Überwintern an der Costa Blanca? Soll ich – oder soll ich nicht? Mit meinem Erlebnisbericht kann ich dir in deiner Entscheidung vielleicht etwas helfen.
Träume wollen gelebt werden. Auch bei uns schlummerte schon seit Jahren der Traum „Winter im Süden“ in der Wärme, bei Sonne, am Meer und weit ab vom kalten Schmuddelwetter in Deutschland, das es ja zu dieser Jahreszeit überwiegend ist. Einige Jahre war ich, trotz meinem gezwungenen vorzeitigen Renteneintritt, am Vormittag noch einige Stunden berufstätig. Zwar hatte ich meine Freiheit für unsere Langzeitreisen, aber eben mal kurz 2-3 Monate Ausfall wäre unmöglich gewesen.
Die Entscheidung ist gefallen, als mein Mann für einen Kunden eine Webseite für seine neu in Spanien erworbene Immobilie machte. Mit sehnsüchtigen Augen habe ich die Fotos eines wunderschönen Hauses an der Costa Blanca angesehen. Das wär der Traum, hier den Winter verbringen. „Wir könnten doch?“ – ihr werdet diesem Satz in einigen meiner Reiseberichte begegnen. Zu 90 % endet dieser Satz im „wir machen“. Ja, wir wägen zwar im Für und Wider immer ab, aber vom Gedanke bis zur Umsetzung kann oft sehr wenig Zeit liegen. Es wird ja oft nicht besser, wenn ich einen Gedanken tage- oder wochenlang wie eine Umwälzpumpe in meinem Kopf bewege.
Bestimmt unerschwinglich so ein Haus anzumieten – ich weiß nicht mehr, ob ich es so vor mich hingenuschelt oder laut ausgesprochen hatte. Durch die Erstellung der Webseite hat sich mein Mann quasi wie der Eigentümer durch das Haus bewegt und so kam von seiner Seite „nö, erschwinglich“. Er hat mich auf die Seite mit den Preisen geführt, wir haben uns angeschaut, gelacht, einen Zeitraum herausgesucht …. und gebucht 🙂
Damit ist die Entscheidung gefallen, zum Jahresende 2024 höre ich meinen kleinen Job auf. Mein Mann kann von überall arbeiten, nur so waren unsere Langzeitreisen bisher möglich. Fast ein Jahr hatten wir die Vorfreude auf „Überwintern an der Costa Blanca“ – genauer gesagt in Calpe vor uns. Und diese Aktion war Neuland bei uns, richtiges Neuland.
Sind wir bisher gerne vier bis sieben Wochen im Frühjahr oder Herbst bis hinunter nach Rom durch Italien getourt, war es das erste Mal, dass wir Spanien auf unserem Reisezettel haben. Klar, ich war mehrfach auf Mallorca und Ibiza, schön bequem mit dem Flieger, aber noch nie auf dem Festland, und noch nie eine so lange Strecke mit dem Auto. Dabei müsst ihr wissen, ich bin der Fahrer bei uns. Eine blöde Altlast lässt mich zu einem lausigen Beifahrer werden. Ganz ehrlich, ich gebe nur auf Kurzstrecken das Steuer ab. Oder wenn es wirklich nicht mehr geht, schlafend auf dem Beifahrersitz auf Langstrecken. Mein Mann wusste es von vornherein, es ist für ihn kein Problem. Dabei hat er aber doch die wichtigste Rolle bei unseren Fahrten – er bedient ‚Lotte‘ unser Navi, damit ‚Fridolin‘ (unser Auto) den richtigen Weg mit mir findet. Ihr habt richtig gelesen, unsere treuen Begleiter haben Namen: Lotte, Fridolin und Pedro meine Kamera. Ohne diese drei geht nix.
Ich nehm euch jetzt mit in
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinen Erlebnisbericht „Überwintern an der Costa Blanca in Calpe“
- 1.1 Die Fahrt nach Calpe an der Costa Blanca
- 1.2 Die Ankunft in Calpe an der Costa Blanca
- 1.3 Auf den Straßen an der Costa Blanca
- 1.4 Kann man sieben Wochen als Überwintern bezeichnen?
