Wir sind doch erst angekommen! Und schon sind wir in Woche 7 von unserem erstmaligen Abenteuer in Calpe – Überwintern in Spanien.

Wahnsinn, wie man sich blitzschnell an dieses entschleunigte Leben im Süden gewöhnen kann. Und jetzt sollen wir schon in die letzte Woche starten? In solchen Momenten macht es sich wieder bemerkbar – mein Träumerle. Und mit ihm der Satz ‚wir könnten doch‘? Kennt ihr das von euch auch? Solche innere Stimmen? Um dass dann das Träumerle sofort vom Realist (ich nenn ihn Stinkstiefel) auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Ich kenn ja das Spiel zwischen den beiden schon zur Genüge. Das hat damals auf Ibiza begonnen. Ganz ehrlich, so verrückt und spontan wie ich in manchen Dingen bin, ich habe damals bereits nach Wohnungen herumgeschaut, oder wie ich beruflich auf der kleinen Insel Fuß fassen könnte. Aber damals hatte mein Realist tatsächlich Recht mit allen seinen Argumenten dagegen. Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.

In Florenz und Rom fing mein Traumfänger wieder an laut anzuklopfen. Und als mir dann auch noch (so rein zufällig) nach unserer Toskana-Reise 2024 Meldungen auf den Bildschirm flatterten: Du bekommst satt Kohle, wenn du deinen Lebensmittelpunkt dahin verlegst, und unser aussterbendes Dorf wieder zum Leben erweckst, ging das wieder los. Waren wir doch kurz davor durch einige dieser urigen Dörfer gefahren. Irgendwie muss mein Realist in meinem Mann einen Verbündeten gefunden haben – so quasi ’sag’s ihr, sag ihr dass das Quatsch ist.‘ Mein Mann hat es einfühlsamer ausgedrückt: ‚wollen wir das wirklich? Das entspricht aktuell doch nicht unserem Reisetrieb.‘ Und damit war dann das Träumerle auch zufrieden, denn, wir haben noch so viele Ziele auf unserem Reiseplan. Sesshaft werden? An einem Ort? Immer? … Nein!

Jetzt kommt mit in

unsere Woche 7 – Calpe, Überwintern an der Costa Blanca – vom 24.2.-03.03.2025

die mit wechselhaftem Wetter beginnt. Zwei Tage mit immer wieder mal Regen liegen hinter uns, und auch der Montag startet bewölkt, aber trocken. Übers Wetter zu schreiben und zu meckern wäre ein unendliches Thema. Wir sind zum Glück in unserem Befinden nicht Wetterabhängig. Machen auch im Urlaub das Beste draus, auch wenn es uns in der Toskana 2024 schon sehr viel Galgenhumor abverlangt hat. Zwei Tage Regen, ein Tag Sonne – so ging es die ersten beiden Wochen. Und ich habe jeden bedauert, der nicht wie wir fünf Wochen hier waren und die Hoffnung auf beständiges Wetter erleben können. Selbst unsere liebe Vermieterin hat sich irgendwann für das Nass von oben entschuldigen wollen. Nein, die Liebe konnte nun schonmal gar nichts dafür, dass Petrus die Schleusentüre nicht zubekam.

Hier an der Costa Blanca hält sich auch im Winter im Normalfall ein Regen nicht lange. So hat es auch am Anfang unser Vermieter gesagt. Und so war es auch bis Mitte der 6. Woche. Aber was ist schon normal? Ich bin Mitleser in ein paar Spanien-Gruppen auf Facebook. Und von den ‚alten Hasen‘ in Sachen Überwinterung war dann zunehmend mehr zu lesen: so einen Winter hatten wir schon lange nicht mehr. Pffff …. aber immer noch besser, als Schmuddelwetter im kalten Deutschland. Am Nachmittag hielt uns nichts mehr in unserem Ferienhaus, es geht zum

Strandspaziergang am Playa de Cantal Roig in Calpe

Es war bewölkt, aber trocken. Und gegen den Wind hat man eine Jacke. Ich liebe auch solche Momente am Meer.

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Der Barranc del Pou Roig trennt den Stadtstrand Arenal-Bol und den Strand del Cantal Roig. An der Strandpromenade lässt es sich gemütlich bis zum Hafen laufen. Wie an solchen Promenaden üblich, laden viele Restaurants, kleine Chiringuitos und Geschäfte die Besucher ein. Selbst jetzt Ende Februar waren viele davon geöffnet. Während sich der Arenal-Bol ans Stadtgetümmel anschließt, lassen sich am Cantal Roig mehr und mehr Appartementhäuser finden. Bei vielen Wohnungen waren die Rolläden noch fest verschlossen. 

