in Etappen durch meine Nudelmaschine gerollt. Die Breite ist ideal für die Maultaschenrolle.
Die Füllung kommt in einem Strang auf die gesamte Länge des Teiges. Seid da nicht zuuuu sparsam, sonst geht es euch wie mir mit der ersten Produktion – zuwenig Füllung, zuviel Teig. Mit einem angefeuchteten Löffel hab ich die Füllung etwas in die Form gedatscht, die Enden mit Wasser bestrichen und den Teig übereinander gelegt.
Für die Größe der Maultaschen einen angefeuchteten Kochlöffel o.ä. und mit diesem die Länge abdrücken (wichtig, damit die Füllung im Wasser nicht vor Schreck davonläuft), dann mit einem Messer oder Teigrädchen schneiden.
Ihr könnt jetzt die Maultaschen entweder direkt in einen Topf mit kochender Brühe geben – die aber nicht mehr kochen darf, wenn die Maultaschen darin zum baden gehen. Nur noch 3-4 Minuten ziehen lassen und fertig sind die Maultaschen in der Brühe (wie auf dem Eingangsbild).
Da ich in Großproduktion gegangen bin, wurden unsere Maultaschen nur in ganz leichter Brühe kurz angegart, durften dann trocknen und wurden Portionsgerecht eingefroren.
Der Schwabe liebt Maultaschen auf drei Varianten –
einmal als Maultaschen in der Brühe – vielleicht beim Servieren noch mit gerösteten Zwiebelchen obendrauf
oder aus der Brühe raus und auf dem Teller serviert mit einem typischen (schlonsigen) Kartoffelsalat, auch wieder mit gerösteten Zwiebelchen on top.
In der dritten Variante werden sie geschnitten und in der Pfanne mit Ei angeröstet.
Wir lieben alle drei Varianten, bei der Dritten wandert bei uns immer noch Gemüse, Champignons und noch ein paar kleine Speckwürfelchen mit in die Pfanne. Und je nach Lust vielleicht auch noch ein bisschen Käse obendrüber, der dann leicht verläuft. Mmmmmhhhhh ….. dann noch ein Salat dazu …. ein Traum.
Es gibt noch viele Serviervarianten, und natürlich kann man die Füllung auch Vergetarisch gestalten. Auch das habe ich bei der letzten Produktion gemacht. Da könnt ihr euch durch den Gemüsegarten austoben, beliebig abwürzen, vielleicht noch ein bisschen Creme fraiche oder Käse in die Füllung – die Freundin meines Sohnes hat sie für ‚megalecker‘ erklärt 🙂
Habt viel Freude beim Nachkochen und seid geduldig 🙂