- 1.5 Südländische Gepflogenheiten
- 1.6 Kulinarische Köstlichkeiten und viel Tapas an der Costa Blanca
- 1.7 Spanische Märkte
- 1.8 Inge und das Mittelmeer
- 1.9 Die Landschaft an der Costa Blanca
- 1.10 das Wetter an der Costa Blanca
- 1.11 Die Ausflugsziele der sieben Wochen „Überwintern an der Costa Blanca“ auf einen Blick
- 1.11.1 Woche 1 an der Costa Blanca vom 13.01.-19.01.2025
- 1.11.2 Woche 2 an der Costa Blanca vom 20.01.-26.01.2025
- 1.11.3 Woche 3 an der Costa Blanca vom 27.01.-02.02.2025
- 1.11.4 Woche 4 an der Costa Blanca vom 03.02.-09.02.2025
- 1.11.5 Woche 5 an der Costa Blanca vom 10.02.-16.02.2025
- 1.11.6 Woche 6 an der Costa Blanca vom 17.02.-23.02.2025
- 1.11.7 Woche 7 an der Costa Blanca vom 24.02.-03.03.2025
- 1.12 Mein Fazit dieser sieben Wochen „Überwintern an der Costa Blanca“
- 1.13 Das könnte Euch auch interessieren
- 1.14 So kommt ihr zu allen unseren Zielen der sieben Wochen an der Costa Blanca
meinen Erlebnisbericht „Überwintern an der Costa Blanca in Calpe“
in das wir am 10. Januar 2025 gestartet sind. Alle unsere Anfahrten zu den Urlaubszielen gehören bei uns bereits zum Urlaub dazu. Da heißt es nicht nachts um 3 Uhr aus den Federn und km machen, je nach Strecke wird mittlerweile eine Zwischenübernachtung eingelegt. So haben wir für 1.800 km auf jeden Fall drei Übernachtungen geplant. Das jüngste Semester bin ich ja schließlich auch nicht mehr. Pffff … Winter in Deutschland, der macht nicht wie du planst. Wenige Tage vor unserer Abfahrt wurde Schnee angekündigt. Was solls, fahren wir halt einen Tag früher los und kommen ohne Stress durch.
Die Streckenabschnitte hatten wir im Groben vorgeplant. Aber mit dem Gedanken, so weit wir kommen oder Lust haben. Damit habe ich ein paar Übernachtungsmöglichkeiten im Voraus recherchiert, tatsächlich gebucht haben wir dann auf der Fahrt.
Die Fahrt nach Calpe an der Costa Blanca
ging durch Frankreich abseits der mautpflichtigen Autobahnen. Es war eine wunderschöne Fahrt, aber wie angekündigt am ersten Tag mit dichtem Schneefall. Der setzte sich auch am zweiten Tag noch fort bis ins Zentralmassiv.
Und dann kam mehr und mehr die Sonne hervor. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ging es über die Grenze nach Spanien. Vorbei an Barcelona, das im Anschluss an die sieben Wochen in Calpe noch für zwei Wochen das weitere Ziel wurde. Wenn man denn schon mal diese Strecke fährt …. 🙂
Fast im Schritttempo ging es durch Valencia, wo die Spuren des extremen Hochwassers noch zu spüren waren – Umleitung. Irgendwann war das Meer zur linken Seite unser Begleiter auf der AP7, der mautfreien Autobahn in Spanien. Und immer mehr Wohnmobile, die sich ebenfalls auf den Weg in die Sonne gemacht haben. „Warum fahrt ihr nicht mit Wohnmobil, wenn ihr doch so oft und lange unterwegs seid?“ Das werden wir tatsächlich öfter gefragt. Aber mein Schatz in einem Wohnmobil – das wäre genauso, wie wenn man mich als Beifahrer ertragen müsste 🙂 Ich, Camperin mit Leib und Seele, für meinen Mann müsste ein Wohnmobil LKW Größe haben – also Kompromiss mit Ferienwohnungen.
Den letzten Stopp vor Calpe haben wir in einem kleinen Ort direkt am Meer eingelegt. Auf der Fahrt gebucht, erwartete uns eine private Unterkunft von einem Südtiroler Paar, welches sich Ende 2024 seinen Traum vom Auswandern nach Spanien erfüllt hat. Drei wunderschöne Zimmer stehen für die Gäste bereit. Wir haben uns für das Turmzimmer entschieden – ich wollte mal in einem runden Bett schlafen 🙂
Bevor wir aber die Unterkunft angesteuert haben, war der erste Weg zum Meer. Das war bei meinen Ibiza- und Mallorca Aufenthalten auch immer der erste Weg. So ist das halt bei einem Wasserkind wie mir. Und das erste Gefühl – Spanien, wir sind da. Nachdem wir eingecheckt hatten, ging es dann zu einem Bummel in die Stadt und zum ersten Tapas-Genuss.
Die Ankunft in Calpe an der Costa Blanca
begann mit einem tollen Höhenblick auf den Hausberg von Calpe dem Peñón de Ifach. Wow, zu dem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, dass wir den großen Felsen auch von unserer Unterkunft sehen.
Wir wurden von Peter unserem Vermieter persönlich begrüßt, und nach dem Rundgang durchs Haus haben wir Fridolin von seinen Lasten befreit und angefangen uns häuslich einzurichten. Was uns bei dem tollen Feriendomizil nicht schwer gefallen ist.