Die Baños de la Reina in Calpe

sind Überreste einer antiken römischen Siedlung und lassen sich besichtigen. Im Schutz des Peñón de Ifach, dem Hausberg von Calpe, war das Meer und die Salzgewinnung die Lebensgrundlage der Menschen. Noch lange ist nicht alles dieser Küstenenklave freigelegt. Aber auch aus dem Wenigen können die Gedanken von Menschen viel machen. So entstand das Gerücht, dass sich hier ein geheimnisvoller Palast einer maurischen Königin befunden hätte. Und schon hatte man den Namen für diese Stätte, „die Bäder der maurischen Königin“.

Wir haben in Rom antike Ausgrabungsstätten und die große Caracalla-Therme besucht, und auch hier in Calpe lassen sich die Überreste einer Therme ausmachen, die man 1993 bei Renovierungsarbeiten entdeckt hat. Die waren schon Käppsele, wie die im Caldarium das Wasser konstant warm gehalten haben. Typisch sind die gepflasterten Böden, die unterschiedliche Muster vorweisen. Leider, ich komme derzeit nicht dazu, auch nur mit einem Auge meine vielen Rom-Berichte zu beginnen. Solltet ihr aber mal in Rom sein, schaut euch diese Therme unbedingt an. Oder in klein hier in Calpe. Fotos von außen zu machen – ich habe verzichtet. Man hätte es nicht gescheit erkannt.

Ich habe stattdessen den zwei

Kite-Surfer am Playa de Cantal Roig in Calpe

die sich mutig vom Wind über die Wellen tragen lassen, mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Puhh, das wäre nichts für mich. Ob See oder Meer, ich brauche (mittlerweile noch mehr) Sicherheit unter den Füßen. Man wird mich nie draußen auf einem See schwimmend erleben. Wo ich aber durchaus meine Freude habe, sich mit den Wellen des Meeres an Land spülen zu lassen. Allerdings – und da kommt das große ABER: dafür sollte man die Reisezeit in etwas wärmere Tage, sprich Sommer legen. Jetzt im Meer schwimmen ist nur was für Hartgesottene, oder die Einheimischen, die diese Temperaturen gewöhnt sind.

Ich habe die beiden eine Weile beobachtet ….

Wieviel Macht der Wind hat, haben wir bei einem Paraglider gemerkt, der am Strand zur Landung ansetzt. Holla die Waldfee, der hat einige Kraft gebraucht, dass er nicht direkt wieder durchgeflogen ist ….

kaffeepause in calpe 0944Wir waren ein Weile unterwegs, kann man hier doch kilometerweit am Meer entlanglaufen. Durchgepustet haben wir uns zum Abschluss in einem kleinen Café aufgewärmt, bevor es gemütlich zurück ins Haus geht.

Ich habe euch ja Eingangs von meinem Träumerle berichtet, und wie mein Realist und auch mein Mann mich wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht hat. Denn es sagt sich alles so einfach, ich such mir da eine Bleibe. Aber wie ich in den Gruppen gelesen habe, gibt es da einige Hürden und Fallstricke zu überwinden, bis man hier etwas sein Eigen nennen darf, wie unser Vermieter es hat. Dann doch lieber einige Monate im Jahr unterwegs sein, und die Basis dort belassen wo sie ist – im Schwabenländle.

Nicht zu unterschätzen sind in Spanien die „Ocupados“. Also die Hausbesetzer die sich illegal in (auch nur teilweise) leerstehende Gebäude oder Wohnungen Zutritt verschaffen. Es soll kein Freibrief für diejenigen sein, aber oft wird aus der Wohnungsnot heraus Wohnraum besetzt. Egal, ob dieser bereits einen Besitzer hat oder nicht. Eindringlich hat uns deshalb der Vermieter ans Herz gelegt: auch wenn du nur 5 Minuten vom Haus weg gehst, immer die Alarmanlage einschalten. Denn nur innerhalb von 48 Stunden kann man mit Erfolg einen Ocupado wieder auf die Straße setzen. Wird der innerhalb dieser Frist nicht erwischt, dann schaut es nach langwierigen Verhandlungen für den Eigentümer aus. Derweil sitzt der Eindringling wie die Made im Speck. Nicht ohne Grund sieht man deshalb an ganz vielen Objekten Überwachungsschilder.

