Colle di Val d'Elsa

Toskana

Ca. 25 km von unserer Ferienwohnung auf Zeit sind es nach Colle di Val d’Elsa, einem kleinen Hügeldorf im Val d’Elsa.

Im Laufe unserer vier Wochen in der mittleren Toskana ging die Routenführung unserer Ausflüge des öfteren durch die kleine Stadt. Nein, klein kann man sie eigentlich nicht nennen. In Summe, und verteilt über die zugehörigen Teilorte leben dort fast 22.000 Menschen. Und wie bei jeder Hügelstadt teilt sich das Leben auch in Colle di Val d’Elsa, oder auch nur kurz Colle genannt, auf – in die mittelalterliche Hügelstadt Colle Alto, oder das Dorf Santa Caterina und Schloss Piticciano, und den neuen Ort, der sich am Fuß der mittelalterlichen Stadt ausbreitet.

Wunderschön liegt Colle di Val d’Elsa im gleichnamigen Elsatal, das sich von Florenz nach Siena ausdehnt. 63 km schlängelt sich der Fluss Elsa durch sein Tal, bevor er bei Empoli in den Arno mündet. Über Stock und Stein, so könnte man bei den Autofahrten singen. Von kleinen Bergpässen bis hin zu hügeligen Straßen im Chiantigebiet bietet das Tal eine unheimliche Vielfalt der Natur.

Verabschieden sollte man sich auch im Val d’Elsa von der Vorstellung ’25 km sind schnell gefahren‘. Wie in der gesamten Toskana darf man sich auch hier mit Tempo 50, manchmal auch 60, aber max. 70 km/h auf wenigen Abschnitten, anfreunden. Entschleunigtes Fahren heißt es auf Abschnitten mit Tempo 30, und das hat auch seinen Grund. Urplötzlich sieht man einen Teil der Straße abgesackt, oder Straßenabschnitte mit Schlaglöchern übersät. Von den vielen Kurven ganz zu schweigen. 

Belohnt wird man dafür für eine traumhaft schöne Landschaft, die sich hinter jeder Kuppe ändern kann.

Bevor ich euch zu unserem Rundgang in Colle Alto mitnehme, bekommt ihr noch 

Ein bisschen Geschichte zu Colle di Val d’Elsa in der Toskana

Historische Funde belegen, dass bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Leben in diesem Gebiet war. Später zur Etruskerzeit finden sich weitere Spuren von Ansiedlungen.
Interessant für die Entwicklung von Ansiedlungen war auch die Lage an der Via Francigena, dem Pilger- und Handelsweg, der sich von Canterbury bis nach Rom zieht. Erzbischof Sigerich von Canterbury machte sich 990 auf den Weg nach Rom, und hielt die Etappen seiner Reise in einem Tagebuch fest.

Im 10. Jahrhundert entwickelte sich der Ort so wie man ihn heute kennt. Auf dem Hügel entstand das Castello di Piticciano, das auch nur Castello genannt wird und heute das Colle alto ist. Unten im Tal war der Ortsteil Piano, oder auch Spugna, das heute das Colle basso ist. In einem Dokument taucht im Oktober 1007 die Erwähnung der Burg Piticciano auf. Auch in Papstbriefen wird der Ort in den Folgejahren erwähnt.

Ihr werdet ihnen in meinen Berichten immer wieder begegnen – den Guelfen und den Ghibellinen. Die sind im Mittelalter mit der Toskana untrennbar verbunden und der Machtstreit zwischen diesen beiden Parteien beherrscht die Konflikte der Toskanastädte. Mit Ausnahme von Venedig gab es diese innerstädtischen Fehden in vielen italienischen Städten. Ausschlaggebend dafür ist der Konkurrenzkampf um die Macht. Da gibt es auf der einen Seite den Machtanspruch des Kaisers, im Mittelalter vertreten durch das Staufergeschlecht, auf deren Seite die Ghibellinen standen. Auf der anderen Seite gab es den Anspruch aus Rom mit dem Papst, auf dessen Seite die Guelfen waren.

