Zwischen dem Merse-Tal und der Maremma in der Toskana liegt mitten in herrlicher Natur die Thermalquelle von Petriolo (Bagni di Petriolo). Die heilenden Naturquellen laden zu einem Bad im schwefelhaltigen Wasser ein.

Heute geht es früh auf die Straße – ein Tagesausflug Richtung südliche Toskana steht auf unserem Ausflugsplan. Viele Reiseseiten teilen die Toskana in Nord und Süd auf. Mir ist die Aufteilung jedoch ein bisschen zu großzügig. Da wir unsere Ferienwohnung in diesem Langzeiturlaub in der Toskana für vier Wochen im mittleren Bereich gewählt haben, habe ich in Norden, Mitte und Süden aufgeteilt. In den wirklichen Süden, also die Maremma haben wir es jedoch nicht geschafft. Man darf halt doch nicht die Zeit unterschätzen, die man z.B. für 60 km Fahrt benötigt. Da ist man ganz schnell bei 1,5 Stunden Fahrt, denn fast durchweg geht es in der Toskana mit gemäßigtem Tempo voran – auf Landstraßen sind 50 oder 60 km/h die Regel, in Abschnitten oft auch nur Tempo 30. Durch eine herrliche Landschaft geht es bergauf und bergab.

Heute geht es in den südlichsten Zipfel meines mittleren Toskanabereichs – zu den Terme di Petriolo. In der Toskana wimmelt es nur so von Thermalbädern. Nicht umsonst hat die Toskana den Ruf als eine der besten Kurgegenden der Welt. Aber in vielen Orten sind es Thermalbäder in Häusern, so wie sie wir hier aus Deutschland kennen. Im südlichen Bereich der Toskana sind aber Thermalquellen unter freiem Himmel zu finden. Die bekannteste von ihnen, und die wahrscheinlich älteste Thermalquelle von Italien, ist Saturnia.

Nach einiger Suche habe ich bei meinen Reiseplanungen die Terme di Petriolo entdeckt, die nicht so weit südlich liegt und heute das erste Ziel unseres Tagesausflugs ist. Kommt jetzt mit zu

meinem Besuch der Terme di Petriolo in der Toskana

die zunächst mit der Anfahrt auf dem schnellsten Weg beginnt. Das bedeutet: eine vierspurig ausgebaute Straße, die aber weit entfernt vom dem Pivileg einer Autobahn ist. Aber bezahle keine Maut, musst du auch nicht meckern! Genau so 😉

Der Weg ist das Ziel, auf dem letzten Stück durch teilweise unberührte Natur. Auf einer kleinen Straße ging es ins nirgendwo. Kaum ein Haus war zu sehen, ein Ort? – Fehlanzeige. Dass wir aber auf dem richtigen Weg sind, zeigten schon ein Stück vor dem Ziel die vielen Wohnmobile, die am Straßenrand parkten. Jetzt hieß es einen Parkplatz für Fridolin suchen. Das war gar nicht so einfach, da es keinen ausgewiesenen größeren Besucherparkplatz gibt. Man parkt einfach rechts und links der Straße entlang – egal ob kleiner Flitzer oder großes Wohnmobil. Das Glück war auf unserer Seite, Fridolin bekam den letzten freien Parkplatz.

Fotos wie eng es durch die parkenden Wohnmobile auf dem Sträßchen teilweise herging, kann ich euch keine liefern. Überall waren Leute dabei sich für den Thermenbesuch umzuziehen.

Als erstes fällt mir die riesige Mauer und ein Schlossähnliches Gebäude auf –

das Petriolo-Thermalschloss bei den Terme di Petriolo

welches sich zu beiden Seiten der Straße ausdehnt.