Der Dienstag lässt sich geruhsam an. Wir haben uns für die letzte Woche keine Ausflugsfahrten mehr vorgenommen. In den folgenden zwei Wochen wartet genug ausführliches Programm auf uns. Denn gleich nach der Buchung des Ferienhauses vor einem Jahr, kam dann mal wieder unser berühmter Satz „wir könnten doch“ …. noch nach Barcelona. Das liegt doch auf dem Weg nach Hause. „Wir tun“ – das kommt meistens bei diesem Satz raus, und so kam nach der Buchung einer kleinen Wohnung außerhalb Barcelonas die ungläubige Nachfrage der Vermieterin ’sie haben sich aber nicht im Jahr vertan?‘

Was wir zum Zeitpunkt der beiden Buchungen noch nicht wussten – es wurde dann quasi eine Europareise daraus. Im Oktober 2024 hat spontan meine große Zahnbehandlung in Budapest begonnen, die jetzt im April im zweiten Termin beendet werden soll. Ihr ahnt es? Wir sind dann direkt von Barcelona in gemütlichen Streckenabschnitten in vier Tagen quer durch Frankreich, Italien und Slowenien nach Budapest. Verrückt, ich weiß.

Am Nachmittag geht es jetzt aber nochmal zu unserer Lieblingsbucht

in die Cala Baladrar an der Costa Blanca

Man kann es auch Eindrücke abspeichern und einpacken nennen. Ja, es fiel mir schon schwer zu wissen, das ist heute das letzte Mal hier in der Bucht. Der Wetterbericht meldet mal wieder wechselhaftes Wetter für die kommenden Tage und ganz langsam muss man sich auch mit dem Gedanken des Einpackens anfreunden. Ob man will oder nicht. Sonst werd ich womöglich auch noch zu einem Ocupado 😉

Heute habe ich mir einen ganz mutigen Schritt vorgenommen. Für die einen mag es ein Klacks sein, die machen das ‚mit links‘. Für mich, mit meinem Höhe- und Tiefe-Problem, bedeutet es nach meinen kleinen Schlaganfällen jedoch Überwindung und Anstrengung. Dazu noch die Wellen des Meeres, die mit meinem Gleichgewichtssinn in Einklang gebracht werden müssen. Schon die Kraxelei über die großen Steine erfordert Konzentration. Was bin ich früher mit Leichtigkeit über solche Steine ‚gehüpft‘. Es war einmal ….

Der letzte Blick hinüber auf Calpe und den Ifach – dann habe ich mich auf mein Vorhaben konzentriert. Meinen Mann in Sicherheitsnähe, falls ich alleine nicht weiterkomme. Und das war mein Ziel ….

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Ich hab mich unsagbar gefreut, dass ich alleine an diesen steilen Küstenabschnitt gekommen bin, und mir ein sicheres Plätzchen ausgesucht habe. Dankbar und glücklich habe ich alle Blicke förmlich aufgesogen und sie in einem kleinen

Video „Blicke von der Cala Baladrar“

festgehalten. Und dieses Video ging natürlich direkt an meinen Enkel. „Schau mal, was die Oma geschafft hat.“ Denn mein mittlerweile großer Schatz (7 Jahre, mein kleiner Schatz ist 1,5 Jahre) hat mich damals mit fünf Jahren an die Hand genommen, in eine Gondel begleitet ‚Oma, das schaffst du, ich hab deine Hand‘ und mich immer wieder listig dazu gebracht, dass mein Blick ins Tal ging. 

Zum Abschluss gab es dann noch ganz viele Blicke von der Terrasse des kleinen Standlokals.

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Am Mittwoch durfte die Wäsche durch die Waschmaschine tanzen. Ich hatte in den zwei Wochen in Barcelona keine Lust mich um die Wäsche zu kümmern. Manch einer mag ob unserem Gepäck die Augen aufreißen. Aber Erfahrung macht klug. So haben wir immer eine Grundausstattung Küche in einer Euro-Box dabei. Da wir seit Jahren nur noch in Ferienwohnungen unterkommen, erinnere ich mich an den ersten Schreckmoment in Prag 2021, als wir in der Küche die zwei einzigen Töpfe kaputt vorfanden (sie wurden innerhalb zwei Tagen ersetzt) und so manch anderes, was unabdingbar zum Kochen notwendig ist, nicht vorhanden war. Ein erster Blick in einen Wasserkocher entscheidet über sein Dasein – bleiben oder den eigenen nehmen. Kaum eine halbe Stunde in der Wohnung brachte uns Fridolin damals zum dänischen Möbelausstatter und in ein großes Einkaufszentrum und wir haben unsere Ausrüstung zusammengestellt.