Jetzt wäre ja alles so einfach, wenn sich jeder an sein Aufgabengebiet halten würde. Aber da gab es auch welche, wie z.B. Karl der Große, die glaubten, sie hätten ihre Herrschaft Gott zu verdanken. Also kann man sich auch in die Belange des Papstes einmischen. Andersherum glaubte der Papst, das Seelenheil seiner Schäfchen auch in weltlichen Dingen bestimmen zu müssen. Schließlich ‚gehörten‘ die doch beiden. Dass dies nicht gutgehen kann, liegt klar auf der Hand. Und jede Seite kämpfte für die Umsetzung seiner Ansprüche und seiner Macht – auch mit den Waffen und im Kampf.

Erschwert wird das ganze jetzt noch, dass es sogar innerhalb eines Ortes „solche und solche“ gab und man nicht blind jedem über den Weg trauen konnte. Wenn es dann mal zwischen den beiden Parteien krachte, dann mit Wut und großer Zerstörung. Ziemperlich ging man wahrlich nicht miteinander um. Am 4. September 1260 kämpfte in der Schlacht von Montaperti auch 5.000 Mann aus Colle und dem Elsatal auf Seiten der Guelfen. Trotz dass Florenz in der Überzahl war, siegten die Ghibellinen unter dem Staufer Manfred von Sizilien. Die Freude war jedoch nicht beständig. 

1269 ging es in der Schlacht von Colle Val d’Elsa wieder zur Sache. Aber da brodelte es noch auf anderer Ebene. Karl von Anjou schielte auf den Königsthron von Sizilien, auf dem aber noch Manfred saß und auch sein Bruder Konradin noch da war.  Auch der Papst focht einen Machtkampf gegen die Staufer aus. Nachdem Manfred 1266 starb und Konradin als letzter Staufer das Sagen hatte, wurde der aber nach einer Schlacht festgenommen und am 29. Oktober 1268 in Neapel enthauptet. Der Untergang der Staufer.

Die Guelfen gewannen jetzt Karl von Anjou als Verbündeten, und in dieser Schlacht von Colle wurden dann die Ghibellinen besiegt. Florenz, die Sieger, stiegen zur Metropole in der Toskana auf, und Colle kam unter die Herrschaft von Florenz. 1307 trat Colle als freie Kommune auf. Aber dauerhafte Ruhe? Nein, die gab es auch dann noch nicht, denn von September bis November 1307 belagerten die Truppen von Siena den Ort. Erst 1481 zählte Colle wieder zu Florenz. 

Euch jetzt alle die Kämpfe und Verschwörungen aufzuzählen … ich lass es. So richtig Ruhe kehrte erst nach dem Fall von Siena ein. Da hatte Cosimo I. aus der de Medici Familie seinen Anteil dran. Damit zog aber auch in Colle Val d’Elsa ab 1555 der Frieden ein. 1592 wurde der Stadt vom Papst ihre eigene Diözese zugesprochen, die aber 1986 ins Erzbischof Siena-Colle di Val d’Elsa-Montalcino überging. Aus dem Dom wurde ein Konkathedrale.

 

Bereits ab dem 11. Jahrhundert verdankte man der Lage am Fluss die Ansiedlung von Industrie. Berühmt ist Colle Val d’Elsa durch seine Kristallglasproduktion, und versorgt Italien und die Welt mit dort hergestelltem Glas. Stolz ist die Stadt auch auf einen berühmten Bürger, der so um 1240 in Colle Val d’Elsa geboren wurde – Arnolfo di Cambio.

Der bekannte Bildhauer und Architekt war als leitender Architekt am Florentiner Dom und weiteren Bauten in Florenz beteiligt. Arbeiten seiner Schaffensphase als Bildhauer konnte ich in Florenz, aber auch in Rom bewundern.

 

Ein Besuch der Toskanastadt Colle di Val d’Elsa kann ich euch empfehlen. In meinem Bericht nehme ich euch in die mittelalterliche Oberstadt mit.

Im Dom von Colle di Val d’Elsa (Toskana)

Im Dom von Colle di Val d’Elsa (Toskana)

In Colle Alto, der Hügelstadt von Colle di Val d'Elsa in der Toskana, lohnt sich ein Besuch des Doms. Dieser ist den Heiligen Alberto und Marziale gewidmet und befindet sich in der oberen Altstadt des mittelalterlichen Ortskerns. Unsere Ausflugstage in der Toskana...

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner