Nüchtern beschrieben liegt Blaubeuren zu Füßen der Schwäbischen Alb, westlich von Ulm. Diese Beschreibung wird dieser malerisch gelegenen Stadt mit ihren Mythen und Geheimnissen aber in keinster Weise gerecht. Sie ist ein wahres Kleinod, da am Rand der schwäbischen Alb.
„Ich möchte mal nach Blaubeuren“ – so hat meine Tochter, die vor vielen Jahren nach Franken ‚ausgewandert‘ ist, ihren Besuch in der Heimat angekündigt. Und so kam es, dass Hugo (mein kleines blaues Auto) in der Garage bleiben durfte und mein Schwiegersohn uns in gut einer Stunde nach Blaubeuren brachte. Es kamen nicht viele Menschen auf die Idee, im Hochsommer und mitten unter der Woche, einen Bummel durch Blaubeuren zu machen. So war die Altstadt fast wie ausgestorben.
Charmant verwinkelt mit vielen Fachwerkbauten zeigt sich die Stadt an der Deutschen Fachwerkstraße. Wir begannen unseren
Inhaltsverzeichnis
Altstadtrundgang durch Blaubeuren
der ca. 2,5 km durch die Gassen und Straßen führt an der
Evangelischen Stadtkirche
Das Gebiet um Blaubeuren ist überwiegend evangelisch geprägt. Nach der Reformation wurde die einschiffige Kirche, die im gotischen Stil vor 1343 erbaut wurde, zur evangelischen Kirche.
1085 befanden drei Grafenbrüder von Tübingen das Gelände um den Blautopf mit einer guten Wasserversorgung gut für die Gründung eines Klosters, das nach den Regeln der Benediktiner geführt werden soll. Fast zeitgleich mit dem Kloster wuchs auch Blaubeuren zu einem Marktflecken. Sieben Mühlen an der Aach und Blau waren die Basis für eine wirtschaftliche Entwicklung. Und auch die Lage an den damaligen Hauptwegen zwischen Augsburg und Straßburg erwies sich als vorteilhaft.
1267 wird die Stadt, die aber bereits zuvor Stadtrechte und eine vollständige Stadtmauer besessen hat, erstmals urkundlich erwähnt. 1447 wurde die Stadt von den Herzögen von Württemberg gekauft. 1471 erhielt die Stadt dann sein Stadtwappen mit dem Blaumännle als Wappenfigur. Nun wären die Stadtfarben damit auch erklärt – blau und gelb.
Weit über das Spätmittelalter hinaus blieb Blaubeuren die florierende Markt- und Handelsstadt und bis 1830 blieb das Stadtbild mittelalterlich. Die Stadtmauer wurde zwischen 1830 und 1835 abgebrochen. Auch wenn sich nach und nach die Industrialisierung durchgesetzt hat – in der kleinen verwinkelten Altstadt ist davon nichts zu erkennen.
Seid ihr bereit für unseren Bummel? Das erste Highlight ist das
Kleine Große Haus
Wenn ein Haus über seine Geschichte reden könnte, dann wäre dieses Haus wohl auch dabei. 1483 wurde es im alemannischen Fachwerkstil erbaut. Es hat ein steinernes Erdgeschoss und die Bauweise, die man sonst nur an den wichtigsten Gebäuden der Stadt findet, spricht dafür, dass der Bau durch wohlhabende Menschen veranlasst wurde. Wer es aber war, ist unbekannt. Man vermutet, dass Adel oder Geistlichkeit die Auftraggeber gewesen waren. Es ist überliefert, dass bis ins erste Drittel des 20. Jh. wohl unvorstellbare Zustände in dem Haus geherrscht haben müssen. Ca. 15 Menschen hausten mit Stalltieren unter einem Dach, wo zudem verschiedene Werkstätten untergebracht waren. Den Namen erhielt das Haus vermutlich deshalb, weil es zwei Häuser weiter in der Straße das
Große Haus
gibt. Die Zustände hier waren aber ähnlich elend.
Das Große Haus (ab dem 2. Foto) wurde 1429 ebenfalls im alemannischen Stil erbaut. Verblattetes Fachwerk und ein gotischer Erker ziehen da meinen Blick an. Der 2. Stock wurde 1594 vom Bauherr aufgesetzt und zeigt seine Stellung, die er mit dem Renaissancebau hervorhebt.
Schlag 12 Uhr standen wir vor dem
Rathaus
der Stadt. 1425 ist dieses Gebäude erbaut worden, das zu dieser Zeit aber mehr als Kaufhaus und Fruchtkasten gedient hat.
Bevor wir am weiteren Highlight der Stadt -dem Blautopf– ankommen, seht ihr
Impressionen von historischen Altstadt
die als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Altstädte im Ländle gilt.
Der Blautopf
ist nach dem Aachtopf die größte Karstquelle Deutschlands und verdient seinen eigenen Beitrag. Aber Lust darauf kann ich euch ja mit zwei Fotos schonmal machen ….
Nach dem Rundweg und einer verdienten Kaffeepause gab es noch einen Blick auf das
Kloster Blaubeuren
Ursprünglich sollte das Kloster ja auf der Alb gebaut werden, aber dann war die Wasserversorgung für die drei Herren -die Grafen Anselm und Hugo von Tübingen und Graf Sigiboto von Ruck- entscheidend für ihre Entscheidung. Im 14. und 15. Jahrhundert verfiel das Kloster wirtschaftlich immer mehr. Und wieder war es ein Dreier-Team, nämlich die Äbte Ulrich Kundig, Heinrich III. Fabri und Gregorius Rösch, die für den Umbau der Klosteranlage im spätgotischen Stil verantwortlich waren. Wir haben auf eine Besichtigung verzichtet, was für uns aber Grund ist, diese schnuggelige Stadt nochmal zu besuchen.
Durch die Aachgasse ging es wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Aber diese kleine Gasse dürft ihr in eurer Stadtbesichtigung nicht auslassen. Denn sonst würdert ihr erstens nicht das schönste Fachwerkhaus in der Blaubeurer Altstadt sehen – und ihr würdet auch „Klein-Venedig im Schwabenland“ verpassen, das alte
Gerberviertel
an der Aach.
Das Haus „Hoher Wil“ kann man nicht übersehen, nicht nur weil es das schönste Fachwerkhaus der Stadt ist. Im 15. Jahrhundert wurde es erbaut, mit einem Dach, das so eine starke Neigung von ungefähr 50 Grad hat, dass im Winter kein Schnee darauf liegen bleiben würde. „Wil“ deshalb, weil dies steiles Dach bedeutet. Nach einem Umbau 1625 bekam das Gerberhaus das Aussehen von heute.
Genießt jetzt noch die malerischen Ecken im Gerberviertel und die liebenswerten kleinen Details in der schönen Stadt, die an der Oberschwäbischen Barockstraße und der Deutschen Fachwerkstraße liegt.