Abseits vieler Touristenströme bietet das Viertel Sacca di San Girolamo in Venedig Ruhe und verträumte Ecken.

Sonntag, der erste Tag unserer vier Wochen in Venedig, und die feste Absicht, diesen Aufenthalt in der Lagunenstadt nicht im Gewühle vieler Touristen zu beginnen. Fast hatte ich zu Beginn unserer Tour an der Kirche Santa Maria Nazareth, die direkt neben dem Bahnhof liegt, und auf dem Weg durch die Rio Terà Lista di Spagna zur nächsten Kirche San Geremia e Lucia das Gefühl, Inge, falsch gedacht – das wird wohl nix mit wenig Touristen. In dem Gewusel der kleinen Gasse war manchmal kaum ein Durchkommen. Bot sie dazu mit ihren kleinen Lädelchen für so manchen einen unvermittelten Stopp. Man musste aufpassen, mit niemandem zusammenzurempeln.

Neuling in Venedig – so kann man mein Wissen zu Beginn des ersten Tages übertiteln. Oder, nicht genug recherchiert 😀 Denn sonst hätte ich gewusst, dass diese kleine Gasse die einzige direkte Verbindung vom äußersten Norden zum Bahnhof oder zum Busbahnhof Piazzale Roma ist. Da unser Ziel eh der äußerste Norden der Stadt war, sind wir am Canale di Cannaregio abgebogen. Mehr und mehr nahmen die Touristen ab, und am Ende dieses wichtigen Seitenkanals zum Canal Grande – dem einzigen Seitenkanal in der Stadt in dem die Vaporettis verkehren – waren wir mit den Einheimischen allein.

Ich liebe solche Touren abseits, kommt also mit zu

meinem Bummel im Viertel Sacca di San Girolamo in Venedig

Als es am Canale di Cannaregio auf der Fondamenta Cannaregio nicht mehr weiterging, hieß es – abbiegen in einen kleinen Hof. Irgendwo wird man schon weiterkommen, so mein Gedanke.

Man könnte fast den Eindruck gewinnen – hier steht die Welt still.
Fast niemand war zu sehen. Dabei könnte man bei dem Ausblick meinen, man steht am Tor zur Welt. Nein, nicht ganz, aber dieser nördliche Teil von Venedig verbindet die Lagunenstadt mit dem Festland. Man blickt auf

die Ponte della Libertà in Venedig

die mit ihren knapp 4 km die Verbindung zum Festland ist. Trockenen Fußes kommen Züge, Omnibusse und Autos mitsamt den Touristen und Einheimischen am Bahnhof Santa Lucia und dem Piazzale Roma an. Auch wir verließen die Tram am Piazzale Roma, weiter geht es von hier nur auf dem Wasser. Seit 1933 fließt der Verkehr über diese Brücke. Wollt ihr euch bei einem Venedig-Besuch die teuren Parkhausgebühren sparen, dann schaut in Mestre auf dem Festland nach einem freien Platz auf den großen Parkplätzen vor der Brücke oder rund um den Bahnhof, und fahrt für wenig Geld über die Brücke nach Venedig.

Natürlich geht es aber auch per Wasserbus. ‚Alilaguna‘ bringt mit ihren Wasserbussen die Menschen vom Festland herüber. Und ich war mal wieder am schauen 🙂 ….

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Fröhlich flattert die Wäsche auf der Leine, im Hof wird für das Mittagessen der Grill angeworfen – wir kommen

am Fondamente Sacca San Giroloamo in Venedig 

an. Man kann sich schwerlich vorstellen, dass sich an anderer Stelle in Venedig die Menschen durch die Gassen schieben. 

Während wir gemütlich am Wasser entlang bummeln, bekommt ihr

ein paar Informationen zum Viertel Sacca di San Girolamo in Venedig

Wenn man bedenkt, dass sich Venedig aus so rund 100 kleinen Inselchen zusammensetzt, dann kann man sich denken, wenn allein schon der Sestiere Cannaregio aus 33 kleinen Inseln besteht, dass man hier in einem der größten Stadtviertel der Stadt ist. Gleichzeitig in einem bevölkerungs- und abwechslungsreichsten von Venedig. Wir waren mehrfach in Cannaregio unterwegs, und haben in jedem Viertel andere Eindrücke vorgefunden. Man findet pulsierende Ecken rund um die Strada Nova, einer großen und breiten Einkaufsstraße, die nichts mit den kleinen Gässchen und dem Flair der Stadt gemein hat – oder urige Viertel mit engen Gassen und dem (für mich) typischen Flair der Lagunenstadt.

Überwiegend kleine Gewerbebetriebe haben sich in Cannaregio angesiedelt und das Viertel bewohnen vorwiegend Arbeiter und Angestellte. Die erste Anlegestelle vom Festland war hier im Norden der Stadt. Was lag also näher hier die Wirtschaft zu fördern. Zahlreiche Zünfte siedelten sich hier an. Da sich die Stadt nur durch Aufschüttung der Lagune vergrößern konnte, wurde das Quartier „San Girolamo“ durch so eine künstliche Aufschüttung geschaffen.

Reihen sich in der Altstadt die Palazzi aneinander, so wurde im Norden 1929 mit über 200 Wohnungen neuer Wohnraum geschaffen. Einfacher Wohnraum zu noch erschwinglichen Preisen. Wir sind inzwischen

am Fondamenta delle Case Nuove in Venedig

angekommen. Als Fondamenta werden alle Straßen entlang der Kanäle bezeichnet. Ja, an die Straßenbezeichnungen in Venedig darf man sich erst gewöhnen. Da ist eine Straße keine „Via“ wie in anderen italienischen Städten, sondern eine „Rughe“, eine enge Straße ist eine „Calle“ und je kleiner und enger sie wird, drückt das auch die Straßenbezeichnung aus. Ein „Rio tera“ ist eine Straße, die früher mal ein Kanal war der jetzt zugeschüttet ist. Steht an einem Platz eine Kirche, wird der als „Campo“ benannt, ohne Kirche ist es dann wieder ein „Campiello“, der nur von Häusern umgeben ist und von dem die Calli abgehen. Gell, alles ein bisschen verwirrend – und warum denn einfach, wenn es auch umfangreicher geht. 😀

Zurück zum Fondamenta. Eigentlich erklärt sich dieser Name ja schon allein – es wurde ein Fundament für Häuser geschaffen. Hier ein Fundament für die neuen Häuser – so kann man den Straßennamen übersetzen. Und tatsächlich stehen rechts des Weges viele neue Wohnblocks. Für mich war das eine wirklich romantische Ecke, aber nicht wegen den neuen Wohnblocks. Schaut mal ….

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Auch hier

am Rio de Cà Moro in Venedig

hat sich an diesem Sonntag kaum ein Tourist hin verirrt. Über welche Brücke willst du gehen? Es ist in Venedig nicht so einfach die Straßenseite zu wechseln. Nur über eine der über 440 Brücken, die es insgesamt in Venedig sein sollen, kommt man von einer Seite auf die andere. Aber der Weg muss dann nicht unbedingt in gleicher Richtung weitergehen, meist gibt es nur auf einer Seite des Kanals einen Gehweg. Man kann so ganz schön ‚Strecke laufen‘ 😉

So schön und idyllisch dieser kleine Rio aussieht, da er offen nach Norden liegt, kann hier schonmal ein eiskalter Wind wehen. Den Namen erhielt der kleine Kanal übrigens nach einem Senator, der hier so Mitte des 16. Jahrhunderts einen großen Gebäudekomplex bauen ließ. Heute, an diesem sonnigen Tag im Oktober war keine Spur von einem kalten Wind. Ich genoss den Blick in den Rio de San Girolamo, an dem die gleichnamige Kirche des Viertels liegt.

Wir haben uns für den Übergang auf der zweiten Holzbrücke entschieden, und haben den Weg

an der Fondamenta del Batelo in Venedig

eingeschlagen. Urtypisch sind an den Häusern teilweise noch die Spuren des Handwerks zu sehen, die Wäsche flattert in der Sonne … und nur Ruhe und Stille ist hier zu spüren.

Über eine kleine Holzbrücke ging es wieder zurück Richtung Canale di Cannaregio.

Solltet ihr in Venedig sein, so gönnt euch diesen, oder andere Ausflüge in die Randbezirke der Stadt, jenseits des Touristenrummels. Ihr werdet noch einige solcher Bummel durch die Sestiere auf meinem Reise- und Fotoblog erleben.

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