Wißgoldingen, die Teilgemeinde von Waldstetten, kann am Ortsrand mit einem Kleinod aufwarten, das so malerisch gelegen seinesgleichen sucht. Die Marienkapelle mit einem herrlichen Blick auf die Drei-Kaiserberge.

„Heimatkunde“ ist seit einigen Monaten meine selbstgewählte Aufgabe, nachdem uns Corona im September 2020 unsere gesamte Reiseplanung zwei Tage vor Reiseantritt wie ein Tsunami weggefegt hat. Also gut, nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt hatte (immerhin wäre es ein längerer Aufenthalt in Prag geworden, die Stadt, in die wir uns im Juni schockverliebt hatten), machen wir jetzt eben Entdeckung ohne Koffer in meine nähere Umgebung. Führten uns die ersten Erkundungen noch so bis eine Stunde entfernt, zog sich mit dem erneuten Lock-down auch unser Radius enger. Was liegt da näher, als wirklich mal meine Heimatgemeinde und den Teilort Wißgoldingen näher ins Visier zu nehmen?

Es ist ja nicht so, dass ich bisher noch nie im Flecken unterwegs war. Aber ganz ehrlich, seit mein Reise- und Fotoblog im Juni 2019 das Licht der Welt erblickte, bin ich mit ganz anderen Augen unterwegs. Nein, ich werde nicht für meine Berichte gesponsert, aber ich habe seitdem (auch in meiner nächsten Umgebung) einiges entdeckt, was vorher halt einfach normal war. Ganz überrascht war ich bei einem Rundgang durch meine Heimatstadt Schwäbisch Gmünd, wo ich so manche Ecken dadurch quasi neu entdeckt habe.

Fridolin kennt den Weg nach Wißgoldingen sehr gut – entweder geht’s die kleine Passstraße hoch nach Tannweiler (meine liebste Strecke) und auf der Hochfläche am Stuifen entlang weiter nach Wißgoldingen. Oder am Wochenende, da diese Verbindungsstraße dann nur zu Fuß erobert werden darf, den längeren Weg über den Rechberg, der Ort zu Fuß des nächsten Drei-Kaiserberges, weiter in den kleinen Ort Wißgoldingen. Egal welchen Weg wir wählen – ich bin jedesmal aufs neue begeistert, in welch traumhafter Landschaft ich doch daheim bin. Ich kanns mir nicht verkneifen, ich muss euch da doch ein paar Fotos davon zeigen. Das erste zeigt einen Blick von der Straße über den Rechberg auf meinen Heimatort Waldstetten, die weiteren die Blicke von der kleinen Verbindungsstraße. Traumhaft oder?

Vorbei an der Kirche führt die Straße zur Gemeindehalle von Wißgoldingen, wo ihr problemlos parken könnt um die wenigen Schritte zur Kapelle zu gehen. Ein paar Parkplätze gibt es aber auch direkt an der Marienkapelle. Jetzt kommt mit zu

meiner ausgiebigen Besichtigung der Marienkapelle in Wißgoldingen

die wie ein Postkartenmotiv da auf dem kleinen Hügel steht. Schaut mal,

die Außenansichten der Marienkapelle

wow, ich bin da jedesmal aufs Neue fasziniert wenn ich diesen Anblick sehe.

Übrigens, wenn euch das Kreuz auf der Marienkapelle von einem anderen Kirchenbericht in meinem Blog bekannt vorkommt, liegt ihr richtig. Nur wenig entfernt auf der Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg findet sich auch ein Doppelkreuz auf der Kirche. Warum hier auf der Kapelle kann ich nur vermuten, ob ich damit richtig liege? Wenn es jemand von euch weiß, bitte gebt mir Bescheid.

Wißgoldingen gehörte ja den Grafen von Rechberg und ein Sohn der Stifterfamilie der Rechberger Wallfahrtskirche, ebenfalls aus dem Haus der Rechberger, war mit bei der Schlacht am Kahlenberg. Die Schlacht 1683, bei dem die Türken das Ziel hatten, den Islam nach West- und Mitteleuropa zu bringen. Bevor die Bayern, zu denen der Rechberger Sohn zählte, gemeinsam mit dem Kaiser in die Schlacht zogen, wurden sie mit einem Caravaca Kreuz (so nennt man das Kreuz mit den zwei Querbalken) für einen glücklichen Ausgang gesegnet. Die Kaisertruppen haben gesiegt, und auf der Wallfahrtskirche wurden zum Dank für die gesunde Rückkehr des Sohnes gleich zwei solcher Kreuze angebracht.