Ein bisschen Geschichte zum Thermalschloss von Petriolo

Die Römer waren es, die einem öffentlichen Bad eine hohe Bedeutung zugesprochen haben. Es war ein Ort der Begegnung und des Zeitvertreibs und egal welchen Standes man war, irgendwie waren sie im Bad alle gleich. Irgendwann fingen die römischen Herrscher mit den großen Thermen an. Eine der besten erhaltenen Kaiserthermen konnten wir bei unserem Langzeitaufenthalt in Rom mit der Caracalla-Therme sehen. Beheizt wurden Thermen durch ein unterirdisches Netz aus Leitungen. In einer Feuerstelle wurde das Wasser erhitzt, der heiße Dampf verteilte sich in den Rohren und kroch in den Wänden hoch, die aus Hohlziegel bestanden. Dieses Vergnügen, in einer Therme zu baden, ließen sich die Stadt oder die Betreiber dann auch bezahlen. Denn je nachdem wer sie erbauen ließ, protzte man schon auch mal gerne in der Innenausstattung.

Auch die Terme di Petriolo geht auf die Römerzeit zurück. Funde aus dieser Zeit belegen dies. Hier sollte es jedoch gleich eine ganze Kuranlage, nein, gleich sowas wie eine ganze Kurstadt sein. Den Ortsnamen bekam der Flecken jedoch erst später, so ab 1130 taucht er amtlichen Dokumenten auf.

Sechs Meter wurde die Stadtmauer hochgezogen, die man jetzt noch rechts von der kleinen Provinzstraße sehen kann und hier auf meinen Fotos. Das alles geschah im 15. Jahrhundert. Drei Wachtürme integrierte man in die Mauer, einer durfte außerhalb stehen. Petriolo gehört zu Provinz Siena, und die Republik ließ natürlich keinen Besucher in die Therme innerhalb der Mauern, ohne Eintrittsgeld zu kassieren.

Der Nordturm, der sich noch wacker zwischen den Mauern aufrecht hält, wurde als Wohnsitz von Ordensfrauen genutzt. Die Thermen von Petriolo erlangten während der Renaissance-Zeit ein so hohes Ansehen, dass sogar Mitglieder der Medici-Familie hier kurte. Auch Papst Pius II. Piccolomini, dem ihr in meinen Berichten zur Toskana noch begegnen werdet, nutzte das Heilwasser für seine Gesundheit. So weit hatte er es ja nicht von Pienza hier herüber.

Auf der anderen Seite der kleinen Provinzstraße setzen sich die Mauerreste fort. Ja, wenn diese alte Mauern reden könnten, dann könnten die bestimmt so manche Story über ihre Besitzer erzählen, und wie die mit ihnen umgegangen sind. Nach 1700 wurden die Mauern nämlich teilweise abgerissen um Material für den Bau einer Fabrik zu haben. Auf dem ganzen Gelände machte sich Gestrüpp breit.

So ein Erbe muss man erhalten, das dachte sich der Verein Italia Nostra, der sich u.a. für die Restaurierung solchen Kulturerbes einsetzt. Die waren ab 2018 dabei, dass sogar das damalige Gasthaus wieder zum Leben erweckt wurde.

Auf der Seite dieses Vereins habe ich das Video entdeckt, das zeigt, wie die Kurstadt im 15. Jahrhundert ausgesehen hat.

Ich nehme hier in meinem Bericht den Aufstieg dem Abstieg voraus – denn zum Besuch der Naturtherme geht es hinunter an den kleinen Fluss. Und diese Böschung musste ich natürlich an den Resten der Stadtmauer wieder hoch, neugierig wie ich bin (für Fotos). Wie eine grazile Gemse bin ich da hinauf. Nein stellt euch das jetzt das jetzt bitte nicht bildlich vor 🙈🙈😂 

Aber pssst … ich verrate euch was: auch wenn das nicht die schönste Performance war, die ich da hingelegt habe, oben angekommen war ich stolz wie Bolle. Denn seit meinen kleinen Schlaganfällen, die nun schon ein paar Jahre her sind, habe ich (immer noch) ein Problem mit Höhe und Tiefe. Und da reicht schon so eine Böschung aus, um mir Probleme zu machen. Ich sehe sowas als Übungsparcour 😊 Geht halt langsamer, und ich brauche manchmal die Hand meines Mannes – aber nur so kann man an seinen Schwächen wachsen. 