In einem kleinen Film nehme ich euch mit um das tolle Ferienhaus. Da mein Reise- und Fotoblog werbefrei ist, könnt ihr auf YouTube den Link zur Casa Banet finden.
Die erste Tasse Kaffee am Pool, die Sonnenstrahlen genießend – das erste Gefühl von ‚das könnte toll werden‘ stellte sich ein. Am Abend lud uns Peter zum Paella-Essen ein, davor der erste Gang in Calpe ans Meer – es ist so einfach, mich glücklich zu machen.
Diese sieben Wochen sollten eine Mischung von normalem Leben mit Arbeiten und viel Sightseeing werden. Aber alles ohne vollbepackte Tagespläne, die wir oft bei unseren Städtreisen haben. So, wie wir eben Lust haben.
Auf den Straßen an der Costa Blanca
Ich liebe Küsten- und Bergstraßen. Eng und kurvig dürfen sie sein, und solange es zwei Fahrspuren oder Ausweichstellen gibt, macht das richtig Spaß. ‚Lotte‘ war jedoch in der ersten Woche so richtig fies zu mir. Klar, für sie war das der schnellste Weg nach Benissa – für mich war es Anspannung pur. Und wenn man sich noch nicht in der Gegend auskennt, folgt man ihr halt. Sie wird es schon wissen und richtig machen. Pffff …. sie hat eine enge einspurige Straße ausgesucht. Ich nenn es Wirtschaftsweg, aber als ich es realisiert hatte, gab es nur noch Augen zu und durch, bzw. hoffen, dass mir da keiner entgegenkommt. Es ging den Berg hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch.
Sie hat es nur noch einmal in den restlichen Wochen versucht, mich in einen ähnlichen Schockzustand zu versetzen. Aber man kann ihr halt auch hier keinen Vorwurf machen. Dein Wunsch ist mir Befehl, sie schickte mich einen bewohnten Berg hoch, ähnlich einem Hausdach. In diesem Moment habe ich mich von der Begeisterung hier, mit so einer tollen Aussucht zu wohnen muss ein Traum sein, verabschiedet. Das willst du nicht jeden Tag fahren. Mein Mann hat Lotte aber fortan wirklich genau auf die ‚Finger‘ geschaut, was sie uns als Streckenplanung auswarf.
Parkplätze
das ist auch so ein Thema. Außer in einer größeren Stadt, darf man sich getrost von geteerten und ordentlichen Parkplätzen verabschieden. Fridolin hat gekonnt gelernt, um große Schlaglöcher auf Schotterplätzen einen Bogen zu fahren. Er hat es mir auch einmal richtig übel genommen, als ich ihn gerade auf solch einen Parkplatz lotsen wollte. Dass der mir nicht noch den Vogel gezeigt hat, als erkennbar war – Matschpiste (da die Nacht davor Regen), Löcher und steil nach unten – war alles. Aber er blieb vor Schreck stehen – oder war das ich, wo ihn zum Exitus brachte? Aber es gab keinen anderen Platz in der Nähe, wir mussten beide da durch.
Toll war, dass die meisten dieser naturbelassenen Parkplätze gratis waren. Überhaupt waren wir noch in der Vorsaison, wo auch auf einem Stadtparkplatz in den meisten Fällen Parken gratis war.
Parkhäuser
haben wir gerne in den größeren Städten angesteuert. Wir haben jedoch im Vorfeld im Internet recherchiert und uns sorgfältig auch die Erfahrungsberichte angeschaut. Denn in sehr vielen Parkhäusern geht es recht eng zu und die Parkplätze sind nur für kleine Autos gedacht. Und die gibt es hier im Süden, aufgrund der teilweise wirklich engen Straßen in den Bergorten überreichlich. Manchmal gibt es keine andere Lösung, wenn man Zentrumsnah parken will, aber gut bedient ist man, wenn man sich auch die Parkpreise anschaut. In einem Küstenort wurde nach Minute abgerechnet – hier parken hätte ein kleines Vermögen gekostet. Es gab keine Gratisdurchfahrt durch dieses Parkhaus.
Geschwindigkeitsbeschränkungen
sind normal und auch gut so. Egal ob an der Küste entlang oder im bergigen Hinterland, an Kurven wird hier nicht gespart. Was zur Folge hat, dass man oft nur 50 km/h auch außerorts fahren darf. In Ortsdurchfahrten oder an brenzligen Stellen auch nur 30. Ansonsten sind abseits von Autobahnen auf wenigen Strecken auch 70 oder 90 km/h möglich. Aber ganz ehrlich, es geht im Hinterland durch so eine absolut gigantisch schöne Landschaft, dass man die genießen und nicht im Eiltempo als Urlauber da durchrauschen sollte.
Radfahrer
trifft man auf allen Straßen der Welt. Ich kenne sie von den Bergstraßen in der Toskana, am Gardasee oder von Mallorca. Aber, hier an der Costa Blanca, und vor allem um Calpe wird das scheinbar alles nochmal getoppt. Am ersten Abend in der Stadt sagte Peter mit Blick auf ein Hotel: hier steigt die französische Nationalmannschaft der Radrennfahrer ab. Dachte ich an dem Abend noch: schön für sie, so wurde mir der Satz in den folgenden Tagen in seiner Bedeutung klar. Gefühlt sämtliche Nationalmannschaften der Welt im Radsport, unzählige sonstige Radrennfahrer und viele Hobbyradler haben sich dieses Gebiet für ihre Trainings ausgewählt.
Und jetzt denkt euch die Kombination aus kurvenreichen Straßen und Geschwindigkeitsbegrenzungen noch dazu. Keine tolle Kombination für einen Autofahrer, denn überholen war teilweise schlicht nicht möglich. Ich habe in diesen sieben Wochen eine Hochachtung für die Einheimischen und vor allem die beruflich ständig auf der Straße sind bekommen. Man kann sich für 20 Kilometer locker 40 Minuten an Zeit einplanen. In der ersten Woche schwankte ich noch von Geduld bis dann irgendwann auch Genervtheit. Genervtheit deshalb, weil viele der Renn- und Freizeitradler glaubten, sie hätten die Alleinherrschaft über die Straßen. Da fuhr man, sich fröhlich unterhaltend, zu zweit nebeneinander her. Den Fahrradstreifen am Seitenrand hat man gekonnt ignoriert. Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten scheinbar nicht für Radfahrer. In Kurven tut man gut daran, sich möglichst rechts zu halten. Denn man weiß nie, ob einem direkt am Mittelstrich ein Rennradler entgegenschießt.
Die Genervtheit wich ab der zweiten Woche in eine Resignation und mehr und mehr in eine Gelassenheit bei mir. Was soll ich mich über Dinge aufregen, die ich nicht ändern kann. Das ist übrigens ein Lebensmotto von mir. Wir sind im Urlaub, dann dauert es halt etwas länger. Hauptsache wir kommen heil ans Ziel. Und wem es hinter mir zu langsam geht, weil ich den Radlerpulk nicht überholen kann – bitte, dann fahrt vor. Südländische Gelassenheit – ich habe sie schon auf Ibiza kennengelernt. Da hat sich keiner aufgeregt, keine hat ein Hupkonzert veranstaltet, wenn einer auf der Fahrbahn sein Auto angehalten hat, um mit dem vorbeilaufenden Freund ein Schwätzchen zu halten.
Kann man sieben Wochen als Überwintern bezeichnen?
Ja, ich mache das jetzt ganz einfach mal. Wobei vermutlich ein ‚richtiger‘ Überwinterer über den Zeitraum lachen könnte oder wird. Denn der Winter beginnt bei uns nunmal bereits mit dem Schmuddelwetter im November/ Dezember. Und damit packen bereits viele ihre Wohnmobile oder Koffer und machen sich gen Süden auf.
Aber ich hatte ja bis Ende 2024 noch einen kleinen Job, und hatte meinen Langzeitreisen-Bonus bereits im April und Oktober 2024 ausgereizt. Im April 2024 ging es fünf Wochen durch die Toskana und im Oktober 2024 war eine ‚Erkundungsreise‘ von drei Wochen nach Zahnkliniken in Budapest geplant. Mich hat ein eigentlich toller Zahnarzt in Deutschland Ende 2023 wirklich richtig vergrault. Ständig sollte noch dies oder jenes gemacht werden, was gar nicht besprochen war, bevor eine größere ‚Sanierung‘ auf dem Zettel stand. Aber wie soll ich ein okay geben, wenn er nie mit einer Kostenplanung um die Ecke kam? Dafür ständig mit neuen Zusatzarbeiten, bevor er an die Kostenplanung geht? Das wäre ein Ü-Ei an Kosten geworden, hätte ich hier zugesagt. Von einem Zahntechniker bekam ich die Empfehlung mit Ungarn. Städtereise mit der Suche verbinden, eine super Lösung. Dass daraus dann gleich ein Aufenthalt von fünf Wochen mit Beginn einer Zahnbehandlung wurde, daran hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht.
Es blieb uns damit nur der Beginn der Reise im Januar, ein früherer Start war undenkbar. Was wir bei Buchung auch nicht wussten – schlussendlich wurde es doch eine Reise von über drei Monaten. Aber man darf ja mit „Überwintern“ klein beginnen – erweitern geht immer 😉
Die Mischung aus Arbeiten und Urlaub war perfekt. Das Wetter war traumhaft, und wir machten so viele Ausflüge wie möglich.
Südländische Gepflogenheiten
haben wir uns gerne und ganz schnell zueigen gemacht. Hier ticken die Uhren noch etwas anders als bei uns. Alles geht viel geruhsamer ab – angefangen vom Einkauf in den Supermärkten, weiter an den Tankstellen oder im normalen Leben. Ich habe in dieser Zeit keinen erlebt, der gedrängelt oder über irgendetwas gemotzt hätte. Ich bin nicht ein einziges Mal, weil ich vielleicht für einen Einheimischen gefühlt zu langsam gefahren wäre, ausgehupt worden. Keiner hat hinterm Steuer gefuchtelt, weil ich in einem der gefühlt tausend doppelten Kreisverkehren die rechte Spur benützt hatte. Könnte das nicht auch bei uns so sein?
Ja, wir haben dies auch so in unseren zwei anschließenden Wochen in Barcelona erlebt. An der Tankstelle die Fridolin mit seinem Powergetränk versorgt hat, und die zu unserer Lieblingstankstelle wurde, hatte man immer ein fröhliches Lächeln des Tankwarts sicher. Für 1,44 € lief Super in Fridolins Bauch, befüllt vom Tankwart persönlich – ohne Bedienungsaufschlag. Noch ein weiteres Mal so erlebt an einer anderen Tankstelle. Als wir Fridolin vom Staub der Ausflüge in der Waschanlage dieser Tankstelle befreien wollten, bekamen wir die Gründlichkeit zu spüren. Keine Waschstraße, nein – einfach so eine Waschbox, bei der zunächst mal Fridolins Füße einzeln gesäubert wurden. Als die Wäsche fertig war, durften wir aber noch nicht ausfahren. Der Tankwart säuberte fröhlich alle Scheiben nach samt Außenspiegel – und das für einen Preis, von dem wir hier weit weit entfernt sind.
Gewöhnungsbedürftig sind im ersten Moment die Siesta-Zeiten. Die sind auf die heißen Jahreszeiten ausgerichtet und werden im ‚Winter‘ auch so eingehalten. Die meisten Museen oder Kirchen schließen so um spätestens 14 Uhr, manchmal auch schon früher, um dann um 16 oder 17 Uhr wieder für die Besucher zu öffnen. Man sollte also vorher nach den Öffnungszeiten schauen, um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen. In Barcelona sind wir dann eben mit zwei oder in drei Anläufen in eine Kirche gekommen und an der Costa Blanca war es dann halt so.
Kulinarische Köstlichkeiten und viel Tapas an der Costa Blanca
Vielleicht habt ihr es in meinen Berichten schon gelesen – mein Mann ist ein begeisterter und sehr guter Hobbykoch. Dementsprechend wägen wir sehr genau ab, ob und wohin wir in unseren Urlauben am Abend essen gehen. Es ist uns eigentlich nicht wichtig. Das funktioniert aber nur, wenn jemand wirklich auch gerne im Urlaub kocht. Bei nur einer Woche Urlaub würden wir denke ich, auch nicht großartig selber kochen.
Was uns aber wichtig ist, egal in welchem Land, dass wir die Küche des Landes und der Region kennenlernen. Nicht in Touristenlokalen, nein! Wir suchen uns am Tag auf unseren Ausflügen kleine Lokale wo man die Einheimischen findet. Und bei unseren Ausflügen ist es quasi Pflicht, dass wir irgendwo für eine Kleinigkeit, für Tapas oder was Süßes und einen Kaffee einkehren. Unsere Herzen haben bereits nach dem ersten Einkauf Purzelbäume geschlagen. Botschaft an den Magen: das werden kulinarische Wochen 🙂
Wir lieben Fisch in sämtlicher Art – wir bekamen frischen Fisch was das Herz begehrte. Wir sind ja auch am Meer. Wir haben unseren Lachs selber gebeizt, mehrmals. In einem Orangenland gab es die köstlichen süßen Früchte gleich im 5 kg Sack, oder direkt vom Bauern auf dem Markt. Bei beiden Optionen für keinen Euro das Kilo. Wir haben noch nie so viele schmackhafte Tomaten gegessen, wie in diesen sieben Wochen. Zu Preisen, wo wir in Deutschland nur träumen können. Wir haben uns beim Einkauf durch die Köstlichkeiten gefuttert. Und wir waren immer wieder erstaunt, zu welch günstigen Preisen.