Bevor es ins Innere der Kapelle geht,

ein bisschen Geschichte zur Marienkapelle in Wißgoldingen

und da bin ich jedesmal aufs Neue von den Geschichten fasziniert, aus welchem Grund Kapellen oder Kirchen entstehen. War es in Ellwangen ein helles Glöckchen, war es bei der Wallfahrtskirche Hohenrechberg ein Eremit mit einem Gnadenbild. Vielleicht war es ja der gleiche Eremit mit dem Bild der Muttergottes, der auch in Wißgoldingen für den Bau einer kleinen Holzkapelle verantwortlich ist? Keiner weiß es so genau, schließlich ist die Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg nur einen größeren Steinwurf weit entfernt. Man sagt, dass das Bild der Muttergottes aus der kleinen Holzkapelle verschwunden war und genau an dem Ort aufgetaucht war, wo heute die Marienkapelle stand. Natürlich hat man das Bildnis wieder in die eigentliche Kapelle zurück gebracht. Als es jedoch zum dritten Mal am Ortsrand von Wißgoldingen aufgetaucht war, sah man es als Zeichen dafür, dass die Muttergottes vielleicht lieber an diesem Ort sein möchte?

Aber wann genau der damalige Bau war? Auch das weiß niemand so wirklich. Genau weiß man aber das Entstehungsjahr der heutigen Marienkapelle. In zwei Jahren Bauzeit soll sie ab 1763 erstellt worden sein. Da wurde ein Versprechen eingelöst, das zur Pestzeit so um 1633 ausgerufen wurde. Allein aus dem kleinen Dorf Wißgoldingen fielen über 140 Menschen dieser Seuche zum Opfer und man gelobte, wenn man von dieser Seuche erlöst werde, dann baut man die neue Kapelle. Spontan erinnert mich das an die Entstehung der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg in Ellwangen. Dort versprach der Fürstprobst bei einem heftigen Gewitter über Ellwangen: Bleibt die Stadt vom Feuer verschont, dann finanziert er den Bau der Wallfahrtskirche. Nur ein Haus brannte in Ellwangen in dieser Nacht ab, der Bau war besiegelt.

Aber es muss ja auch einen ‚Treiber‘ für die Einlösung solcher Versprechen geben. War es in Ellwangen Pater Philipp Jeningen, so war es in Wißgoldingen der dort geborene Pfarrer der Gemeinde, Jakob Dangelmaier. Er sorgte dafür, dass dieses Versprechen von jedem im Dorf, der helfen konnte, in die Tat umgesetzt wurde. Und so steht die kleine Kapelle nun auf der kleinen Anhöhe, in den über 250 Jahren auch liebevoll renoviert.

An den Sonntagen (zumindest so über die Wintermonate) ist sie für Besucher am Nachmittag geöffnet. Man sieht es ihr bereits am Eingang an, dass sie alt ist – und wer für ihren Bau verantwortlich ist. Denn dem Erbauer wurde über der Türe ein Denkmal gesetzt.

Die Tür zur Marienkapelle in Wißgoldingen

hat mich noch vor Betreten der Kapelle fasziniert ….

Und da stand ich dann, und hab erstmal gestaunt – so ein Schatz in einer kleinen Kapelle. Ich habe ja schon bei der kleinen St. Antonius Kapelle in Schrezheim bei Ellwangen erfahren dürfen, dass oft kleine ‚unscheinbare‘ Kapellen wahre Schätze beherbergen. Die Marienkapelle in Wißgoldingen vereint aber beides – ein wunderschönes Äußere und ein ebenso schönes Innere.

Der Gesamtblick in die Marienkapelle in Wißgoldingen

Ihr kennt es ja bestimmt schon von meinen ganzen Kirchenberichten. Erst kommt bei mir immer der Gesamteindruck, bevor ich ins Detail gehe. Und egal, wie groß oder klein, dabei bleibe ich auch hier …

Der barocke Altar in der Marienkapelle in Wißgoldingen

ist das prachtvolle Schmuckstück in der Kapelle und zieht natürlich auch sofort meine Blicke an. Unübersehbar weiß man mit dem Blick zum Altar, dass man sich in einer Marienkapelle befindet – Maria mit dem Kind schaut zu den Gläubigen. Unter ihr die Statuen der Anna selbdritt und des hl. Joachim – die Eltern Marias. Die Darstellung der Anna selbdritt (eine alte Bezeichnung für „zu dritt“) findet sich in vielen Kirchen und Kapellen. Immer wird die hl. Anna hier mit dem Jesuskind auf dem Arm und ihrer Tochter Maria an der Hand dargestellt.