Richtig glücklich war ich bei Urlauben am Lago Maggiore oder in Venedig, dass wir die eigene Ausstattung dabei hatten. Nie mehr ohne, obwohl wir alles in Calpe getrost in der Kiste lassen konnten. Peter hat sein Haus so ausgestattet, dass alles überreichlich und in super guter Qualität vorhanden ist. Schließlich verbringt er auch selber sehr viel Zeit in seinem Haus.

Ich muss euch jetzt aber zum Abschluss unserer sieben Wochen noch unbedingt zeigen, wie schön das Anwesen ist.

Mein Rundgang um die „Casa Banet“ in Calpe

Da mein Reise- und Fotoblog werbefrei ist, könnt ihr den Link zur Webseite des Hauses auf YouTube finden 🙂

Den Nachmittag verbrachte ich neben duftender frisch gewaschener Wäsche am Pool und ließ mich von der Sonne anlachen.

Dass das die letzten richtigen Sonnenstrahlen sind, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Wetterbericht kündigte mehr und mehr wechselhaftes Wetter an. Am Donnerstag deckten wir uns dann mit spanischen Köstlichkeiten ein. Unser kulinarisches Herz hat in diesen sieben Wochen Purzelbäume geschlagen. Ich liebe ja auch Italien über alles, aber sorry, steinigt mich nicht … die Tapas und das teilweise Angebot im Supermarkt haben uns mehr abgeholt, wie die in Italien. Noch nie haben wir Fridolin so vollbepackt wie hier. Ich musste sogar noch zwei kleine Boxen kaufen, damit wir alles schön gestapelt in Fridolin bekommen. Denn ich hasse nichts mehr, als vollgepackte Plastiktüten im Kofferraum. Bei uns lässt sich alles stapeln, oder ist, neben den Koffer, alles in kleinen selbst genähten Reisetaschen verstaut.

Ach übrigens, in einem der ersten Wochenberichte habe ich das Rätsel offengelassen, ob wir noch einen Mispellikör gefunden haben. Den haben wir ja in Callossa d’en Sarria, dem Mispelanbaugebiet, vergebens gesucht. Ja 🙂 es ist einer im Gepäck.

Freitag, Samstag und Sonntag lockte das Wetter nicht unbedingt nach draußen. So fiel es mir dann auch nicht zu schwer, im Haus klar Schiff zu machen, damit wir Peter am Montag seine Casa sauber übergeben können. Denn Peter flog am Sonntagabend vom Schwabenland wieder ein und wollte bei Einzug der nächsten Gäste mit seinem Wohnmobil Richtung Heimat aufbrechen.

Damit wir uns am Montag, dem Abfahrtstag nicht noch mit Auto beladen befassen müssen, haben wir Fridolin am Sonntagabend vollgepackt. Und das war auch gut so. Denn der Montag begrüßte uns mit Regen. Abschiedstränen?

Knapp 500 km liegen jetzt vor uns nach Sant Cugat del Vallès, wo wir unser Heim für die nächsten zwei Wochen haben. Aber von entspanntem Fahren waren wir die ersten 300 km weit entfernt. Der Regen wurde teilweise so stark, dass man selbst die erlaubten 120 km/h auf der Autobahn nicht halten konnte. Das wäre jetzt schon ziemlich überheblich, wenn ich jetzt sagen würde ‚wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel‘. Aber, sorry, ich kann nix dafür – wir haben Sant Cugat bei trockenem Wetter und mit etwas Sonne erreicht. 🙂

Dafür ging der Regen an der Costa Blanca so richtig los. Mir taten all die leid, die jetzt dort waren. Denn unser Abreisetag, der 03.03.2025 war der Beginn einer längeren Regenphase in Andalusien und der Costa Blanca, teilweise mit erheblichen Überschwemmungen. Auch wir bekamen in Barcelona (von Sant Cugat geht es mit dem Vorortzug in 25 Minuten ins Zentrum von Barcelona) das wechselhafte Wetter ab. Jacken mit Kapuze waren Pflicht, denn neben ‚Pedro‘ auch noch einen Schirm? Nein danke. Aber so richtig nass geworden sind wir auch in diesen zwei Wochen nicht.

Sieben Wochen Überwintern an der Costa Blanca – wir haben es nicht bereut. Er waren einfach unbeschreiblich tolle Wochen. Jeder der es sich in der Überlegung hat, dies zu tun – macht es! Lebt diese Träume und genießt es.

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Playa Arenal-Bol Calpe

Cala Baladrar