Immer der Nase nach, dann wird man fündig.

Die Naturtherme von Petriolo in der Toskana

Denn das schwefelhaltige Wasser hinterlässt sein Düftchen. Über kleine Trampelwege und über Steine geht es zu den kleinen Steinbecken. Und mitten hinein in die Natur und zum Bachbett der Farma.

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Dieser

Fluss Farma in der Toskana

schlängelt sich 34 km von West nach Ost, um dann in der Merse (Merse-Tal) zu münden.

Kopfkino an 😊: Stellt euch einen herrlichen Sonnentag vor, baut euch einen Liegestuhl direkt am Bachbett auf und genießt. Gell, so könnte man es aushalten, oder? Tief ist der Farma an dieser Stelle nicht, aber zum Abkühlen reicht er allemal, vor allem nach einem Bad im 43 Grad warmen Wasser.

Die Naturbadebecken der Terme di Petriolo

Ja, ich betone dieses ‚Natur‘ so deutlich, denn es gibt an der kleinen Provinzstraße auch eine Therme im Haus. Nicht dass ihr denkt, das geht hier nur im Freien 😉

Es ist ja nunmal nicht jedem seins, sich im Freien umzuziehen. Es gibt keine Umkleidehäuschen oder Duschen und keine Toiletten, und nur eine Holzbank als Sitzgelegenheit. Es ist eben Natur pur.

In Rohren wird das Wasser den Berg hinuntergeleitet und sprudelt am Ende in die aus Steinen geformten Badebecken. Bei dem Anblick der vielen Steine habe ich mich unweigerlich in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt. Denn mein ‚Wasserkind‘ kommt nicht von ungefähr. 😊 Ich liebe Wasser, nicht unbedingt (aber auch) zum Schwimmen, sondern einfach, so wie jetzt, am Wasser stehen, entlanggehen. Beobachten und innehalten – Wasser ist meine stärkste Kraftquelle. Es gibt kein Urlaubsziel bei uns, wo nicht Wasser in irgendeiner Form (Fluss, See oder Meer) dabei ist. Ich freue mich heute schon im Kreis auf Januar 2025, wo wir uns zum ersten Mal ans ‚überwintern‘ wagen – in Spanien am Meer 🥰

Früher als Kind, mein Elternhaus stand in Bachnähe, waren wir Kinder wann immer es ging am und im Bach. Wir haben Lägerle gebaut und mit Steinen das Wasser aufgestaut um darin zu baden – genau wir hier. Nicht immer zur Freude meiner Mama, die mich oft an der Haustüre hätte an den Ohren zum Trocknen aufhängen können 😅😅

Auch hier muss es für Klein und Groß ein Spass sein, sich in der unteren Etage am Bach immer wieder neue Badebecken zu formen. Jedem steht es frei, sich sein Plätzchen auszusuchen, um es sich gemütlich zu machen, oder sich unter einem Rohr seinen Wasserschwall abzuholen. Zum Abkühlen geht es dann einfach ein paar Schritte weiter in den kleinen Fluss.

Wer es lieber ein bisschen luxuriöser haben möchte – ganz in der Nähe erfüllt man auch diese Wünsche in einem Hotel Spa Resort.

Wenn ihr in dieser Gegend seid, dann empfehle ich euch einen Abstecher ca. 28 km nordwestlich der Termen, zu der Abbazia di San Galgano – der Kirche ohne Dach. Sie ist eine der Hauptattraktionen in dieser Region und der Toskana, und ja, sie ist unbedingt einen Besuch wert. Ob in der Toskana, oder hier auf meinem Reiseblog.

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