Zwischen viel Gold und den auffallenden Säulen steht links die wohl bekannteste Heilige der Christenheit, die Hl. Barbara. Es gibt viele Legenden aus dem 7. Jahrhundert, wie sie zum christlichen Glauben gefunden hat. Wie grausam haben Väter zu diesen Zeiten agiert (bei vielen anderen Heiligen auch) um ihre Kinder vom christlichen Glauben wieder abzubringen. Aber egal, wie grausam er bei Barbara auch vorging, sie wich nicht von ihrem Glauben ab. Nachdem er selber seine Tochter durch sein Urteil enthaupten ließ, traf ihn der Blitz und er verbrannte.

Ihr kennt sie sicher – die „Barbarazweige“, die man an ihrem Gedenktag, dem 4. Dezember, schneidet und ins Wasser gestellt sollen sie dann am Weihnachtsfest blühen. Dieser Brauch geht auf ihr Tun in den letzten Tagen ihres Lebens zurück, als sie Trost darin fand, dass ein Kirschbaumzweig, den sie mit einigen Tropfen Wasser benetzt hatte, in ihrer Zelle zu blühen anfing. In der kirchlichen Darstellung wird sie meist mit Kelch und Hostie dargestellt. Wollt ihr noch mehr über die Hl. Barbara erfahren, dann klickt HIER.

Rechts vom Altar steht die Hl. Katharina, die ebenfalls zu einer der bekanntesten Heiligen zählt. Auch um sie ranken sich zahlreiche Legenden. Als Tochter des Königs von Zypern war sie von den Männern hochbegehrt, aber egal wer die schöne Frau heiraten wollte, keiner passte ihr. Bis sie von einem Einsiedler auf Jesus Christus als ihren auserwählten Bräutigam hingewiesen wurde. In einer Vision erlebte sie bei ihrer Taufe, wie ihr das Jesuskind einen Verlobungsring an den Finger steckte. Selbst unter Folter schaffte es nichtmal der römische Kaiser sie zu seiner Ehefrau zu bekommen. Sie wird in der Kirche mit oft mit einem Schwert dargestellt und wenn ihr auch über sie mehr lesen wollt, dann bekommt ihr HIER viele interessante Infos.

Nicht fehlen dürfen die Engelchen, die sich verteilt am Altar befinden. Vielleicht war es zu dieser Zeit so üblich, in meinem Bericht zur Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg habe ich schon schmunzelnd geschrieben, man könnte fast mit einem Körbchen in die Kirche. Sooooo viele Früchte und Blumen wurden bei der Gestaltung in der Wallfahrtskirche verteilt. Hier in der Marienkapelle ist es eindeutig weniger, aber trotzdem dürfen auch hier Blumentöpfe auf dem Altaraufbau nicht fehlen.

Die letzten beiden Fotos zeigen die Bilder über den beidseitigen Durchgängen zur Altarrückseite.

Links wird die Szene „Mariä Verkündigung“ dargestellt – der Erzengel Gabriel überbringt ihr die Botschaft der Geburt ihres Sohnes Jesus. Rechts wird der Besuch der hochschwangeren Maria bei ihrer Verwandschaft gezeigt. Das sind aber nicht die einzigen Bilder – es gibt noch mehr

Bilder in der Marienkapelle in Wißgoldingen

die allesamt der Gottesmutter gewidmet sind. Da lohnt sich schon ein genauerer Blick, genauso wie bei den

Detailaufnahmen in der Marienkapelle

Noch von der ersten Kapelle stammt der Opferstock. Auch die Holzbänke in der kleinen Kapelle können über die vielen Jahre bestimmt viele Geschichten über ihre Besucher erzählen, genauso wie die alte Holztreppe die hinauf auf die Empore führt.

Die Pietá darf auch hier in der Marienkapelle nicht fehlen – der Leichnam Jesu liegt im Schoß der schmerzerfüllten Maria.