Lieben gelernt haben wir gleich in der ersten Woche die spanischen Tapas. Und wann immer es sich ergab, schnabulierten wir die leckeren Kleinigkeiten bei unseren Ausflügen. In einem Bergdorf haben wir für die Pause eine kleine Bar ausgewählt, wo sich an einem Tisch nacheinander die Einheimischen zur Mittagspause einfanden. Wir wollten eigentlich nur etwas trinken, da wir mangels Karte nicht ausmachen konnten, ob es so eine Kleinigkeit auch zum Essen gab. Grinsend kam der Wirt nach kurzer Zeit und stellte uns belegte Baguettes auf den Tisch. Gleichzeitig versorgte er den Nebentisch mit kleinen Tellerchen, wo sich jeder herunternahm. Wir beobachteten das quirlige Durcheinander, bis der Wirt auf einmal wieder einen Teller auf unseren Tisch stellte – ein warmes Croissant mit Schinken belegt. Mmmmhhhhh …. lecker 🙂 Und ein weiteres Mal brachte er uns lächelnd nochmal etwas. Die Rechnung: 8 Euro insgesamt für mehrere Getränke, 0 Euro für die Köstlichkeiten. Natürlich gab es großzügiges Trinkgeld.
Unsere Begeisterung schlug in Alicante Salti. Per Zufall betraten wir eine kleine Tapasbar, nicht wissend was uns hier erwartet. Ich sag euch, wir kamen aus der Freude nicht mehr raus …. hier geht ein Kellner mit Tabletts durch den Gastraum. Auf dem befinden sich verschiedene Tapas auf Brettchen oder Schälchen. Man nimmt sich, was man möchte und sammelt die Brettchen auf dem Tisch. Wir kamen auf 17 Brettchen 🙂 Leider haben wir in der Folgezeit, nicht einmal in Barcelona, nochmal so eine Tapas-Bar mit diesem System entdeckt.
Angetan hat es uns die Paella. Nach dem zweiten Restaurantbesuch kam mein Mann ins Tüfteln 🙂
Die Zutaten für eine Paella finden sich in reichlicher Auswahl in unserem Lieblingssupermarkt, dem Mercadona. Gleich ums Eck von unserem Wohnviertel gab es einen Non Food Markt. Sowas habe ich hier in Deutschland, zumindest in unserer Ecke, noch nie gesehen. In langen Reihen gab es gleich in mehrfachen Varianten alles was man sich vorstellen kann. Und eine große Reihe verschiedener Größen von Tapas-Pfannen. Ihr ahnt es bestimmt, es wurden zwei Stück zu unseren erklärt.
Einige von den Tapas Gerichten kamen in Folge auch in die Tüftler-Werkstatt: Insalada Russa, Albondigas, spanisches Aioli und einiges mehr. Kommt, ich nehm euch mal mit durch unsere Köstlichkeiten ….
Spanische Märkte
sollte man ebenfalls erleben. Ob das nun ein kleiner Wochenmarkt ist, ein Trödelmarkt oder ein Mittelaltermarkt. Man kann sich auf den Wochenmärkten für kleines Geld mit frischer Ware eindecken.
In Xaló (Jalón) findet jeden Samstag ein Trödelmarkt statt. Wir haben uns da nicht nur in einer Bodega des Ortes mit Wein vom Fass eingedeckt. Es durften auch einige Reisemitbringsel den Besitzer wechseln. Es fiel mir schwer mich von der spürbaren Lebensfreude auf einem Platz loszureißen. Wäre hier auch nur ein Plätzchen frei gewesen – man hätte mich hier, ebenso wie am Meer, für Stunden abliefern können. Eine kleine Band spielte, spontan fingen Menschen zu tanzen an, klatschten im Rhythmus der Musik mit – einfach nur toll.
Inge und das Mittelmeer
Das ist eine untrennbare Liebe, von der ich nicht sagen kann, wann sie begonnen hat. Schon als Kind war mein liebster Spielplatz am Bach. Lägerle haben wir dort gebaut, und im Sommer das Wasser zu einem Gümpel aufgestaut. Das war unser Freibad 🙂
Wasser ist ein Kraftort für mich. Egal ob das am Fluß, See oder am Meer ist. Ich muss da auch nicht unbedingt ins Wasser. Es reicht mir am Wasser entlanglaufen oder dort sitzen. In ganz schwierigen Zeiten habe ich meinen Schmerz den Wellen am Meer auf Ibiza mitgegeben oder nach meinen kleinen Schlaganfällen am Wasser wieder Kraft getankt. Habt ihr auch so kleine Tankstellen?