Wirklich tief beeindruckt über dieses Kleinod in Wißgoldingen bin ich aus der Marienkapelle. Noch während der letzten Fotos hat eine kleine Gruppe ihre Instrumente in der Kapelle aufgebaut. Auf meine Frage, ob denn jetzt hier ein Konzert stattfinden würde, erhielt ich lächelnd die Antwort „Nein, wir üben ab und an in der Kapelle.“ Schade, dass es noch ein bisschen mit dem Beginn dieser ‚Übungsstunde‘ gedauert hat.

Ihr solltet euch an der Marienkapelle unbedingt die Zeit nehmen, die herrliche Umgebung zu genießen. Hier (aber auch im gesamten Umland um meinen Heimatort) werdet ihr verstehen, wenn ich sage „Leben dort, wo andere Urlaub machen“.

Der erste Blick gilt hinüber zu unserem Hausberg von Waldstetten und Wißgoldingen

der Blick zum Stuifen – einer der Drei-Kaiserberge

der mit seinen 757 Metern der höchste der Drei-Kaiserbergen ist. Dafür kann er auf dem Gipfel, nicht so wie die beiden anderen, mit einer Burg oder Ruinenreste aufwarten. Vielleicht hatte man mit diesem Zustand 2011 ein Erbarmen, denn in diesem Jahr bekam er er auf der Freifläche zwischen dem dichten Baumbestand ein Bergkreuz – das Stuifenkreuz. Ihr habt ihn ja Eingangs meines Berichts auf meiner Fahrt nach Wißgoldingen schon gesehen – man kann ihn eben einfach nicht übersehen.

Der Blick zum

Hohenrechberg – einer der Drei-Kaiserberge

lässt erahnen, dass dieses Wahrzeichen von Schwäbisch Gmünd mit seiner Burgruine Hohenrechberg und der Wallfahrtskirche auf dem Gipfel ein gut besuchtes Ziel ist. Ich hab ihn auch meinen Stauferspuren zugeordnet, gehörten doch die frühen Mitglieder der Herren von Rechberg zu den Ministerialen der Staufer und errichteten dort oben eine Schutzburg für die Stammburg der Staufer. Aber bevor ich euch da jetzt viel darüber schreibe, bekommt ihr lieber am Ende der Fotoserie den Link zu meinem ausführlichen Beitrag über die Burgruine auf dem Rechberg.

Wenn ihr euch Richtung Westen dreht, dann habt ihr den

Blick auf den Hohenstaufen – einer der Drei-Kaiserberge

die alle drei fast wie aufgereiht aneinander liegen. Hier steht, bzw. stand die Stammburg der Staufer, von der heute nur noch die Reste zu sehen sind. Es lohnt sich auch in dem gleichnamigen Ort ein Blick in die Barbarossakirche. Auch hier könnt ihr ausführlich in meinem Bericht nachlesen und euch mit Fotos Lust auf den Kaiserberg machen. Denn eines haben alle Drei-Kaiserberge gemeinsam – sie bieten unwahrscheinlich schöne Ausblicke übers Land.

Und nach Süden hin kann man von der Kapelle auch einen herrlichen Blick auf die Albkette erhaschen.

Wenn ihr gut zu Fuß seid, dann solltet ihr den kurzen Gang den Berg hinunter nicht auslassen. Habt ihr ein Geh-Handicap könnt ihr mit dem Auto auch direkt dahin fahren.

Der Kreuzweg und die Lourdes-Grotte bei der Marienkapelle in Wißgoldingen

erwarten euch da nämlich. Wie ich schon bei der Marienkapelle schrieb – einer muss immer die Verantwortung für die Entstehung übernehmen. In diesem Fall war es auch ein Wißgoldinger Theologe, Prälat Dr. Engelbert Hofele, der die Initiative zur Entstehung der Lourdes-Grotte gab. 1887 wurde sie errichtet und mit einer Marienfigur geschmückt, die er direkt aus dem Wallfahrtsort Lourdes mitgebracht hatte. Auch sonst wurde die Grotte dem großen Wallfahrtsort nachgestaltet.

1892 regte er an, einen Kreuzweg von der Grotte zur Marienkapelle anzulegen. 14 Stationen wurden an den steilen Hang platziert.

Ihr seht schon – kein, aber OHO!
Hab ich euch mit diesem Beitrag Lust gemacht? Auf einen Tagesausflug oder einen Urlaub in meiner Heimat?

Oder vielleicht darauf, einmal eure Heimat intensiv zu entdecken? Dann nix wie los! Lasst mich gerne an euren Erlebnissen teilhaben.

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So kommt ihr zur Marienkapelle in Waldstetten-Wißgoldingen

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