Bei den meisten unserer Reisezielen ist deshalb auch Wasser im Spiel. Ja, man könnte mich auch hier an der Costa Blanca für Stunden am Meer ‚aussetzen‘. Wenn eine kleine Strandbar dabei wäre umso besser 🙂
Jeden Tag ans Meer, das war mein Vorsatz für diese sieben Wochen. Wir haben es nicht jeden Tag geschafft, aber sehr sehr oft. Richtig stolz, auch wenn es im Film etwas unbeholfen aussieht, war ich, dass ich mit den Füßen ins Wasser bin. Seit meinen kleinen Schlaganfällen habe ich in solchen Situationen noch ein kleines Problem mit dem Gleichgewicht – Wellen, Sand und keinen sicheren stabilen Stand – diese Kombination darf ich immer wieder noch üben.
Die Landschaft an der Costa Blanca
Hier haben wir uns bereits nach den ersten Ausflügen ins Hinterland schockverliebt. Es ist schwierig, diese in kurzen Sätzen zu beschreiben – am Besten ist, sie selber zu erleben.
Natürlich bietet die Costa Blanca kilometerlange Sandstrände, unterbrochen durch Kieselstrände, und mit einer üppigen grünen Vegetation. Aber mit nur wenigen Kilometer ins Hinterland kann sich die Landschaft schlagartig in eine karge Felslandschaft verwandeln. Zerklüftete Felsen, Bergdörfer, dann wieder unendliche Olivenplantagen auf steinigen Böden neben Felsen, wo man denkt, hier kann doch nichts wachsen – quasi hinter jeder Kurve kann sich ein anderes Landschaftsbild zeigen.
Naturparks laden zum Wandern ein, für die Kletterer die Felsregionen – für mich die kleinen schnuggeligen Bergdörfer 😉 Es kann für jeden etwas dabei sein. Kommt mal mit ….
Ich weiß nicht, ob uns
das Wetter an der Costa Blanca
den Abschied erleichtern wollte. Konnten wir uns die ersten sechs Wochen nicht über schlechtes Wetter beklagen, so schwenkte der Wettergott jetzt um auf unbeständig. Klar, wir hatten auch in diesen sechs Wochen mal in der Nacht oder am Tag mal kurz Regen. Aber der hielt nie lange an, dann kam die Sonne wieder durch die Wolken.
Bei der Ankunft in Calpe zeigte das Thermometer bereits 15 Grad, was in den Wochen noch nach oben gesteigert wurde. In der Sonne kletterten die Temperaturen locker auf Mitte 20 Grad. Die alten Hasen beim Überwintern redeten dann in der 2./3. Woche von einem Kälteeinbruch, über den wir nur milde gelächelt haben. Der Kälteeinbruch sah so aus, dass man statt einer leichten Jacke halt nochmal eine wärmere Jacke anzog. Aber auch nur wegen dem Wind, der ein bisschen kälter wurde. Er wurde aber von Sonne begleitet und wir hatten immer noch so um 12/13 Grad. Die Berichte aus der Heimat verkündeten zu dieser Zeit dicke Minusgrade.
In der siebten Woche sollte der Regen mehr werden. Tja, vielleicht woanders – es wurde ein bisschen bewölkter, aber so richtig Regen? Der kam erst an unserem Abreisetag und begleitete uns weite Strecken bis Barcelona. Wie wir anschließend von unserem Vermieter und aus den Medien hören konnten, haben wir den ‚Absprung‘ wohl gerade rechtzeitig gemacht. Andalusien versank im Regen, Teile der Costa Blanca meldeten Überschwemmungen und auch in Calpe öffnete der Himmel über Tage die Schleusen.
Die Ausflugsziele der sieben Wochen „Überwintern an der Costa Blanca“ auf einen Blick
Denkt man am Anfang noch, wir haben ja sooooo viel Zeit, so rennt einem gefühlt ab der vierten Woche die Zeit davon. Vielleicht kennt ihr das Gefühl auch?
Tja, und wie zeige ich euch kompakt alle unsere Ausflugsziele in diesen sieben Wochen? Es ist ja doch eine völlig andere Art von Urlaub, wie wir ihn bisher hatten. Da waren es hauptsächlich Einzelobjekte, die ich euch in den Berichten vorgestellt habe, oder wie in der Toskana größere Städte. Aber hier gibt nicht jedes Ziel soviel her, dass es einen eigenen Bericht füllen könnte. Ich habe mich deshalb für ausführliche Wochenberichte entschieden, wo ich unsere besuchten Ziele mehr oder weniger umfangreich vorstelle. Bei ‚weniger‘ könnte noch ein Einzelbericht folgen.
Damit ihr einen kompletten Überblick über alle Ziele jeder Woche habt –
Woche 1 an der Costa Blanca vom 13.01.-19.01.2025
Der Radius der Ziele liegt noch eng um Calpe. Man muss ja schließlich erstmal das nähere Umfeld erkunden.
Cala les Bassetes bei Calpe
Calpe – historische Altstadt
Calpe – Hafen
Calpe – Salinen
Calpe – Playa del Arenal-Bol
Benissa
Altea
Polop
Woche 2 an der Costa Blanca vom 20.01.-26.01.2025
Guadalest
Calpe – Lonja
Cala Pinets
Cala L’Advocat
Cala Baladrar
Moraira
Les Fonts de l’Algar
Callosa d’en Sarria
Finestrat
Relleu
Mittelaltermarkt in Benissa
Woche 3 an der Costa Blanca vom 27.01.-02.02.2025
Xabia/Javea
Cap de Sant Antonio
Cala Les Bassetes
Calpe – Playa Arenal-Bol
Busot
Höhlen Canelobre
Villajoyosa
Xalo/Jalon
Woche 4 an der Costa Blanca vom 03.02.-09.02.2025
Denia
Höhle las Calaveras
Alicante
Bocairent
Cala Baladrar
Schwupps kommen wir schon in die fünfte Woche hier in Calpe. In der beenden wir das ‚Blümchen-rupf-Spiel‘ – sollen wir oder sollen wir nicht, und machen kurzerhand Nägel mit Köpfen 🙂 Dafür sind wir ja bekannt, denn sehr lange Überlegungsphasen gibt es bei uns nicht.
Wir wollten zwei oder drei Tage in den Süden fahren, Ziele, die an einem Tag mit Hin- und Rückfahrt zu stressig geworden wären. Aber da wir uns beide schon in der ersten Woche in Landschaft und Mentalität richtig verliebt haben, wurde dieses Vorhaben gestrichen und stattdessen haben wir unseren Überwinterungsurlaub für 2026 gebucht. Weiter in den Süden nach Andalusien 🙂
Woche 5 an der Costa Blanca vom 10.02.-16.02.2025
Cala les Bassetes
Fischauktion in Calpe miterleben
Playa de la Fossa in Calpe
Benidorm
Alcalali
Parcent
Coll de Rates
Mirador de Tarbena
Woche 6 an der Costa Blanca vom 17.02.-23.02.2025
Hafen von Altea
auf dem Weg von Altea nach l’Albir
Hafen Marina Greenwich
Mascarat-Schlucht
Ab jetzt geht es noch geruhsamer zu, denn die meisten Ziele, die wir unbedingt sehen wollten sind abgehakt. Wir haben es uns auch bei unseren Städtereisen angewöhnt, möglichst am Anfang viel von unserem Sightseeing-Zettel abzuarbeiten. Zum einen weiß man ja nie, wie das Wetter mitspielt – zum anderen ist erfahrungsgemäß bei vier Wochen in der letzten Woche auch die Luft raus. Ihr seht ja auch an meinen Berichten, dass wir schon ganz ordentlich was auf unseren Zetteln stehen haben.
Allein von unseren sieben Wochen in Rom im Herbst 2023 lassen sich so rund 130-150 Berichte daraus basteln. Da ich bei vielen anderen Reisen noch nicht fertig bin, habe ich bei Rom erstmal nicht begonnen. Auch von Budapest ist in mittlerweile jetzt 10 Wochen Aufenthalt auch einiges an Material auf meinem Schreibtisch. Ja, es ist eine Lebensaufgabe einen Reise- und Fotoblog zu betreiben 🙂
Woche 7 an der Costa Blanca vom 24.02.-03.03.2025
Cala Baladrar
Calpe – Playa Arenal Bol
Calpe – Playa de Cantal Roig
Mein Fazit dieser sieben Wochen „Überwintern an der Costa Blanca“
Ich kann nur jedem zurufen, der dieses Vorhaben noch schwankend in der Überlegung hat – macht es! Wir haben es keine Sekunde bereut. Auch, dass wir diese Strecke mit dem Auto nach Spanien gefahren sind. Nein, wir haben uns auch nicht geärgert, weil wir es nicht schon früher gemacht haben – es ist so, wie es ist.
Aber zukünftig werden wir, wann immer es möglich ist, den Winter im Süden verbringen. Vielleicht schon ab Dezember, vielleicht auch erst ab Januar bis ins Frühjahr hinein. Wir haben bereits genug Wunschziele für die nächsten Jahre zusammen 🙂 Klar, kommt jetzt nochmal als erstes Spanien mit Andalusien. Sizilien steht ganz oben auf der weiteren Liste, gefolgt von Kalabrien. Portugal und der Rest von Andalusien wäre auch ein Traum ….. Ja, Träume, sie wollen gelebt werden. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Schaut immer wieder gerne zu mir auf den Reise- und Fotoblog. Ich denke, ihr werdet immer wieder etwas Neues von mir lesen 🙂
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Überwintern in Spanien